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Die St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff

wurde am 9. Juni 2010 fünfundsiebzig Jahre alt

 

Eine „Ikone“ im Elsafftal als Stätte der Besinnung, die auf ein in der Nazizeit von der Bürgerschaft angelobtes Versprechen zurückgeht.

Schönstatt erinnert sich eines Theologiestudenten aus Mittelelsaff.

Das Templergut in Mittel-/Oberelsaff.

Von H. H. Mohr

 

Seelsorger von einem „Goldfasan“

vor den Kadi gezerrt

 

In der damaligen Pfarrvikarie Vettelschoß herrschte Fassungslosigkeit, als bekannt wurde, dass ihr beliebter „Pastur“ (Alois Löw) von einem fanatischen National­sozialisten und besonders eifrigen „Goldfasan“ (Spottbezeichnung im Dritten Reich bzw. in der Nazizeit für Amtsträger der NSDAP) aus der Gemeinde Vettelschoß wegen des Vorwurfs angezeigt worden war, am Sonntag, 19. Februar 1933, von der Kanzel seiner Kirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß verkündet zu haben, „es sei ihm bisher immer noch gelungen, Versammlungen der NSDAP zu verhindern, er werde im Laufe des Tages noch Schritte unternehmen, um eine für Mittwoch, 22.02.1933, anberaumte Versammlung der NSDAP zu verhindern.“

Alois Löw (* 02.02.1899 in Labach, Pfarrei Reisbach, † 09.03.1998 im 99. Lebensjahr in Reisbach/Saarwellingen) war in der letzten Septemberwoche des Jahres 1933 telefonisch vor den Staatsanwalt nach Neuwied zitiert worden. Danach erfolgten Vernehmungen – eine nach der anderen – in Neuwied, Asbach und Koblenz. Selbst der als Erznazi gefürchtete Neuwieder Landrat, Dr. chem. Arthur Rudolf Reppert (* 01.06.1881 in St. Johann/Saarbrücken, 1930 in die NSDAP eingetreten und aus der evangelischen Kirche ausgetreten, † 24.04.1968 in Bad Honnef), hatte sich mit seinem „mächtigen“ und schlimmen „Adlatus“, dem Kreisleiter der NSDAP, Detlev Dern, nach Vettelschoß bemüht, um an einem Nachmittag in der dortigen Volksschule bis spätabends verschiedene Pfarrangehörige zu „verhören“ bzw. zu befragen.

Ihnen ging es einzig und allein darum, den angesehenen und dem Nationalsozialismus gegenüber äußerst kritisch eingestellten Seelsorger gerichtsverwertbar zu belasten, was aber den Bonzen der NSDAP offenbar bei der Vettelschosser Stippvisite nicht gelungen war. Der Landrat Dr. Rudolf Reppert – ein Landsmann des beschuldigten katholischen Priesters Alois Löw in Vettelschoß, der im Landratsamt (Kreisständehaus) in Neuwied als amtsbekannter Regimegegner galt – soll sehr „erbost“ über die Vettelschosser „Pfarrkinder“ gewesen sein, als er „aufgeregt“ und sichtlich „enttäuscht“ schnellen Schrittes sowie mit seinen Mannen heftig gestikulierend das Volksschulgebäude verließ und aus Vettelschoß abreiste.

Inzwischen war auch das Bürgermeisteramt in Neustadt „nazistisch“ geworden. Den Amtsbürgermeister Hugo Heffels hatten die Nazis – wegen politischer unvorsichtiger Äußerungen seines gleichnamigen Sohnes – am 13.03.1934 aus dem Amt gedrängt und als Amtsbürgermeister nach Zeltingen (Mosel) abgeschoben.

Er wurde in Neustadt durch den überzeugten Nationalsozialisten Dr. Franz Claasen ersetzt, der vorher Bürgermeister in Neuerburg, Kreis Bitburg, war. Der neue Landrat hatte Dr. Claasen unverzüglich zum Vorsitzenden des Kreisausschusses berufen. Und Amtsbürgermeister Hugo Heffels konnte seine ihm zustehenden Gehaltsnachzahlungsforderung von Neustadt mühsam und erst gerichtlich durchsetzen.

Der größte Lump im ganzen Land,

Das ist und bleibt der Denunziant

meinte schon Hoffmann von Fallersleben (1798 – 1874).

Oder im Volksmund heißt es:

„Die Denunzianten sind schlimmer als die Nörgler.“

 

Im Sommer 1941 schlug der damalige Kreisleiter der NSDAP namens Hörster seinem Landrat (Dr. Reppert) vor, „das Arbeitsdienstlager der Reichsautobahn in Fernthal (Gemeinde Bertenau bzw. später Neustadt in der Bürgermeisterei bzw. Amt Neustadt) zum Unterbringungslager (Konzentrationslager) für die gesamten Jüdinnen und Juden des Kreises Neuwied“ zu erklären. „Dort sind sie abgeschlossen von der Bevölkerung und man kann sie zu einem gemeinsamen Arbeitseinsatz bei der Reichsautobahn usw. verwenden.“ In seiner Antwort vom 05.08.1941 begrüßte Landrat Dr. Reppert zwar diesen Vorschlag, versuchte jedoch die Verantwortung dafür „abzuwälzen“. Seine weiteren Äußerungen zu dieser Thematik bestanden aus „Wischiwaschi“. Später bezeichnete Dr. Reppert in einem Interview die „Juden­ausrottungspolitik Hitlers als einen Irrweg“.

Obwohl der Trip der Naziclique aus Neuwied nach Vettelschoß unbefriedigt verlaufen und „außer Spesen nichts (Gravierendes) gewesen“ war, erhob die Staatsanwaltschaft in Koblenz am 08. Juni 1934 offiziell Anklage gegen den im Vettelschosser Kirchensprengel längst hoch geschätzten Pfarrvikar und Saarländer Alois Löw, der wegen seiner Volksverbundenheit nicht nur von den Vereinsmitgliedern gemocht, sondern auch bei der Jugend „einen Stein im Brett“ hatte.

Als junger Theologiestudent mit 19 Jahren war Alois Löw zur Teilnahme am Ersten Weltkrieg verpflichtet und einberufen worden. Von Juli 1918 bis Januar 1919 lernte er als Infanterist das Verharren und das Leben in den erbärmlichen und nasskalten Schützengräben der „Siegfriedstellung“ kennen. 1

Alois Löw wurde schließlich am 11.03.1923 im Hohen Dom zu Trier durch Bischof Dr. theol. h. c. Franz Rudolf Bornewasser (1922 –  20.12.1951) zum Priester geweiht. Vom 27.03.1923 an wirkte der junge Geistliche als Kaplan in Simmern (St. Josef), vom 25.08.1925 in Neunkirchen (Herz Jesu) an der Saar, seit 25.09.1928 in Saarbrücken (Herz Jesu) und vom 04.03.1930 an hatte er die Kaplanstelle in Vallendar (St. Marzellinus und Petrus) inne.

Noch im gleichen Jahr versetzte ihn Trier als Pfarrvikar zum 24.12.1930 nach Vettelschoß, wo er bis 14.05.1937 wirkte und in der armen und noch überwiegend ländlich strukturierten Bevölkerung mit einigen Arbeitern, die in den Basaltsteinbrüchen („Wöls- oder Willscheiderberg“ sowie am „Geißen- und Türkenhüvvel“) und in einigen Quarzitgruben im Brotberuf standen, eine nachhaltige Beliebtheit erlangte.

Schon wenige Monate nach seiner Einführung als Seelsorger in Vettelschoß wurde Pastor Löw an die über ein Jahrzehnt andauernden und immer wieder „aufflackernden“ Querelen zwischen Neustadt und Vettelschoß erinnert, die allem Anschein nach im Zusammenhang mit der Vettelschosser Abpfarrung am 07.09.1925 von der Pfarrei Sankt Margaretha (St. Margarita) in Neustadt standen.

In einer „vermutlich von Neustadt“ lancierten „Zeitungsente“ – am 01.04.1931 von der Rhein- und Wiedzeitung (die „RWZ“ war konservativ-katholisch geprägt) publik gemacht – hieß es: „Die Vettelschosser Vikariestelle werde aufgehoben und als Filiale der Pfarrei St. Katharina in St. Katharinen angegliedert.“ 2 Das offizielle Trier meinte dazu am 15.04.1931: „Dass die Sache zum ersten April nicht ernst gemeint gewesen sei.“ – Diese seinerzeitige Desinformation ist letztlich nach 77 Jahren durch die Fusion der Pfarrei (St. Michael) in Vettelschoß mit der (St. Katharina) in St. Katharinen schlichtweg Wirklichkeit geworden!

Nach der Zeit in Vettelschoß ging Alois Löw als Pfarrer nach Oberkirchen (St. Katharina) an die Saar, wurde aber am 01.07.1942 außer Dienst gestellt. Seit dem 05.09.1942 wirkte er als Pfarrverwalter in Arzfeld (St. Maria Magdalena) im Dekanat Waxweiler. Am 18.05. 1943 erhielt Alois Löw seine Ernennung zum Pfarrer in Wallhausen (St. Laurentius) im Dekanat Bad Kreuznach und am 03.11.1954 trat er seine letzte Pfarrstelle in Saarlouis-Lisdorf (St. Crispinus) an.

Schon seit Monaten des Jahres 1933 war in Vettelschoß gemunkelt und hinter vorgehaltener Hand getratscht worden oder offiziös „durchgesickert“, dass die „Braunen“ (Nazis) den couragierten Priester Alois Löw – der aus seiner kritischen Einstellung zum Hitlerregime auch öffentlich keinen Hehl machte und den örtlichen Nazifunktionären intellektuell „turmhoch“ überlegen war – mit einer „saftigen“ Anzeige unbedingt zur Räson bringen wollten.

Im offiziellen Parteilokal der NSDAP, der Gaststätte „Zur alten Post“ in Vettelschoß (Hauptstraße 35), lauschten überdies so genannte „hochrangige“ Plappermäuler und Dummschwätzer als „stramme“ – aber ansonsten wirklich unbedarfte – Parteimitglieder, die dann mit ihrem Insiderwissen im Verwandten- und Bekanntenkreis (vielleicht auch im Beichtstuhl) protzten, aber sonst außerstande waren, auch nur um die Ecke zu denken. Es waren in der Tat hirnlose „Mitläufer“, wie die meisten der damals in der Gemeinde Vettelschoß ansässig gewesenen Nazionalsozialisten im späteren Entnazifizierungsverfahren auch eingestuft wurden. Einige der „verblühten Sonnyboys“ verbrachten Monate hinter „schwedischen Gardinen“ in Diez/Lahn und verhielten sich nach dem Drei-Affen-Prinzip: „nichts hören (gehört), nichts sehen (gesehen), nichts sagen (gesagt)“.

Viele kamen geläutert nach Hause. Einer strebte 1947/1948 partout wieder den Bürgermeisterposten in Vettelschoß an. Den Satz von Bundeskanzler Konrad Adenauer (1949 – 1963) kannte er sicherlich um diese Zeit noch nicht:

„Niemand kann mich daran hindern,

jeden Tag klüger zu werden.“

Obwohl die Staatsanwaltschaft in Koblenz zweimal eine Anklageerhebung gegen Pastor Alois Löw abgelehnt hatte, kam es am Montag, 04. August 1934 (nach einer anderen Version am Samstag, 02. August 1934), doch noch zur Gerichtsverhandlung in Neuwied, wobei die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädierte, dem das Amtsgericht ohne weiteres folgte und auch verkündete.

Sicherlich wurde an diesem Tage der Geistliche von vielen seiner Gläubigen der Vettelschosser Kirchengemeinde in Gedanken nach Neuwied begleitet. So manches Stoßgebet ist wohl dabei über ihre Lippen gekommen; denn nach dem Hörensagen war mit dem Schlimmsten gerechnet worden!

