Jeder Kriegsgefangene in der UdSSR hatte eine
„УЧЕТНОЕ ДЕЛО“ (Registrierakte)
So auch der Kriegsgefangene „ГЄКЄН ЭНГЄЛБЄРТ“
(Hecken Engelbert) aus Vettelschoß
Wider das Vergessen – Die Schlacht um Stalingrad
Von H.H. Mohr
Versöhnung über den Gräbern – Arbeit für den Frieden
Die Deutsche Dienststelle (ehemalige Wehrmachtauskunftstelle, WASt) in Berlin ist für die Erfassung und Personenstandsführung aller deutschen Soldaten des Zweiten Weltkrieges zuständig. Dort sind unter anderem rund 1.900.000 namentliche Grab- bzw. Todesmeldungen über im Zweiten Weltkrieg auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) gefallene oder verstorbene deutsche Soldaten erfasst.
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. in Kassel widmet sich der Aufgabe, die Gräber der deutschen Kriegstoten im Ausland zu erfassen, zu erhalten und zu pflegen. Er betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge, berät öffentliche und private Stellen, unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge und fördert die Begegnung junger Menschen an den Ruhestätten der Toten.
Mit den Beiträgen von um die 1.300.000 Mitgliedern und Spendern finanziert der Volksbund annähernd 90 Prozent seiner Arbeit.
Nach den politischen Veränderungen in der ehemaligen Sowjetunion ergaben sich erstmals Arbeitsmöglichkeiten für die deutsche Kriegsgräberfürsorge. So wurde in dem am 13.09.1990 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken geschlossenen „Vertrag der guten Nachbarschaft, Partnerschaft und Zusammenarbeit ...“ in Artikel 18 erstmals auf zwischenstaatlicher Ebene die Kriegsgräberfrage angesprochen. Hiernach gewährleisten die Regierungen der Republiken den Zugang zu deutschen Gräbern auf ihrem Gebiet, ihre Erhaltung und Pflege.
Das erste Kriegsgräberabkommen mit einem osteuropäischen Staat wurde im Rahmen eines Staatsbesuches von Bundeskanzler Helmut Kohl am 14.12.1992 in Moskau mit der Russischen Föderation unterzeichnet. Als Vertragspartner des Volksbundes wurde von russischer Seite der Verband für „Internationale Zusammenarbeit bei der Pflege von Soldatengedenkstätten“ (Wojennyje Memorialy) festgelegt.
Vom Volksbund werden die Listen mit den Namen von deutschen Kriegsgefangenen mit dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in München und mit der Deutschen Dienststelle in Berlin ausgetauscht. Auch aus den ehemaligen sowjetischen Archiven erhalten diese Stellen seit 1990 Unterlagen über deutsche Kriegsgefangene. Doch ihre vollständige Erfassung und Auswertung dürfte sich noch einige Jahre hinziehen.
Welch schwierige Aufgabe sich dem Volksbund in den ehemaligen sowjetischen Republiken stellt, zeigt schon, dass sich die Gräber der etwa 2,2 Millionen im Zweiten Weltkrieg gefallenen oder verstorbenen deutschen Soldaten an um die 100.000 Stellen und Orten (Städten, Weilern, Dörfern) befinden. Insgesamt wurden 2.125 Standorte ermittelt, an denen sich einst deutsche Kriegsgefangene aufhielten. Daneben gab es eine bisher unbekannte Zahl an Sonderlagern.
Ziel des Volksbundes ist es nun, durch die Errichtung von zentralen Sammelfriedhöfen in den ehemaligen Hauptkampfgebieten den deutschen Kriegstoten eine endgültige und würdige Grablage und somit das dauernde Ruherecht im Sinne der Kriegsgräberabkommen zu geben.
Die Suche nach den oberirdisch meist nicht mehr erkennbaren Gräbern gestaltet sich für den Umbettungsdienst des Volksbundes sehr mühsam, da oft geeignete Unterlagen aus der Kriegszeit fehlen oder keine Zeitzeugen mehr zur Verfügung stehen.
Oftmals sind die deutschen Kriegsgräber geplündert, überbaut, dem Erdboden gleich gemacht worden oder sie sind nicht mehr auffindbar. Dennoch konnten seit 1993 bereits über 380.000 Gebeine geborgen werden.
Während der vergangenen Jahre konnte der Volksbund über 300 Friedhöfe des Zweiten Weltkrieges und 190 Anlagen aus dem Ersten Weltkrieg in Ost-, Mittel- und Südosteuropa wieder herrichten bzw. neu anlegen. Dazu zählen 48 zentrale Sammelfriedhöfe. Und 32 Anlagen sind noch im Bau oder werden gerade instand gesetzt.
Vom Volksbund wurde in Zusammenarbeit mit seinen Partnerorganisationen in der GUS bisher die Lage und der Zustand von ca. 1.000 Kriegsgefangenenfriedhöfen dokumentiert. Im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten sind seit 1992 etwa 200 Anlagen in schlichter Weise hergerichtet worden. Dazu gehört auch die Anlage südwestlich Uljanowsk an der Wolga, für die 1.547 Grablagemeldungen – davon 1.518 deutscher Nationalität – registriert sind.
Weitere Kriegsgefangenenfriedhöfe werden aufgrund fehlender Mittel zukünftig nicht mehr instand gesetzt. Der Volksbund baut deshalb zentrale Gedenkstätten für deutsche Kriegsgefangene. Dabei werden stellvertretend für die Verstorbenen einer Region auf noch existierenden Kriegsgefangenenfriedhöfen oder den Zubettungsfriedhöfen Gedenkplätze mit Hochkreuzen angelegt. Auf diesen Gräberstätten sollen auf Steinstelen die Lagerstandorte der Region dokumentiert werden. Die Anlage bei Uljanowsk wurde zu solch einer zentralen Gedenkstätte ausgebaut.
