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Die Hon- oder Hunschaftsvorsteher der „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß (soweit bekannt) und nach 1865 die Gemeindevorsteher, Ortsvorsteher, der Gemeindeschulze bzw. die Ortsbürgermeister der Gemeinde Vettelschoß

 

Von H.H. Mohr

 

Eine vorchristliche Besiedlung gilt als unwahrscheinlich

 

Keltische Einflüsse im Westerwald gab es seit der jüngeren Eisenzeit. Eine Zwischenstufe gehörte einer gallischen Kultur an. Sie musste sehr schnell einem germanischen Volksstamm (Ubier) weichen. Es gab wohl Auseinandersetzungen der Germanen mit den Kelten!

Um 50 vor Christi Geburt ist das rechtsrheinische Gebiet ausschließlich von Germanen bewohnt. Gaius Julius Caesar (100 – 44 vor Christi Geburt) traf nach seinen zweimaligen Rhein-Überquerungen (55 und 53 vor Christi Geburt) im Bereich des Neuwieder Beckens auf die Stämme der Ubier, der Sueven (Sweben) und Sugamber.

Diese rechtsrheinischen Bewohner „im wilden, sumpfigen, weglosen und unerforschten Waldgebiet auf der Höhe“ schimpfte er noch Barbaren und Waldmenschen und sie nannten später den 548 km langen Limes (159 nach Christi Geburt bis 260 nach Christi Geburt) vom Rhein bis zur Donau die „Teufelsmauer“. Die Ubier wechselten später auf die linke Rheinseite und verließen ihre angestammten Siedlungsgebiete.

Über die Anfänge der Besiedlung des heutigen Gemeindegebietes von Vettelschoß ist faktisch nichts bekannt. Vieles liegt im Dunkeln der Geschichte, einiges gibt es dennoch zu berichten: Wenn unterstellt wird, dass Lorscheid zwischen 950 und 1200 und Notscheid zwischen 950 und 1300 besiedelt worden ist, so kann diese Zeitspanne auch für menschliche Spuren in dem bzw. um das spätere „Viertelschoß“ (Vettelschoß) angenommen werden, und zwar frühestens nach der zweiten Rodungsperiode um 1100; denn dieser Distrikt lag vom Rhein aus gesehen noch länger und weiter in der „Pampa“ bzw. in dem unzugänglichen Teil des vorderen Westerwaldes.

Der angebliche „Gräberfund mit Bestattungsbeigaben im Flurbezirk Walhelde“ nach Nr. 6 (S. 9 und S. 16) des Quellennachweises galt schon gemeinhin als eher unwahrscheinlich und schien nicht mehr verifizierbar zu sein. Die dennoch angestellten Recherchen ergaben erst einmal, dass die Ehefrau des 1969 verstorbenen unbedarften Ackerers Heinrich Andree aus Mittelelsaff, von dem die Erzählung im Jahr 1968 über die Grabstelle „In der Walhelde“ stammte, im Elsafftal oftmals kundgetan haben soll: „Minge Henrich verzellt mir oft Romane!“

Eine Anfrage bei der „Gräflich von Spee'sche Zentral-Verwaltung“ in Düsseldorf – woher der Informant vorgeblich seine Erkenntnisse haben wollte – ergab dann schließlich erwartungsgemäß: „Leider können wir zu der schriftlichen Mitteilung an Herrn Heinrich Andree aus Mittelelsaff keinerlei Angaben mehr machen. Die mit dieser Angelegenheit evtl. betrauten Mitarbeiter sind längst verstorben.“

Nichtsdestotrotz wurden oder werden „In der Walhelde“ – aber auch am „Höhnerbach“ – immer wieder Knochen gefunden. Es sind Knochen von verendetem Vieh, die aus den Abdeckereien stammen.

Diese Stellen hatte seinerzeit die Gemeinde den Bauersleuten aus Vettelschoß („Kuhl“, „Schmitzhoff“) zugewiesen. Eine andere offizielle Abdeckerei für die Landwirte aus Willscheid und dem Seiferhof befand sich im „Kalkbaum“ – etwa 100 bis 120 m entfernt von dem am 10.09.2011 eingeweihten und eröffneten Forum bzw. Kulturzentrum „Am Blauen See“ in Vettelschoß.

Da früher vielfach Bäume zur Grenzbezeichnung mit Kalk angestrichen wurden, so kann hier das Ende von Vettelschoß und der Anfang von Willscheid markiert gewesen sein? – „Nichts Genaues weiß man nicht mehr!“

Für das Verscharren der Tierkadaver war an die Kommune – die auch den Abdecker oder „Wasenmeister“ bzw. „Schinder“ (siehe Johannes Bückler, 1779 – 1803, der „Schinnerhannes“ oder „Schinderhannes“) stellte – eine Gebühr zu entrichten. Um diese einzusparen, sollen die armen Bauern nicht selten bei „Tag und Dunkel“ sowohl im „Kalkbaum“ als auch „In der Walhelde“ krepiertes Vieh einfach illegal „entsorgt“ haben. Eigentlich sollten die Knochen aus den Abdeckereien den Seifensiedereien und Leimsiedereien zugeführt werden, doch das scheiterte meist an einer Transportmöglichkeit, weil diese übelriechende Tätigkeit keiner übernehmen und ausführen wollte.

Weitere „wilde“ Abdeckereien soll es sowohl in der Gewannflur „Farmesheck“ (= als ein ehemals eingefriedigter Landwirtschaftsbetrieb mit Weideplatz oder Acker gedeutet) in Vettelschoß als auch in der Gemarkung „Im Schmalen Wilhelm bzw. Wellem“ in Kalenborn gegeben haben.

Die Flur „In der Wahlhelde“ oder „In der Walhelde“ wird in der Tat als „eine Wüstung mit Gebüsch bewachsener, sanft ansteigender Berghang gedeutet. Mit „Wahl“ dürfte sich der Flurname auf unbefestigtes, mooriges Gelände und mit „helde“ auf den Bergrücken („aufm Eichert“ bzw. „im Eichelsberg“ oder „Eichelberg“) erklären. Es ist richtig, weder die Flur „aufm Eichert“ noch die „Im Eichelsberg“ („Aichelberg“) haben etwas mit Eichen oder Eicheln zu tun. Die Namen sind von dem keltischen Wort „aighe“ und „el“ abgeleitet und meinen „hoch“ (Höhe) oder „hoher“ bzw. „großer Berg“ („Bergrand“).

 

Vom Engers- oder Wiedgau zum Herzogtum Berg und Herzogtum Nassau

 

Unser Gefilde gehörte einst zum Engersgau, den man auch Wiedgau nannte. (Aus dem Althochdeutschen „angar“ Pratum = freie Ebene – zusammenhängend mit der Endung „isa“ = Bach als Erklärung und Name zugleich sowie „Angarisch“ = freie Ebene bzw. ausfließender Bach – lässt sich der Name wahrscheinlich ableiten.) Der Engersgau war eine mittelalterliche fränkische Gaugrafschaft am Mittelrhein und wurde im Lorscher Codex mit dem Datum des 24. Juni 773 erstmals erwähnt. Seine Nordgrenze ging dem Kasbach (bei Linz) entlang, berührte Wiedmühle und dürfte weiter hinter Etscheid (das frühere „Kapellen“) verlaufen sein. Die Pfarrgrenze (Neustadt) war die alte Gaugrenze und die Gaugrafen nannten sich ab 1129 die „Grafen von Wied“.

Nach der alten fränkischen Gaueinteilung hatte jeder Gau 3 Untergaue, jeder Untergau 3 Centschaften und jede Centschaft 3 Marken. Die Centen (Zenten) übten auch die Blutgerichtsbarkeit aus. Ob tatsächlich ein Zusammenhang der Zenten mit den vorfränkischen Hundertschaften bestand, ist immer noch nicht eindeutig geklärt. Aus der „Hundertschaft“ wird die Hun- oder Honschaft (Gemeinde) abgeleitet, in der sich jeweils eine Opferstätte befunden haben soll.

Der fränkischen Gau- und Honschaftseinteilung zufolge bildeten mehrere Honschaften oder Hunschaften (Gemeinden) ein Kirchspiel. Das „Kirspel“ (Kirchspiel/ Pfarrei) „Neustatt“ (Neustadt) umfasste einst die fünf Hon- oder Hunschaften Bertenau, Bühlingen, Elsaffthal, Lorscheid und Rahms. Diese Honschaften – die bis 1865 offiziell existierten – hatten an ihrer Spitze jeweils „Honschaftsvorsteher“.

Den Annalen zufolge befand sich die Gerichtsstätte unseres Bezirks 1217 offensichtlich auf der erstmals 1187 erwähnten Neuerburg im Fockenbachtal und wurde später auf die Burg Altenwied verlegt; denn Zeugen mit dem Wohnplatz „Lorscheid“ (oder Lohr-Scheid/Lorschit/ Lorscheidt/Leuscheid bzw. als Weide-/Gras-/Waldplatz auf einer waldreichen Anhöhe zwischen zwei Tälern gedeutet) traten 1217 auf der Neuerburg in Erscheinung. Im Jahr 1340 gab es im Kurkölnischen Amt Altenwied bereits die „hunzaf“ Lorscheid.

Die Honschaft Lorscheid (I. Teil = Lorscheid, Strödt, Homscheid, Steinshardt, Sengenau, Hinterlorscheid, Anxbach, Broichenbach, Hermannsseifen, Stockdorf und Teile von Notscheid – II. Teil = Vettelschoß. Kau, Ober- und Unterwillscheid, Seiferhof und Kalenborn) bestand 1670 lediglich aus 33 Behausungen. Im Jahre 1659/1660 hatte die Honschaft Lorscheid/Vettelschoß 264 Einwohner (Vettelschoß 160 und Lorscheid 104).