„Herzlichen Anteil nahmen während dieser bösen Zeit die Pfarrkinder an den Leiden ihres Seelsorgers. Protestschreiben und viele Unterschriften gingen an den Staatsanwalt nach Koblenz, an den Reichskanzler Adolf Hitler, an seinen Stellvertreter Rudolf Hess. Die Elsaffer Pfarrkinder begannen einen neuntägigen Bittgang zum Antoniuskapellchen nach Erl, dem sich immer mehr Pfarrkinder anschlossen – trotz Winterkälte und Schnee und Eis.“

„Nach der Gerichtsverhandlung am 04.08.34 trat auf Seiten der Partei (NSDAP) eine Beruhigung ein, obwohl es an erneuten Versuchen, vor allem eines oben schon Genannten (Name in der Chronik vorhanden, ich möchte ihn aber wie auch einige andere Namen nicht veröffentlichen) aus K., nicht fehlte, doch noch Rache zu üben.“

Soweit der eigenhändige Eintrag von Pastor Alois Löw in der Vettelschosser Pfarrchronik und von Pfarrer Herbert Glowatzki im Pfarrbrief vom 08. bis 22.03.1987 erwähnt. Dessen Pfarreinführung in der Pfarrei St. Katharina erfolgte am 22.11.1979 und in der Pfarrei Vettelschoß am 23.11.1979 durch Dechant Winfried Mosmann. Pfarrer Herbert Glowatzki, der die bisher unabhängigen Pfarrämter von St. Michael (Vettelschoß) und St. Katharina (St. Katharinen) erstmals alleine verwaltete, ging am 01.11.1995 in Pension und verzog nach Lippstadt. Er war 10 Jahre lang Definitor und stellvertretender Gebietspfarrer des Pfarrverbandes (Dekanats) Linz sowie 11 Jahre Dekanatsfrauenseelsorger.

Am 15.05.1981 berief Pfarrer Glowatzki die erste gemeinsame Sitzung der Pfarrgemeinderäte (Kirchenvorstände) von St. Katharina und St. Michael nach Vettelschoß ein und tat damit den ersten Schritt zu der letztlich am 01.01.2008 erfolgten Fusion der Pfarrei St. Michael (Vettelschoß) mit der von St. Katharina (St. Katharinen). Auch die gemeinsamen Fronleichnamsprozessionen – abwechselnd einmal in St. Katharinen und im nächsten Jahr in Vettelschoß – wurden von ihm eingeführt.

Der ehemalige Vinzentinerpater und spätere Pfarrer Herbert Glowatzki, der ehemals in Vettelschoß und St. Katharinen ein schweres Erbe antrat („alle kirchlichen Gebäude baufällig, auf der neuen Kirche in Vettelschoß lagen noch 300.000 DM Schulden und alles konnte erledigt werden“), war schon kurz nach seiner Ordination der Wirklichkeit über ein Vierteljahrhundert voraus.

Apropos Vettelschosser Kirchenvorstand:

„Hannes wor in de (Vellschösser) Kirchenvorstand jewäält wodden. Dumols moten die Hären vom Kirchenvorstand abweszelnd sonndas in de Kirch et Offerkörfjen tron. Hannes hat dat awer noch nich jemach und meijnt zu singer Frau, me möt dat doch emol üben.

Er sog sich im Hus e Körfjen, bonn en lange Stock dran un krabelte op de Heustall. Owen stunden die Korjarwen, die bis dohin noch nit jedreschen woren, in Rej und Glied. Er reckte jeder würdevoll dat Körfjen hin un wor fruh, dat er et so jot konnt.

Hannes awer hat nit objepaß und sauste durch dat Heuloch direkt in de Stall. Onnen im Stall soß sing Frau un molk die Koh. Die Koh sprong für un hennen in de Hüh un die Frau met ihrem Melkstohl fehl öm un reef: „Hannes, bat fällt dir en.“ Er sot: „Op de Jalerie sinn ech fädig, ech fange jetzt he onne aan!“ 3

 

Novene und Wallfahrt nach Erl

 

Schon ab Herbst/Winter 1933 waren auf Veranlassung des Oberelsaffer Kolonialwarenhändlers Josef Ewens (seine Söhne Peter, Joseph und Richard aus 1. Ehe sind im Zweiten Weltkrieg gefallen) und des beherzten Müllermeisters Johann Schiefer (dessen Sohn Josef eigentlich die „Hohner“ oder „Schiefisch Mühle“ in Oberelsaff übernehmen sollte, aber sein junges Leben auch im letzten Krieg verlor) viele Gläubige aus Mittel- und Oberelsaff sowie auch einige aus der weiteren Pfarrvikarie Vettelschoß in einer Novene (Andachtsübung, in der bestimmte Gebete an neun aufeinander folgenden Tagen verrichtet werden) zu der 1923/1924 von den Söhnen des Heinrich Vogt (* 1850, † 1916) erbauten St.-Antonius-von-Padua-Kapelle (das „Ähler-“ oder „Vogt's-Kapellchen“, das Bildstöcke, die bis 1733 zurückreichen, ersetzte) nach Erl (Pfarrei Ohlenberg) gepilgert, um den hl. Antonius von Padua – der seit dem 17. Jahrhundert als einen am eifrigsten und meisten hochverehrten Heiligen und Fürsprecher in allen Nöten (Nothelfer) gilt – anzurufen und um einen guten Ausgang des von einem Bonzen der NSDAP gegen den Vettelschosser Geistlichen (Alois Löw) angestrengten Gerichtsverfahrens zu beten.

Als Fernando (Taufname) Bullone (die Familie soll aus dem Geschlechte derer von Bouillon – Gottfried von Bouillon, einer der führenden Teilnehmer am ersten Kreuzzug von 1096 – 1099, den die Kreuzzugsteilnehmer zu ihrem ersten Herrscher von Jerusalem wählten – hervorgegangen sein), der spätere heilige Antonius von Lissabon oder von Padua, den die Portugiesen und die Italiener als den Ihrigen betrachten, am 15.08.(?)1195 in Lissabon das Licht der Welt erblickte und als erster Sohn seiner adeligen Eltern und vornehmen Verwandten wenige Tage später in der Kathedrale der jetzigen Hauptstadt von Portugal getauft wurde, war Elsaff („Eylsaffen“ oder „Eilsaff“) als Flur- und womöglich Siedlungsname (der keltischen Ursprungs ist und als feuchtes, sumpfiges Gebiet gedeutet wird) schon lange ein Begriff; denn der Name kommt bereits 893 in einem Urban (Güter- oder Liegenschafts- und Einkünfteverzeichnis) der Benediktinerabtei von Prüm vor und lässt auf Mansen bzw. alte Höfe im Elsafftal schließen. 4

Allerdings soll mit dem erwähnten „Prümer-Elsaff“ (ausschließlich) das Elsaff im Kirchspiel Asbach gemeint sein. Inzwischen gibt es vage Vermutungen, dass von den „Fünf Prümer Höfen“ womöglich welche in unserem Elsafftal (Ober-, Mittel- und Unterelsaff) gestanden haben, wofür die Beweisführung indes noch strittig ist.

Um/seit 800 n. Chr. soll unser heimisches Gefilde in den Grenzen von Schweifeld - Vettelschoß - Hammer - (Hammerhof) - Plag (Oberplag/Hinterplag) - Dinspel - Asbach - Bochholz (Buchholz) - Komp - Udenbach (Eudenbach) - Gilgenberg am Kirchturm (Aegidienberg) - Himberg - Schweifeld zur „Vogtei Gyrmerscheid“ (Germscheid, Gemeinde Asbach) als Amtsbezirk des früheren Engersgaues gehört haben. Die Flur „Vertilschos“ = Viertel (Land), das im Hang (schoß) gelegen ist, dürfte um diese Zeit noch nicht besiedelt gewesen sein. 5

Der im Urbar von 893 der Prümer Benediktinerabtei erwähnte Gemeinschaftswald (Eichenwald als Weidefläche) für 600 Schweine wird als identisch mit dem Elsafftal (Hallerbach, Schweifeld = Schweinfeld) angesehen. Dieses erhärtet die Vermutung, dass auch in unserem Elsafftal einst Prümer Mansen (Bauernhöfe) existierten. 6

Der hl. Antonius († 13.06.1231 in Arcella bei Padua, bereits am 30.05.1232 heilig gesprochen und am 16.11.1946 unter dem Titel „Doctor evangelicus“ zum Kirchenlehrer erhoben) gilt als Bußprediger, Wiederbringer verlorener Dinge, Beschützer der Liebenden, Schutzheiliger der Ehe und Entbindung, der Bergleute, Bäcker, Reisenden und Sterbenden, Helfer gegen teuflische Mächte, gegen Fieber, Viehseuchen und Unfruchtbarkeit. Er wurde als Schutzherr vor dem „schwarzen Tod“ (Pest) – eine Geißel der Menschheit oder Geißel Gottes – und wird als Helfer in den kleinen Sorgen des Lebens angerufen.

Seinen großen Vorgänger und Namenspatron (Antonius der Große, Eremit und Asket in Ägypten, * um 251/252 als Sohn wohlhabender christlicher Bauern, † 356), der als „Vater der Mönche“ und Begründer der Vorform des christlichen Mönchtums bzw. der Einsiedlerkolonien 7 gilt, ist längst von dem Santo in Padua verdrängt und in der Verehrung übertroffen worden.

Meist wird der neuzeitliche Volksheilige (Antonius von Padua) als Franziskanermönch, jugendlich und bartlos dargestellt. Seine Attribute sind das Buch (Vertrautheit mit der Heiligen Schrift), das Herz, die Lilie (Symbol der Keuschheit) und die Flamme. St. Antonius ist auch oft als Barfüßer mit dem Jesuskind (als Student soll ihm das Jesuskind auf dem Buch erschienen sein) auf dem Arm zu sehen. Der Volksmund nennt ihn deshalb auch „Kindtoni“.

Bei der Novene mit Wallfahrt zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten nach Erl – an der letzten, Pfingstmontag, 21.05.1934, nahm auch der Vettelschosser Pastor Alois Löw teil – gelobten vor allem die Teilnehmer aus Mittel- und Oberelsaff, in Oberelsaff (egal wie das Verfahren gegen den allseits geachteten Seelsorger ausgehe) ein schlichtes „Hellijehüßchen“ (Heiligenhäuschen) zu Ehren des hl. Antonius von Padua zu errichten. Diesem Versprechen schlossen sich rasch die gesamten Bürgerinnen und Bürger aus Mittel- und Oberelsaff an.

 

Geburtsstunde des „Elbeser Kapellchens“

 

Als um die Mittagszeit am 04.08.1934 Johann Schiefer (* 12.10.1896 in Oberscheid, † 06.12.1966 in Linz) telefonisch in Erfahrung gebracht hatte, dass Pastor Alois Löw in der Verhandlung am Vormittag vor dem Amtsgericht in Neuwied auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen worden war, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer in Vettelschoß, Kau, Kalenborn, Seiferhof, Willscheid, Oberwillscheid – aber auch in Kretzhaus und im Schmelzbasaltwerk in Kalenborn – und noch schneller in Mittel- und Oberelsaff. Auch die Be- und Entlastungszeugen und ihre protokollierten Äußerungen machten schnell die Runde, wobei sich einige Funktionäre der NSDAP mit einem instinktiven Geltungsbedürfnis letztlich als die verlässlichsten Informanten über den Verfahrensverlauf entpuppten.