Die namentliche Nennung der Toten erfolgt im „Gesamtnamenbuch Russland“. Der Volksbund hat eine Dokumentation, die bereits 100 Bände umfasst, aller bekannten deutschen Kriegstoten und Vermissten Russlands erstellt. Diese Dokumentation, die derzeit 1.060.000 Namen enthält, ist noch nicht vollständig; sie wird aber in bestimmten Zeitabständen durch Ergänzungsbände erweitert. Die Bände werden im Ausstellungs- und Gedenkraum der vom Volksbund instand gesetzten Kirche „Maria Himmelfahrt“ in Sologubowska (etwa 70 km südöstlich von St. Petersburg – das ehemalige Leningrad) aufbewahrt. Die Kirche, die sich neben dem deutschen Soldaten- und Sammelfriedhof und dem Friedenspark befindet, wurde im Krieg als Lazarett genutzt.
Noch immer ist das Schicksal von weiteren 1,4 Millionen deutschen Militärpersonen ungeklärt, sie gelten als vermisst. Das Oberkommando der Roten Armee ließ am 09.05.1945 verlauten, dass 3.180.000 deutsche Kriegsgefangene in der Hand der Sowjetunion seien. Sie waren anfangs auf der Bekleidung mit „WP“ = „WOJENNOPLENNIJ“ oder mit „BM“ = „ВΟЄНΗОΠЛЄННЫЙ“ = „Kriegsgefangener“ gekennzeichnet.
Die Tragik eines Kriegsgefangenen aus Vettelschoß
Der in Vettelschoß wohnhaft gewesene Engelbert Hecken steckte erst acht Monate in deutscher Uniform, als er am 09.05.1945 im Umfeld von Danzig (Gdańsk) in Polen – wo der Zweite Weltkrieg mit dem unsäglichen Polenfeldzug (01.09.1939 bis 06.10.1939) begonnen hatte und letztendlich mit der Einnahme durch die Sowjets am 28.03.1945 endete – in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Bevor er zum Kriegsdienst einberufen wurde, war er in einer für die Maschinerie des Zweiten Weltkrieges so wichtigen Stahlproduktionsfirma tätig.
Nach der Gefangennahme begann für den einfachen Soldaten in einer Spezialeinheit und für seine Kameraden der gnadenlose Leidensweg und die Deportation in die Sowjetunion, obwohl seine Heimat so nahe war. Er wurde erst am 04.06.1945 im Kriegsgefangenenlager Nr. 215 in Uljanowsk (Wolga) registriert.
Seine Befragung war am 08.08.1945 abgeschlossen. „Hecken Engelbert“ quittierte seine Antworten mit der Unterschrift – wohl die letzte in seinem Leben – am Schluss des vierseitigen Fragebogens („ОПРОСНЫЙ ЛИСТ“).
Über die einmonatige Odyssee durch die zum Teil unwirtlichen Weiten Russlands und die schlimmen Ereignisse gibt es leider keine Hinweise. Er und seine Leidensgefährten nahmen alles – was sie erlebt und durchgemacht haben – mit ins Grab!
Engelbert Hecken ist schließlich am 26.01.1946 im Lazarett des Lagers Nr. 215 in Uljanowsk an Lungenentzündung und Herzschwäche gestorben. Noch am gleichen Tag wurde er auf dem „Lagerfriedhof“ bestattet, der sich etwa 3 km vom Kriegsgefangenenlager entfernt auf freiem Feld befand und provisorisch mit Stacheldraht eingezäunt war. Es existierten dort angeblich nur Massengräber. Die Scholle ist später (teilweise) wieder als Acker bestellt und genutzt worden.
Vom „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.“ in Kassel wurde bestätigt, dass sich die Grablage von Engelbert Hecken aus Vettelschoß definitiv in Uljanowsk (Lagerfriedhof, Quadrat 26, Grab 18) befindet.
Im Frühsommer des Jahres 1948 klopfte ein Unbekannter an der Haustür der Ehefrau und Tochter von Engelbert Hecken – die noch tagtäglich mit der Heimkehr des Ehemannes und Vaters gerechnet hatten – und erklärte einsilbig, dass er ein Kamerad von Engelbert Hecken sei und den Auftrag habe mitzuteilen, dass dieser „am 26. Januar 1946 im Lazarett in Uljanowsk an der Wolga an Lungenentzündung verstorben“ sei.
Engelbert Hecken habe ihn auf dem Sterbelager in Uljanowsk gebeten, nach Entlassung aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft seine Familie in Vettelschoß zu verständigen. Und er habe ihm versprechen müssen, das zu tun! – Nach diesem Satz verschwand der Unbekannte so unauffällig, wie er gekommen war.
Das Überbringen dieser traurigen Nachricht ist dem Fremden sichtbar schwergefallen. Dem Vernehmen nach wollte er sich auch nicht auf ein Gespräch einlassen, um vermutlich keine Angaben über die schrecklichen Erlebnisse in der Sowjetunion machen zu müssen. Der Name und die Adresse dieses Fremdlings blieben ungenannt.
Uljanowsk liegt im gleichnamigen Oblast im europäischen Russland. Die Stadt – die bis 1924 Simbirsk hieß – ist eine Großstadt mit heute weit über 600.000 Einwohnern. Sie erstreckt sich an beiden Seiten des Kuibyschewer Stausees der Wolga. Die Sommer in Uljanowsk sind am Tage sehr heiß mit kalten Nächten. Im Winter muss man mit bis zu 50 Grad minus rechnen.