In den fränkischen Rheinlanden bezeichneten sich viele Landgemeinden bis zur Neuorganisation durch die französischen Besatzer (1794 bis 1814) Zenteneien, Zennereien oder Zendereien. An der Mosel, im Maifeld (Eifel), Hunsrück und am Mittelrhein war für Gemeinden „Heimgereden“ gebräuchlich. Um Köln hießen sie „Honschaften“ und am Niederrhein (Westfalen) waren es die „Burschaften“. An der Spitze der Zenteneien und Honschaften standen Zender und Honnen als Vorsteher. Das galt auch für die Heimgereden und Burschaften mit Heimburgern bzw. Heimbergern und Burmeistern. Im Trierischen hatte sich Heimberge oder Heimburge als Amtsbezeichnung für den Vorsteher der Gemeinde nicht durchgesetzt. Schon im 14. und 15. Jh. nannten sie sich überall Bürgermeister.

Das damalige Regentenehepaar Graf Heinrich III. von Sayn und Gräfin Mechthild von Sayn, hinterließen auch in unserer Landschaft nachhaltige Spuren. Auf sie geht nämlich die „Gründung und Dotierung der Pfarrkirche (die wohl erste Steinkirche) zu ‚Nuenstath‘ (Neustatt/Neustadt) am 11.12.1230“ zurück. Mit dem Bau wurde wahrscheinlich schon 1229 begonnen. Die Erwähnung von Nuenstath ist seit 1185 belegt und schon 1213 als Pfarrbezirk überliefert.

Durch die verwitwete Landesherrin Gräfin Mechthild von Sayn (1200/1203 – 1285) kam unser Gebiet vertraglich im Jahr 1250 kommunal/politisch an das Erzbistum (das 1356 auch Kurfürstentum wurde) in Köln und gehörte 553 Jahre lang mit der steten Wiederkehr von Not und Elend, Pflichten und Sorgen zu dessen Herrschaftsbereich.

Das kurkölnische Unteramt Altenwied umfasste um 1670 das Kirchspiel Asbach, Neustadt und Windhagen. Zum Kirchspiel Neustadt gehörten die Hun- oder Honschaften Bertenau, Bühlingen, Elsaffthal, Lorscheid und Rahms.

Für die von der Sayner Gräfin größtenteils dem Kölner Erzstift übertragenen Besitzungen – die so genannte Grafschaft Wied – mit den Dörfern Rossbach, Linz, Leubsdorf, Asbach, Windhagen und Neustatt (Neustadt) wurde der Abt von Heisterbach verpflichtet, alljährlich am 2. Januar im Jahrgedächtnis dem verstorbenen Grafen Heinrich III. von Sayn zu gedenken und nach dem Rechten zu sehen sowie tätig zu werden, falls die Gräfin Witwe evtl. Missstände zu entdecken meinte.

Es war wiederum die Gräfin Mechthild von Sayn, die als Witwe und Landesmutter zur Errichtung des Zisterzienserinnenklosters (St. Katharina) im Distrikt „Hargarten“ zu Pfingsten (27.05.1257) ihr Plazet erteilte.

Den Landesherrn, Graf Heinrich III. von Sayn, hatte bereits am 01.01.1247 das Zeitliche gesegnet. Er verstarb kinderlos. Die kurz nach seinem Tode geborene Tochter war eine Totgeburt oder ist bald verstorben. Der Graf war zwar hochgeachtet und mutig, aber gewiss kein „Heiliger“. Er galt eigentlich als eine scharf umstrittene Persönlichkeit, die der Ketzerei, der Raubsucht und Rachsucht angeklagt war und sich kurz vor seinem Tode durch Schenkungen und geistliche Stiftungen zu „reinigen“ suchte.

Die ältesten Landgemeinden in unserer Gegend sind wohl Erpel und Unkel. Bereits 1301 führte die Herrlichkeit Erpel ein eigenes Siegel. Doch das wahrscheinlich erste Stadtsiegel in Deutschland ist von 1149. Es wurde in Köln schon vor der Blütezeit der „Kölner Geschlechter“ und in der Zeit der „Richerzeche“ benutzt. In der weiteren Entwicklung sind jedoch Erpel und Unkel von dem durch Kurköln geförderten Linz „überrundet“ worden.

Der Name „Westerwald“ ist womöglich vom lateinischen Wort „vastus“ = „leer, wüst, öde“ abgeleitet. Er taucht erstmals im Jahr 1048 in einer kurtrierischen Urkunde auf und stand damals nur für Forst- oder Waldgebiete zur Beschreibung des „Haigerer Sprengels“, der späteren Kirchspiele Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch und bleibt aber noch Jahrhunderte auf diese Herrschaft im Hohen Westerwald beschränkt.

Dieser „Haigerer Sprengel“ gehörte zur „Herborner Mark“, einer weit in den Westerwald reichenden kirchlichen, wirtschaftlichen und politischen Einheit, die im 12. Jh. an die Grafen von Nassau fiel. In der Mitte des 19. Jh. verwendete man die Bezeichnung „Westerwald“ schließlich für das ganze Mittelgebirge.

Nach der Säkularisation bzw. dem Reichsdeputationshauptschluß vom 25.02.1803 (des Regensburger Reichstags des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation) – der Enteignung kirchlichen Eigentums und der Umwandlung geistlicher Herrschaftsbereiche in weltliche, um profane Fürsten für den Verlust ihrer linksrheinischen Gebiete an Frankreich zu entschädigen – fiel Linz-Stadt und Linz-Land an den Fürsten Friedrich August von Nassau-Usingen (1739 – 1816, er war ab 1803 Fürst und 1806 Herzog) und die kurkölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg (Waldbreitbach) sowie die Trierische Kellerei Villmar bekam erst Fürst Karl Ludwig Friedrich Alexander von Wied-Runkel (1763 – 1824).

Graf Christian Ludwig Wied-Runkel (1762 – 1791) wurde am 22.07.1791 in den Reichsfürstenstand erhoben. Sein Sohn, Fürst Karl Ludwig Friedrich Alexander von Wied-Runkel, verlor 1796 das linksrheinische Erbe seiner Großmutter an Frankreich. Man entschädigte ihn dafür 1803 mit den Ämtern Altenwied und Neuerburg, die für ihn eine wertvolle Ergänzung der Westerwälder Stammlande bedeuteten.

1806 wurde sein Fürstentum vom Herzogtum Nassau und 1815 zum Teil dem Königreich Preußen einverleibt. Als er am 09.03.1824 kinderlos starb, folgte ihm sein Bruder, Fürst Friedrich Ludwig von Wied-Runkel, mit dem am 28.04.1824 schließlich diese Linie erlosch.

Die Grafschaft Wied bzw. seit 1784 das Fürstentum Wied galt als ein historisches Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Bereich des Westerwaldes und des heutigen Landkreises Neuwied. Es war nach dem rechtsrheinischen Nebenfluss (der Wied) benannt und bestand etwa von Anfang des 12. bis Mitte des 19. Jahrhunderts.

Im Laufe der Geschichte wurde es zwischen den verschiedenen Zweigen des Wiedischen Grafen-Hauses mehrfach geteilt und wiedervereinigt. Die Obergrafschaft lag um die Zentren Dierdorf und Runkel an der Lahn, die Residenz der Niedergrafschaft war bis 1653 die Burg Altwied, anschließend bis 1848 das Neuwieder Schloss bzw. die Stadt Neuwied.

Da der Fürst von Wied-Runkel aus nationalen Bedenken 1806 nicht dem Rheinbund (Confédération du Rhin, am 12.07.1806 nach dem 3. Koalitionskrieg auf Veranlassung Napoléons I. [Bonaparte, Kaiser der Franzosen von 1804 – 1814/1815] gegründeten Bund zwischen 16 süd- und südwestdeutschen Fürsten, die sich unter französischem Protektorat für souverän erklärten und sich am 01.08.1806 vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation lösten) beitreten wollte, verlor die Grafschaft Wied-Runkel ihre Souveränität.

Nach dem Verlust der Unabhängigkeit behielten die Fürsten zu Wied-Neuwied nur die Standesherrschaft über ihr ehemaliges Fürstentum im Rahmen des Königreichs Preußen. Als 1824 die Linie Wied-Runkel (Dierdorf) ausgestorben war, beerbte Fürst Wilhelm Hermann Karl zu Wied-Neuwied (* 1814,  1864) diese und vereinigte die beiden Wiedischen Teilgrafschaften nach fast 300 Jahren erneut wieder.

1846 beantragte Fürst Hermann zu Wied-Neuwied bei der preußischen Regierung die Aufhebung der Standesherrschaft, weil das kleine Fürstentum sich nicht selbst wirtschaftlich unterhalten ließ. Preußen stimmte dem 1848 zu. Die Verwaltungsgeschäfte gingen nun ganz auf die preußische Regierung über und die fürstliche Regierung wurde am 30.10.1848 aufgelöst.

 

Das Herzogtum Berg und das Herzogtum Nassau

 

Die ehemaligen kurkölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg waren nach der Säkularisation anfangs dem Herzogtum Berg zugeschlagen worden, kamen aber bereits 1806 zu Nassau-Usingen und wurden 1815 preußisch bzw. später in die 1824 entstandene preußische Rheinprovinz (der Sitz des Oberpräsidenten der Rheinprovinz war Koblenz) eingegliedert.

Das Herzogtum Berg, ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im östlichen Rheinland, zählte zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis, war landständisch verfasst, lange mit dem Herzogtum Jülich und wechselweise mit verschiedenen anderen Territorien in Personalunion vereint. Es bestand vom 11. Jh. (bis 1380 als Grafschaft) bis 1806 als Herzogtum Berg und noch im gleichen Jahr für wenige Jahre als Großherzogtum. Der Herrschaftssitz von Berg war zunächst Altenberg, ab 1133 dann Schloss Burg und ab dem späten 14. Jh. Düsseldorf.