Entscheidend für den Freispruch waren die emotionsfreien Aussagen bzw. Schilderungen im rheinisch-westerwälder Dialekt vor der Staatsanwaltschaft in Neuwied, die von Johann Kröll („Krüzchens Hännes“) aus Kreuzchen/St. Katharinen stammten. Er wohnte vorher in Vettelschoß am Bahnhof im Haus von Aloys Lorscheid, war von 1922 – 1941 Organist, Dirigent und Leiter des Kirchenchores „Cäcilia“ in Vettelschoß, danach Leiter des Kirchenchores in St. Katharinen und Mitbegründer des gemischten Chores „Harmonie“ in Kalenborn. 8

Doch der Kronzeuge Johann Kröll (* 05.08.1901, † 17.02.1987) hatte um diese Zeit bereits „durch sein mannhaftes Eintreten für die Kirche und den Ortspfarrer Alois Löw“ seine Arbeit bei der Kraftversorgung in Neuwied verloren und war schon seit Weihnachten 1933 „brotlos“. In der Tat soll anfangs die Sache um Pastor Alois Löw in Koblenz/Neuwied bestenfalls „fifty-fifty“ gestanden haben. Von einigen inzwischen verstorbenen Zeitzeugen war zu hören: „Es stand Spitz auf Knopf für den Geistlichen aus Vettelschoß.“

Die Nachricht über den Freispruch von Alois Löw war von Johann Schiefer 9 sofort telefonisch an Josef Ewens (* 05.08.1887, † 27.11.1963) – den der Volksmund auch „Hannes Jupp“ nannte – weitergegeben worden. Beide Männer ließen alles liegen und stehen (der mehlverstaubte Johann Schiefer war außer sich vor Freude) und trafen sich im Wohnhaus des Müllers in Oberelsaff (Oberelsaff 1). Sie sind danach sofort zu dem Grundstück von Josef Ewens mehr gelaufen als gegangen, um die bereits mit Winkeln abgesteckten Außenmaße für das „Antonius-Häuschen“ zu erweitern. Beide „Freunde fürs Leben“ aus Oberelsaff kamen an diesem regnerischen Sommertag pitschenass mit der Überzeugung zurück, dass die Parzelle eigentlich auch ausreiche, um auf ihr ein kleines Kapellchen zu bauen.

Der Kaufmann Josef Ewens, der ein so genanntes Kolonialwarengeschäft mit Lebensmitteln und allerlei Krimskrams führte und in dessen Laden auch die Postfiliale für Ober- und Mittelelsaff untergebracht war, hatte bereits 1933 anlässlich der Wallfahrten nach Erl in Gegenwart von Johann Schiefer versprochen, sein Grundstück zwischen dem Seel- und Hallerbach (den man auch Hohnerbach oder Vettelschosser oder Elsaffer Bach nennt) in Oberelsaff (Gemeinde Vettelschoß) für ein „Vergelts Gott“ zum Bau eines bescheidenen „Hellijehüßchens“ zur Verfügung zu stellen.

Über die Baukosten waren anfangs keine Worte gefallen. Man setzte im Laufe der konkreten Planungen auf die Spendenfreudigkeit der „Elbeser“ Bürgerschaft und nicht zuletzt auf die eigenen finanziellen Möglichkeiten! Die Mittel- und Oberelsaffer, vor allem aber die Skatbrüder vom „Skat-Club Mittel-Oberelsaff 1927“, erklärten sich zu einer „Solidarhaftung“ bereit und „spuckten“ in die Hände nach dem Motto: „Packen wir's an!“ Als „Architekten“ für das Kapellchen fungierten der Maurermeister Matthias Weinberg (* 1888, † 14.01.1971) und der Bahnbeamte Anton Mies (* 25.09.1907, † 18.01.1977), die beide in Oberelsaff daheim waren.

Nun entpuppte sich der Vettelschosser „Pastur“ zum „Problemfall“, für den die Mittel- und Oberelsaffer bzw. die Kirchengemeinde von Vettelschoß so viel gebetet hatten! Er fürchtete nun die Nazis wie der „Teufel das Weihwasser“ und war heilfroh, den „Schlamassel“ mit den „Braunen“ glimpflich überstanden zu haben.

Dieser denkwürdige und regnerische 04. August 1934 gilt als die eigentliche Geburtsstunde der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. Die exponierte Platzierung der Kapelle inmitten einer Weggabelung ist auch lokalhistorisch interessant. Sie befindet sich zwischen der in den 1860er Jahren angelegten und von 1901/1903 ausgebauten sowie 1911 verbreiterten Provinzialstraße und dem uralten Pfad durch die „Walheld“ bzw. „Walhelde“ von Vettelschoß nach Oberelsaff.

So sah dieser alte und holperige „Hohlweg“, auch als „Lichwech“ (Leichenweg) überliefert, viele Generationen aus der halben Hun- oder Honschaft bzw. Gemeinde Vettelschoß sowohl kommen als auch gehen. Es waren traurige (Begleitung der Toten zum Friedhof) und auch freudige (Hochzeiten/Taufen) Ereignisse, die sich oft in der „Walheld“ 10 auf dem Weg nach oder von Neustadt (Kirche/Kirchhof, aber auch zum Amt von Altenwied/ Neustadt) begegneten.

Nach dem 8. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz vom 28.07. 1970, das am 07.11.1970 in Kraft trat, wurde die Verbandsgemeinde, die ehemalige Bürgermeisterei bzw. das frühere Amt Neustadt aufgelöst. Mittel- und der größere Teil von Oberelsaff – die bisher zur Gemeinde Elsaffthal gehörten – kamen zur Gemeinde Neustadt (Verbandsgemeinde Asbach). Zwei Objekte in Oberelsaff – das Wohnhaus der Familie Lorenz Fink (ehemals Johann Schiefer) und das von Johannes Heidt (ehemals Wilhelm Heidt) – zählen wie bisher zur Gemeinde Vettelschoß (Verbandsgemeinde Linz). Die Regulierungs­vorhaben des „Amtsschimmels“ von vor und nach 1970 konnten die Bürgerinnen und Bürger in Mittel- und Oberelsaff für weitergehende Veränderungen nicht überzeugen.

Der „Hallerbach“ bzw. „Vettelschosser Bach“ oder „Elsaffer Bach“ bildet von jeher die Grenze zwischen dem Erzbistum Köln (Pfarrei Windhagen) und dem Bistum Trier (Neustadt/Vettelschoß/St. Katharinen). Und der Seel- und Hallerbach in Oberelsaff gelten seit Menschengedenken als Grenzbäche, die den Grenzverlauf zwischen den Gemeinden Neustadt und Vettelschoß einerseits sowie Windhagen andererseits katastrieren und kartieren.

Durch die Lage kann sich das Vettelschosser Oberelsaff mit der „Antoniuskapelle“ und überhaupt Mittel- und Oberelsaff rühmen, an einem geschichtsträchtig so interessanten und exponierten Platz gelegen zu sein, wo sich das ehemalige Kurtrier (Bistum Trier) und Kurköln (Erzbistum Köln) begegnen. Beide Erzbistümer waren sich in der Vergangenheit nicht immer „grün“, wenn es um ihren Einflussbereich im Westerwald ging. 11

So gehört nach wie vor ein Teil von Oberelsaff mit der „Antoniuskapelle“ zur Gemeinde Vettelschoß, Verbandsgemeinde Linz, und der andere zur Gemeinde Neustadt, Verbandsgemeinde Asbach, aber ganz Oberelsaff und Mittelelsaff erklärten sich schon 1894/1896/1912 unisono dem Kirchspiel Vettelschoß (Pfarrei St. Katharina/St. Michael, Bistum Trier) zugehörig. Die „Elsaffer“ spendeten sowohl für die Vettelschosser Kirchen als auch für das erste Kriegerdenkmal sowie für die Kirchenorgeln und -glocken in Vettelschoß. Einst gingen auch die „Elsaffer Schulkinder“ in Vettelschoß zur Schule.

Am 05.10.1852 waren es um die 100 Kinder aus den Ortschaften Kalenborn, Kau, Ober- und Mittelelsaff, Oberwillscheid, Seiferhof, Vettelschoß und Willscheid, die „unregelmäßig“ in Vettelschoß die Schule besuchten. Insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg ging nur noch ein Teil der Schulkinder von Ober- und Mittelelsaff nach Vettelschoß in die Schule, der größere besuchte die Volksschule in Unterelsaff. 12

2008/2009 hatte die Verbandsgemeinde Asbach 23.249, die Gemeinde Neustadt 6.642, Mittelelsaff 42 und Oberelsaff 58 Einwohner. Die Verbandsgemeinde Linz zählte 19.240, die Gemeinde Vettelschoß 3.480, Vettelschoß 2.288, Kalenborn 1.182 und Oberelsaff 10 Bürgerinnen und Bürger.

 

Oft genannt und doch verkannt

 

Als die Vikarie Vettelschoß die Loslösung von Neustadt und Verselbständigung konsequent verfolgte, gab es wegen gegenseitiger finanzieller Forderungen schwere Differenzen zwischen Neustadt (Pfarrer Paul Josef Scholten, 1911 – 1921) und dem Vettelschosser Pfarrverwalter Peter Isermann (1909 – 1925). Aber schon vorher hatte der erste eigenständige Vettelschosser Pfarrvertreter/Pfarrverwalter Johann Peter Klöckner (1896 – 1906) seine Probleme mit dem ehrgeizigen Neustadt.

Zur Abpfarrung kam es letztlich am 07.09.1925. Erst zum 20.05.1947 wurde Vettelschoß zur Pfarrei erhoben. Erster Pfarrer war Dr. Dr. Peter Eck (1946 – 1959), der in der schwierigen Zeit (Instandsetzungen und des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg) in Vettelschoß wirkte, aber auch selbst seine Probleme mit den „Pfarrkindern“ – nicht nur wegen des Baues der am 17.08.1958 eingeweihten Marienkirche in Kalenborn – hatte.

Zur gemeinsamen Pfarrkirche nach der Fusion beider Pfarreien (St. Michael/St. Katharina) seit 01.01.2008 bestimmte man die altehrwürdige und ehemalige Klosterkirche der 1803 säkularisierten Zisterzienserinnenabtei St. Katharina (St. Katharinen), die wohl ab/nach 1317 entstanden und 1324 als Neubau überliefert ist. Die seinerzeitige Regentin (Gräfin Witwe Mechthild von Sayn) unseres Gefildes erteilte dem Edelherrn Gerhard von Rennenberg und dessen Gemahlin Benedikta geborene von der Neuerburg zu Pfingsten am 27.05.1257 ihr Plazet zur Gründung des Zisterzienserinnenklosters St. Katharina.

Die Pfarrei St. Katharina (St. Katharinen) hätte demnach erst im Jahre 2007 die Klostergründung der Zisterzienserinnenabtei vor 750 Jahren feiern können, feierte aber aufgrund einer unberücksichtigten Urkundenfälschung bereits im Jahre 1988. Es scheint, dass die seinerzeitigen Vorbereitungen zu dieser Festivität „mit heißer Nadel“ oder mit „Räucherstäbchen“ gestrickt waren.

So ähnlich erging es Neustadt, das 1985 seine 800-Jahr-Feier auf einer falsch interpretierten Urkunde für ein in Holland gelegenes mittelalterliches Neustadt beging und eigentlich 2029 nochmals dieselbe Feierlichkeit wiederholen müsste; denn die Neustadter Kirchengeschichte beginnt wohl erst 1229/1230 mit der Erbauung der ersten Steinkirche in der heutigen Hauptstraße 15 in Neustadt durch Graf Heinrich III. von Sayn und seiner Gemahlin, der Gräfin Mechthild von Sayn.

Die verfügten Neugliederungen der „pastoralen Räume“ – die noch der Trierer Bischof Dr. Reinhard Marx (Einführung am 01.04.2002 und seit dem 02.02.2008 Erzbischof von München und Freising) in seinem Bistum seinerzeit veranlasste und quasi am 15.02.2009 in Kraft getreten sind – sollen bis spätestens 2011 umgesetzt und zum Abschluss gebracht sein. Im Dekanat Rhein-Wied erklärten sich die bisherigen eigenständigen Pfarreien (Dattenberg, Linz, Ohlenberg, St. Katharinen und Vettelschoß) damit einverstanden, dass sich „nach der neuen pastoralen Einheit“ künftig in Linz sowohl der Dienstsitz des Pfarrers als auch das zentrale Pfarrbüro befinden sollen.

Nach der Versetzung von Pfarrer Joachim Fey (er war vom 11.12.1995 – 31.12.2008 der Seelsorger in St. Katharinen und Vettelschoß) sind die zum 01.01.2008 fusionierten Pfarreien St. Katharina/St. Michael ohne einen eigenen Pfarrer. Der noch keine 46 Jahre alte „Pastur“ von der Linzer Höhe verabschiedete sich am Sonntag, 04.01.2009, in der Pfarrkirche St. Katharina in einem feierlich gestalteten Gottesdienst von seinen Pfarrangehörigen. Die Bürgerinnen und Bürger fanden anschließend Gelegenheit, dem allseits geschätzten Geistlichen im Bürgerhaus von St. Katharinen für sein dreizehnjähriges Wirken zu danken und ihm Adieu zu sagen. Den Dank und die Grüße aus dem Dekanat Rhein-Wied an den scheidenden Pfarrer Joachim Fey überbrachte Definitor Michael Verhülsdonk.