Die Entfernung nach Moskau beträgt knapp 700 Kilometer in westlicher Richtung. Und die nächstgelegene Stadt ist Nowouljanowsk (Neu-Uljanowsk), die etwa 20 km südlich von Uljanowsk entfernt gelegen ist. Uljanowsk ist administrativ in vier Stadtbezirke (Rajons) unterteilt. Die beiden Wolga-Ufer sind mit einer gigantischen Brücke verbunden. Uljanowsk unterhält seit 1993 eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Krefeld (am linken Niederrhein im Regierungsbezirk Düsseldorf in Nordrhein-Westfalen).
Das Jahr 1648 gilt als das Gründungsjahr von Simbirsk (Uljanowsk). Seine Stadterhebung war 1796. Simbirsk ist uns als Handelsmetropole und als eine der reichsten Städte des Russischen Zarenreichs überliefert.
Zu Ehren des am 21.01.1924 in Gorki verstorbenen „Bolschewiki“ (Mehrheitler) und Revolutionsführers Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) erfolgte die Umbenennung von Simbirsk in Uljanowsk, weil Lenin in Simbirsk am 22.04.1870 das Licht der Welt erblickte.
Eines der am meisten geachteten Festivals in Uljanowsk ist nach wie vor der „Tag des Sieges über Hitler-Deutschland oder über den Hitler-Faschismus“ – im „Großen Vaterländischen Krieg“ – am 09. Mai 1945. An diesem Tag erinnert man sich an alle Uljanowsker Krieger, die auf dem Schlachtfeld geblieben sind, die die Schrecken der deutschen Okkupation überlebt und Autogramme an den Reichstags-Mauern in Berlin gelassen haben. Inzwischen werden die Feierlichkeiten schon einen Tag vorher eröffnet. Wie in vielen Städten Russlands, befindet sich auch in Uljanowsk ein Denkmal bzw. eine Gedenkstätte, die an die Schlacht um Stalingrad erinnert.
Das Kriegsgefangenenlager Nr. 215 in Uljanowsk war von 1944 bis April 1949 belegt, und zwar schon im September 1944 mit um die 2.500 Personen. Dort befanden sich auch Offiziere und Gefangene anderer Nationalitäten. Die medizinische Betreuung erfolgte durch ein Lazarett. Eine Registrierung der Toten gab es allerdings nicht von Anfang an.
Für die Unterkunft der Gefangenen standen nicht beheizbare Holzbaracken und eine Fabrikhalle zur Verfügung. Ihre Verpflegung war von Anfang an unzureichend. Die Kriegsgefangenen kamen für Aufbauarbeiten, in der Ziegelei, Autofabrik, Zementfabrik, Maschinenfabrik, im Steinbruch, Elektrowerk, in der Kolchose und bei Waldarbeiten zum Arbeitseinsatz.
Gestorben sind die Gefangenen meistens an Dystrophie (Ernährungsstörungen), großer Hitze, Ruhr, Malaria, Tbc, Herz- und Lungenkrankheiten sowie an völliger Erschöpfung.
Im Lager Nr. 215 in Uljanowsk konnten die Gefangenen angeblich schon ab Februar 1946 eine Postverbindung in ihre Heimatländer nutzen. Eine Bestätigung fehlt allerdings bisher.
Den Kriegsgefangenen waren alle mitgeführten Ausrüstungsgegenstände und Wertsachen während der „Hauptfilzung“ nach der Gefangennahme abgenommen worden. Selbst Fotos von Ehefrau, den Kindern und den Anverwandten daheim sowie deren Briefe wurden „vom Wind mit hinaus in die Weiten Russlands“ genommen.
Damit war die letzte Verbindung zur Heimat abgebrochen. Und für viele entstand dadurch eine kaum zu ertragene psychische Belastung.
Die russische Kriegsgefangenschaft bedeutete für den Großteil der deutschen Soldaten den Verlust der Menschenwürde und ein Dahinsiechen bis zum erlösenden Tod.
Wider das Vergessen
Nach dem Angriff von Hitler-Deutschland auf die Sowjetunion am 22.06.1941 und der Gegenoffensive der Roten Armee im Winter 1941 wurde von deutscher Seite für den Sommer 1942 eine neue Offensive – die Operation „Blau“ – geplant mit dem vorläufigen Ziel, die sowjetischen Ölfelder im Kaukasus einzunehmen. Die militärischen Planungen und Vorbereitungen (von Dezember 1940 bis Juni 1941) zum Feldzug gegen die UdSSR hatte Berlin insgeheim als das „Unternehmen Barbarossa“ deklariert.
Die Stadt Stalingrad (ehemals Zarizyn, ab 1925 Stalingrad, seit 1961 Wolgograd, eine Millionenstadt, die inzwischen auch mit Chemnitz und Köln adäquate Städtepartnerschaften unterhält und pflegt) stuften die Deutschen damals aufgrund ihrer industriellen und geografischen Lage und zum anderen wegen ihrer symbolischen Bedeutung als das herausragendste Ziel ein.
Die unerträgliche Hitze im Sommer 1942 zwang zur Marsch-Erleichterung. Sturmgepäck, Ausrüstungsgegenstände oder leichte Munition beförderten die Trosse und motorisierten Einheiten. Die Stahlhelme durften in der sengenden Hitze am Koppel getragen werden; denn diese Schatten-Temperaturen von um die 40 Grad waren bisher unbekannt und in der Operationsplanung nicht berücksichtigt worden. Der Regen ließ jedoch auf den unbefestigten Straßen sofort alles im Morast versinken.
