Die „Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ und
die Wallfahrten zum Apostelgrab in der
„Sankt-Matthias-Basilika“ nach Trier
„Krüz voran!“ – „Schmerz lass' nach!“ –
Und der Versuch, „mit den Füßen zu beten!“
Von H.H. Mohr
Die diesjährige traditionelle Frühjahrs-Fuß-Wallfahrt der „Sankt.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zum Apostelgrab des hl. Matthias, das sich in der „Sankt-Matthias-Basilika“ in Trier befindet und seit 1920 den vom Papst verliehenen Ehrentitel „Basilica minor“ trägt, begann am Donnerstag, 17. Mai 2012 (Christi Himmelfahrt) und stand unter dem Leit- oder Jahreswort „und führe zusammen, was getrennt ist“. Diese Bitte war auch vom Bistum Trier über die „Heilig Rock Wallfahrt“ des Jahres 2012 gesetzt worden.
Bei optimalen Witterungsverhältnissen ging es in Etappen zu Fuß nach Trier, und zwar nach altem Brauch von der St.-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen zunächst bis Linz, dann mit dem Bus über Kelberg nach Daun. Dort wurde übernachtet.
Am Freitag, 18.05., zog die vielköpfige Gruppe über Himmerod (Zisterzienser- oder „Eifelkloster“) bis Bitburg, wo wieder Quartier bezogen wurde. Einige wundgelaufene Füße und Blasen bedurften erstmals der Pflege!
Und am Samstag (19.05.) setzten die Frauen und Männer die Fuß-Wallfahrt bis Speicher fort und fuhren mit der Bahn bis Ehrang (nach Ankunft stand ein Wortgottesdienst in der Pfarrkirche St. Peter auf dem Programm).
„Einige Teilnehmer waren an ihre körperlichen sowie auch psychischen Grenzen angekommen!“ Der feierliche Einzug in die „Sankt-Matthias-Basilika“ in Trier war „sehr emotional geladen“ und erfolgte um 16.15 Uhr. „Diesen gefühlsbestimmten Eindruck kann man nicht beschreiben, man muss alles von Anfang an selbst erlebt haben!“
Mit dem Bus ging es später zur Übernachtung wieder nach Bitburg zurück. Am Sonntag früh (20.05.) brachte der Bus die Wallfahrt-Teilnehmer erneut nach Trier, wo um 10.00 Uhr die Feierlichkeiten in der „Sankt-Matthias-Basilika“ ihren Höhepunkt nahmen. Gegen 13.00 Uhr ging es wieder heimwärts, allerdings mit dem Bus.
An Kosten entstanden für jeden Wallfahrer um die 120 €. Viele Teilnehmer versprachen, im nächsten Jahr die „Wanderschaft“ wieder mitmachen zu wollen! „Es war eine wunderschöne Wallfahrt, von der ich hoffentlich noch lange zehren werde“, meinten die Mitgereisten unisono.
Mit für diese Frühjahrs-Fuß-Wallfahrt der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ nach Trier verantwortlich war die Brudermeisterin Rita Cremer, Pantaleonstraße 30, 53567 Buchholz, Tel. 02683/7545, (E-Mail: h.-p.cremer@t-online.de).
Die von Trier den einzelnen Wandergruppen zugewiesenen zahlenmäßigen Kontingente sind allerdings begrenzt und sollen aus organisatorischen Gründen möglichst nicht überschritten werden. Oftmals sind deshalb die Wallfahrer – die vorhaben, an einer der „Wanderungen“ nach Trier teilzunehmen – einstweilen auf der so genannten Warteliste zu führen. Aber meistens klappt es dann doch noch, weil im Laufe der Zeit der eine oder andere seine Absichtserklärung wieder storniert.
So gegen Ende des 15. Jahrhunderts entstanden neben dem Pilgern die Wallfahrten. Es waren gemeinschaftliche Anliegen, die aus gesellschaftlichen Problemen wie Pest, Krieg oder Hungersnöten resultierten und zu der Kollektiv-Form „Wallfahren“ führten. Das Wort leitet sich ab aus dem altenglischen „weallian“ = wandern oder reisen. Allerdings ist eine Wallfahrt grundsätzlich verbunden mit einem religiösen Ereignis gläubiger Wallfahrer. So um ein Gebot (Gelübde) zu erfüllen oder um eine bestimmte christliche Grab- oder Gedenkstätte am oder im Wallfahrtsort aufzusuchen.
Das Wort „Pilger“ kommt aus dem lateinischen „peregrinus“ = Fremder, das lateinische „Peregrinus“ setzt sich zusammen „per“ (über, durch) und „ager“ (Acker). Entsprechend ist ein Pilger/Pilgrum/Peregrinus aus der Überlieferung her jemand, der seinen Weg „über den Acker“ macht.
Während die Pilgerreise Ausdruck der Privatfrömmigkeit ist und individuellen Charakter besitzt, ist die Wallfahrt ein Brauchtum, in dem Volksglauben und kirchliche Autorität eine Rolle spielen. Trotz der zahlreichen Unterschiede der beiden „Reisearten“, ist eine eindeutige Differenzierung von Pilgerort und Wallfahrtsort schwierig.
Der hl. Matthias († um 63, wahrscheinlich in Jerusalem) war ein jüdischer Schriftgelehrter und Jünger Jesu. Er soll derjenige Apostel sein, der durch das Los zu den verbliebenen elf Apostel hinzugefügt wurde, um Judas Ischariat (Iskarioth) nach dessen Verrat und Selbstmord zu ersetzen. Umstritten ist, ob er tatsächlich (nach christlicher Überlieferung) der zwölfte Apostel war.