War „die verhängnisvolle Dreizehn“ das Omen für die pastorale Vakanz von St. Katharinen und Vettelschoß! 13

Wie würden unsere Altvordern, die in einer schwierigen Zeit geboren wurden und ihr Dasein fristeten, über ihre Urenkelgeneration urteilen? Die Urgroßeltern und Alteltern/Altgroßeltern bestritten noch den Lebensunterhalt von dem, was das Vieh ihrer Klitschen hergaben und auf den mit der Hände Arbeit beackerten kargen Felder erwirtschaftet werden konnte.

Dennoch schufen die Ahnen beachtliche Kulturgüter (wie die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid von vor 1570 und die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß von vor 1550, die nach schweren Beschädigungen durch den „Beschuss“ im Zweiten Weltkrieg leider 1945/1946 abgerissen wurde, obwohl der Provinzialkonservator der Rheinprovinz in Bonn am 13.07.1945/19.10.1945 attestierte: „Eine Wiederherstellung ist noch möglich, wenn bald zugegriffen wird.“) und rackerten im unwirtlichen Westerwald jahrhundertelang für deren Erhaltung.

Von Trier wurde nunmehr der Linzer Stadtpfarrer und Dechant Klemens Hombach zum Pfarrverwalter für St. Katharinen/Vettelschoß bestellt. Ihm obliegt in der „Pfarreiengemeinschaft Linz“ mit seinem Seelsorgerteam auch die geistliche Betreuung der Katholiken in den Gemeinden St. Katharinen und Vettelschoß.

Der bisherige Pfarrer Joachim Fey übernahm am 01.03.2009 die Pfarreien St. Medard in Bendorf (Stadt mit fast 17.400 Einwohnern) und St. Marien in Weitersburg (mit knapp 2.300 Einwohnern). Er wurde am 01.03.2009 in Bendorf und am Vorabend (28.02.2009) in Weitersburg eingeführt. Weitersburg zählt zur Verbandsgemeinde Vallendar. Diese beiden Pfarreien des Bistums Trier gehören zum Landkreis Mayen-Koblenz.

 

Zitiert aus Briefen und der Vettelschosser Pfarrchronik

 

Am 11.03.1988 konnte Alois Löw auf sein 65jähriges Priesterjubiläum zurückblicken. Aus diesem Anlass übermittelte ihm Pfarrer Herbert Glowatzki – auch im Namen der Pfarrgemeinde Vettelschoß – die herzlichsten Glückwünsche. Das Antwortschreiben des Jubilars lautete: „Für den Glückwunsch zu meinem Eisernen Jubiläum, besonders für das Hochamt am 13.03.1988, danke ich sehr, meine Freude darüber war groß!“

„Als ich 1930, auf Weihnachten, meine Ernennung für Vettelschoß erhielt, war Vettelschoß noch Vikarie – ich darum ohne Pfarrgehalt, lebte darum recht ärmlich mit den drei Bewohnern im Haus.“ (Es waren der Vater des Geistlichen und seine Schwester Rosa als Haushälterin.)

„In der Nazizeit war der damalige Landrat (Dr. Rudolf Reppert) von Neuwied mein schlimmster Feind und über 2 Jahre stand ich mit einem Fuß im KZ (Konzen­trationslager), meine Verhaftung war von dem Kreisleiter (Detlev Dern) schon unterschrieben und meine Gefängniszelle für einen Samstagabend schon bereit.“

„Ein Lehrer (Werner Schiffer wurde am 01.10.1933 von Kalenborn nach Köln versetzt) aus Kalenborn, dessen Frau befreundet war mit dem Gauleiter (Josef Grohé, Gauleiter des Gaues Köln-Aachen, der am 13.03.1933 die Amtsenthebung des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer verfügte) in Köln, rettete mich. Aber gerade in dieser leidvollen Zeit hatte ich außergewöhnlich große Freude an den Kindern. 3 Jungen aus Mittelelsaff bereitete ich vor für die Aufnahme in Schönstatt, die Lebensgeschichte des einen, Heinz Schäfer, ist im Druck („Gelebtes Schönstatt, Heinz Schäfer“) erschienen.“

„Der heiligmäßige Vater (Heinrich Schäfer) war der Präfekt der Männerkongregation, mein treuester Helfer! (gemeint war nicht der Vater, sondern der Onkel und Taufpate des Theologiestudenten Heinrich Schäfer; denn dessen Vater hieß Peter Balthasar Schäfer). Der damalige Küster, der heiligmäßige Mathias Ewenz, Vater von Albert Ewenz, betete viel für mich.“

„Vor meinem Schreibtisch an der Wand hängt ein Foto von der inneren Schönheit der Kirche (Hl. Familie, 1974 abgerissen), wie sie damals war, sodass ich täglich Vettelschoß grüße und es in mein Gebet und Opfer einschließe. Gruß und beste Wünsche Ihr A. Löw.“

In der Pfarrchronik von Vettelschoß – den Eintrag machte Alois Löw – steht, wie von Pfarrer Herbert Glowatzki in den Pfarrbrief der Pfarrei St. Michael vom 29.01. bis 12.02.1989 übernommen, folgendes:

„Eine große Freude erlebte die Filiale Elsaff im Juni 1935, nämlich die Einweihung einer Antoniuskapelle. Erwähnenswert ist die Vorgeschichte, die den Bau veranlasste: Im Winter des Jahres 1934 stiegen zwei Schwestern aus dem Kloster St. Anna in Linz in einen für sie falschen Zug und landeten am späten Winterabend statt in Erpel auf dem schneebedeckten Kretzhaus (Kalenborn). Der Bahnassistent Joh. (Johann) Hoppen nahm sich ihrer liebevoll an und bot ihnen in seinem Hause Unterkunft.“ Er wohnte in Kretzhaus, war später Bahnhofsvorsteher, Kirchenvorstandsmitglied und seit dem 09. Februar 1951 Kirchenrechner in Vettelschoß.

Mit den „Schwestern aus St. Anna“ sind wohl die ehrwürdigen Schwestern der Franziskanerinnen aus Nonnenwerth gemeint, die 1854 nach Linz gekommen waren, die Gebäude des ehemaligen Servitessenklosters übernahmen und in Linz neben der Irrenanstalt eine höhere Töchterschule, ein Pensionat und eine Bewahr- und Nähschule unterhielten.

„Aus Dankbarkeit schenkte das Kloster St. Anna daraufhin viele wertvolle Sachen Herrn Joh. Hoppen, die er nach Gutdünken an Kirchen verschenken sollte. Herr Hoppen aber überließ mir (d.h. dem Pastor Löw) alle diese Geschenke, unter denen eine große, schöne Antoniusstatue war. Da wir in unserer Kirche schon eine Antoniusstatue hatten, schenkte ich dieselbe der Filiale Elsaff mit der Weisung, sie irgendwo in einer Felsennische aufzustellen. Das aber gefiel den guten Elsaffern nicht.“

„Erst wollten sie wenigstens ein Heiligenhäuschen bauen. Aber auch damit nicht zufrieden, waren sie bald alle einmütig entschlossen, eine kleine Kapelle zu bauen, und mit großem Eifer ging es an die Arbeit, und bald stand die Kapelle und was sehr wichtig war – sehr bald war sie bezahlt.“

„An Pfingstsonntag 1935 nach der Vesper zogen wir in feierlicher Prozession nach Elsaff, und mit Erlaubnis der bischöflichen Behörde durfte ich diese Antoniuskapelle einweihen.“ – „Am Mittwoch danach, dem 12. Juni (1935) wurde zum ersten Male die hl. Messe dort gelesen. Das war ein Freudentag für die guten Elsaffer Pfarrkinder. Seither ist jeden Dienstag-Abend in der Kapelle Antoniusandacht, die fast immer sehr gut besucht ist.“

 

Bau und Weihe der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff

 

Pastor Alois Löw, der an der ursprünglichen Planung – nur ein unscheinbares und kleines „Hellijehüßchen“ (Heiligenhäuschen) in Oberelsaff zu errichten – „klebte“ und um weiteren Trouble mit den Hitleristen und vor allem mit den Dorfnazis der Gemeinde Vettelschoß zu vermeiden, den Bau einer „Kapelle“ in Oberelsaff zunächst kategorisch und lange Zeit ablehnte, musste in mehreren und mühsamen Gesprächen überredet und seine Einwilligung schließlich förmlich „erbettelt“ werden.

Die Baumaßnahmen in Oberelsaff unter dem versierten Maurermeister Matthias Weinberg („Wingbirchs Matthes“) – der nach 1945 auch die ersten Kriegsschäden an der früheren Vettelschosser Pfarrkirche (Hl. Familie) beseitigte – waren dadurch erheblich in Verzug geraten.

Erst im Spätherbst 1934 – der erste Schnee war gefallen und die frostigen Nächte kündigten den nahenden Winter an – konnten die „Elbeser“ Männer unter Anleitung ihres „Baumeisters“ Matthias Weinberg mit Feuereifer die Ausschachtungsarbeiten für die „Antoniuskapelle“ vornehmen. Noch vor dem wirklichen Wintereinbruch waren die Fundamente gesetzt. Im zeitigen Frühjahr 1935 wurde die Bautätigkeit durch Matthias Weinberg mit seinen Maurergehilfen (Anton Mies und Anton Jungbluth) wieder aufgenommen und das „geliebte“ Kapellchen in Oberelsaff fertiggestellt.

Unzählige Male „pilgerten“ die Elsaffer – meist an Sonntagen oder nach getaner Arbeit – mit „Kind und Kegel“ bzw. mit der ganzen Familie zur Baustelle, die zum Dorfmittelpunkt geworden war. Dort traf man nicht selten mit Verwandten und Bekannten aus der Kirchengemeinde Vettelschoß, aus Rott, Hohn und Windhagen zusammen. Alles drehte sich um das Kapellchen, den Baufortgang und wann und durch wen mit der Weihe der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle zu rechnen sei. Das blieb lange das Tagesgespräch im Elsafftal und in der Vettelschosser Kirchengemeinde.

Am 24.04.1935 berichtete Pfarrvikar Alois Löw dem Generalvikariat in Trier, dass „die kleine Filiale Elsaff sich eine Antoniuskapelle in der Größe 4 mal 5 m erbaut habe. Das Grundstück stellte ein Mitglied des Kirchenvorstandes (Josef Ewens) aus Elsaff zur Verfügung, der auch mit Zustimmung der Elsaffer Pfarrkinder vorläufig als Eigentümer benannt werden soll. Ich bitte um gütige Erlaubnis, die Kapelle einsegnen zu dürfen.“ Trier machte jedoch am 30.04.1935 die Erlaubnis zur Benediktion von einer Eigentumsübertragung abhängig.

Der Vettelschosser Kirchenvorstand beschloss am 13.05.1935, „dass die neu gebaute Antoniuskapelle in Elsaff mit der zugehörigen Parzelle (Flur Nr. 735/142) von der Kirchengemeinde schuldenfrei übernommen werde.“

Ein Teil dieses Grundstückes wurde 1936 zur Straßenverbreiterung in Oberelsaff an den Provinzialverband der Rheinprovinz veräußert. Die Bürgerschaft von Mittel- und Oberelsaff hatten weder die Zivilgemeinde noch die Kirchengemeinde Vettelschoß um Spenden für ihre „Antoniuskapelle“ ersucht.

Schon am 21.05.1935 gab Trier sein Einverständnis für die Einweihung der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff.