Schon am Anfang der Kampfhandlungen und dem Marsch auf Stalingrad gerieten unzählige sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft, die zum Teil auch aus muslimischen Gebieten der Sowjetunion stammten. Doch der Versuch, sie mit dem Versprechen, ihre Heimatländer zu „befreien“ und als Kämpfer gegen die Rote Armee zu gewinnen, ist den Deutschen nur beschränkt gelungen. Wie es heute heißt, waren die Nazis für die Muslime einfach nicht glaubwürdig genug!
Die Sterberate der Rotarmisten in deutscher Kriegsgefangenschaft war enorm hoch, weil die Wehrmachtführung diese gigantischen Massen an „Russkis“ (wie die deutschen Landser ihre feindlichen Brüder nannten) nicht einkalkuliert hatte und schließlich auch nicht gewachsen war. Nur einige wenige aus der Ansammlung wurden ausgesondert und ins Reich zum „Arbeitseinsatz“ transportiert.
Den deutschen Wehrmachtsangehörigen war laut Befehl vom 17.07.1941 verboten, Soldaten der Roten Armee als Kameraden zu behandeln. Von den 5,7 Millionen kriegsgefangenen Rotarmisten kamen 3,3 Millionen in deutschen Kriegsgefangenenlagern um. Diese Verbrechen der Deutschen waren den Soldaten der Roten Armee bekannt und sie handelten auch entsprechend.
Viele der muslimischen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion sind später als politische Flüchtlinge in Westdeutschland geblieben und vor allem in die amerikanische Besatzungszone umgezogen, wo die CIA ihre Kontrolle übernahm.
Den größten physischen Belastungen im Russlandfeldzug waren die Soldaten der Infanterie mit ihren strapaziösen Märschen von teils über 50 km am Tage ausgesetzt. Ihre zehrenden Fußmärsche bei glühender Hitze, die immerwährenden direkten Feindkontakte mit zunächst vereinzelten Kampfhandlungen und die Unbilden der russischen Wetter-Extreme zehrten an der Substanz und führten schließlich zur höchsten Ausfallquote aller Waffengattungen im Russlandfeldzug.
Das wichtigste Bindeglied zwischen Front und Heimat war für alle Soldaten die Feldpost von den Angehörigen daheim. Doch viele Briefe und Päckchen erreichten in der Sowjetunion ihre Empfänger schon lange nicht mehr oder nur noch sporadisch. Für die Deutsche Wehrmacht war und wurde das Heranführen von Munition, Gerät und Lebensmitteln immer wichtiger.
Etwa 29.000 Pferde traten anfangs mit den Marsch nach Stalingrad an. Sie dienten als Protzen (Vorderwagen bzw. als Gespann vor den Geschützen), Planwagen oder in Reiter-Kompanien. Nach und nach wurden sie gegen Kamele und Ochsen sowie Panje-Pferde ausgetauscht, die für das Gebiet und Klima sowie für die langen Märsche unter extremen Temperaturen besser geeignet schienen. Vor allem waren es die Ochsen, die mit gewaltiger Kraft viel schwerere Lasten bewegen konnten als Pferde. Bei den eisigen Minus-Graden kamen letztlich nur noch die Panjepferde zum Einsatz. Sie waren der extremen Witterung und den Strapazen bestens gewachsen.
Nie hätte man es sich zu Beginn des anfangs „erfolgreichen“ Russlandfeldzuges ausmalen können, den treuen Freund und Begleiter aus der Heimat einmal im Kessel von Stalingrad verzehren zu müssen. Als von Tag zu Tag die Versorgungslage der im Kessel von Stalingrad eingeschlossenen 6. Armee immer angespannter und der Überlebenskampf misslicher wurde, mussten nach und nach alle Pferde geschlachtet werden. Schließlich wurden vor Hunger auch noch die Hufe ausgekocht, um Suppen herzustellen.
An der Wolga konnte man sich wegen der anhaltenden feindlichen Kampfhandlungen nicht einmal mehr um die deutschen Verwundeten kümmern. Die Verletzten wurden letztlich bevorzugtes Ziel sowjetischer Kettenfahrzeuge oder die Partisanen zertrümmerten den Wehrlosen mit dem Feldspaten oder dem Gewehrkolben den Schädel.
Auch eine Beerdigung der Gefallenen durch ihre deutschen Kameraden war nicht mehr möglich. Sie blieben da liegen, wo die feindliche Kugel sie tödlich getroffen hatte.
Bei um die 40 Grad minus war kein deutscher Kampfwagen mehr funktionsfähig. Er blieb eingefroren liegen. Die Motoren waren zerplatzt, die Schlösser der Paks verklemmt und nicht mehr funktionsfähig. Bald gab es auch kein Petroleum mehr, um die Maschinenpistolen der Infanteristen in Gang zu halten. So schwanden die Chancen, sich der von allen Seiten angreifenden Sowjets zu wehren.
Am 19./20.11.1942 durchbrachen die sowjetischen Armeeverbände in einem Großangriff – der Operation „Uranus“ – die deutschen Linien nördlich und südlich Stalingrads und schlossen die Stadt und die „Paulus-Armee“ vollständig ein. Und der Vorschlag des Oberbefehlshabers der 6. Armee (Friedrich Paulus), einen Ausbruch mit seiner nur noch teilweise intakten Armee aus dem Kessel zu versuchen, wurde von Hitler abgelehnt.
Die Versorgung der eingeschlossenen 6. Armee aus der Luft wurde zum Opfergang für die Luftwaffe. Etwa 550 Maschinen gingen zu Bruch bzw. ein Drittel der eingesetzten Flugzeuge blieben mit ihren Besatzungen auf der Strecke. Sie waren Opfer von Wetter, Flak und Jägern der Rotarmisten geworden.