Louis Napoléon Bonaparte (* 02.09.1778 in Ajaccio/Korsika,  25.07.1846 in Livorno) war einer von vier Brüdern des ersten Kaisers (Napoléon Bonaparte I.) der Franzosen. Louis wurde am 04.01.1802 mit Hortense de Beauharnais (* 10.04.1783 in Paris, † 05.10.1837 im Schloss Arenenberg im Kanton Thurgau in der Schweiz) – der Stieftochter Napoléons – verheiratet. Sie war von 1806 bis 1810 Königin von Holland und Louis Napoléon als „Lodewijk Napoleon“ der Regent mit angeeigneten niederländischen Sprachkenntnissen des von seinem Bruder geschaffenen Königreichs Holland.

1806 wurde Berg an Frankreich abgetreten und Kaiser Napoléon bildete nun daraus ein Großherzogtum unter dem französischen Reitergeneral und Schwager Joachim Murat. Dazu kamen 1807 noch die Grafschaften Mark Tecklenburg und Lingen, das Herzogtum Münster, die Abteien Elten, Essen und Werden. Im Jahr 1808 erfolgte die Teilung in vier Departements (Rhein, Sieg, Ruhr und Ems). Die Fläche von ungefähr 17.350 km² zählte 878.157 Einwohner.

Nach Murats Erhebung zum König von Neapel folgte per Dekret am 03.03.1809 unter kaiserlicher Vormundschaft der vierjährige Neffe von Napoléon I. als Großherzog von Berg. Dieser Louis Napoléon Bonaparte (* 11.10.1804 in Paris,  17.03.1831 in Forli) – der zweitälteste Sohn von Louis Napoléon Bonaparte und Hortense de Beauharnais – rückte formal als Fünfjähriger seinem Vater bei dessen Abdankung am 01.07.1810/13.07.1810 als Souverän des Königreichs Holland nach und war bis zur französischen Annexion von Holland am 09.07.1810 bzw. bis zu seiner Abdankung der König „Lodewijk II.“ von Holland. Er wurde wie sein Vater in Saint-Leu-la-Foret bestattet. Die Todesursache war die eigentliche Kinderkrankheit – nämlich die „Masern“.

Nach der Völkerschlacht bei Leipzig verlor der junge Louis Napoléon Bonaparte am 01.12.1813 auch den Titel des Großherzogs von Berg. 1815 – nach der Schlacht von Waterloo und der Restauration durch das Haus Bourbon – ging er ins Exil. Am 10.11.1826 heiratete er seine Cousine Charlotte Napoléone Bonaparte (1802 – 1839) in Florenz. Sie blieben ohne Nachkommen.

Louis Napoléon Bonaparte beteiligte sich 1830 zusammen mit seinem jüngeren Bruder, Charles-Louis-Napoléon Bonaparte (* 20.04.1808 in Paris,  09.01.1873 in Chislehurst bei London), dem späteren – während der Zweiten Republik von 1848 bis 1852 – französischen Staatspräsidenten und von 1852 bis 1870 als Napoléon III. der Kaiser Frankreichs, an einer erfolglosen Verschwörung der Carbonari in der Romagne.

Die Carbonari war der bedeutendste der an der Fortentwicklung der italienischen Einigungsbewegung des Risorgimento in den italienischen Staaten des 19. Jh. beteiligten Geheimbünde. Sie entwickelten als Charbonnerie auch in Frankreich politischen Einfluss und erinnern trotz ihrer katholisch-mystischen Inhalte stark an die Freimaurerei.

Bald nach der Völkerschlacht bei Leipzig (16. bis 18.10.1813) löste sich das Großherzogtum Berg auf, in dem die einzelnen zwangsweise zusammen gewürfelten Landesteile freiwillig zu ihren früheren Herren zurückkehrten. Die meisten fielen mit dem Herzogtum Berg schließlich durch den Wiener Kongreß (1814/1815) an Preußen.

„Eine klare Linie in der mittelalterlichen Politik verfolgten die Grafen von Berg, die sie im 13. Jh. über Siegburg nach Süden verschoben, in Windeck vor 1247 Fuß fassten, 1289 als kölnische Lehen die Höfe Schöneberg, Wahlrod und Gerhardshain an sich brachten und 1351 die Burg Blankenberg erwarben. Diese Politik forderte energischen saynischen Widerstand heraus. Ein Vergleich zwischen Berg und Sayn bestimmte zwar 1311, dass die Leute jener drei Höfe sich in der Grafschaft Sayn gleicher Rechte erfreuen sollten, wie vorher, ehe sie an Köln und von diesem an Berg gekommen seien, doch haben die Grafen von Sayn schon bald Schöneberg pfandweise an sich bringen können.“

„Der Widerstand der Grafen von Sayn, die erst 1607 im Siegburger Vertrag gegen Leuscheid die letzten Reste des bergischen Besitzes in Schöneberg und Wahlrod an sich tauschen konnten, hätte wenig ausgerichtet, wenn nicht die Heiraten der Grafen von Berg im 14. und 15. Jh. jenes Geschlecht vom Westerwald abgelenkt und ihm im niederrheinischen Raum neue Ziele gesteckt hätten. Die bergische Lehnshoheit über Ahrenfels und die Vogtei Panau im Wiedtal (Gemeinde Neustadt) sind die südlichsten Ausläufer dieser bergischen Expansionswelle. Aber auch Bereiche des ‚Breitscheider Landes‘ hatten die Begehrlichkeit dieser fremden Herren geweckt.“

Die Vogtei und die Vögte von Panau gab es schon vor der Munt-Sippe bzw. „van Nuwenstat – genannt Munt“ in „Nuenstat“ (Neustatt/Neustadt). Die „Panauer“ waren „Schutzvögte“ der Kirche in Neustadt. Aus dem Geschlecht gingen zwei Äbte in Maria Laach hervor.

Mehr zu Panau und seiner Geschichte lässt sich auf der Homepage „Wir in Panau“ verfolgen.

Die Fürsten von Nassau lösten von Dezember 1802 bis September 1803 die Klöster und Stifte auf und von Oktober 1803 bis Februar 1804 folgte zunächst die teilweise militärische Besetzung, dann die Mediatisierung (Unterwerfung) zahlreicher reichsritterlicher und reichsunmittelbarer Territorien – darunter das Fürstentum Wied.

Erst im August und September 1806 vollzog man – auch rechtlich per Edikt und gestützt auf die „Rheinbundakte“ vom 12.07.1806 – die Inbesitznahme des neuen Herrschaftsbereichs. Dieser Vorgang rief unter der Reichsritterschaft erheblichen Widerstand hervor, der aber folgenlos blieb; denn die Nassauer Fürsten ließen sich von französischen Beamten und Soldaten unterstützen.

Das Herzogtum Nassau entstand unter dem politischen Druck Napoléons, dem die beiden Fürsten von Nassau nachgeben mussten. Die Untertanen waren nicht involviert. Aus mehr als 20 vorher selbständigen Teilen und Territorien, säkularisierten und ehemals dem Reich unterstellten Gebieten mit unterschiedlichen Bekenntnissen und Interessen wurde das neue Land – das Herzogtum Nassau – geformt.

Auf den Fürsten Karl Wilhelm von Nassau-Usingen (1735 – 1803), der ohne Hinterlassung männlicher „Deszendenz“ (Nachkommen) starb, folgte sein Bruder, der Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen.

Am 17.07.1806 traten Fürst Friedrich August von Nassau-Usingen und sein Vetter, Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg, dem Rheinbund bei. Im Gegenzug dafür erhielt Fürst Friedrich August, der Älteste des Hauses Nassau, den Titel eines „souveränen Herzogs von Nassau“ verliehen. Und Friedrich Wilhelm wurde der Titel des „souveränen Fürsten von Nassau“ übertragen.

Beide Fürsten fällten nunmehr die Entscheidung, ihre beiden Fürstentümer endgültig zu einem Herzogtum zu vereinen, was am 30.08.1806 erfolgte. Diese Entscheidung wurde dadurch begünstigt, dass Friedrich August von Nassau-Usingen, der am 24.03.1816 verstarb, auch keine männlichen Nachkommen hatte und der wesentlich jüngere Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilheim ohnehin sein Erbe geworden wäre.

Das neue Herzogtum Nassau hatte zu jener Zeit (1806) um die 302.769 Einwohner. Seine Untertanen waren zumeist Bauern, Tagelöhner oder schlichte Handwerker.

Im Jahre 1815 war es noch einmal zu einer Gebietserweiterung gekommen; denn als die nassau-oranische Linie am 31.05.1815 die niederländische Königskrone erhielt, musste sie ihre Stammlande an Preußen abtreten, das am folgenden Tag einen Teil davon an das Herzogtum Nassau weitergab.

1806 hatte das Herzogtum Nassau die Leibeigenschaft aufgehoben, 1810 die Einführung von Reise- und Niederlassungsfreiheit und eine grundlegende Steuerreform durchgeführt.

Nach einer Übergangszeit mit vier Distrikten wurde das neue Herzogtum Nassau zum 01.08.1809 in die drei Regierungsbezirke Wiesbaden, Weilburg und Thal-Ehrenbreitstein unterteilt und die Zahl der Ämter von 62 im Jahr 1806 auf 48 verringert.

Auf Grund der religiösen Heterogenität führte Nassau 1817 die Simultanschule (Gemeinschaftsschule) ein und am 14.03.1818 – erstmals in Deutschland – ein flächendeckendes staatliches Gesundheitssystem. Am 02.09.1814 war in gleicher Weise eine Verfassung erlassen worden. Es war die erste moderne Verfassung eines deutschen Staates überhaupt.

Das Herzogtum Nassau bestand quasi nur 60 Jahre lang (1806 bis 1866). Es lag auf dem Gebiet der heutigen Bundesländer Hessen und Rheinland-Pfalz. Seine Hauptstadt war bis 1816 Weilburg, danach Wiesbaden. 1865 hatte das Herzogtum Nassau 465.636 Einwohner.