„Matthias“ ist die Kurzform des gräzisierten Namens „Mattathias“, abgeleitet vom hebräischen „Mattitjah“ („JHWH“ oder „YHWH“ bzw. „Jahwe“ oder „Jehovah“ = Israels Gott).
Auch wie Matthias gestorben ist, ist strittig. Nach dem Mythos erlitt er in Kolchis (Georgien) den Märtyrertod. Seine Gebeine sollen – wie der Heilige Rock, die vorgebliche Tunika Christi und einen Kreuznagel – im Auftrag der Kaiserin Helena (* 248/250 in Drepanon, † vermutlich 18.08.330 in Nikomedien, Izmir/Türkei), die Mutter des römischen Kaisers Konstantin des Großen (306 – 337), vom Trierer Bischof Agritius bzw. Agricius († 332 oder 335) nach Trier überführt worden sein.
Der hl. Agritius – dem Namen nach könnte er aus „syro-phönikischen Kreisen des Ostens, aber auch aus Gallien stammen – wurde von der hl. Helena für den trierischen Bischofsstuhl bestimmt. Sie stellte Agritius die kaiserliche Palastanlage in Trier zur Verfügung. Der Umbau zur Bischofskirche (Domanlage) begann im Jahr 326.
Agritius befestigte in Trier das Christentum. Er hatte am 01.08.314 an der Synode in Arles (in der römischen Provinz Gallien bzw. Frankreich) teilgenommen, die von Kaiser Konstantin einberufen worden war, um die Einheit der christlichen Kirche sicherzustellen.
Die Reliquien des Apostels Matthias waren in Trier zunächst in Vergessenheit geraten. Erst Heinrich III. (deutscher König 1039 – 1056, Kaiser seit 1046) habe um die Mitte des 11. Jh. davon erfahren. „Bei Nachforschungen sei man auf das Grab des Apostels Matthias gestoßen, dem Kaiser habe man einige Teile der Reliquien überlassen, das Grab jedoch wieder verschlossen.“
Nach einer anderen Version glaubte man bei Abbrucharbeiten des Vorgängerbaues der Abtei 1127 die Überreste der Gebeine des Apostels Matthias entdeckt zu haben. Diese Abtei in Trier war schon seit der Spätantike von Mönchen besiedelt. Um 977 übernahm das Kloster die Benediktinerregel.
Von den Mönchen des einstigen „Euchariusklosters“, dessen Name sich mit der wachsenden Bedeutung der Pilgerströme allmählich in „Matthiaskloster“ änderte, wurde 1127 zügig an ihrer großen neuen Kirche weitergebaut, die noch heute den Kern der romanischen „St.-Matthias-Basilika“ in Trier bildet.
Das Auffinden der Matthias-Reliquien hatte für die damalige Zeit eine große Bedeutung; denn die Heiligenverehrung bildete einen Mittelpunkt des christlichen Lebens. Die Entdeckung des Apostelgrabes kam einer Sensation gleich und die Nachricht verbreitete sich schnell im ganzen deutschsprachigen Raum. Bald pilgerten aus allen Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation zahlreiche Gruppen betend zum vermeintlichen einzigen Apostelgrab auf deutschem Boden und nördlich der Alpen nach Trier.
Zwanzig Jahre nach Wiederauffindung des Matthias-Grabes kam auf Einladung des damaligen Erzbischofs in Trier, Albero oder Adalbero von Montreuil (1131 – 1152), der Papst selber mit seinem ganzen Gefolge für drei Monate nach Trier und weihte in dieser Zeit am 13. Januar 1148 die neue Kirche („Sankt-Matthias“, die vorher „Sankt-Eucharius-Kirche“ hieß) und in ihr den Hauptaltar sowie den Altar am Grab des hl. Apostels Matthias. Über Albero ist überliefert, dass er das religiös-kirchliche Leben und die Wallfahrten im Erzstift Trier besonders förderte.
Zum Gefolge des Papstes Eugen III. (1145 – 1153) nach Trier zählte auch der spätere hl. Bernhard von Clairvaux (* um 1090, † 20.08.1153), der große Klosterreformer, Klostergründer und Kreuzzugsprediger, der zusammen mit 16 Kardinälen sowie zahlreichen Bischöfen und Erzbischöfen an der „Kirchweih“ in Trier teilnahm. Diese Kirchenweihe und die Weihe eines Altars über dem Matthiasgrab waren damals ein weltbewegendes Ereignis.
Der Zisterzienserpapst Eugen III., ein Schüler und Freund von Bernhard von Clairvaux, musste aber bald nach seiner Wahl wegen politischer Wirren Rom verlassen. Er regte den 2. Kreuzzug (1147 – 1149) an, hielt mehrere wichtige Synoden ab (1148 in Trier) und förderte die Kirchenreform. 1152 konnte er nach Rom zurückkehren; 1153 einigte er sich im Konstanzer Vertrag mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa („Rotbart“), König seit 1152, Kaiser 1155 – 1190, über den beiderseitigen Rechts- und Besitzstand.
Im Auftrag des Papstes warb auch Bernhard von Clairvaux für den 2. Kreuzzug und gewann 1146 sowohl den französischen König Ludwig VII. (1137 – 1180) als auch den deutschen König Konrad III. (1138 – 1152) zur Teilnahme. Der Kriegszug ist jedoch sehr unglücklich und verlustreich verlaufen. Der Misserfolg des 2. Kreuzzuges traf Bernhard von Clairvaux schwer. Seine erneute Kreuzzugs-Initiative 1150 blieb erfolglos. Die immensen Verluste hatten in Europa zu einer Ernüchterung gegenüber der Kreuzzugs-Idee geführt.