Pfingstsonntag, 09. Juni 1935, war für Mittel- und Oberelsaff ein ganz großer Tag, den die Beteiligten zeitlebens – es waren schlichte, fromme, fleißige und kleine Bauersleute oder Arbeiter, die in den Basaltsteinbrüchen am Wöls- oder Willscheiderberg oder am Geißen- oder Türkenhügel in Vettelschoß ihr Brot verdienten – nicht vergessen haben. Ihre Väter und Großväter sicherten sich noch den Lebensunterhalt auf den Klitschen ausschließlich als Ackerer in der Landwirtschaft und lebten von dem, was die oft kargen Felder und das Vieh nach dem Motto hergaben:

„Das schönste Wappen auf der Welt

ist der Pflug im Ackerfeld.“

Die wenigen Zeitzeugen, die noch leben und damals dabei gewesen sind, kommen nicht aus dem Schwärmen, wenn man auf die Einweihung des „Elsaffer Kapellchens“ zu sprechen kommt. Sie pilgern noch heute aus alter Tradition mit ihren Kindern, Enkeln oder vielleicht schon Urenkeln jährlich einmal – allerdings am „Antoniustag“ (13. Juni) nach Oberelsaff.

Bei sommerlichen Temperaturen setzte sich nach der traditionellen „Andacht“ (Vesper) am Nachmittag des Pfingstsonntages (09.06.1935) eine „große“ Prozession, die sich an der Kirche in Vettelschoß formierte, unter lang anhaltendem Glockengeläut und zahlreichen Beteiligungen aus allen Bevölkerungsschichten nach Oberelsaff in Bewegung. Es ging betend, singend und schwitzend an der altehrwürdigen und von unseren Altvordern über Jahrhunderte bewahrten St.-Michaels-Kapelle von vor 1550 und am 1865/1866 eröffneten (alten) Friedhof vorbei durch die legendäre „Walheld“ – die Träger der Vereins- und Traditionsfahnen an langen Stangen balancierten gekonnt durch die Oberelsaffer Bahnunterführung – zur festlich geschmückten St.-Antonius-von-Padua-Kapelle („Elbeser Kapellchen“ oder „Antoniuskapelle“) in Oberelsaff.

Verschiedene Wallfahrer, die an der Prozession von Vettelschoß durch die „Walheld“ nach Oberelsaff teilnahmen, erinnern sich, dass die malerisch im Tal gelegene und sonst unermüdlich klappernde „Hohner- oder Schiefisch-Mühle“ damals eine friedvolle Feiertagsstimmung ausstrahlte. Denn es war ein unvergessener Festtag für Mittel- und Oberelsaff! Auch „Petrus“ schien den „Elsaffern“ wohlgesonnen gewesen zu sein. Es gewitterte erst in der darauf folgenden Nacht.

Mit sichtlicher Freude und besonders feierlich nahm Pastor Alois Löw die Weihe der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff vor. Es assistierte ihm der „Küstisch Albät“ (Albert Ewenz, † 1980), sein treuer und engagierter Küster aus Vettelschoß, der dieses Amt von seinem Vater – dem „alen Küster“ = Mathias Ewenz, † 1947 – übernommen hatte.

Die (zu) große Antoniusstatue der Franziskanerinnen wurde von Männern aus „Elsaff“ (Mittel-/Oberelsaff) in die Kapelle getragen, die alle Anton hießen – bis auf Peter Hoß, der für seinen verstorbenen Bruder (Anton Hoß) als Träger teilnehmen durfte.

Nach der würdevollen Einsegnung der Kapelle begab sich der Priester auf einen Vorsprung oberhalb der „Antoniuskapelle“ und hielt eine unvergessene Festpredigt, in der er die Gläubigen eindringlich vor dem „braunen“ Sumpf warnte, ohne direkt oder persönlich zu werden. Viele hielten seine Ausführungen damals noch für übertriebene Schwarzmalerei. An die prognostizierten schlimmen Zeiten oder den Zweiten Weltkrieg mochte seinerzeit noch keiner denken.

Auch einige Gäste aus dem „Wänterkeschbel“ (Windhagener Kirchspiel) waren zugegen und lauschten ebenso ungläubig den Worten des kleinen und agilen Vettelschosser Priesters von der Saar, obwohl den meisten dessen erst jüngst gemachten Erfahrungen mit den Nazis bekannt gewesen sein dürften.

Mit dem „Te Deum laudamus“ („Dich, Gott, loben wir“) oder „Großer Gott, wir loben Dich“ (Der älteste Text reicht bis ins 6. Jh. zurück.) endete diese eindrucksvolle Feierlichkeit und die Gläubigen gingen – leger und die Worte ihres Pastors noch „unverdaut“ in den Ohren – laut schwatzend und diskutierend durch die urige, aber landschaftlich reizvolle „Walheld“ oder gemütlich über die breite und noch autoarme, aber staubige Provinzialstraße heimwärts.

An den Fenstern des Parteilokals der NSDAP, der Gaststätte „Zur alten Post“ in Vettelschoß, sollen sich die Bonzen die Nasen platt gedrückt haben, um die vorbeigehenden Pilger zu identifizieren und zu registrieren. Sogar Späher hatte – so wurde berichtet – der Ortsgruppenleiter der NSDAP ausgesandt, um auch die aus Oberelsaff kommenden Wallfahrer zu erfassen, die in den Ortsteil Kuhl oder in Richtung Bahnhof abgebogen waren, um nach Hause zu gelangen.

Das Versprechen, zumindest am nächsten „Antoniustag“ wieder nach Oberelsaff zum „Antunius“ zu pilgern, fiel niemandem schwer. Es blieb auch kein leeres Geschwätz. Die alljährliche Wallfahrt zum „Elbeser Antunius“ ist so lebendig geblieben wie vor 75 Jahren. Sie wurde schließlich zur Tradition und das „Dabeisein“ eine Pflicht der Pfarreiangehörigen von Vettelschoß.

Auch wenn es schon im Mittelalter hieß:

„Wer viel pilgert, wird selten heilig!“

(So hatte der Augustinerchorherr, Mystiker, Seelsorger, Erzieher und geistliche Schriftsteller, Thomas a Kempis, Thomas Hemerken von Kempen, * 1379/1380 in Kempen, † 1471 im Kloster Agnetenberg gegrantelt.)

Dort – wo Pastor Alois Löw am 09.06.1935 seine bedeutungsvolle Predigt hielt – errichtete und stiftete kurz danach der Oberelsaffer Wilhelm Schneider (* 1898, † 05.05.1939) das so genannte „Gipfelkreuz von Oberelsaff“. Der Beweggrund lässt sich nicht mehr in Erfahrung bringen. Die Inschrift „Im Kreuz ist Heil“ stammte von Wilhelm Schneider und ist von ihm eigenhändig am Kruzifix angebracht worden. Im Betonsockel befindet sich eine Flasche mit unbekannten „Schriften“, die auch – als man das morsch gewordene Eichenkreuz im Zuge der Renovierung der „Antoniuskapelle“ im Jahre 1988 durch ein neues ersetzte – nicht gehoben wurde.

 

Die „Antoniuskapelle“ noch ohne Dachreiter,

Glocke und Altar

 

Die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff war anfangs noch ohne Dachreiter, Glocke und Altar, aber ist seit 1935 für die Kirchengemeinde Vettelschoß – auch für einige Bürgerinnen und Bürger aus dem benachbarten Hohn, Hallerbach, Windhagen, Unterelsaff, Wölsreeg, Dinkelbach, Rott, Rotterheide und aus dem Umfeld von St. Katharinen – zur festen „Institution“ und die jährliche Wallfahrt ein fast inbrünstiger Brauch geworden.

Statt eines Dachreiters schmückte das schlichte Kapellchen von Anfang an über der Eingangstür ein „Lateinisches Kreuz“. Im Innern stand ursprünglich auf einem einfachen Steinsockel die – im Vergleich zum Kapelleninnenraum – dimensional unpassende, aber ansehnliche, von den Schwestern aus dem Linzer St.-Anna-Kloster hergeschenkte und von Pastor Alois Löw für die „Elsaffer“ bestimmte Statue des hl. Antonius von Padua, die nach dem Zweiten Weltkrieg die „Wänter-Bartholomäus-Kirch“ (Windhagener St.-Batholomäus-Kirche) zierte und seit der „ersten Nachkriegskirchenrenovierung“ in Windhagen als verschollen gilt. In den „Findbüchern“ der Pfarrei Windhagen sind über diese Antoniusfigur angeblich keine Eintragungen gemacht worden.

Es war kurz (vielleicht ein Jahr) nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Windhagener Kirchenvorstandsmitglied Anton Miesen (* 13.10.1880 in Ägidienberg, † 30.10.1962 in Hohn) aus Hohn um die Antoniusfigur für die Kirche in Windhagen „bettelte“, die im Hause von Johann Schiefer eine pflegliche Verwahrung erfuhr, nachdem der Vettelschosser Pastor Friedrich (Fritz) Blanckart (vom 29.10.1937 – 12.04.1946 in Vettelschoß und am 29.01.1986 mit 82 Jahren in Niederbreisig verstorben) eine kleinere Antoniusstatue für Oberelsaff besorgt hatte.

Anton Miesen – seine Ehefrau (Anna Eva geb. Prangenberg, * 13.10.1882 in Hohn, † 29.10.1958 in Hohn) und die von Johann Schiefer (Helena geb. Prangenberg, * 1899 in Oberelsaff, † 1970 in Linz) hatten gemeinsame Urgroßeltern – ließ nicht locker und blieb hartnäckig, obwohl der Müllermeister aus Oberelsaff ihn mehrmals hatte abblitzen lassen. Schließlich machte Johann Schiefer die Herausgabe des „Antonius“ für die Kirche in Windhagen vom Einverständnis des Pfarrers Dr. Dr. Peter Eck (kam am 04.06.1946 als Pfarrvikar bzw. Pfarrverwalter nach Vettelschoß, wurde am 20.05.1947 zum ersten Vettelschosser Pfarrer und am 05.08.1949 zum Definitor des Dekanats Linz ernannt, am 01.051959 emeritiert – in den Ruhestand versetzt – und verzog nach Rheinbrohl, wo er am 07.09.1965 mit 73 Jahren verstarb) abhängig.

Da der Seelsorger in Vettelschoß gegen die Herausgabe der Antoniusstatue „als vorläufige Leihgabe“ nichts einzuwenden hatte, vermochte sich Johann Schiefer nicht mehr länger zu sperren. Er half allerdings mit zwiespältigen Gefühlen dem Quengler aus Hohn auch noch bei der Verpackung und Verladung. Das „gute Stück“ wurde mit aller Vorsicht in Getreide- und Mehlsäcke eingewickelt und damit für alle Fälle bruchsicher gemacht. So eingebettet verlud man die Antoniusfigur auf einen kleinen Hand- oder Leiterwagen, der vor dem Wohnhaus des Müllers „geparkt“ war.

Der „Miesen Anton“ war nach seiner Gestik und Mimik voll zufrieden, als er mit seinem Namenspatron behutsam kraft seiner Muskelkraft und schweißtriefend von dannen zog. Womöglich war das „Handwägelchen“ auch noch mit einem „Schleppchen“ Mehl beladen. Es ging zunächst von Oberelsaff bis Hohn. Kurze Zeit später fand der Santo aus Padua in der Sankt-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen seine Aufstellung und Verehrung, verschwand aber nach der Kirchenrenovierung auf Nimmerwiedersehen.

Im Windhagener „Bermudadreieck“ 14 scheint schon viel, viel länger der im Kölner Erzbischöflichen Visitationsprotokoll vom 26.04.1626 erwähnte „Reliquienschatz“ nicht mehr auffindbar zu sein. – „Nach dem Protokoll befinden sich in der Kirche in Windhagen ein Teil des Kleides der Mutter Gottes, gewöhnlich „Windtlesch“ oder „Gaze“ (Mull/Schleier = ein leichtes, halbdurchsichtiges Gewebe) genannt, ebenso ein Teil des Purpurkleides unseres Herrn. Sie waren damals ohne schützende Umhüllung und nicht in Ehren gehalten. Die Visitatoren ordnen die Beschaffung einer würdigen Custodia (Kustodia = Gefäß zur Aufbewahrung der konsekrierten Hostie) an, eines Reliquiars (Reliquienbehälters), um die Reliquien öffentlich zeigen zu können.“ – „Später werden die Windhagener Reliquien nicht mehr genannt.“ 15

In den Wirren des Zweiten Weltkrieges vertraute der Vikar Fritz Blanckart aus Vettelschoß seinem Kirchenrechner (28.11.1937) und Kirchenvorstandsmitglied Josef Ewens ein undatiertes Glöckchen an, das dieser achtlos in seine Scheune hing. Es hatte lange im Pfarrhaus in Vettelschoß unbeachtet und fast vergessen gelagert und war lediglich mit einem Ring – ohne eine weitere Beschriftung – versehen. Vermutlich wollte der Seelsorger die kleine Glocke vor einem etwaigen Diebstahl oder der Einschmelzung zu Kriegszwecken retten.