Siehe „Vettelschoß gehörte von 1806 bis 1815 zum Herzogtum Nassau und war die Ziffer 1748“ unter http://mhhmohr.cadae.de.

 

Die meisten Wohnplätze im Herzogtum Nassau trugen Ziffern

 

Im Herzogtum Nassau war jedem Weiler, Ort und jeder Stadt sowie jedem Amtsbezirk eine Ziffer zugeteilt worden. Das Register wurde bis zur Annektierung des Herzogtums durch Preußen im Jahre 1866 beibehalten.

Hier nun die einprägsamsten und einige Örtlichkeiten aus unserem Umfeld mit den Ziffern: „Altenkirchen 1147, Altenwied 1738, Ammerich 1755, Asbach 1623, Bertenau 1717, Bruchhausen 1111, Bühlingen 1720, Cöln 152, Dattenberg 1105, Ehrenberg 1722, Eilenberg 1709, Elsaff (Asbach) 1623, Erl 1108, Erpel 1112, Etscheid 1730, Fernthal 1715, Frohnen 1695, Frorath 1787, Günderscheid 1699, Hallerbach 1696, Hargarten 1100, Hilkerscheid 1104, Hohn 1698, Hombach 1712, Homscheid 1747, Kalenborn 1750, Kau 1751, Kodden 1742, Krummenau 1723, Linz 1098, Linzhausen 1099, Lorscheid 1744, Mittelelsaff 1733, Neustadt 1708, Niederbreitbach 1768, Niederhammerstein 1466, Niederwindhagen 1706, Noscheid 1752, Notscheid 1103, Oberelsaff 1732, Oberetscheid 1729, Prangenberg 1727, Rahms 1753, Rennenberg 1103, Rheinbreitbach 1118, Rheinbrohl 1467, Rott 1731, Schweifeld 1693, St. Katharinen 1103, Steinshardt 1746, Stockhausen 1707, Strauscheid 1759, Strödt 1745, Unkel 1116, Unterelsaff 1743, Vettelschoss 1748, Vogtslag 1728, Waldbreitbach 1762, Wied 1739, Willscheid 1749, Windhagen 1700.“

Das Herzogtum Nassau dürfte mit diesen Ziffern (als eine Art von Postleitzahlen, doch eher Verwaltungsnummern) der Postverwaltung der Thurn und Taxis um etwa 50 Jahre voraus gewesen sein, die zum ersten Mal 1853 mit Hilfe von „Ringnummernstempeln“ ermöglichte, Orte aus dem Zahlencode zu erkennen.

 

Wir wurden preußisch

 

Am 10.02.1815 bzw. durch Vertrag vom 31.05.1815 mit dem Herzogtum Nassau und dem Prinzen Wilhelm VI. von Oranien ist auch unsere Heimat mit allen Rechten der Landeshoheit und Oberherrlichkeit in der preußischen Rheinprovinz aufgegangen.

Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau (* 24.08.1772 in Haag, † 12.12.1843 in Berlin) war (als Wilhelm VI.) Prinz von Oranien (1795 – 1813), (als Wilhelm Friedrich) Fürst von Fulda, Graf von Corvey, Weingarten und Dortmund (1802 – 1806) und (als Wilhelm I.) Souveräner Fürst der Niederlande (1813 – 1815), erster König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg (1815 – 1840) sowie Herzog von Limburg (1839 – 1840).

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770 – 1840, König von 1797 – 1840) vollzog am 21.06.1815 das „Besitzergreifungspatent“ und am 03.07.1815 erfolgte die Übernahme der abgetretenen nassauischen Gebietsteile.

Schon 1815/1816 richtete man Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise ein. Im Jahre 1817 „wurde in dem Justiz-Amte Altenwied die Polizei- und Communal-Verwaltung, welche bis dahin der Justizbehörde – dem Amtmanne zu Asbach – zustand, von dieser getrennt und das Amt in drei Bürgermeistereien (Asbach, Altenwied und Neustadt) eingeteilt.“ Doch die verwaltungsmäßige Eingliederung dauerte noch lange.

Während der 20jährigen französischen Herrschaft auf dem linken Rheinufer hatte sich bereits der „Code Napoleon“ (Zivilgesetzgebung) durchgesetzt. Auf der rechten Rheinseite dagegen stand ein Wirrwarr von Partikularrechten und eine sehr differenzierte Gerichtsorganisation der Vereinheitlichung im Wege. Die bisherige nassauische Behörde, die ihren Sitz in Ehrenbreitstein hatte, löste man 1816 auf und ihre Aufgaben übernahm die inzwischen in Koblenz eingerichtete „Preußen-Regierung“ der Rheinprovinz.

Das war auch die Geburtsstunde der Landkreise Linz (Sitz war Linz) und Neuwied (Sitz war Heddesdorf). Neuwied umfasste die Ämter Neuwied, Heddesdorf, Altenwied, Neuerburg und Dierdorf. Es waren die ehemals überwiegend (1803) wiedischen Gebiete. Der Kreis Linz setzte sich aus den nicht mediatisierten Bürgermeistereien Leutesdorf, Linz, Unkel und Hönnigen zusammen. Preußen bzw. der Gouverneur besetzte die neu eingerichteten Stellen der Kreisverwaltungen fast überall mit bewährten Beamten der früheren Regierungen.

An die Spitze des Kreises Neuwied trat 1816 der ehemalige fürstlich-wiedische Regierungsrat Carl Gerhard Konrad von Gaertner. In Linz war es Freiherr Philipp von Hilgers. Beide nannten sich zunächst Kreiskommissare. Am 16.01.1817 bzw. 11.02.1817 erfolgten ihre Ernennungen zu Königlichen Landräten.

Mit Bravour ging es nun an die Umsetzung und Einführung der „altpreußischen“ Bestimmungen und Verordnungen. Zur Kreisverwaltung traten ein „Rendant, ein Kontrolleur, ein Kreisphysikus und ein Kreischirurgus“. Noch 1817 wurden dem Kreis Neuwied das Amt Engers und die Gemeinde Irlich, die bisher zum Kreis Koblenz gehörten, zugeschlagen.

1820 „trat neben die landräthliche Behörde für die zur Standesherrschaft Wied gehörenden Gemeinden eine fürstlich-wiedische Behörde, die für Polizei-, Kirchen-, Schul- und Kommunalsachen“ zuständig wurde. Sie entlastete vor allem das Königliche Landratsamt in Heddesdorf bzw. Neuwied. Das erste Lehrerseminar hatte man bereits 1816 in Neuwied gegründet.

Vorgeblich aus Kostengründen wurde am 01.05.1822 der 11.000 Einwohner zählende Kreis Linz aufgelöst und mit dem Kreis Neuwied verschmolzen. Zum endgültigen Sitz der Kreisverwaltung bzw. des Landratsamtes erklärte man Neuwied.

Die Leitung des neuen und erweiterten Kreises Neuwied, der nun 38.000 Einwohner zählte, übernahm am 01.05.1822 Freiherr Philipp von Hilgers (* 09.05.1785 auf dem Hofe Horr bei Hölchrath, † 10.02.1852 in Neuwied), dessen Dienst- und Wohnsitz nunmehr Neuwied (Kreisstadt) wurde. Ihn hatte man neben Linz zusätzlich vom 01.08.1820 bis zum 01.05.1822 vertretungsweise auch mit der Leitung der Kreisbehörde in Ahrweiler betraut. Ursprünglich sollte der Kreis Linz mit Ahrweiler zusammengelegt werden.

Nach der krankheitsbedingten Pensionierung und der ehrenvollen Ernennung von Landrat Freiherr Philipp von Hilgers zum „Geheimen Regierungsrat“ am 01.07.1851 hatte die Wahl eines Nachfolgers aufgrund preußischer Bestimmungen, die durch „Kabinettsordre“ vom 11.07. 1816 nunmehr auch in der Rheinprovinz anzuwenden waren, zu erfolgen. Die Kreisstände (das Landratsamt hieß anfangs „Kreisständehaus“) mussten unter Mitwirkung des Fürsten zu Wied drei geeignete Personen zur Auswahl vorschlagen. Es sollten angesehene, das öffentliche Vertrauen besitzende und im Kreisgebiet ansässige Gutsbesitzer sein.

Siehe „Vom ersten Landrat in Linz/Neuwied bis zum letzten Amts- bzw. Verbandsbürgermeister in Neustadt“ im Buch „Kretzhaus, Reifstein, Vettelschoß“ von H.H. Mohr.

 

Die Hon- oder Hunschaftsvorsteher und Gemeindevorsteher, Ortsvorsteher, der Gemeindeschulze bzw. die Ortsbürgermeister

 

In der jeweils halben Honschaft Lorscheid/Vettelschoß gab es allem Anschein nach schon immer eigene und voneinander unabhängige Vorsteher. Es sind uns leider nur wenige überliefert.

Die im „Bröederbuch“ (Bruderschaftsbuch) des Kirchspiels Neustatt (Neustadt) von 1601 aufgeführten Brudermeister aus Vettelschoß waren erfahrungsgemäß auch die Hun- oder Honschaftsführer. Da diese jedoch nur mit Vornamen niedergeschrieben sind, ist eine Zuordnung nicht möglich. – Wie beispielsweise „Theiß-Landtscheffen und Brudermeister“ oder „Balten aus Dinspel wohnhaft zu Vettelschoß, Brudermeister“. Außerdem bietet die Lesbarkeit erhebliche Schwierigkeiten.

Als Hun, Schöffe und Förster der „Hunschaft Vettelschoß“ fungierte bis 19.11.1737 Servas (Severin) Kretz († 16.02.1771 in Kalenborn). Er hatte im Januar 1734 in der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Etscheid die Anna Helena Jüngers (Jünger), † 14.03.1783 in Kalenborn, geheiratet. Aus der Ehe waren 9 Kinder hervorgegangen.