Bernhard von Clairvaux weilte allerdings schon 1135 in Trier; denn aus Anlass des für den 17.03.1135 nach Bamberg einberufenen Reichstages traf er mit dem befreundeten Trierer Erzbischof Albero (aus gräflichem Geschlecht und auch französischsprachiger Landsmann) zusammen, um das Gelände in der Eifel für eine Klostergründung zu besichtigen, aber auch festzulegen.
Als Bernhard von Clairvaux und Erzbischof Albero auf der Höhe des Salmtales zwischen den Dörfern Großlittgen und Eisenschmitt ankamen, war Bernhard von Clairvaux vom weiträumigen Gelände der heutigen Zisterzienserabtei Himmerod derart begeistert, dass er ausrief: „Hic est vere Claustrum Beatae Mariae Virginis!“ – „Das ist wirklich ein Eiland für die allerseligste Jungfrau Maria!“ – Alle Klosterkirchen der Zisterzienser wurden zuallererst der Mutter Gottes geweiht!
Der jeweilige Abt des „Eifelklosters“ fungierte in dem 1258 gegründeten Nonnenkloster St. Katharina auf der „Linzerhöhe“ als Kollator (er besaß das Recht zur Verleihung eines Kirchenamtes) und übte bis 1789 auch die Visitation und Gerichtsbarkeit aus. Danach bis zur Klosteraufhebung 1803 (Säkularisation) war wieder Trier zuständig. Bis 1788 oblag es somit auch den Mönchen aus der Zisterzienserabtei bzw. dem „Eifelkloster“ Himmerod sowohl den Seelsorgedienst für die Bauernsiedlungen um das Zisterzienserinnenkloster St. Katharina bis Vettelschoß auszuüben als auch den Nonnen die Beichte abzuhören.
Seit Einweihung von „Sankt-Matthias“ in Trier ist der Strom der Pilger und Wallfahrer zum Apostelgrab nie mehr völlig abgerissen, wurde wohl in Zeiten von kriegerischen Auseinandersetzungen – wie dem Dreißigjährigen Krieg oder der Französischen Revolution zu einem kleinen Rinnsal, das aber wieder anschwoll, sobald ungehinderte „Betfahrten“ möglich waren. Die Teilnehmer schlossen sich nach ihrer Heimkehr von Trier zu „Matthias-Bruderschaften“ zusammen, die meist engen Kontakt zu den Mönchen am Apostelgrab hielten.
Die historische Forschung bestreitet das Vorhandensein von Matthias-Reliquien in Trier. Das änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass die „Sankt-Matthias-Basilika“ das Zentrum der Verehrung des Apostels Matthias wurde und blieb!
„Sankt-Matthias“ gilt als die Grabkirche mit den Sarkophagen der Gründer-Bischöfe der Trierer Diözese (Eucharius und Valerius) (seit 2007 befindet sich auch der Sarkophag mit den verehrten sterblichen Überresten des Apostels Matthias in der Krypta), Mönchskirche einer Benediktinerabtei, Wallfahrtskirche des Apostels Matthias und seit 1802 Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrei in Trier. Eine bischöfliche Kirche bestand in Trier schon um 180. Die historisch bezeugten Bischöfe lassen sich aber erst seit der Mitte des 3. Jh. nachweisen.
„Am 10.12.2007 wurde das von Bruder Valerius neu geschaffene hölzerne Behältnis für die Apostelreliquien – anlässlich des Euchariusfestes – von Bischof Reinhard Marx (inzwischen Kardinal und Erzbischof von München und Freising) in die neue Matthiasmemoria in der Krypta in den frühchristlichen Steinsarg eingesetzt.“
Aus kleinen Anfängen der mittelalterlichen Pilger- bzw. Wallfahrtstradition wuchs nach und nach eine weit verzweigte Bewegung zusammen. Es entstanden Bruderschaften, in denen sich Gläubige zu festen Gemeinschaften („Sankt-Matthias-Bruderschaften“) zusammenfanden.
Die „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“, die erstmals am 16.05.1722 eine neuntägige Wallfahrt zu Fuß (hin- und zurück) von der St.-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen zum Apostelgrab nach Trier durchführte, ist heute noch so aktiv wie damals. Es sind Bürgerinnen und Bürger aus den Verbandsgemeinden Asbach und Linz, die sich in unserer Zeit der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zugehörig fühlen.
Über die alte Windhagener Pfarrkirche in jener Zeit von anno dazumal ist uns nur überliefert: „Sie war klein und mit Stroh gedeckt.“ Mit dem Bau der heutigen Kirche wurde 1869 begonnen und 1872 fertiggestellt. „Ein Erdbeben ließ am 14.04.1871 den beibehaltenen Westturm einstürzen. Der Anbau des neuen Kirchturms erfolgte erst 1908.“
Zu den Initiatoren dieser legendären Wallfahrt im ehemaligen kurkölnischen Amt Altenwied, zu dem die Pfarreien Asbach, Neustadt, Windhagen und ab 1835 die Pfarrei Buchholz zählten, gehörte auch Johann Anton Kurtenbach († in Vettelschoß, beerdigt am 18.04.1720 in Neustadt), der Altwiedische Gerichts-, Land- und Sendschöffe der Pfarrei Neustadt, auf den auch der ehemalige „Schmitzhoff“ in Vettelschoß zurückgeht, in dem sich seit 2009 das ausladende und sehenswerte Dorfmuseum befindet.