Fritz Blanckart – der eine Schwäche für das „Antoniuskapellchen“ in Oberelsaff hatte – stiftete die Kreuzwegstationen, die Herz-Jesu-Statue und Muttergottesfigur, das neugotische Altärchen (mit den Insignien „AM“ = Ave Maria, der „Englische Gruß“, mit Krone unterhalb der Altarmensa, die ein unauffälliges, aber leeres Reliquiar enthält), das Antoniusstandbild und das Glöckchen. Diese sakralen Preziosen stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtlich aus dem St.-Anna-Kloster der Franziskanerinnen in Remagen.

Nachweislich stand das Altärchen der Oberelsaffer „Antoniuskapelle“ als einstiger Marienaltar ursprünglich in der 1937 umgestalteten Marienkapelle des St.-Anna-Klosters der Franziskanerinnen in Remagen. 16 Vermutlich hatte der Altar schon in der Marienkapelle seinen Platz, als man sie 1906/1907 vom „Altbau“ in den Klosterneubau platzierte.

1905 wurde die Kapelle erweitert und 1906/1907 in den Neubau – „eine stimmungsvolle neue Marienkapelle geschaffen“ – verlegt. Im Jahre 1937 ist die Marienkapelle umgestaltet worden. Nach Aussagen betagter Schwestern soll das besagte Altärchen aber schon nach 1906/1907 nicht mehr in der Marienkapelle gestanden haben.

In der Apollinariskirche in Remagen befinden sich Altäre, allerdings aus Stein, die vom gleichen Künstler – wie das Altärchen in Oberelsaff – stammen könnten. Und in der Kapelle auf Burg Brohl ist ein Holzaltar gleicher Machart zu bestaunen.

Die Herz-Jesu-Skulptur und das Muttergottes-Bildwerk in der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff stehen auf Konsolen, die Heinrich Mohr († 1986), Vettelschoß (Michaelstraße 69), aus dem Holz der Klais-Pfeifen-Orgel fertigte, die aus der 1974 abgerissenen Pfarrkirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß stammte und mit „entsorgt“ wurde, weil im Neubau der St.-Michaels-Pfarrkirche der Platz für eine Orgel verplant worden war.

Als der Zweite Weltkrieg vorbei war, erinnerten sich Mittel- und Oberelsaff an die kleine Glocke auf dem Heuboden von Josef Ewens, die den „Beschuss“ unentdeckt und unversehrt überstanden hatte.

Im Sommer/Herbst 1946 – bevor die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff nach einem Antrag des Seelsorgers aus Vettelschoß (Dr. Dr. Peter Eck) vom 30.07.1946 und der Zustimmung des Generalvikariats in Trier „ausgemalt“ werden sollte – versahen die Elsaffer unter maßgebender Beteiligung von Anton Mies ihr Kapellchen mit einem Dachreiter bzw. Glockentürmchen, in dem das kleine Glöckchen seither verwahrt wird. Es läutet allerdings nur noch zur jährlichen Antoniusfeier (13. Juni) oder wenn Sterbefälle in Mittel- oder Oberelsaff zu beklagen sind.

Zur Ausmalung der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff war 1946 ursprünglich der Kirchenmaler Kretten vorgesehen, der seinerzeit auch die erste Pfarrkirche (Hl. Familie) in Vettelschoß ausgemalt hatte. Wer die Ausmalung der Oberelsaffer Kapelle zur Zeit des Seelsorgers Alois Löw tätigte, ist nicht mehr nachvollziehbar. Schließlich wurde das Kapellchen in Oberelsaff 1948/1949 für ein „Vergelts Gott“ und aus Dankbarkeit für die unversehrte Heimkehr seiner beiden Söhne aus dem Zweiten Weltkrieg von dem aus Köln stammenden Kirchenmaler Karl Hoen († 1950) ausgemalt, den die Kriegsereignisse nach Krumscheid unweit von Niedermühlen im Kirchspiel Asbach verschlagen hatten, wo er sesshaft geworden war und den Lebensabend verbrachte.

Der „Beschuss“ und insbesondere die erbitterten Kampfhandlungen deutscher und amerikanischer Soldaten am 15.03.1945 hatten auch das „Elbeser Kapellchen“ nicht verschont. Das Dach, die Fenster und die Bänke (in der „Antoniuskapelle“ befindet sich eine Bestuhlung) waren zertrümmert. Allgemein wirkte die Andachtsstätte völlig verdreckt und unansehnlich. Im Innern hatten sich die GIs eine Feuerstelle hergerichtet, um Essbares zu brutzeln. Es war ein stibitztes armes Huhn, das in einer ordinären Waschschüssel noch mit Seifenfach gebraten oder gekocht wurde, wie man später an den dem „Antonius“ und den Elsaffern zurückgelassenen Knochenresten erkennen konnte.

Das „Korpus Delikti“ ist im Steinboden – trotz mehrfacher Entfernungsversuche – noch immer sichtbar. Es veranlasst die stetigen Besucher der schönen Kapelle im Elsafftal immer wieder zu Fragen oder für mannigfaltige Vermutungen, die von Josefine Fink geborene Schiefer leicht zu beantworten oder aufzuklären sind. Sie ist die letzte Zeitzeugin, die in der Lage ist, alles in und um die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff von der „Geburtsstunde“ bis zur Gegenwart aus dem Effeff den wissbegierigen Besuchern zu vermitteln.

In Oberelsaff lieferten sich an dem unvergessenen 15.03.1945 deutsche und amerikanische Landser im Nahkampf (die Deutschen lagen in der Mühle von Johann Schiefer – Gemeinde Rederscheid, Verbandsgemeinde Asbach, Erzbistum Köln – und die Amerikaner in seinem Wohnhaus – Gemeinde Vettelschoß, Verbandsgemeinde Linz, Bistum Trier – getrennt durch den „Grenzbach“ Hallerbach) schwere und verlustreiche Kämpfe.

Zwei Kriegsgräber befanden sich auf der Wiese oberhalb der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. Ein Grab war in Mittelelsaff. Die gefallenen deutschen Soldaten haben später auf dem Soldatenfriedhof in Montabaur ihre letzten Ruhestätten gefunden.

Die „Hohner Mühle“ war durch eine Granate auf der Seite der Mühlräder, vorne durch Splitter und Gewehr- sowie MG-Salven von außen arg beschädigt worden. So wie in Oberelsaff – und teilweise noch schlimmer – sahen vor 65 Jahren die Wohn- und Wirtschaftsgebäude in der Gemeinde Vettelschoß, in der Pfarrei St. Katharina, in Erl/Ohlenberg und Erpel/Remagen aus. Sie waren in den Gemeinden Lorscheid/Vettelschoß zu 70 – 72 % zerstört.

Bürger von Ober-, Mittel- und Unterelsaff und Vettelschoß sowie aus Nachbarweilern hatten für sich und ihren Familienangehörigen in den letzten Wochen des „Beschusses“ unweit der „Hohner Mühle“ einen Schutzbunker angelegt. Das Wasser im Mühlgraben war abgelassen und der Boden mit Scheunen- und Eisentoren, Bohlen und Stroh abgedeckt worden. Ein- und Ausgang des Tunnels verbarrikadierte man mit gefüllten Mehlsäcken, die als Splitterschutz dienen sollten.

In diesem Verlies „lebten“ und verbrachten schlecht (schlicht) und recht über 230 Menschen volle 16 Tage und Nächte. „Wir lagen und biwakierten in diesem selbstgewählten „Kerker“ wie die Heringe in der Büchse“ – meinte die Zeitzeugin aus Oberelsaff – „und über uns auf dem Bahndamm waren Granatwerfer positioniert, die unerlässlich in den „Erpeler Bösch“ (Erpeler Wald bzw. Kirchwald von Erpel) feuerten“ – wo massenhaft Munition zur Sicherung der Ludendorffbrücke oder Remagener Brücke lagerte. Es sollen sich dort auch Teile oder Ersatzteile zur Inbetriebnahme der Abschussrampen für die Vergeltungswaffen Hitlers (V-1 und V-2) befunden haben.

Zur Wasserversorgung der Bevölkerung im Bunker standen in Ober- und Mittelelsaff mehrere Brunnen mit reichlich und gutem Wasser zur Verfügung. Die Bürgerschaft hatte in der „Hohner- oder Schiefisch Mühle“ angemessene Lebensmittelvorräte gelagert, die für Wochen hätten ausgereicht.

 

Die „Antoniuskapelle“ kommt in die Jahre

 

Im Mai/Juni 1988 wurde die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff sowohl innen wie außen von der Dorfgemeinschaft (Mittel- und Oberelsaff) gründlich renoviert und trockengelegt; denn es war Feuchtigkeit bereits ins Innere eingedrungen. Vor allem hatte das Kapellchen durch vorbeifahrende Last- und Baufahrzeuge aus Anlass des Baues der Vettelschosser Kläranlage arg gelitten und Schaden genommen.

„Das Elsaffer Gipfelkreuz“ mit der Inschrift „Im Kreuz ist Heil“ – direkt am Steilhang über der Kapelle – kommt nach Beseitigung von Geäst und Gestrüpp wieder wunderschön zu Geltung“, wie Pfarrer Herbert Glowatzki in seinem Pfarrbrief vom 12.06.1988 – 26.06.1988 ansprechend formulierte.

Über die Ursache zur Aufstellung des „Gipfelkreuzes“ oberhalb der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff kann weiter gerätselt werden. Da Wilhelm Schneider bereits am 05.05.1939 allzu früh verstarb, gilt der vermutete Zusammenhang mit der Kreuzabnahmeaktion in den Schulen der Gemeinde Vettelschoß am 17.04.1939 – drei Tage vor des „Führers 50. Geburtstag“, zu dem die Nazis mit großem Brimborium eine Aufmarschveranstaltung angekündigt hatten – eher als unwahrscheinlich.

Mit einem eindrucksvollen Engagement der Bevölkerung war am gleichen Tag an der Straßenfront der ersten Vettelschosser Kirche ein übergroßes Protest- oder Widerstandskreuz aus Eiche zur Erinnerung an den latenten Widerstand der Bevölkerung gegen die Machenschaften der Nationalsozialisten errichtet worden, das in den Werkstätten des Wöls- oder Willscheiderberges unter Bruchmeister Johann Klein (aus der „Hüvvelzeck“ in Vettelschoß, Hübelsheckerweg 12) angefertigt und von sechs Vätern kinderreicher Familien – darunter befand sich auch Heinrich Schäfer aus Oberelsaff – auf ihren Schultern zu der Stelle an der Kirche getragen wurde, wo es am Sonntag, 17.04.1939, nach dem Hochamt, unter großer Beteiligung der Bevölkerung, die feierlich „ihr Treuebekenntnis zu Christus“ ablegte, seine Aufstellung und Einweihung fand.

Zwar waren die Kreuze in den beiden Klassenzimmern in Vettelschoß – sie hatten ihren ursprünglichen Platz über dem jeweiligen Lehrerpult – durch den Lehrer Karl Becker zusammen mit einigen mitgelaufenen „Dorfnazis“ abgenommmen, aber schließlich eine Nacht später vom gleichen „Schulllehrer“ klammheimlich wieder aufgehängt worden, allerdings über den Klassentüren, wofür ihn seine Ehefrau – die ihn werkeln gehört und vor Ort mit Nägeln und Hammer bewaffnet überrascht hatte – als „Feigling“ betitelt haben soll.