Der Hon oder Hun (Vorsteher) nannte sich in manchen Gegenden auch „Gemeinsmann“.

Ab 19.11.1737 hieß der Hun und Förster der „Hunschaft Vettelschoß“ Johann Anton Zimmermann († 30.10.1759 in Kalenborn). Er hatte 1759 in der Pfarrkirche St. Margarita in Neustadt die Anna Catharina Rosenmann († 05.01.1789 in Kalenborn) geheiratet.

Am 16.05.1797 gab es in Vettelschoß den „Honschaftsvorsteher“ Heinrich Kurtenbach (* 19.10.1765 in Vettelschoß, † 13.05.1828 in Vettelschoß). Er war Ackerer, verheiratet seit dem 03.03.1794 in Neustatt/Neustadt mit Anna Kunigunde geb. Kurtenbach (* 03.11.1777 in Vettelschoß, † ?) und hatte 11 Kinder. Das Paar erhielt Dispens vom 3. und 4. Grad der Blutsverwandtschaft.

Es ist leider der Vergessenheit anheimgefallen, wer in der Zeit, als Vettelschoß zum Herzogtum Nassau (1806 – 1815) gehörte, der oder die Honschaftsvorsteher von Vettelschoß waren. Mit Wahrscheinlichkeit hatte das Amt noch anfangs der Ackerer Heinrich Kurtenbach inne.

Sein Urgroßvater war der allgemein geschätzte Johann Anton Kurtenbach († ? in Vettelschoß, beerdigt am 18.04.1720 in Neustadt, verheiratet seit 1695 in Neustadt mit Agnes Schmitz, † in Vettelschoß, beerdigt am 14.07.1722 in Neustadt) aus Vettelschoß, der Landgerichtsschöffe des kurkölnischen Amtes Altenwied und Sendschöffe der Pfarrei Neustadt sowie Mitbegründer der St.-Matthias-Bruderschaft des Amtes Altenwied, zu dem die Pfarreien Asbach, Neustadt, Windhagen und ab 1835 die Pfarrei Buchholz zählten. Auf ihn geht wahrscheinlich auch der „Schmitzhoff“ zurück, in dem sich seit 2009 das Dorfmuseum von Vettelschoß befindet. Das Ehepaar Kurtenbach/Schmitz hatte 6 Kinder.

An der ersten 9 Tage dauernden Fußwallfahrt am Samstag, 16.05.1722, nach Christi Himmelfahrt als Bittgang zur Abwendung der Pest oder zum Dank, dass nach der Reformation der alte Glaube erhalten geblieben ist, von der St.-Batholomäus-Pfarrkirche in Windhagen zum Apostelgrab nach Trier konnte Johann Anton Kurtenbach nicht mehr teilnehmen. Die uns überlieferten Mitbegründer der St.-Matthias-Bruderschaft waren die „Landgerichtsscheffen“ des Amtes Altenwied namens Kirschbaum aus ?, Johann Philipp Heuser aus Hohn und Johann Wilhelm Hallerbach aus Hallerbach.

Der Name „Curtenbach/Kurtenbach gab es in Vettelschoß schon vor/um 1618. Er kann als „die vom Hof am Bach“ (curtis/cort = Hof) – vielleicht Hallerbach – gedeutet werden.

Ein „Heiner“ (Heinrich) Kurtenbach I. aus Vettelschoß gehörte am 12.07.1869/19.08.1869 dem Schulvorstand der Bürgermeisterei Neustadt an. Er war wahrscheinlich zugleich auch der Gemeindevorsteher in Vettelschoß.

Am 15.07.1871 und 20.08.1872 fungierte (wohl derselbe) Heinrich Kurtenbach aus Vettelschoß als Schulvorstand in der Bürgermeisterei Neustadt und war Gemeindevorsteher der Gemeinde Vettelschoß.

Von 1874 bis 1880 hieß der Vettelschosser Gemeindevorsteher Stephan Hoppen (* 18.04.1820 in Vettelschoß, getauft am 19.04.1820 in Neustadt, verheiratet seit 13.06.1848 in Windhagen mit Elisabeth Schnitzler). Seine Eltern nannten sich Anton Hoppenau und Maria Elisabeth Saal. Ihre Eltern hießen Gerhard Schnitzler und Anna Elisabeth Freiin von Oeynhausen. Stephan Hoppen gehörte auch in dieser Zeit dem Schulvorstand der Bürgermeisterei in Neustadt an.

Am 19.08.1889 bzw. 10.03.1890 ist uns als Gemeinde- oder Ortsvorsteher der Gemeinde Vettelschoß der in der Bürgerschaft angesehene Heinrich Reufel (Reufels) (* 11.01.1835 auf dem Seiferhof, † 14.10.1908 auf dem Seiferhof) vom Seiferhof überliefert. Zahlreiche Gemeinderatssitzungen fanden während seiner Amtszeit auf dem Seiferhof statt. Sein Wohnzimmer hatten die Gemeindevertreter offiziell zum „Sitzungslokal“ erklärt. Heinrich Reufels fungierte auf dem Seiferhof als der so genannte „Verwalter“. Sein Hobby war die Jagd.

In der authentischen und chronologischen Reihenfolge sind die weiteren Gemeinde- oder Ortsvorsteher bzw. Ortsbürgermeister der Gemeinde Vettelschoß aufgeführt:

Bis 1893 Heinrich Reufels, Seiferhof.

Am 14. bzw. 15.04.1892 bekam Vettelschoß eine Postagentur mit zwei Zustellbereichen (Hallerbach und Vettelschoß) und ab 07.08.1893 stand die Vettelschosser Agentur über eine Freileitung mit Neustadt in Fernsprechverbindung.

Unter dem Gemeindevorsteher Heinrich Reufels liefen die Verhandlungen mit der Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) in Linz wegen der Verpachtung des Wöls- oder Willscheiderberges. Dem Pachtvertrag („Hauptvertrag“) der BAG vom 10.03.1893 stimmte der Gemeinderat von Vettelschoß unter dem Gemeindevorsteher Heinrich Reufels vom Seiferhof am 16.03.1893 einstimmig zu.

06.11.1893 – 1900 Anton Weißenfels III., Kalenborn.

Der Bau und die Einweihung der ersten Kirche in Vettelschoß (die am 27.06.1900 der Hl. Familie geweiht, am 20.05.1947 zur Pfarrkirche erhoben, im Herbst 1974 abgerissen und durch einen modernen, aber kahlen Betonbau ersetzt wurde) fiel in die Amtszeit des Gemeindevorstehers Anton Weißenfels aus Kalenborn.

17.12.1900 – 1906 Bernhard Jünger, Vettelschoß.

Unter dem Gemeindevorsteher Bernhard Jünger aus Vettelschoß erfolgte der Bau und die Einweihung (03.11.1904) der ersten Volksschule in Kalenborn.

04.08.1906 – † 26.10.1908 Heinrich Reufels, Seiferhof.

26.10.1908 – 1915 Johann Hüngsberg, Vettelschoß.

Nach langen und sehr schwierigen Bauarbeiten erfolgte die Eröffnung der Bahnstrecke (Westerwaldstrecke) von Linz über Neustadt nach Flammersfeld/Altenkirchen mit zwei Bahnhöfen in der Gemeinde Vettelschoß (Kalenborn und Vettelschoß) aufgrund der florierenden Basaltindustrie am 30.09.1912/01.10.1912. Ursprünglich sollte diese Westerwaldstrecke über Hallerbach durchs Elsafftal nach Wiedmühle/Neustadt geführt werden. In diesem Falle hätte Vettelschoß seinen Bahnhof in der Kuhl – dem ältesten Besiedelungsteil von Vettelschoß – erhalten.

Die Steinbrüche „Geißen- und Türkenhügel“ konnten erst am 19.09.1914 nach einem nahezu vier Jahre andauernden Hickhack mit dem Amtsbürgermeister Hugo Heffels aus Neustadt an die Firma der Gebrüder Uhrmacher bzw. Christian Uhrmacher & Söhne in Oberkassel verpachtet werden. In dieser Zeit amtierten mit viel Ärger die Gemeindevorsteher Bernhard Jünger, Vettelschoß; Heinrich Reufels, Seiferhof und Johann Hüngsberg aus Vettelschoß, denen die hanebüchenen Ausreden und Verzögerungen aus Neustadt zuwider waren und schließlich einen Anwalt zu Rate ziehen mussten.

20.10.1915 – 04.06.1924 Heinrich Stockhausen II., Willscheid.

Als die Gemeinderatsbeschlüsse vom 29.09.1921 und 16.02.1922 über den Verkauf von Grund und Boden an die am 07.09.1921 gegründeten Schmelz-Basalt-Aktien-Gesellschaft Linz zur Errichtung des Schmelzbasaltwerkes Kalenborn zum Schmelzen von Basaltgestein zur Fabrikation von Verschleiß-Schutz-Materialien gefasst wurden, fungierte Heinrich Stockhausen II. aus Willscheid als Gemeindevorsteher.

Mit dem Erlös aus dem Grundstücksverkauf an die Schmelz-Basalt-Aktiengesellschaft in Linz ließen die Gemeindeväter von Vettelschoß alle Haushaltungen im Gemeindegebiet 1922/1923 an das Stromnetz der Kraftversorgung in Neuwied anschließen.

Seit dem 02.10.1923 waren alle Familien in der Gemeinde Vettelschoß mit Strom versorgt und hatten elektrisches Licht. Zur „Mechelskirmes“ (St.-Michaels-Kirmes) 1925 verfügte das Gemeindegebiet von Vettelschoß bereits über eine Straßenbeleuchtung. Die Zeit der „Elektrifizierung“ fällt ebenfalls in die Amtszeit des Gemeindevorstehers Heinrich Stockhausen II. aus Willscheid, aber die „Straßenbeleuchtung“ geht auf das „Konto“ von Josef Schmitz („Schmitz Jupp“) vom „Schmitzhoff“ in Vettelschoß.