Aus dem „Wenterkeschpel“ („Kirspel“ bzw. Kirchspiel Windhagen) sind uns die „Landgerichtsscheffen“ des Amtes Altenwied namens Kirschbaum (vermutlich) aus Niederwindhagen, Johann Philipp Heuser aus Hohn und Johann Wilhelm Hallerbach aus Hallerbach überliefert, die die „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ seinerzeit mit aus der Taufe hoben und sich erstmals am Samstag (16.05.1722) nach Christi Himmelfahrt von der St.-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung zum Apostelgrab nach Trier auf den langen und beschwerlichen Weg machten. Die Fuß-Wallfahrer der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ schlossen sich seinerzeit am Rhein den Prozessionen aus Linz und Erpel an.
Doch Johann Anton Kurtenbach aus Vettelschoß hatte zwischenzeitlich das Zeitliche gesegnet!
„Curtenbach/Kurtenbach“ als Familienname lässt sich nach dem spätlateinischen „curtis“ = Hof oder „cortile/cortilis“ = kleiner Hof als „Hof am Bach“ deuten. In Vettelschoß gehören die „Kurtenbachs“ zu den Alteingesessenen – vielleicht zu der ältesten Sippe; denn der Vater-, Nach- oder Zuname Kurtenbach ist bereits seit 1618 in Vettelschoß nachweisbar.
Als altbekannte Namen in der Gemeinde Vettelschoß sind uns Curtenbach/Kurtenbach von 1618/1650; Plaag/Plag von 1684/1698; Mohr von 1688; Evens/Ewens und Sahl/Saal von 1698 überliefert.
Plaag/Plag ist ein Herkunftsname. Die Vorfahren stammen aus Ober- oder Hinterplag (Hunschaft Schöneberg im Kirchspiel Asbach). Der Familienname Sahl/Saal kann verschiedener Herkunft sein. Man könnte die Bewohner „als die Saals“ aus einem Wohngebäude so benannt haben, das nur aus einem großen Raum (Halle) bestand. Doch plausibel scheint, dass der Familienname „Sahl/Saal“ von „Salland“ – Land, das einst zu einem Salhof = Herrenhof oder zu einer Kirche gehörte – abgeleitet wurde. Der Name Mohr kann entstanden sein, weil ihn eine auffällige dunkle Haut- oder Haarfarbe prägte oder, weil seine Vorfahren ausgemusterte römische Söldner oder von den Kreuzzügen nach hier mitgebrachte Unfreie der Rennenberger waren!!
Mit Evens/Ewens ist der Haferbauer/ Haferanbauer (Even = Hafer, lateinisch avena) gemeint gewesen. Die Schreibweise des Namens mit „z“ beruht auf einen fonetischen Übertragungsfehler. Er basiert aus dem Taufeintrag von Mathias „Ewenz“ (der langjährige Küster in Vettelschoß, geboren in Vettelschoß, getauft am 08.12.1859 in Neustadt, gestorben 21.06.1947 in Vettelschoß), den der damalige Pfarrverwalter Nikolaus Schild (1856 – 1868) in Neustadt anstelle mit „s“ irrtümlich mit „z“ im Taufregister der Pfarrei Neustadt vermerkte. Der Name „Ewenz“ fand so später in den Personenstandsbüchern und Urkunden des Standesamtes Neustadt seinen Niederschlag.
Bei der Namengebung um 1600 für die Hon- oder Hunschafts- bzw. Pfarreiangehörigen müssen offensichtlich die Geistlichen des Kirchspiels Neustadt (wozu Vettelschoß gehörte), die vorwiegend aus dem Zisterzienserkloster Heisterbach an die Wied entsandt wurden und der Amtssprache des Römischen Reiches und der Kirche mächtig waren, wesentlich beteiligt gewesen sein.
Andere benachbarte Regionen oder Pfarreien hielten die „Pilgerreisen“ zum Grab des hl. Matthias in Trier schon seit 1624 und womöglich noch länger lebendig. Interessant ist das „Pilgergebetbuch von 1727“ aus Siegburg mit dem Titel: „Richtiger Wegzeiger für die Reyß zu Land von Siegburg auff Trier“.
In Trier residierte 1722 der Fürstbischof von Breslau (1683), Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg (1716 – 1729), der gleichzeitig Kurfürst und Erzbischof von Trier war. Er stieg in das Kurfürstenkollegium auf, als er am 26.02.1716 Trierer Erzbischof und Kurfürst wurde. Am 03.03.1729 verzichtete er auf Trier, um Kurfürst und Erzbischof von Mainz zu werden. Damit bekleidete er als Reichserzkanzler das zweithöchste Amt im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Zudem wurde er als Erzbischof von Mainz der Metropolit der deutschen Bischöfe.
Der Kurfürst und Erzbischof in Köln hieß 1722 Joseph Clemens Kajetan von Bayern (1688 – 1723). Seine von Kaiser und Papst gegen die Interessen von Ludwig XIV. durchgesetzte Wahl zum Kölner Erzbischof war einer der Auslöser für den Pfälzer Erbfolgekrieg. Später wechselte er die Fronten und ging ein Bündnis mit Frankreich ein. Über ihn wurde während des Spanischen Erbfolgekrieges die Reichsacht verhängt und er musste ins Exil nach Frankreich fliehen.
Bei der Gründung der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ und der Wallfahrt nach Trier dürfte nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“ angesagt gewesen sein; denn von den Gründer-Pfarreien zählte nur die Pfarrei Neustadt kirchlich zum Erzbistum Trier. Das Kirchspiel Neustadt gehörte zwar seit 1250 bis nach der Säkularisation politisch zu Köln, aber für das Seelenheil fühlte sich Trier zuständig. Und Kurtrier und Kurköln waren sich eben wegen ihres Einflusses im Westerwald nicht immer „grün“.