Eine Anlieferung der täglich für die eingekesselten Soldaten notwendigen Versorgungen konnten nicht einmal in der Mindestmenge sichergestellt werden. Bereits am 24.11.1942 gab der Oberquartiermeister der 6. Armee die Kürzung des Verpflegungssatzes auf nunmehr 300 g tägliche Brot-Ration bekannt, wenig später auf 200 Gramm.
Die Zufuhr von Munition und Betriebsstoff hatte Vorrang. Verwundete und Kranke erhielten keine Nahrung mehr, um den Rest der Truppe kampffähig zu halten. Allein 40 Tonnen Brot brauchte die Truppe im Kessel von Stalingrad täglich. Eine Luftversorgung erwies sich bereits sehr früh als nicht realisierbar und gescheitert.
Am Freitag, 08.01.1943 um 10.00 Uhr, überbrachten drei sowjetische Offiziere mit einer erhobenen weißen Fahne dem Oberbefehlshaber der Armee, General Paulus, der am 30.11.1942 zum Generaloberst befördert worden war, das Ultimatum der ehrenvollen Kapitulation vom Oberbefehlshaber der Don-Front, Generalleutnant Konstantin Konstantinowitsch Rokossowski.
Das Ultimatum wurde abgelehnt. Hitlers Befehl lautete: „Stalingrad ist unter allen Umständen zu halten! Kapitulation ausgeschlossen!“
Daraufhin eröffneten am 10.01.1943 etwa 5.000 sowjetische Geschütze und Mörser, Raketen- und Minenwerfer eine noch nie dagewesene Kanonade. Die Erde bebte einem Zerbersten gleich, der Himmel färbte sich glutrot, der beißende Pulverdampf nahm die Luft zum Atmen, zerfetzte Leiber verfärbten den Schnee hellrot und blutig, abgerissene Körperteile und Eingeweide lagen überall, Mensch und Tier wurden in Erdlöchern, Bunkern und Kellern zerrissen, von herabstürzenden Betondecken zerquetscht und von umherfliegenden Trümmern erschlagen.
Zwei Stunden lang wurden 12 deutsche Divisionen, 540 Kompanien, 64 Artillerie-Batterien, 31 Flak-Batterien, 52 Panzerjäger-Kompanien und über 150 andere Kampftruppen, Trosse, Stäbe, verstreute Einheiten sowie Wehrmacht-Beamte in die Erde gepflügt.
Danach begann eine gewaltige Armada der sowjetischen Luftflotte mit der Bombardierung jedes Quadratmeters innerhalb des Einschließungsringes und ihm folgten mehrere hundert Panzer mit tausenden Rotarmisten zum Sturm in den Kessel. Der Todeskampf der 6. Armee hatte begonnen!
Diesem Inferno – „dem Vorhof der Hölle“ – konnten nur wenige entrinnen. Die Sowjets zerstörten damit ihre einstige Metropole, was die Angreifer an Zerstörungen nicht geschafft hatten, nunmehr total. Sie ließen nicht einmal mehr die Fundamente stehen.
Als der Flugplatz Pitomnik am 15.01.1943 von den Sowjets wieder eingenommen worden war, stand im Kessel von Stalingrad nur noch der Flugplatz Gumrak zur Verfügung. Er wurde am 21.01.1943 vom „Iwan“ zurückerobert. Kurz zuvor hatten die deutschen Soldaten noch fieberhaft versucht, den Flugplatz zu räumen. Aber vergeblich – der Hauptverbandsplatz mit Flugplatz fiel schneller als erwartet in die Hände der Rotarmisten.
Die Verwundeten mussten aufgegeben werden und waren den anströmenden russischen Soldaten wehrlos ausgeliefert. Mit dem Feldspaten oder dem aufgepflanzten Bajonett rückte man den verwundeten und sterbenden Soldaten zu Leibe. Die Panzer walzten über die Lazarett-Zelte und zermalmten alles, was sich in ihnen befand und noch atmete.
Am Sonntag, 31.01.1943, drangen morgens sowjetische Truppen in das Kaufhaus „Univermag“ in Stalingrad ein, wo sich im Keller das Hauptquartier der 6. Armee befand. Um 07,35 Uhr gab die dortige Funkstation ihre letzten beiden Meldungen ab: „Russe steht vor der Tür. Wir bereiten Zerstörung vor“. – Kurz darauf: „Wir zerstören“.
Offiziere aus dem Hauptquartier von General Michail Schumilow führten daraufhin mit dem deutschen General Arthur Schmidt die Übergabeverhandlungen, während sich Generalfeldmarschall Friedrich Wilhelm Ernst Paulus (* 23.09.1890 in Breitenau, Kreis Melsungen in Hessen, † 01.02.1957 in Dresden) in einem Nebenraum von seinem Adjutanten, Oberst Wilhelm Adam, informieren ließ.
Am 29.01.1943 hatte Friedrich Paulus noch eine Ergebenheitsadresse an Hitler funken lassen. Dafür wurde er am gleichen Tag zum Generalfeldmarschall befördert.
Die Sowjets chauffierten Friedrich Paulus nach der Verhaftung (31.01.1943) in seinem eigenen Stabswagen (Mercedes) zum Hauptquartier der Don-Front bei Zawarykino – 80 km von Stalingrad entfernt. Er war der prominenteste Kriegsgefangene des Russlandfeldzuges.
In der Kriegsgefangenschaft schloss Paulus sich dem „Nationalkomitee Freies Deutschland“ (NKFD) an. Nach seiner Entlassung 1953 ließ er sich in der DDR nieder.