 Am 17.01.1923 und 24.04.1923 sprachen sich die Gemeinderatsmitglieder mit Stimmenmehrheit gegen die Rückkehr des Vorstehers Heinrich Stockhausen in sein Amt aus. Die Gründe dafür sind in Vergessenheit geraten!

Das Thema der zentralen Wasserversorgung in der Gemeinde Vettelschoß glich bei unseren Altvordern über 30 Jahre lang als eine Provokation.

Schon am 26.08.1895 hieß es im Gemeinderat: „Wir sind nicht dafür, Mittel für einen privat angelegten Wasserleitungskanal in Vettelschoß zu bezuschussen.“ Diese „Wasserleitung“ führte unter der heutigen Michaelstraße von etwa Haus Nr. 47 bis zum Kapellenplatz.

Der Wasserleitungsantrag für Kau vom 04.09.1900 wurde abgelehnt, „weil wegen der vorhandenen Brunnen hierzu kein Bedürfnis vorliegt.“

Die Gemeinde Vettelschoß wollte ursprünglich eine eigene Wasserleitung installieren und „Laufbrunnen“ einrichten. Ein Bassin sollte im „Wäldchen“ vor Kau angelegt werden.

Am 10.08.1908 ist protokolliert: „Der Gemeinderath ist nicht dafür, daß vorläufig mit der Wasserleitung begonnen wird.“

Im Protokoll vom 21.11.1908 ist zu lesen: „Da durchaus kein Bedürfnis für den Bau einer öffentlichen Wasserleitung besteht – es reichlich gutes Wasser und im Dorfe eine Privatwasserleitung vorhanden – auch die Dorfbewohner nach unserer Überzeugung zur Zeit nicht für den Bau geneigt sind, so lehnen wir jetzt noch nach erhaltenem Aufschluß über alle maßgebenden Verhältnisse die Bewilligung einer Gegenleistung zur Beihülfe für die Kosten der Vorarbeiten und überhaupt die Annahme der Beihülfe wiederholt ab.“

Noch am 15.06.1923 gestatteten die Gemeindeväter „Philipp Prangenberg aus Kalenborn auf seinen Antrag die Anlegung eines Brunnens mit Abfluss am Gemeindewege Kalenborn entlang zum Bucherfeld gegen Zahlung einer Jahresanerkennungsgebühr von 100 Mark an die Gemeindekasse.“

Erst am 09.01.1924 beschloss der Gemeinderat sich am Wasserkraftwerk „Wied“ zu beteiligen.

Vom 01.05.1928 an hieß es für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Vettelschoß „Wasser marsch“; denn sie waren – nach langem Hin und Her – an das Kreisgruppenwasserwerk „Linzerhöhe“ angeschlossen.

04.06.1924 – 16.12.1929 Josef Schmitz, Vettelschoß.

16.12.1929 – 16.06.1933 Peter Dittscheid, Kalenborn.

16.06.1933 – 28.09.1933 Heinrich Stockhausen III. (auch „Helmes" oder ‚Helmes-Här'/Herr = Wilhelm, der Vatername, genannt), Willscheid.

28.09.1933 – 28.11.1933 Josef Prangenberg („Poss-Jööp"), Vettelschoß.

28.11.1933 – 29.07.1934 Heinrich Stockhausen III., Willscheid.

29.07.1934 – 08.12.1943 Johann Rüddel („Rüllche“), Vettelschoß. Er war ernannt worden und bezeichnete sich irrigerweise als der „Gemeindeschulze“ von Vettelschoß. Mit Schulze bzw. Schul(t)ze – kontrahiert aus Schultheiß (ahd.) schon um 1400 – war ursprünglich der Vorsteher der Dorfgemeinde gemeint, der die Abgaben der Dorfsassen an den Grundherrn einzu'heischen' und die Gemeindemitglieder zur Einhaltung ihrer Pflichten anzuhalten hatte. Er wurde später oft mit der Wahrnehmung der niederen, häufig auch der höheren Gerichtsbarkeit betraut. Die neuen Gemeindevertreter von Vettelschoß wurden von Johann Rüddel eingesetzt und vereidigt. Seine erste Gemeinderatssitzung beschloss Johann Rüddel "mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer".

In den Sitzungsprotokollen hielt man zwar die Anwesenheit der Mitglieder fest, die Niederschriften unterzeichnete bis 1935 nur der „Gemeindeschulze“ Rüddel, dann die Ältesten des Gemeinderates und schließlich zwei an der Sitzung teilgenommenen Gemeindeväter. Statt Gemeindeschulze nannte sich Johann Rüddel ab 23.05.1934 „Bürgermeister“. Wegen einer dümmlichen nationalsozialistischen Aktion am 17.04.1939 in Vettelschoß, die Bürgermeister Johann Rüddel mit weiteren Parteigenossen (PG) durchführte und weshalb eine überwältigende Mehrheit der Bürgerschaft das in den Werkstätten des Wöls- oder Willscheiderberges angefertigte so genannte „Protest- oder Widerstandskreuz“ (Sühnekreuz) an der Straßenseite der Vikariekirche in Vettelschoß aufstellten, wurde er in der Gemeinde bzw. Kirchengemeinde Vettelschoß so sehr angefeindet, dass er sich schließlich nach dem 13.11.1943 im Vettelschosser Gemeinderat rar machte. Zeitzeugen meinten, dass Johann Rüddel und seine PG damals „so viel Feind' als Tag im Jahr und noch mehr“ hatten. Letztlich wurde Johann Rüddel noch Soldat.

Die Amtsgeschäfte als Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß führte vertretungsweise vom 08.12.1943 – 18.07.1944 der Bruchmeister am Wöls- oder Willscheiderberg, Johann Klein („Kleins-Hannes"), Vettelschoß (Hüvvelzeck).

18.07.1944 – 16.03.1945 Johann Stockhausen („Kaut"), Willscheid. Er war auch Ortsbauernführer und kam am letzten Kriegstag des Zweiten Weltkrieges in unserem Gefilde in seinem Gehöft in Willscheid zu Tode.

09.05.1947 – 29.11.1948 Josef Manns, Vettelschoß.

29.11.1948 – 25.08.1951 Johann Kröll, Vettelschoß. Wegen eines anhängigen Gerichtsverfahrens musste er sein Mandat ruhen lassen.

Die Amtsgeschäfte als Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß führte vertretungsweise der Bahnbeamte und Gastwirt vom 25.08.1951 – 26.11.1952 Wilhelm (Willi) Schumacher („Thomisch Will") aus Willscheid aus. 26.11.1952 – 16.11.1964 Willi Schumacher, Willscheid.

Dass der Holzverarbeitungsbetrieb Streif GmbH. bzw. OHG von Josef Streif (Seniorchef) – die spätere Firmengruppe von Hans Streif (Juniorchef) – sich in Vettelschoß ansiedelte, ist vor allem dem Verhandlungsgeschick des damaligen Neustadter Amtsbürgermeisters Johann Junior und dem Vettelschosser Ortsbürgermeister Willi Schumacher zu verdanken. Mit dem Bau der Fabrikationshallen auf dem ehemaligen „Uhrmacher-Industrie-Gelände“ Im alten Hohn in Vettelschoß nach Zukauf weiterer Grundstücke wurde 1955 begonnen und 1958 nahm die Firma STREIF den Betrieb auf.

Es war STREIF mit seinen Betriebsangehörigen, die sich im Gemeindegebiet von Vettelschoß ansiedelten, die das ländlich geprägte Dorfbild von Vettelschoß im Laufe der nächsten Jahrzehnte wesentlich veränderten.

1980 übertrug (verkaufte) Hans Streif im 61. Lebensjahr seine gesamte Unternehmergruppe mit über 6.000 Mitarbeitern, acht großen Fabrikationsanlagen, einer Reihe von Tochtergesellschaften und eine Milliarde DM an Umsatz zu 100 Prozent an den Essener Baukonzern Hochtief AG., die sich inzwischen mehrheitlich in den Händen des spanischen Baukonzerns ACS befindet.

16.11.1964 – 19.08.1966 Paul Josef Manns, Vettelschoß.

19.08.1966 – 09.07.1969 Peter Prangenberg („Hahnemann"), Kalenborn.

09.07.1969 – 05.04.1974 Willi Schumacher, Willscheid.

Der „Thomisch Will“ – wie Willi Schumacher im Volksmund genannt wurde – war der Gemeindevorsteher bzw. Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß mit der wahrscheinlich bisher längsten Amtszeit, und zwar vom 25.08.1951 – 26.11.1952 bzw. bis 16.11.1964 und vom 09.07.1969 – 05.04.1974 (211 Monate bzw. über 17 ½ Jahre).

Die Arbeit für die Gemeinde erledigte Willi Schumacher nach dem Schichtwechsel bei der Bundesbahn oder am Wochenende gegen eine obligatorische und monatliche Aufwandsentschädigung. Er amtierte zunächst als parteiloses Mitglied im Gemeinderat von Vettelschoß, schloss sich dann der seinerzeitigen Freien Wähler-Gruppe (FWG) an und wurde später Mitglied der damaligen Mehrheitspartei.

Die „Dienstreisen“ nach Neustadt (Bürgermeisteramt/Amtsverwaltung) oder nach Neuwied (Landratsamt) machte er in der Regel mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit seinem Motorrad.

Willi Schumacher ist am 21.06.1979 mit 64 Jahren im Linzer Krankenhaus verstorben. – Er war es, der in der Gemeinde Vettelschoß von Anfang an in seiner Amtszeit die „Weichen“ für eine moderne Industriegemeinde stellte und dafür oft belächelt wurde, obwohl die heimischen Ressourcen bereits in absehbarer Zeit erschöpft schienen.