Von 1783 bis 1786 galten die Wallfahrten zum Apostelgrab nach Trier aufgrund von Anordnungen der Kölner Erzbischöfe und Kurfürsten Maximilian Friedrich, Reichsgraf von Königsegg-Rothenfels (1761 – 1784) und Maximilian Franz von Österreich (1784 – 1801) als verboten.
Einvernehmlich mit der katholischen Aufklärung wurde von Reichsgraf von Königsegg-Rothenfels 1769 der Aufwand der kirchlichen Prozessionen und Feiertage in Kurköln beschränkt. Er förderte das Bildungswesen und mit einer Verordnung versuchte er 1782 den überhöhten Abgaben von Bauern und Köttern an die Grundherren entgegenzuwirken.
Die Kötter waren ab dem 14. Jh. die Dorfbewohner, die einen Kotten bzw. eine Kate besaßen. Sie waren meist am Dorfrand angesiedelt oder von alten Höfen abgeteilt. Da der Ertrag häufig nicht für den Lebensunterhalt ausreichte, verrichteten die Kötter meist zusätzlich handwerkliche Arbeiten oder arbeiteten als Tagelöhner auf Bauern- oder Herren-Höfen.
Der letzte Kölner Kurfürst Maximilian Franz von Österreich war sehr stark von den Ideen der Aufklärung geprägt. Er verbesserte das Schulwesen, indem er Normalschulen einrichtete, Lehrer ausbilden ließ und die Schulpflicht durchzusetzen versuchte.
Auch in den Französischen Revolutions- bzw. Koalitionskriegen, die nur durch kurze Friedenszeiten von 1792 – 1815 zwischen Frankreich und den Monarchien Europas (bis 1802 auch Französische Revolutionskriege genannt) – insbesondere von 1792 bis 1798, mussten die Wallfahrten nach Trier ausgesetzt werden.
Trotz alledem soll es sogar vereinzelt Pilger und ehemalige Wallfahrer nicht nur aus der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ gegeben haben, die sich auf eigene Faust auf den Weg nach Trier machten, um die „Matthias-Kerze“ zu opfern.
Nach der Säkularisation und Auflösung der Klöster (1802/1803) und des kurkölnischen Amtes Altenwied führten die Pfarreien Asbach, Buchholz, Neustadt und Windhagen sowohl die „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ als auch die Wallfahrten zum Apostelgrab in Trier nach Altväter-Sitte weiter.
Auch in der Zeit des „Kulturkampfes“ sollen die Wallfahrten nach Trier unterblieben sein. Als Kulturkampf wird in Deutschland traditionell der Konflikt zwischen dem Königreich Preußen bzw. später dem Deutschen Kaiserreich unter Reichskanzler Otto von Bismarck und der katholischen Kirche unter Papst Pius IX. (1846 – 1878) bezeichnet. Diese Auseinandersetzungen eskalierten ab 1871 und wurden 1878 beendet, jedoch erst 1887 diplomatisch beigelegt.
Beim Kulturkampf ging es sachlich um die Durchsetzung einer liberalen Politik, die eine Trennung von Kirche und Staat vorsah und sich dementsprechend zum Beispiel für die Einführung der Zivilehe einsetzte.
1916 zeigte Trier unter Bischof Dr. Michael Felix Korum (1881 – 1921) an den Prozessionen und Wallfahrten zum Apostelgrab kein Interesse mehr.
Nach 1916/1917 war die altherkömmliche Wallfahrt der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zum seit 1309/1428/1460 überlieferten Marienwallfahrtsort (des ehemaligen Franziskanerklosters bis 1974) Marienthal („Mergendaell“) – ein Ortsteil von Seelbach im Landkreis Altenkirchen – ausgewichen. 2008 haben Priester des Erzbistums Köln die Wallfahrt-Seelsorge in Marienthal übernommen.
Erst die 800-Jahrfeier der Wiederauffindung der Gebeine des Apostels Matthias im Jahr 1927 führte zum Anlass, die Wallfahrten nach Trier wieder aufleben zu lassen, jedoch nicht mehr zu Fuß, sondern man fuhr mit der Eisenbahn von Neustadt aus (auf der am 30.09.1912 eröffneten und am 01.10.1912 in Betrieb genommenen Westerwaldstrecke von Linz – Flammersfeld) nach Trier.
Die Benediktinerabtei „St. Matthias“ in Trier wurde 1922 neu belebt. Doch 1941 hoben die Nationalsozialisten den Konvent wieder auf und die Mönche gingen nach Maria Laach. Alle Wallfahrten und Pilgerreisen waren in der Nazizeit verboten.
Erst wieder 1948 konnte die erste Nachkriegs-Wallfahrt der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ nach Trier durchgeführt werden. Man „reiste“ bzw. pilgerte zunächst auf LKWs, später mit Bussen nach Trier.
Trier beansprucht mit der Stadt Worms den Titel die älteste Stadt Deutschlands zu sein. Das Bistum Trier gilt als das älteste nördlich der Alpen. Der hl. Petrus als Stadtpatron von Trier ist schon seit dem 12. Jh. in den Siegeln der Stadt nachweisbar.
1945 war es zu Konflikten wegen der nun vom Orden „St. Matthias“ unabhängigen Pfarrei St. Matthias in Trier gekommen. Dem empfohlenen Bezug der Abtei im saarländischen Tholey kamen einige Mönche nach, andere widersetzten sich. So teilte sich schließlich die Klostergemeinschaft. Die in „St. Matthias“ verbliebenen Brüder wurden kongregationsfrei, was lange Jahre so bleiben sollte. Seit 1981 gehören sie der „Kongregation von der Verkündung der seligen Jungfrau Maria“ an.