Durch sein späteres Verhalten wurde Friedrich Paulus in der deutschen Öffentlichkeit als Verräter abgestempelt.
Friedrich Paulus war am 05.01.1942 unter gleichzeitiger Beförderung zum General der Panzertruppe zum Oberbefehlshaber der 6. Armee ernannt worden. Am 20.01.1942 trat er seinen neuen Posten bei der im Großraum Charkow liegenden Armee an.
Am 23.07.1942 hatte die 6. Armee den Auftrag erhalten, anders als ursprünglich geplant, allein gegen Stalingrad zu marschieren, während die Masse der deutschen Truppenverbände weiter im Südabschnitt gegen den Kaukasus operierte. Paulus machte am 29.07.1942 den persönlichen Adjutanten Hitlers darauf aufmerksam, dass die 6. Armee zu schwach sei, um allein die Stadt (Stalingrad) einzunehmen.
Aus der Sicht von Historikern traten im Sommer 1942 um die 300.000 Soldaten der Wehrmacht mit den Verbündeten (Italienern, Rumänen, Ungarn) den Marsch nach Stalingrad an. 145.000 Landser sind gefallen.
Im Kessel von Stalingrad (vom 19./20.11.1942 bis 02.02.1943) befanden sich um die 195.000 Wehrmachtsangehörige. 60.000 sind gefallen und 45.000 Verwundete und Spezialisten konnten ausgeflogen werden. 110.000 kamen in Gefangenschaft. Von den Kriegsgefangenen verstarben 17.000 auf den Märschen in die Lager und 88.000 in den sowjetischen Gefangenenlagern.
Mit den 145.000 Gefallenen und den 105.000 toten Gefangenen kostete das von Hitler-Deutschland angezettelte Unternehmen „Barbarossa“ über 250.000 deutschen Soldaten das Leben.
Beim Abtransport und dem Ausfliegen von Verwundeten aus dem „Stalingrad-Kessel“ gab es heftige Auseinandersetzungen um den begehrten „Transportberechtigungsschein“ bzw. um die Plätze in den letzten Maschinen. Die Masse von Soldaten blieb jedoch ihrem grausamen Schicksal überlassen.
In der Schlacht um Stalingrad (23.08.1942 bis 02.02.1943) kamen mindestens 700.000 Soldaten und Zivilisten beiderseits der feindlichen Lager und Linien ums Leben – wie Archive in Moskau berichteten.
Mit der Kriegsgefangenschaft war zwar das Kämpfen für den deutschen Landser zu Ende, der wahre Überlebenskampf jedoch sollte erst jetzt beginnen. Nach einer ersten Durchsuchung („Filzung“) der Kriegsgefangenen durch die Sowjets wurden riesige Marschkolonnen gebildet, die man auf unterschiedliche Sammelplätze führte. Und diese Märsche waren für die Deutschen äußerst verlustreich.
Von den Früh- und Stalingrad-Gefangenen überlebten nicht mehr als zehn Prozent. Die Überlebensquote der deutschen Kriegsgefangenen stieg jedoch schließlich auf 70 Prozent.
Die meisten Todesfälle ereigneten sich kurz nach der Gefangennahme. Meistens wurden die Gefangenen in langen Kolonnen zu Fuß durch eisige Kälte oder in glühender Hitze und in verschlissener Ausrüstung in Lager geführt. Kranke und Sterbende, die zu Boden fielen und nicht versorgt werden konnten, wurden von den Wachmannschaften erschossen.
Körperliche Erschöpfung, Hunger, Krankheiten, psychische Anspannung, Angst, Ungewissheit über das weitere Schicksal forderten nicht nur Todesopfer unter den Lagerinsassen, sondern hinterließen auch bei den Überlebenden bleibende Schäden.
Wenn auch keiner der Soldaten der 6. Armee kapitulierte, so haben sie gekämpft bis zur letzten Patrone. Einen Dank für ihr Soldatentum, für ihre Opferbereitschaft, für ihre Entbehrungen wurden den Überlebenden auch später in der Heimat nicht zuteil.
Mit allem, was den abgekämpften Männern zum Schutz vor der klirrenden Kälte und den immerwährenden Eis-Winden aus dem Osten zur Verfügung stand, versuchten sie sich der Unwirklichkeit zu stellen. Der Schnee-Aufwurf blieb in vielen Fällen die einzige Schutzmöglichkeit. Eine Winterausrüstung in Form von mit Watte gefütterten Uniformen, Handschuhen, Filzstiefeln und Fellmützen kannten die wenigsten Soldaten.
Kochgeschirr, Besteck, Decken, Bücher, Fotos und Aufzeichnungen – praktisch alles, was als Kleidung unmittelbar am Körper getragen wurde, wurde bei den mehrfachen „Filzungen“ den Kriegsgefangenen restlos abgenommen. Die Sowjets hatten mit den Angreifern ihres Heimatlandes kein Mitleid und so behandelten sie sie auch!
Jeder deutsche Soldat, der in sowjetische Kriegsgefangenschaft gelangte, kannte den Ausdruck „Urr, Urr“. Es war die Aufforderung zur Abgabe der Uhr und anderer Schmucksachen wie Eheringe etc. Und wer sich weigerte, dem sind oft genug mit dem Gewehrkolben die Wangenknochen zertrümmert worden oder eine Kugel streckte ihn nieder.
Weit nördlich Stalingrads wurden die Kriegsgefangenen in Eisenbahnwaggons verladen, um sie dann viele Wochen durch die Sowjetunion in Arbeits- und Kriegsgefangenenlager zu transportieren. Auf diesen Transporten starben Massen von Menschen. Ein für 30 Personen ausgelegter Waggon wurde mit über 90 belegt. Von den 90 Kriegsgefangenen konnten oft beim Eintreffen am Bestimmungsort nicht mehr als 6 Leute den Waggon lebend verlassen.