Dieser Aktion von Karl Becker – „S.A.-Mann und Nationalsozialist der ersten Stunde“, der sich gerne von seinen Nazibonzen als „Alten Kämpfer“ anreden ließ – war am Tag zuvor die Begegnung mit dem benachbarten alten Landwirt Wilhelm Buslei (auch „Pätsche“ genannt) vorausgegangen, der dem Lehrer „versprochen“ hatte, ihn „gar“ zu machen, wenn die Kreuze am nächsten Tag nicht wieder in die Klassenzimmer der Vettelschosser Schule zurückgekehrt seien. Das Hemd oder der Frack schien dem Schullehrer näher als die Partei gewesen zu sein; denn die Kreuze hingen zwar wieder, aber über jedem Katheder prangerte von nun an ein Führerporträt.

„Und da steht es nun mahnend, dass es im Jahre 1939 in Vettelschoß möglich war, dass katholische Kinder nicht mehr zu Füßen des Gekreuzigten unterrichtet werden sollten.“ – „Übrigens blieb das Kreuz aus den Schulsälen nur eine Nacht entfernt – das katholische Volk, sehr aufgebracht, aber den ruhigen Weisungen seines Pfarrers (Friedrich Blanckart) folgend, freut sich, wenigstens darin, seinen Willen durchgesetzt zu haben.“ (Pfarrbrief/Pfarrchronik aus Vettelschoß)

Da Karl Becker – wie vorher der Kalenborner Lehrer Egidius Bieger – auch Vorsitzender des Vettelschosser Kriegervereins war, hatten sich am Tag nach der Kreuzabnahme in der Volksschule von Vettelschoß der Müllermeister Johann Schiefer und andere Vereinsmitglieder aus dem Elsafftal und der Gemeinde Vettelschoß beim „Decke Schnegger“ oder „Buchjööp“ (Schneidermeister Josef Plag) in Vettelschoß (Michaelstraße 19) eingefunden, um sich zu beratschlagen, wer den Lehrer aufsucht und zur Rede stellt. Doch letztlich hatten die Schulkinder am Mittag die „erleichterte“ Nachricht übermittelt, dass die Kreuze in den zwei Schulräumen nur umgehängt worden seien.

Daraufhin gingen die versammelten und erklärten Nazigegner ziemlich beruhigt wieder nach Hause. Es war und blieb ein „Sturm im Wasserglas“! – wenn nicht vorher der „Busleis Pätsche“ auf seine Art tätig gewesen wäre und dem Lehrer mit der Ankündigung einer Dresche ins Gewissen geredet hätte, was jedoch die Versammelten im Hause vom „Dicken Schneider“ oder „Bauchjosef“ zu jener Zeit noch nicht wussten.

In den ersten Januar-Tagen des Jahres 1989 ersetzte man die „verrottete Eingangstür (der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff) durch eine neue, solide aus Eichenholz“. Pfarrer Glowatzki dankte im Pfarrbrief vom 29.01.1989 – 12.02.1989 „allen im Namen der Pfarrgemeinde, die zur Restaurierung und Verschönerung der „Elsaffer Kapelle“ beigetragen haben, aber auch jenen, die sie so liebevoll betreuen.“

Das neogotische und ursprüngliche Marienaltärchen aus dem St.-Anna-Kloster in Remagen mit den zwei betenden Engeln in der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff erfuhr durch das Restaurierungsatelier des Ehepaares Elke Schlöder-Kassner und Fred Kassner aus Neustadt am Rübenberge in monatelanger Arbeit eine aufwändige und fachmännische Aufarbeitung.

Der linke Engel auf der Konsole des Altaraufsatzes – während des „Beschusses“ im Zweiten Weltkrieg beschädigt und verloren gegangen – musste neu gefertigt und gefasst werden. Im Februar/März 1989 wurde das Altärchen in alter Frische und Schönheit wieder aufgestellt.

Einmal wöchentlich – am „Antoniusdienstag“, dem Begräbnistag des mittelalterlichen Heiligen – feierten die Geistlichen aus Vettelschoß im „Elbeser Kapellchen“ bis vor wenigen Jahren noch morgens, später am Abend, eine viel besuchte hl. Messe. Dieser Brauch wurde lange Jahre intensiv gepflegt, aber leider von den Seelsorgern wegen Überlastung eingestellt, nachdem sie auch für die große Pfarrei St. Katharina in St. Katharinen zuständig geworden waren.

Nach wie vor geht am Vorabend oder am Patroziniumsfest (13. Juni) eine Prozession betend und singend von Vettelschoß nach Oberelsaff zur „Antoniusfeier“ mit Abendmesse vor der St.-Antonius-von-Padua-Kapelle, die sich wie ehedem großer Beliebtheit erfreut.

Es sind nun über 75 Jahre seit der Erbauung und Einweihung (09. Juni 1935) der Oberelsaffer „Antoniuskapelle“ vergangen. Die Kirmes in Oberelsaff im Jahre 2010 bot deshalb doppelten Anlass zum Feiern. Mit einem noch zahlreicheren „Stelldichein“ von Alt und Jung aus nah und fern im idyllischen Elsafftal hatte man gerechnet.

Die Bürgerschaft von Mittel- und Oberelsaff eröffnet nach der „Antoniusfeier“ traditionsgemäß ihre Kirmes und lud alle Wallfahrer zum Verweilen und zur Stärkung für den „langen“ Heimweg in die heimelige „Antoniushütte“ in Oberelsaff ein.

Die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff (Gemeinde Vettelschoß) gilt schon lange als eine „Ikone“, die eigentlich jeder in der Pfarrei St. Katharina/St. Michael (St. Katharinen/Vettelschoß) auch von Innen gesehen haben sollte. Vielleicht ist es an der Zeit, von offizieller Seite initiativ zu werden und prüfen zu lassen, ob das „Elbeser Antunius Kapellchen“ ebenfalls als geschütztes Kulturdenkmal – wie seit 10.06.1996 die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid (Willscheid ist mit Wahrscheinlichkeit älter als Vettelschoß) – ausgewiesen werden kann.

 

Die letzte Zeugin

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Josefine Fink geborene Schiefer von Anton Mies so peu à peu die Betreuung der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff, bis sie sich letztlich dafür voll verantwortlich fühlte. In den Anfangsjahren nach der Einweihung wurde das Kapellchen von den Mädchen aus Mittel- und Oberelsaff geschmückt und gesäubert. Doch durch Umzug, Eheschließung und Berufstätigkeit der Jugendlichen fiel die Zuständigkeit letztlich an die Müllerstochter, die immer und zu jeder Zeit vor Ort erreichbar war.

Ihr macht diese Arbeit nach wie vor viel Freude, doch inzwischen lässt sie sich – wenn „Not am Mann“ ist – auch gerne helfen. Durch Elfriede Heßler geborene Schäfer und deren Ehemann Johannes Heßler in Oberelsaff erfährt die geistig und körperlich äußerst fit gebliebene und inzwischen Vierundachtzigjährige eine spürbare Entlastung, ohne jedoch ihr „Kapellchen“ vor ihrer Haustüre aus den Augen zu verlieren.

Bis vor kurzem traf sich die Oberelsafferin noch donnerstags regelmäßig mit einigen Frauen aus Mittel- und Oberelsaff in der schönen Andachtsstätte in Oberelsaff zum gemeinsamen Rosenkranzgebet, doch durch einige Sterbefälle ist der Gebetstreff inzwischen „mangels Masse“ leider eingeschlafen.

Mit einem gewissen Enthusiasmus und kompetent fungiert Josefine Fink wie ehedem zusätzlich noch als „Fremdenführerin“ – wohlwissend, dass sie die letzte Zeitzeugin in Oberelsaff und überhaupt ist, die über den Ursprung bzw. die „Geburt“ der Oberelsaffer „Antoniuskapelle“ mit allen den damals damit verbundenen Sorgen und Nöten in einer sehr schlimmen und gefährlichen Zeit bis ins Einzelne zu berichten weiß und auf alle Fragen der Interessierten nach dem Turnerwahlspruch „frisch, fromm, fröhlich, frei“ auch keine Antwort schuldig bleibt.

Josefine Schiefer verheiratete Fink besuchte von 1932 bis 1940 die Volksschule in Vettelschoß. Ihr Entlassungszeugnis erhielt sie von Hauptlehrer Heinrich Calsing, der vom 01.10.1939 bis 30.11.1954 in Vettelschoß wirkte, aber am 06.02.1941 zum Kriegsdienst einberufen wurde und am 14.04.1945 nach Vettelschoß zurückkehrte, wo am 01.10.1945 der Schulbetrieb (unter amerikanischer und später französischer Besatzungsmacht) wieder begann.

Der tagtägliche Weg der Müllerstochter auf Schusters Rappen nach Vettelschoß bei jeder Witterung und Jahreszeit durch die „Walheld“ und vereinzelt über die seinerzeit noch verkehrsarme und gesandete sowie menschenleere Provinzialstraße – oft mehrmals am Tage (Vorbereitung zur ersten hl. Kommunion, Firmung oder zur Schulmesse/Christenlehre) – hatte ihre Heimatverbundenheit so geprägt, dass sie niemals Oberelsaff verlassen hätte. Sie kannte auf ihrem etwa 4 ½ km langen Tagesmarsch nach Vettelschoß und wieder zurück fast jeden Strauch, Stein, Alleebaum oder jede Schnecke und jeden Grasbüschel oder die am Wegrand stehenden Blumen.

Nach der Schulentlassung sollte die intelligente und fesche „Göre“ auf Empfehlung der NSDAP – es war wohl der damals amtierende Ortsgruppenleiter (Fred-August Rohde, Kalenborn) der Gemeinde Vettelschoß – zur weiteren Ausbildung im Sinne der Nationalsozialisten einem BDM- oder BdM-Lager oder -Wohnheim 17 zugeführt werden. Um das zu verhindern, setzte ihre Mutter letztlich Himmel und Hölle in Bewegung, was schließlich nach verschiedenen Vorstellungen und Eingaben beim Landratsamt in Neuwied und vor allem durch Vermittlungen der Kreisbauernschaft auch erreicht wurde. Frau Helena Schiefer hatte den Behörden angedroht, ihre einzige Tochter mit den Kühen an den Armen in Marsch zu setzen, wenn sie trotz alledem einberufen würde.

So blieb Josefine Schiefer des „Müllers Haustochter“ in Oberelsaff, die aber ½ Jahr in Merten (Bonn) eine Mädchenhaushaltungsschule mit Pensionat besuchte und das Seminar erfolgreich absolvierte.

„Es war immer schön in Oberelsaff, ich bin sehr glücklich hier!“ – wiederholte Josefine Schiefer verheiratete Fink, die in der Zeit als Pfarrjugendführerin von Pfarrer Dr. Dr. Peter Eck und auch von der Pfarrei Vettelschoß und ihren Jugendlichen sehr geschätzt wurde.

Seit 1952 ist die Oberelsafferin mit Lorenz Fink (* 22.03.1924 in Erpel) verheiratet. Er erhielt am 15.07.1950 seine erste Lehrerstelle an der Volksschule in Windhagen, wo er 8 Jahre lang wirkte und als fleißiger Chronist in guter Erinnerung geblieben ist. Danach galt er für 10 Jahre als ein äußerst beliebeter Lehrer in Unterelsaff. Schließlich kam Lorenz Fink am 01.04.1968 als Hauptlehrer und Schulleiter an die am 30.091965 eingeweihte neue Volksschule – seit 01.08.1974 Grundschule „Am blauen See“ – nach Vettelschoß, wurde am 10.10.1975 zum Schulrektor ernannt und trat zum 01.08.1986 in den wohlverdienten Ruhestand. An diese unvergessene Zeit erinnern sich Lehrer und die Schülerinnen und Schüler von damals noch gerne.

Aus seiner Ehe mit der heimatgeschichtlich interessierten und versierten Müllerstochter aus Oberelsaff sind zwei Söhne hervorgegangen, die dem Vater beruflich als Pädagogen gefolgt und worüber die Eltern sehr stolz sind. Der eine ist Realschullehrer in Radevormwald und der andere Oberstudienrat am Johannes-Gymnasium in Niederlahnstein. Die Großeltern freuen sich über sechs Enkelkinder, die immer wieder für Abwechslung im Hause von Josefine und Lorenz Fink in Oberelsaff sorgen.