„St. Matthias“ in Trier ist seit 1991 mit dem 1972 wieder begründeten Priorat Kloster „Huysburg“ (Sachsen-Anhalt) verbunden. 2004 schlossen sich die beiden Konvente zu einer Gemeinschaft zusammen, die sich der Pfarrseelsorge widmet. Weitere Aufgaben sind die Krankenhausseelsorge und die Wallfahrt-Pastoraltheologie. Einzelne Brüder gehen weltlichen Arbeitsverhältnissen nach, etwa als Richter, Stadtplaner oder Lehrer. Momentan gehören dem Konvent 26 Mönche an, 17 davon leben in Trier und 9 auf der „Huysburg“ („Hüsburg“).
Die „Huysburg“ – ein Benediktinerkloster aus dem Huy bei Halberstadt – gehört zu den wenigen katholischen Klöstern der dortigen Gegend. Sie liegt an der Straße der Romanik zwischen den Stationen Halberstadt und Osterwieck.
Um 780 war die „Huysburg“ eine Militärstation der fränkischen Herrscher zur Sicherung der Grenze gegen die Slawen. 997 verliert sie ihre strategische Bedeutung und fällt durch eine Schenkung von Kaiser Otto III. (König von 983 – 1002, Kaiser seit 996) an das Bistum Halberstadt bzw. an Bischof Arnold von Halberstadt. Bischof Burchard I. baute daraufhin eine kleine Kirche zu Ehren der „Mutter Gottes auf den Huy“. Das Benediktinerkloster wurde am 24.12.1080 gegründet.
Die Abteikirche aus dem Jahr 1121 ist eines der bedeutendsten romanischen Bauwerke. Sie wurde im reinen Stil der romanischen Basilika erbaut. Die spätgotischen Westtürme stammen aus dem Jahr 1487. Die Innenausstattung der Kirche stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Im Zuge des Zerfalls des Römischen Reiches Deutscher Nation (Säkularisation) wurden alle katholischen Klöster aufgelöst. Die Abteikirche von „Huysburg“ erklärte man 1804 zur Pfarrkirche, damit sie der Abrissbirne entging.
Nach dem Zweiten Weltkrieg richtete die katholische Kirche in den Mauern der Huysburg ein Priesterseminar ein. Mit Unterstützung der polnischen Benediktinerabtei Tynic bei Krakau wurde im Pfarrhaus 1972 eine benediktinische Gemeinschaft gegründet. So entstand das einzige Benediktinerkloster in der DDR. Nach dem Zusammenbruch der DDR wurden die Benediktiner mit der Betreuung der Huysburg beauftragt, um ein kirchliches Zentrum des Bistums Magdeburg zu schaffen.
Im Jahr 1978 kam man in der „Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied“, aber auch in anderen St.-Matthias-Bruderschaften überein, die Wallfahrten zum Apostelgrab in Trier wieder nach der alten Gepflogenheit „per pedes“ (apostolorum) zu Fuß (wie die Aposteln) durchzuführen, allerdings nur eine Strecke. Nachhause geht es mit Bussen oder öffentlichen Verkehrsmitteln!
Die Motive der Fuß-Wallfahrten nach Trier in früheren Jahren sind wahrscheinlich verzweifelte Bittgänge zur Abwendung der Pest gewesen. Denn die Apokalyptischen Reiter mit Krieg, Hunger, Pest und Tod hatten auch unser Gefilde und Vettelschoß nicht verschont. Im Juli und August 1715 wurde Vettelschoß von der Pest heimgesucht, von Februar bis Mai 1716 die gesamte Umgebung. Die Pest-Karren waren die finsteren Symbole dieser Zeit, als der „schwarze Tod“ ganze Ortschaften und Landstriche entvölkerte, um die man weinte wie um seine Verwandten.
Viele Kreuze, Bildstöcke und Kapellen gehen auf Gelübde aus der Pestzeit zurück. So auch die vermutete anfängliche „Pestkapelle“ bzw. die frühere St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß.
„Vor dem Ostende des Dachfirstes (der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß von vor 1550, die jedoch nach den schweren Kriegsschäden 1945/1946 abgerissen wurde) stehen ein vierseitiger ‚Dachreiter‘ und eine Blechscheibe mit den Umrissen einer menschlichen Gestalt, die ‚Pestmann‘ genannt wird.“
Dieser „Pestmann“ an der „Vellschosser Mechelskapell“ – über den nichts weiter überliefert ist, aber im gesamten Umkreis als solcher bekannt war – galt als Mahnmal an die Pestzeit. Es sollte an die vielen Toten erinnern, die der „Geißel der Menschheit“ zum Opfer gefallen waren.
Aber auch das einst in der Gemarkung „Am Heiljestock“ in Vettelschoß errichtete „Hunschaftskreuz“ von 1760 könnte mit der überstandenen Pestzeit im Zusammenhang stehen. Es hatte ursprünglich seinen Platz vor dem alten Friedhof in Vettelschoß. Nach Eröffnung des Friedhofs 1865/1866 wurde es auf den Friedhof verlegt, wo es seinerzeit den Mittelpunkt – eingerahmt von vier Kiefern – bildete.