„Skolko kapuuut?“ (wie viele tot?) – war die Frage der Natschalniks (russischen Vorgesetzten), die bei jedem Halt die Waggon-Türen aufrissen. Es liegen noch heute entlang der Bahn-Schienen in der Wildnis des riesigen Russland – über Tausende von Kilometern verstreut – die Gebeine von Soldaten der 6. Armee, die einst erfolgsverwöhnt für Hitler-Deutschland gen Osten marschiert waren.
In der Steppe um das heutige Wolgograd finden sich noch immer Waffen, Munition, Gebeine und Ausrüstungsgegenstände, die stumme Zeugen der einstigen Apokalypse mit ihrem unendlichen Leid sind. Eine komplette Bergung der menschlichen Überreste aus der Schlacht um Stalingrad wird wohl niemals möglich sein.
Das einzige, was heute noch getan werden kann, sind die Gebeine dieser Toten zu bergen und auf Sammelfriedhöfen umzubetten. Eine Identifizierung dürfte nur noch selten möglich sein.
Als die wichtigsten Straßen in Stalingrad vom Schutt und Kriegsschrott befreit waren, ging es mit Hilfe der zahlreichen deutschen Kriegsgefangenen unter entsetzlichen Strapazen körperlicher und seelischer Art an den Wiederaufbau. Währenddessen trieben nunmehr die Sowjets die deutschen Armeen zurück gen Westen.
Die Genfer Konventionen zur Behandlung von Kriegsgefangenen wurden vielfach missachtet. Viele Soldaten hielt die Sowjetunion oft als „Kriegsbeute Mensch“ zurück. Die Deportation und Zwangsarbeit der deutschen Kriegsgefangenen war eine lange geplante und zentral gesteuerte Aktion der sowjetischen Führung. Es ging nicht um Bestrafung, es ging in erster Linie um die Rekrutierung von billigen, disponiblen und rechtlosen Arbeitskräften.
Der erste Bundeskanzler und Außenminister der Bundesrepublik Deutschland, Dr. h.c. Konrad Adenauer, hielt sich mit einer Delegation auf Einladung der sowjetischen Regierung vom 08. bis 14.09.1955 in Moskau auf. In einer schwierigen Gesprächsatmosphäre und zähen Verhandlungen konnte er schließlich – unter maßgeblicher Beteiligung von Prof. Dr. Carlo Schmid – die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Sowjetunion (UdSSR) und die Freilassung von allen deutschen Kriegsgefangenen erreichen. Die Sowjetunion hatte die ersten deutschen (kranken) Kriegsgefangenen am 22.07.1946 freigelassen.
Erst am 13.12.1955 trafen die letzten aus sowjetischen Kriegsgefangenen- und Arbeitslagern freigelassenen ehemaligen Wehrmachtsangehörigen in der Bundesrepublik Deutschland ein. Unter ihnen befanden sich auch die in Vettelschoß wohnhaften Bürger Wilhelm Buslei (In der Kuhl 7) und Johann Mohr (Michaelstraße 73), der mit 96 Jahren am 23.11.2007 verstorben ist.
Auch im Kirchspiel Vettelschoß gab es zahlreiche Vermissten- und Gefallenen-Meldungen über Söhne und Ehemänner, die im Russlandfeldzug und vor allem in der Schlacht um Stalingrad geblieben sind. Die meisten der von deutschen Stellen den Angehörigen übermittelten Todesursachen waren „geschönt“.
Quellennachweis:
1.Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Bundesgeschäftsstelle, Kassel (12.11.2010, 03.01.2011, 25.01.2011).
2.Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Suchdienst, München (23.11.2010, 07.01.2011).
3.Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht, Berlin (13.01.2011).
4.Freundliche Auskünfte von Hildegard Westermann geb. Hecken, Twistringen.
5.Internet.
Bildtexte:
1.Die geborgenen Überreste eines ehemaligen Soldaten der deutschen 6. Armee („Paulus-Armee“), die auf einen vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angelegten Sammelfriedhof überführt wurden.
2.Ruhet sanft in dieser kühlen Erde.
3.Vettelschoß.
4.Totenzettel.
5.Das alte Simbirsk.
6.Die „УЧЕТНОЕ ДЕЛО“ (Registrierakte oder Personalakte) des Kriegsgefangenen „ГЄКЄН ЭНГЄЛБЄРТ“ (Hecken Engelbert) aus Vettelschoß. Sie wurde geführt von der Abteilung des NKWD der UdSSR für die Angelegenheiten der Kriegsgefangenen und Internierten im Kriegsgefangenenlager Nr. 215 in Uljanowsk.
7.Die Todesbescheinigung des Chefarztes des Lazaretts im Kriegsgefangenenlager 215 in Uljanowsk.
8.Der Chefarzt mit einer Ärztin und ein Wachtmeister bestätigen den Tod (26.01.1946 im Lager Nr. 215) und die Beerdigung am 26.01.1946 des deutschen Soldaten Hecken Engelbert.
9.Der Marsch auf Stalingrad durch die russische Steppe. Infolge des schnellen Vormarsches bis zum Don-Bogen mit einer hohen militärischen Überlegenheit bestand anfangs ein großes Sicherheitsgefühl. Doch in den gigantischen Weiten der Don-Ebene traf die Wehrmacht auf heftige Abwehrschlachten mit den Rotarmisten.