Einige aus dem Gemeinderat wollten unbedingt an der „Bauernschaft“ festhalten. Ihre Sprösslinge sollten den Wünschen und Vorstellungen entsprechend eventuell an den Rhein oder nach anderswo „auswandern“! Dieses Wunschdenken der ewig Gestrigen ist Gott sei Dank nicht aufgegangen!

Der Haushaltsplan für das Rechnungsjahr 1951 wurde in Einnahmen und Ausgaben im ordentlichen Haushaltsplan auf 67.500 DM und im außerordentlichen Haus­haltsplan in Einnahmen und Ausgaben auf 5.500 DM festgesetzt. Seine nachfolgenden Kollegen verfügten bereits über ein beachtliches Budget, mit dem die Gemeindeväter nicht mehr zu reagieren, sondern auch bereits zu agieren vermochten.

Doch die weitere uneingeschränkt positive Entwicklung der Gemeinde Vettelschoß – allerdings auf Kosten der Dorfidylle – mag ein anderer „Heimatgeschichtler“ bewerten und skizzieren. So scheint allmählich die Frage der Fusion mit anderen Kommunen aktuell zu werden!

05.04.1974 – 06.07.1984 Peter Prangenberg, Kalenborn.

06.07.1984 – 09.07.1999 Wilfried Schäfer, Vettelschoß.

09.07.1999 – heute Falk Hubert Schneider, Vettelschoß.

 

 

Quellennachweis:

 

  1. 1.Freundliche Auskünfte verschiedener Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde Vettelschoß. 

  2. 2.Landesgeschichte des Westerwaldes von Hellmuth Gensicke (1958). 

  3. 3.Die Cistercienserinnenabteil St. Katharinen von Dr. Theol. Johannes Zeimet (1929). 

  4. 4.700 Jahre Neustadt-Wied – Ein Fest- und Heimatbuch (1229 – 1929). 

  5. 5.Protokollbücher der Gemeinde Vettelschoß vom 10.03.1890 – 23.12.1963 (Stadtarchiv Linz). 

  6. 6.Geschichtschronik von Vettelschoß und seinen Ortsteilen von Elli Lind (1987). 

  7. 7.750 Jahre (1238 – 1988 St. Katharinen) – Fest- und Heimatbuch von Heiner Strauß und Karl-Josef Rings (1988). 

  8. 8.Schulchroniken von Kalenborn (1904 – 1945) und Vettelschoß (1863 – 1928 von Elisabeth Kretz geb. Steffen, Vettelschoß. 

  9. 9.„Bröederbuch“ (Bruderschaftsbuch) – „aufgerichtet, erneuert und gebessert“ von 1601 bzw. der „Bruderschaft von Jesus, Maria, Joseph“ des Kirchspiels Neustatt (Neustadt) – „angefangen und ausgerichtet am 01.01.1757“ (Pfarrarchiv Neustadt). 

  10. 10.Im Lande der Neuerburg an der Wied von Albert Hardt (1987). 

  11. 11.St. Katharinen – Fest- und Heimatbuch von Heiner Strauß (1994). 

  12. 12.Windhagen – Ein Heimatbuch (1994). 

  13. 13.Linz am Rhein – Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart (2002). 

  14. 14.Rheinische Flurnamen unter Mitarbeit von P. Melchers auf Grund des Materials des von A. Bach begründeten Rheinischen Flurnamenarchivs bearbeitet von Heinrich Dittmaier. Mit 44 Karten, 11 Abbildungen und Skizzen. Nebst einem Vorwort. Geschichte des Rheinischen Flurnamenarchivs von Adolf Bach (1963). 

  15. 15.Wilhelm Obermüller's Deutsch-Keltisches, Geschichtlich-Geographisches Wörterbuch zur Erlangung des Fluss- Berg- Orts- Gau- Völker- und Personen-Namen Europas, West-Asiens und Nord-Afrikas im Allgemeinen wie Insbesondere Deutschlands nebst den daraus sich ergebenden Folgerungen für die Urgeschichte der Menschheit Dr. Martin Sändig GmbH (1867). 

  16. 16.Historisches Lexikon der Siedlungs- und Flurnamen des Mosellandes von Wolfgang Jungandreas. Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte u. Volkskunde – Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft für Landesgeschichte und Volkskunde des Trierer Raumes – Sektion der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier – durch Richard Laufner (1962). 

  17. 17.Gräflich von Spee'sche Zentral-Verwaltung, Düsseldorf (06.10.2011). 

  18. 18.Internet. 

 

 

Bildnachweis:

 

  1. 1.Zisterzienserabtei Marienstatt. 

  2. 2.Germanisches Nationalmuseum Nürnberg. 

  3. 3.Internet. 

  4. 4.Ansichtskarte, ungelaufen. 

  5. 5.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt 1898 in Ehrenbreitstein. 

  6. 6.Internet. 

  7. 7.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 29.11.1902 in Ostende (Belgien). 

  8. 8.Internet. 

  9. 9.Internet. 

  10. 10.Internet. 

  11. 11.Hans Pohl, Panau. 

  12. 12.Ansichtskarte, ungelaufen. 

  13. 13.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 24.09.1897 in Coblenz. 

  14. 14.Ansichtskarte, ungelaufen. 

  15. 15.Ansichtskarte, gelaufen als Feldpost, abgestempelt am 15.02.1917 in Neuwied. 

  16. 16.Aus 1229 – 1929 700 Jahre Neustadt-Wied ein Fest- u. Heimatbuch. 

  17. 17.Matthias Ewenz, Linz. 

  18. 18.Vermessungs- und Katasteramt Neuwied. 

  19. 19.Margret Herschbach geb. Langenbahn, Heimbach-Weis. 

  20. 20.Dr. med. et phil. Ulf Lind, Neustadt. 

  21. 21.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  22. 22.Anna Schmidt geb. Stockhausen, Kalenborn. 

  23. 23.Häns Mohr, Vettelschoß. 

  24. 24.Gertaliese Albers geb. Manns, Vettelschoß. 

  25. 25.Johanna Schumacher geb. Klein, Willscheid. 

  26. 26.Helga Nelles, geb. Hecken, Vettelschoß. 

  27. 27.Josefa Hoss geb. Jungheim, Vettelschoß. 

  28. 28.Josefa Hoss geb. Jungheim, Vettelschoß. 

 

 

Bildtexte:

 

  1. 1.Diese Standbilder – Vollholzbildwerke aus einem Laubbaum, wahrscheinlich Eiche – im Kreuzgang der Zisterzienserabtei Marienstatt stellen die Stifter des Klosters, Gräfin Mechthild von Sayn und Graf Heinrich III. von Sayn, dar. Schon aus der Kleidung, den so genannten Sternenmänteln aus blau schillernder Seide, die Macht und Ansehen verliehen und nur von Herrscherpersönlichkeiten getragen wurden, ist zu schließen, dass es sich um hochstehende Autoritäten handelte. Nach einem fotografischen Bildnis des Klosters standen diese Skulpturen eines unbekannten Künstlers bereits um 1890 im Kreuzgang von Marienstatt. Die Schnitzereien haben womöglich einst den alten barocken Hochaltar der 1718 von Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) barockisierten Abteikirche von Marienstatt begrenzt. 

  2. 2.Die außergewöhnliche und „jugendliche“ Grabfigur des Grafen Heinrich III. von Sayn aus Eichenholz mit Resten originaler Farbfassung dürfte 1247/1248 entstanden sein. Das Grabmal befand sich im Mittelschiff der Kirche des ehemaligen Prämonstratenserklosters am Fuße der Sayner Burg. Ursprünglich lag die monumentale, von einem Baldachin überhöhte Figur auf einer Tumba. Das Grab wurde später in die Nikolaus-Kapelle der Abtei-Kirche verlegt und gelangte von dort in das Treppenhaus des Sayner Schlosses. Im 18. Jh. sind die Gebeine schließlich vor dem Hauptaltar der früheren Klosterkirche beigesetzt worden. Diese einzigartige rheinische Holzplastik gelangte in der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg für 20.000 „Papiermark“ an einen Antiquitätenhändler, der dieses wertvolle Bildwerk für 200.000 Mark im Jahre 1920 dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verkaufte, wo es zu dessen wertvollsten Schätzen und der deutschen Geschichte zählt. 

  3. 3.Die Grafschaft Wied (hellgrün) um 1400. 

  4. 4.Kaiser Napoléon I. an der „Kriegskarte“. 

  5. 5.Das ehemalige Residenzschloss der Grafen und Fürsten zu Wied in Neuwied. Es wurde von 1707 – 1712 erbaut und war bis 1804 der Regierungssitz des Fürstentums Wied. Vorher stand an dieser Stelle die Burg (1646 – 1648), die 1694 französische Truppen niederbrannten. 

  6. 6.Joachim Murat (* 25.03.1767 in der Gemeinde Labastide-Fortuniere (Labastide-Murat) in Frankreich, † 13.10.1815 in Pizzo di Calabria. Er war seit 1800 mit Caroline Bonaparte – der Schwester Napoleons – verheiratet. Da Murat vom Wiener Kongreß (18.09.1814 – 09.06.1815) als König von Neapel nicht anerkannt wurde, kämpfte er gegen die Österreicher. Bei dem Versuch, sein unteritalienisches Königreich von den Bourbonen zurückzugewinnen, wurde Joachim Murat gefangengenommen und standrechtlich erschossen. 

  7. 7.Caroline Bonaparte, die Schwester Napoleons, Ehefrau von Joachim Murat und Herzogin bzw. Großherzogin von Berg. 

  8. 8.Louis Napoléon Bonaparte (1804 – 1831). 

  9. 9.Charles-Louis-Napoléon Bonaparte (Napoléon III., Kaiser Frankreichs von 1852 – 1870). 

  10. 10.Die Übergabe des Kaisers Napoléon III. an König Wilhelm I. von Preußen (1861 – 1888) in Sedan am 02.09.1870 im Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871). 