Das „Hunschaftskreuz“ trug im Sockel die Inschrift
„AO 1760 -DIE HALBE HVNSCHAF FEDDELSCHOS
HAT DIESES CREUZ LASSEN MACHEN“
In einer Muschel-Nische stand St. Michael schwertschwingend auf dem Satan. Diese Darstellung, die als Sieg im Kampf gegen das Böse zu deuten ist, könnte durchaus an die Pest von 1715/1716 in Vettelschoß erinnern. Das Kreuz selbst mit dem Korpus war mit der Jahreszahl 1850 datiert.
Die Jahreszahl 1850 ist vielleicht nach den Missernten und Hungersnöten (1817 und 1845 – 1848) und der Renovierung/Restauration angebracht worden, um an diese schreckliche Zeit zu erinnern.
Sowohl das erste Kriegerdenkmal in Vettelschoß von 1928 gegenüber des Einganges der ersten Kirche „Heilige Familie“ als auch das „Hunschaftskreuz“ auf dem Friedhof waren in der letzten Phase des „Beschusses“ (1945) schwer beschädigt worden.
Wahrscheinlich 1982 setzte man dem christlichen Monument von 1760 den oberen Teil des erhalten gebliebenen Kriegerdenkmals auf, das nach der eingemeißelten Pieta nunmehr die Beschriftung trägt:
„1914/1918
IHREN IM
WELTKRIEG
GEFALLENEN
HELDEN-SÖHNEN
DIE
DANKBARE
HEIMAT“
Es sind derzeit 160 Pilgergruppen, die jedes Jahr zweimal von der eigens gegründeten „Erzbruderschaft des hl. Matthias“ in Trier betreut werden. Sie gliedern sich in fünf Bezirke: Eifel, Rur (Nebenfluss der Maas), Mittelrhein (wozu sich auch die „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zählt), Niederrhein und Schwalm-Niers. Man unterscheidet hier auch zwischen Bruderschaften und Pilgergruppen. Die ersteren bilden sich durch persönliche Mitgliedschaft, während die Pilgergruppen eine losere Verbindung von Pilgern um eine Kerngruppe darstellen.
Die Kosten der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ werden nach wie vor durch das altüberlieferte „Trierer Kerzenopfer“ – einer Haussammlung – gedeckt. Von diesen Spenden wird eine 10-pfündige Kerze beschafft, die am Apostelgrab in Trier angezündet und dort belassen wird.
Wegen der anfänglichen starken Nachfrage, um an der Fuß-Wallfahrt nach Trier teilzunehmen, führte man 1989 zusätzlich zur Frühjahrs-Wallfahrt eine Herbst-Wallfahrt ein. Die diesjährige Herbst-Fuß-Wallfahrt der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zum Apostelgrab nach Trier findet vom 04. bis 07. Oktober 2012 statt. Es wird mit einer zahlenmäßig starken Gruppe von Frauen und Männern sowie Jugendlichen gerechnet. Begleitet werden die jeweiligen Gruppen sowohl im Frühjahr als auch im Herbst von einem „Küchenwagen“ bzw. einer so genannten „Gulaschkanone“, sodass auch tagsüber für das leibliche Wohl gesorgt ist.
Die erste Pilgerzeit im Jahr 2012 begann am 12. Mai und geht am 12. Juni zu Ende. Vom 06. bis 14. Oktober gibt es die zweite Pilgerzeit. Für interessierte Wallfahrer, die an der Herbst-Fuß-Wallfahrt der „St.-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ zum Apostelgrab in Trier teilnehmen möchten, nehmen Christiane Keil, Tel. 02224/80969 (achim.chris.keil@t-online.de) und Monika Prangenberg, Tel.02683/31758 (monika@prangenberg.it) die Anmeldung gerne entgegen.
Inzwischen ist es für die „Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied“ üblich geworden, immer am Samstag nach Pfingsten eine „Bus-Wallfahrt“ bzw. Betfahrt zum Apostelgrab in der „St.-Matthias-Basilika“ in Trier zu organisieren und durchzuführen. Viele ältere oder ehemalige Fuß-Wallfahrer, aber auch andere Interessenten nehmen dieses Angebot gerne an und freuen sich auf die Tages-Pilger-Reise an die Mosel.
Wallfahrten sind schon von den antiken Griechen und Römern bekannt, die aus religiösen Gründen ferne Tempel bereisten. Auch die Germanen veranstalteten „Waldfahrten“ zu heiligen Hainen. Bei anderen Religionen sind Wallfahrten ebenso bekannt und lebendig.
Eine Wallfahrt war und ist immer auch ein soziales Ereignis, sie führt zu Begegnungen und Austausch zwischen Gläubigen, die sich sonst vielleicht nie getroffen hätten. Sie dient und diente immer der Finanzierung von religiösen Stätten oder Orten und Institutionen der religiösen Tradition.
Durch Übernahme der Kultur der jüdischen Reisen nach Jerusalem zu Zeiten der Pilgerfeste und in deren Abwanderung reisten auch Christen seit dem frühen Mittelalter zu heiligen Stätten. Seitdem im 4. Jh. sich die Kunde verbreitete, Kaiserin Helena habe in Jerusalem die Kreuz-Reliquien aufgefunden, mehrten sich die Wallfahrten nach Jerusalem.
Die früheste schriftlich dokumentierte Reise eines christlichen Pilgers ins Heilige Land führte im Jahre 333 über den Landweg von Bordeaux (Frankreich) nach Jerusalem.
Eine ähnlich große Bedeutung erlangte sehr bald Rom mit den Grabstätten der Apostel Petrus und Paulus. Später trat das spanische Santiago de Compostela mit dem Grab des Apostels Jakobus (einer der vier „Brüder“ Jesu von Nazareth) hinzu. Auch die Teilnehmer der unseligen Kreuzzüge fühlten sich als Wallfahrer, allerdings hatten diese „Wallfahrten“ bzw. Kriegszüge mehr eine politisch-strategische Bedeutung.