10.Es sind Flüchtlinge, die von Wehrmachtsangehörigen in Richtung Westen geführt werden, um nicht in die Kampfhandlungen zu gelangen.
11.Beim Marsch auf Stalingrad stürmen deutsche Infanteristen in der Deckung eines Panzerkampfwagens III gegen die russischen Linien vor.
12.Die bärenstarken russischen Ochsen dienten als Zugtiere in der „Paulus Armee“ (6. Armee des Oberbefehlshabers Friedrich Paulus).
13.Panjepferde im Einsatz der 6. Armee beim Marsch auf Stalingrad.
14.Riesige Kolonnen von Mensch und Material bewegen sich unaufhaltsam der Schicksals-Stadt entgegen. Für die meisten Soldaten war es ein Marsch ohne Wiederkehr. Die Füße zerschunden, verschmutzte und verschwitzte Uniformen, Jucken am verdreckten Körper, durstig und völlig erschöpft, nur dem Befehl gehorchend, marschieren und kämpfen sich die Krieger der Wolga-Metropole (Stalingrad) zu.
15.Die von den Deutschen für ihre toten Kameraden angelegten Soldatenfriedhöfe wurden kurze Zeit später von den Panzern der Sowjets niedergewalzt oder von Bulldozern verwüstet.
16.Den Karren festgefahren, die Kräfte am Ende und der russische Winter unbarmherzig – solche Schwierigkeiten waren vor wenigen Wochen noch unvorstellbar!
17.Die Stalingrader Front wurde am 28.09.1942 in Donfront und die Südostfront in Stalingrader Front umbenannt. Es ist die Karte der Verteidigungsoperation der Roten Armee nach General Georg Konstantinowitsch Schukow (1896 – 1974), dem Generalstabschef der Roten Armee, Verteidigungsminister und Marschall der Sowjetunion.
18.Der Plan für die Einkesselung der 6. Armee im November 1942 nach General Georg Konstantinowitsch Schukow.
19.„Soldaten der 6. Armee!“
20.Der Oberbefehlshaber der 6. Armee, Friedrich Paulus, sichtlich am Ende, nachdem ihm Hitler sowohl ein Ausbruchsversuch aus dem Kessel von Stalingrad als auch die Kapitulation verboten hatte. Seine Armee war nunmehr dem Tode geweiht!
21.Mit der Stiel-Handgranate in der Hand wurde der deutsche Landser von einer tödlichen Kugel getroffen. Er wurde sicherlich – wie so viele seiner Kameraden – in einem Bombentrichter verscharrt und zählt mit zu den Vermissten.
22.Riesige Haufen menschlicher Leiber, gestorben an Unterernährung, Krankheiten, Infektion, Erfrierungen oder durch die Hand des Feindes.
23.Das zerstörte Stalingrad – eine Trümmerwüste.
24.Die letzten Bemühungen um die Evakuierung von Flugplatz und Hauptverbandsplatz in Gumrak. Der Flugplatz war eine Zeit lang die einzige Verbindung der eingeschlossenen 6. Armee nach draußen. Und heute ist Gumrak der internationale Flughafen von Wolgograd.
25.Stalingrad.
26.Die deutschen Soldaten auf dem langen Marsch in die sowjetischen Kriegsgefangenenlager.
27.Eine Kolonne deutscher Kriegsgefangener schleicht sich durch die Eiswüste in die Lager. Wer hier nicht mehr konnte, wurde durch einen Genickschuss oder Schlag mit dem Gewehrkolben eines sowjetischen Postens erlöst. Verletzte und völlig erschöpfte Kameraden wurden in die Mitte genommen und von den stärkeren mitgeschleift, damit sie vom Tode durch Kopfschuss oder dem Hieb mit dem Gewehrkolben der russischen Posten verschont blieben.
28.Wer in Stalingrad war, der kennt den Brunnen mit dem Kinder-Reigen vor dem völlig zerbombten Bahnhofsgebäude.
29.Das vermutlich vom Wild verstreute Skelett eines Wehrmachtsangehörigen neben einem durch Geschoss-Treffer zerstörten Benzinkanister.
30.Das Wrack eines deutschen Jagdflugzeugs vom Typ Messerschmitt BF 109 (Me 109) auf den riesigen Schutthaufen des völlig zerstörten Stalingrad, die einst Häuser waren. Nicht einmal 18 Monate später ähnelten auch die deutschen Städte diesem zerschossenen und dem Erdboden gleich gemachten Stalingrad.
31.Diese Zettel an Bäumen, Haustüren, Litfaßsäulen oder Bretterverschlägen säumten das Straßenbild in Stadt und Land noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie sind Zeugen bitterer Verzweiflung der Mütter und Väter, Ehefrauen und Geschwister eines vermissten Wehrmachtsangehörigen. Die meisten blieben für immer unbeantwortet. Rolf Hettig aus Leipzig wurde nie gefunden!
32.Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten Angehörige vermisster Soldaten an dieser alten Scheune (rechts) in Vettelschoß immer wieder Zettel und sogar Fotos mit Reißzwecken an und baten eindringlich um Aufklärung des jeweiligen Vermissten-Schicksals. Es waren nicht nur Verzweifelte aus der Gemeinde Vettelschoß, sondern sie stammten auch aus den Nachbardörfern.
Bildnachweis:
1.Internet.
2.Internet.
3.Gertaliese Albers geb. Manns, Vettelschoß
4.H.H. Mohr, Bad Tölz.
5.Internet.
6.Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Suchdienst, München.
7.Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Suchdienst, München.
8.Deutsches Rotes Kreuz, Generalsekretariat, Suchdienst, München.
9.bis 31. Internet.
32.Helga Nelles geb. Hecken, Vettelschoß.