  11. 11.Die Grabplatten des Gilbert Schütz von Holzhausen (Vogt zu Panau um 1535) und von Katharina Räuber befinden sich an der Pfarrkirche St. Margaretha in Neustadt. 

  12. 12.Das Schloss Weilburg. Die Stadt Weilburg (Landkreis Limburg-Weilburg, Regierungsbezirk Gießen) wurde mehrere Jahrhundert lang vom Haus Nassau-Weilburg geprägt. Sie war ab 1806 Regierungssitz des neu geschaffenen Herzogtums Nassau, bis 1816 die Residenz nach Biebrich verlegt wurde. Unterhalb des Altars der Weilburger Schlosskirche befindet sich die Fürsten- oder Ahnengruft der Nassauer. Die Fürstengruft gehört territorial nicht zu Deutschland, sondern ist Hoheitsgebiet des Großherzogtums Luxemburg. 

  13. 13.Koblenz – „das Kaiserin-Augusta-Denkmal, die Festung Ehrenbreitstein und das Provinzial-Denkmal von Kaiser Wilhelm I.“ (1871 – 1888) und König von Preußen (1861 – 1888). 

  14. 14.Der Gendarm zu Pferd im Jahr 1827. Die Gendarmerie wurde von Kaiser Napoléon I. in den deutschen Landen eingeführt. Das Wort „Gendarmerie“ entstammt dem französischen „gen d'armes“ und bedeutet „die Bewaffneten“ = wörtlich „Leute der Waffen“. Ursprünglich handelte es sich um eine bewaffnete Truppe von Rittern, die von dem von 1422 – 1461 residierenden französischen König Karl VII. („der Siegreiche“) als erste stehende Truppe gegründet wurde. Die 15 Odonnanzkompanien besaßen jeweils 100 Mitglieder. Sie bestanden als schwere Reiterei bis zur Revolution von 1789. 

  15. 15.Neuwied – Moltkeplatz mit dem Kreisständehaus (Landratsamt). 

  16. 16.Das Bürgermeisteramt in Neustadt um 1929. An der Stelle der 1875 abgerissenen ersten Steinkirche in Neustadt von 1229/1230 und unter Verwendung des Abbruchmaterials entstand das einstige Bürgermeisteramt (Amt, Amtsverwaltung, Verbandsgemeindeverwaltung). Nach Auflösung der Verbandsgemeinde Neustadt (1970) wurde das Objekt an Privat verkauft. 

  17. 17.Johann Jacob Gärtner mit Ehefrau (Anna Maria geb. Stümper aus Notscheid), 3 Buben und 1 Mädchen vor dem Schulsaal und der Lehrerwohnung sowie der am 29.08.1886 installierten und im Frühjahr 1905 erneuerten Wasserpumpe. Diese verkaufte die Gemeinde am 16.11.1929 für 10 Mark dem „Sieferhalfe“ (Mathias Reufels, Seiferhof), weil die alte und gute Schulpumpe nach dem Anschluss der Gemeinde Vettelschoß an das Kreisgruppenwasserwerk „Linzerhöhe“ (mit feierlicher Eröffnung der Pumpstation in Kodden sowie des Notscheider Wasserturmes am 09.06.1928 mit einer Festivität am Willscheiderberg bzw. im Saale/Wirtshaus „Zum Backmann’s-Jupp“) überflüssig geworden war und nunmehr das köstliche Nass aus der Wied dem Wasserhahn entnommen werden konnte. Bei dem größeren der Jungs dürfte es sich um Peter Gärtner handeln, der mit Egidius Schneider auf das Gymnasium nach Linz wechselte. – Ursprünglich waren Schulsaal und die Wohnung des Lehrers einfache Fachwerkbauten und mit Stroh gedeckt. 1852 bestand das Schulhaus in Vettelschoß aus einem bloßen Schulsaal mit einem Vorzimmer, das vorher als Schulzimmer gedient hatte. Im Sommer 1882 entstand am Schulsaal ein Neubau. Die Fenster an der Ostseite wurden zugemauert und die nach Süden und Westen vergrößert. Die Objekte erhielten einheitliche Leyen- oder Schieferdächer. Ein weiterer Umbau an der Schule erfolgte in den Sommermonaten 1892. Die Ostmauer, in der keine Fenster waren, ist abgerissen und dafür sind 5 Fenster angebracht worden. An der Westseite verblieb ein Fenster. Den Eingang verlegte man an die Südseite. Am 25.04.1898 begann man mit dem Abbruch der alten Lehrerwohnung. Der Neubau war am 15.12.1898 bezugsfertig. Da der Außenputz in den Sommermonaten des Jahres 1903 aufgetragen wurde, dürfte das Foto vorher bzw. spätestens im Frühjahr 1903 entstanden sein. – Dass es vor 1750 neben der Pfarrschule in Neustadt eine Schule in Vettelschoß gegeben haben soll, ist nicht mehr nachvollziehbar. Vor/um 1793 hatte Vettelschoß eine so genannte Winterschule. Am 23.11.1796 trug man einen Magister aus Vettelschoß auf dem ersten und 1834 aufgelassenen Neustadter Friedhof (Hauptstraße 15) zu Grabe. – Offiziell gab es 1803 in Vettelschoß noch keine Schule. Das Kirchspiel Neustadt verfügte nur über die Schule in Neustadt. Der nächste Schulort für die Kinder aus der Gemeinde Vettelschoß war Windhagen. Doch 1807 ist in Vettelschoß von dem Lehrer Michael Frings, der sich am 02.08.1808 einer Lehrerprüfung unterzog, die Rede. Auch 1817 hatte Vettelschoß noch keine Schule. Vermutlich fand der Schulunterricht in Privaträumen statt! Die Kinder der Gemeinde Vettelschoß, die aus 313 Seelen bestand, wollte der Neustadter Pfarrer Josef Hecker (1797 – 1825) im Jahre 1817 nach Notscheid in die ein Jahr später fertiggestellte Schule schicken. – Der erste von der Königlichen Regierung in Koblenz am 25.07.1817 bestallte Vettelschosser Schullehrer hieß Anton Neifer. Er stammte aus Kalenborn und wohnte in Willscheid, und zwar in dem Objekt, das älteren Bürgerinnen und Bürgern noch als die „Gastwirtschaft von Anton Thomé“ in Erinnerung ist. – Anton Neifer und Ägidius Kretz (Vater von Anton Kretz, dem Namengeber von Kretzhaus) wohnten vis-a-vis in Kalenborn (getrennt durch den Dorfweg bzw. die Kalenborner Straße) und waren unzertrennliche Spielkameraden und Freunde. Die Taufpatin von Ägidius Kretz war die Mutter von Anton Neifer. Und der Trauzeuge von Ägidius Kretz war sein Kumpel Anton Neifer. 

  18. 18.„Handriß der Flur Nº. VII genannt Vettelschoss – Regierungs = Bezirk Coblenz – Landräthlicher Kreis Neuwied – Bürgermeisterei Altenwied – Gemeinde Lohrscheid (Lorscheid) mit den Flurnamen – Angefangen, den 3ten Juli 1829 und beendigt, den 30ten Juli 1829 durch den Kataster = Eleven Joh. Schmidt.“ – „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26 722-1.401.“ – (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

  19. 19.Die erste Kirche mit Pfarrhaus in Vettelschoß um 1903/1905. 

  20. 20.Die am 03.11.1904 eingeweihte Kalenborner Volksschule. Während in den von Egidius Bieger als Leiter des Luftschutzbundes eingerichteten musterhaften Schutzräumen im Kellergeschoss der Schule einige Einwohner aus Kalenborn und Oberwillscheid sich im „Beschuss“ in Sicherheit wähnten, hatte Generalleutnant Wend von Wietersheim seinen Befehlsstand am 08.03.1945 in die Kalenborner Schule verlegt und traf dort mit General Joachim von Kortzfleisch und Generalfeldmarschall Walter Model zusammen, um Entscheidungen über den „Brückenkopf von Remagen“ zu sondieren und Befehle zu konzipieren. 

  21. 21.Fahrplan der „Westerwaldstrecke“ von Linz nach Flammersfeld im Jahr 1914. 

  22. 22.Dieses typische Westerwälder Fachwerk- und Bauernhaus in Willscheid ist wohl von vor 1800. Im Vordergrund stehen v.l.n.r: Katharina Stockhausen geb. Klein, ihr Ehemann, der Landwirt Johann Stockhausen, (auch ‚Kaut’ genannt, mit seinem Jagdhund; denn sein Hobby war die Jagd), Vorsteher/Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß von 1944 – † 16.03.1945. Neben ihm seine Mutter (Veronika Stockhausen geb. Jünger) und Anna Neumann geb. Stockhausen (Schwester von Johann Stockhausen und Tochter der Veronika Stockhausen geb. Jünger sowie von Heinrich Stockhausen II.) Dieser Heinrich Stockhausen II. (* 16.10.1862, † 11.02.1929 in Willscheid) war Ackerer und Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß von 1915 – 1924. Das Foto entstand nach 1923. 

  23. 23.Das Protest- oder Widerstandskreuz vom 17.04.1939 an der Straßenseite der ersten Kirche in Vettelschoß. 

  24. 24.Josef Manns, Vettelschoß († 22.10.1975). 

  25. 25.Frühere Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß (v.l.n.r.): Johann Kröll († 23.06.1975), Willi Schumacher († 21.06.1979), Peter Prangenberg († 04.05.1989). Das Foto entstand am 22.11.1960 im Hotel Weinstock in Linz aus Anlass des 75. Geburtstages von Josef Streif (Seniorchef der Firma Streif). 

  26. 26.Josef Streif († 03.01.1966) mit Sohn Hans Streif. 

  27. 27.Paul Josef Manns, Vettelschoß († 29.11.2007). 

  28. 28.Wilfried Schäfer, Vettelschoß. 

 

 


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