Christliche Wallfahrten dienen beispielsweise dazu, um einen Sündenablass zu erhalten, eine religiöse Läuterung zu erfahren, geheilt zu werden oder in besonderen Anliegen zu beten.
Die Pilger in früheren Zeiten hatten eine spezielle Tracht: Langer Mantel, breitkrempiger Hut, Pilger-Tasche, Trinkflasche und Pilgerstab.
Als sich die Christen aus dem Heiligen Land zurückziehen mussten und die dortigen Pilgerstätten für Jahrhunderte nur schwer erreichbar waren, traten im christlichen Westen Reliquien und Gräber von Heiligen in leicht erreichbarer Nähe der Gläubigen stärker in den Vordergrund.
Zusammen mit anderen Reformatoren wie Zwingli und Calvin wandte sich auch Martin Luther „gegen das überhandnehmende mit Aberglauben und Ablasshandel verbundene Pilgerwesen seiner Zeit“. Nachdem Norwegen den Protestantismus angenommen hatte, wurde dort das Pilgern 1537 sogar unter Todesstrafe gestellt.
„Wer viel wallfahrtet, wird selten heilig!“
Der Augustinerchorherr, Mystiker, Seelsorger, Erzieher und geistliche Schriftsteller Thomas a Kempis (Thomas Hemerken von Kempen, * 1379/1380 in Kempen, † 1471 im Kloster Agnetenberg) schreibt im „Das Buch von der ‚Nachfolgung Christi‘, verfasset von Thomas von Kempis, und neu übersetzet und mit einer Einleitung und kurzen Anmerkungen für nachdenkende Christen herausgegeben von Johann Michael Sailer – Fünfte, durchaus verbesserte Ausgabe. Mit dem Porträte des Verfassers. München, 1818.“ – Unter „Drey und zwanzigstes Hauptstück. Sterblicher, denk' ans Sterben!“ steht folgendes: „... In gesunden Tagen kannst du viel Gutes thun; was du aber in kranken Tagen ausrichten werdest, davon habe ich keinen Begriff. Krankseyn macht wenig Menschen besser – viel Wallfahrten selten heilig.“ – Anmerkung: „... Eigentlich kann auch das Wallfahrten niemand heiligen.“
Bildtexte:
1.Die „Sankt-Matthias-Basilika“ in Trier.
2.Trier und „Sankt-Matthias“.
3.Der Tod des Bernhard von Clairvaux.
4.Am 09.06.1802 erließ die französische Regierung das Säkularisationsgesetz für die 4 rheinischen Departements. Das Zisterzienserkloster Himmerod von 1138 wurde aufgehoben und der Abt und die Mönche mussten am 26.07.1802 die Klosteranlage verlassen. Der Abbruch mit der herrlichen Barockkirche nahm seinen Lauf und nur Ruinen klagten an. 1919 begann die Wiederbesiedlung. Die offizielle Wiedereröffnung des Klosters erfolgte am 15.10.1922. Seit 10.08.1925/16.08.1925 ist Hiimmerod wieder Zisterzienserabtei und der Wiederaufbau des Klosters wurde intensiviert. Mit dem Wiederaufbau der Abteikirche begann man 1952. Die Kirchweihe konnte am 15.10.1960 gefeiert werden.
5.Notgeld der Stadt Trier.
6.Die St.-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen.
7.Der „Schmitzhoff“ in Vettelschoß.
8.Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche St. Margaretha oder St. Margarita in Neustadt war im April 1869 begonnen worden. Wegen des „Kulturkampfes“ unterblieb die „feierliche Konsekrierung, sondern das Gotteshaus wurde zunächst nur eingesegnet (Juli 1873)“. – Der Bau des „Pastoratshauses“ in der „weyeraw“ erfolgte unter Pfarrer Johann Enzweiler (1889 – 1893) und war 1891 fertiggestellt. „Ringsumgeben von dem Fischweiher, der später zugeschüttet wurde, machte es durch seine Lage den Eindruck einer Wasserburg, zu der von der Seite des heutigen Vereinshauses ‚Koburg‘ her der Zugang nur über einer – nachts immer hochgezogenen Zugbrücke – möglich war.“ – Der seinerzeitige (1912) Kaplan in Neustadt, J. Ferres, schrieb seinem Freund, Subdiakon Johann („Joh“) Weilerbach, seinerzeit im Priester-Seminar in Trier: „Allerdings wünsche ich Dir eine bessere Stelle, wie ich sie gefunden. ... Aber es ist schön, wenn auch beschwerlich in Neustadt. Ist das kein herrlicher Landsitz, das Pfarrhaus?“
9.Die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß um 1929.
10.Das „Hunschaftskreuz“ von 1760/1850 mit dem aufgesetzten oberen Teil des Kriegerdenkmals von 1928 als das Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürger der Kirchengemeinde Vettelschoß.
Bildnachweis:
1.Internet.
2.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 06.07.1933 in Wauern (Bezirk Trier).
3.Aus der „Concordancia Caritatis“ (1351 – 1358).
4.Aus „Himmerod-Geschichte und Sendung“ (1991) von Abt Dr. Ambrosius Schneider.
5.H.H. Mohr, Bad Tölz.
6.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 14.08.1935 in Asbach (Land).
7.Matthias Ewenz, Linz.
8.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 31.12.1912 in Neustadt (Wied).
9.Aus 700 Jahre Neustadt-Wied (1229 – 1929).
10.H.H. Mohr, Bad Tölz.