 

Schönstatt erinnert sich eines

Theologiestudenten aus Mittelelsaff

 

Der Vettelschosser Pastor Alois Löw erteilte Lateinunterricht als Einzelunterricht an Heinrich, Peter Joseph und Alfons Wilhelm Matthias Schäfer aus Mittelelsaff und bereitete sie auf das Theologiestudium in Schönstatt vor. Sie waren Geschwister und die Söhne von Peter Balthasar Schäfer und Anna Maria geborene Lorscheid, die alle drei im Zweiten Weltkrieg für „Volk und Vaterland“ den „Heldentod“ fanden.

Peter Schäfer (Steinbrucharbeiter/Landwirt/Bruchmeister) war belesen und hatte zwei Brüder (Mathias, 1899 – 1961, und Heinrich, 1902 - 1986, die mit ihren Familien in Oberelsaff lebten), mit denen er des öfteren zum Skat zusammentraf. Mit seinem Bruder Heinrich spielte Peter Schäfer auch regelmäßig Schach.

Die geistlichen Zöglinge des Seelsorgers Alois Löw aus Vettelschoß – Heinrich Schäfer (* 06.11.1920 in Mittelelsaff, † bzw. gefallen am 16.07.1941 bei Jarzewo oder Jarcewo in Russland) und seine beiden Brüder (Peter Joseph Schäfer, * 07.03.1924 in Mittelelsaff, † bzw. gefallen am 26.08.1940 in Priljepy/Weißrussland, und Alfons Wilhelm Matthias Schäfer, * 08.03.1926 in Mittelelsaff, † am 22.12.1945 im russischen Gefangenenlager in Brest-Litowsk) – studierten bzw. waren noch Schüler an der Theologischen Hochschule der Pallotiner (eine 1835 in Rom als Gesellschaft des katholischen Apostolates gegründete Missionsgesellschaft) in Schönstatt, wo heute „Schönstatt-Patres an der Hochschule der Pallotiner (Schönstatt-Priesterbund) dozieren und Pallotiner- und Schönstatt-Studenten gemeinsam studieren“, bevor sie zum Kriegsdienst einberufen wurden. Die Pallotiner oder „Väter der frommen Gesellschaft für Missionen“ richteten 1913 in Ehrenbreitstein und 1901 in Schönstatt Pflanzschulen für Missionare ein und ließen in Schönstatt ein Exerzitienhaus entstehen.

Schönstatt bzw. die Schönstatt-Bewegung zählt zu ihren „Historischen Personen“ sieben Persönlichkeiten. Nach ihrem Gründer (Pater Josef Kentenich) 18 ist an sechster Stelle Heinrich (Heinz) Schäfer aufgeführt und gilt als unvergessen.

Über den Theologiestudenten Heinrich Schäfer erschien 1955 in der Schriftenreihe „Gelebtes Schönstatt, Heinz Schäfer“ als 5. Heft – Sonderheft des Werkbriefes für die männliche Schönstatt-Jugend – eine Kurzbiografie. Das Manuskript stammte vom Sekretariat der Jungmännerbewegung in Schönstatt. Gedruckt wurde es von der Neuwieder Verlagsgesellschaft.

Zur Vita des Heinrich Schäfer schrieb sein Vater in die Familienchronik, dass er „vom 27.04.1927 an die Volksschule in Unterelsaff besuchte, am 12.04.1931 durch Pastor Alois Löw die Erstkommunion empfing, am 29.03.1935 aus der Volksschule entlassen wurde, von Oktober 1934 – April 1935 vom Vettelschosser Geistlichen „Lateinstunden“ erhielt und am 29.04.1935 ins „Studierheim“ der Pallotiner nach Schönstatt kam. Am 15.09.1935 wurde er in Schönstatt gefirmt. Ostern 1939 kam er nach Oberlahnstein ins „Collegium Carolinum“ und besuchte seit dem 12.04.1939 das dortige Gymnasium, weil im Frühjahr 1939 das Studienheim der Pallotiner in Schönstatt von den Nazis geschlossen worden war.“

„Am 29.08.1939 wurde er zum Militär „gerufen“, aber am 26.10.1939 zum „Weiterstudium“ wieder entlassen. Inzwischen bestand er das Abitur (Abgangszeugnis vom 15.09.1939 der Oberschule für Jungen in Oberlahnstein). Dann ging er am 06.11.1939 nach Olpe ins Noviziat und wurde dort am 16.11.1939 eingekleidet. „Der erste Schritt ins Priestertum.“ Am 05.12.1940 wurde er abermals zum Militär gerufen, und zwar zur leichten Artillerie nach Weimar. Von Weimar kam er nach Seligenthal, und zwar vom 28.04.1941 bis 09.06.1941 – dann ging er an die russische Grenze. Am 22.06.1941 wurde er im Kampf gegen die Russen eingesetzt, am 16. Juli 1941 traf ihn ein Granatsplitter am Kopf in den Sümpfen bei Jarzewo. Gott gib ihm die ewige Ruhe! Amen.“

Knapp einen Monat nach Beginn (22.06.1941) des von Dezember 1940 bis Juni 1941 unter der Deckbezeichnung „Barbarossa“ vorbereiteten Russlandfeldzuges hauchte der Theologiestudent Heinrich Schäfer mit 20 Jahren im Morast (Flusstäler) der Zuflüsse des Dnepr sein blutjunges und blühendes sowie vielversprechendes Leben aus. 19 Offensichtlich wurden gerade Theologen oder Theologiestudenten während des Zweiten Weltkrieges bevorzugt als „Kanonenfutter“ an die Ostfront geschickt! – Allein Mittel- und Oberelsaff hatten 1945 – als die Kriegsfurie und Rachegöttin besiegt war – dreizehn junge Männer im Alter zwischen 15 und 27 Jahren als Gefallene oder Vermisste zu beklagen und zu beweinen.

 

Das Templergut in Mittel-/Oberelsaff und die weiteren Templerbesitzungen – soweit noch fassbar

 

Zur „Hunschaft“ Elsaff mit „Thal und Schloss Altenwied“ gehörten einst Dinkelbach, Kodden, Mittelelsaff, Oberelsaff, Rott, Rotterheide, Steeg, Unterelsaff, Wahrenberg, und Wölsreeg. Vettelschoß mit Kalenborn, Kau, Oberwillscheid, Seiferhof und Willscheid bildeten den II. Teil der „hunschaf/hunzaf“ (Hunschaft/Honschaft) Lorscheid.

Vettelschoß taucht 1344 in der Testamentsurkunde der „Cristina“ (Christina) de/aus „Vertilschos“ = Vettelschoß auf. Neustadt („Neue Stätte“) geht wohl auf das Jahr 1213/1229 zurück. „In den Kellereirechnungen des Amtes Altenwied 1418/20 werden zwei Dienstmannsgüter in der Elsaff genannt: eins „zo Eylsaffen“ und eins „Werners Goed (Gut) zo Eylsaffen“, das wahrscheinlich zu dem Neustadter Elsaff gehört.“ Von Oberelsaff ist bereits 1434, 1527 und 1670 mit Mittel- und Unterelsdaff die Rede. Kalenborn („Kaltenborn“) wurde im Register über regelmäßige Einkünfte und Ausgaben des früheren Nonnenklosters St. Katharina (Katharinen) von 1509/ 1511 aufgeführt. Und Lorscheid (Lohr-Scheid/Lorschit/ Lorscheidt/Leuscheid = Weide-/Gras-/Waldplatz auf einer waldreichen Anhöhe zwischen zwei Tälern) gab es als „Wohnplatz“ bereits 1217, doch diese Ausdeutung des Flur- oder Siedlungsnamens ist nicht zweifelsfrei.

Die Lehnsleute (der Beliehene hieß im Mittelalter der Gedingmann und der Lehnsherr war der Gedingherr) des früheren Stifts St. Maria ad gradus (Zu den Stiegen, auf dessen Mauern teilweise später der Kölner Dom entstand) in Köln – die am Hofgedingtag zu Erpel im „Fronhaus“ teilnahmen – wohnten 1434 und 1697 in der Pfarrei Windhagen, in Kalenborn, Vettelschoß, Elsaff (Oberelsaff) und Rott (Rotterheide). Mehrere abgabenpflichtige Lehnsträger hatten 1527 in Oberelsaff ihren Wohnsitz.

Im Jahre 1511 gab es in Elsaff im Kirchspiel Neustadt – das zwischen 1511 und 1527 aus erst um die 171 bis 228 Haushaltungen bestand – einen berufsmäßigen Schneider, der zugleich „Pfeifer“ war und sicherlich nicht nur auf Hochzeiten als Musikant für Unterhaltung sorgte.

Das einst zwischen Dom und Hauptbahnhof gelegene Kölner Stift St. Maria ad gradus hatte auch in Oberelsaff Besitz, wofür von den Lehnsleuten entsprechende Naturalien abzuführen oder Frondienste zu leisten waren. 1527 standen in Oberelsaff mit „4 Se ein Peter von Oberelsaff, derselbe v. d. Wiese „Stuppenbroch“ mit 1 M“ und ein „Thiell van Haen, Hermann i. d. Oberelsaff, nun Dimmet (Timothea), i. d. Oberelsaff mit 1 Ma“ in der Pflicht.

„Die Zehntbegehung Neustadt 1739 nennt in der Hunschaft Elsaff ein Tempelgut. Seine Lage wird aus den angrenzenden Flurnamen deutlich: „In der Ober Elsaff ein Orth genannt in der Rahmhecken, gibt Churf. Rottzehnen bis ahn das Tempelsguth, alwo ein neuer Zehnstein der Straßen zu gesetzt worden, welches Tempelsguth so unterhalb den gesetzten Steinen lieget: gibt Heisterbacher Zehnen.“ Oberhalb des Tempelgutes „voran nechst den Häusern in der Ober Elsaff“ liegt das Seelbachs Feld. Das Tempelgut lag also von Mittel Elsaff auf Oberelsaff zu. Die örtliche Überlieferung weiß neben dem Namen Tempelgut zu berichten, daß Mittel Elsaff früher zu einem Kloster gehört und der Hof auf dem Backesfeld dicht bei Mittelelsaff gelegen habe.“

Längst sind durch die amtlichen Flurbereinigungs- und Zusammenlegungsverfahren die alten Flurbezeichnungen weggewischt und durch andere Namen ersetzt worden. So heißt es dort, wo sich einst das Templergut und dann das Seelbachs Feld befand – „Auf der Gass“.

Die landwirtschaftlich genutzte Gemarkung um den alten Elsaffer Bahnhof 20 – nahe Unterelsaff – nennt man „Schlosswiese“. Nach dem Hörensagen und von Generation zu Generation weiter vermittelt, soll dort einmal ein Schloss gestanden haben. Der Schlossherr galt als übel beleumundet, wie Bänkelsänger in früherer Zeit in ihren Moritaten über ihn und den grauenerregenden Vorkommnissen in seinem Herrschaftshaus zu verkünden wussten.

Es entstanden Templerkommenden in Kobern, Niederbreisig und in Hönningen, der Kommende in Hönningen war ein Hospital (Hospitalarii de templo) mit eigenem Priester angegliedert. Der „Gertrudenhof“ in Rheinbrohl war der Oberhof für die rheinischen Besitzungen der Abtei Nivelles im flämischen Südbrabant in Belgien, deren erste Äbtissin des von ihrer Mutter Idda gegründeten Klosters die hl. Gertrud (* 626, † 17.03.659, Tochter Pippins von Landen) war. Die Vogtrechte wurden von den Sayner Grafen ausgeübt.

1312 soll es noch ein Treffen ehemaliger Tempelritter aus den Familien Isenburg, Sayn und Waldeck auf der Altenburg in Kobern gegeben haben. Die Matthiaskapelle in Kobern/Gondorf gelangte wahrscheinlich später in den Besitz des Erzbistums Trier.

Zum Hönninger Gertrudenhof gehörten Höfe in Wallen und Dattenberg, die von Nivelles erst 1706 verkauft wurden. Es gab Templergüter (Tempelhöfe) in Breitbach (Rheinbreitbach) und in Scheuren/Unkel. Vielleicht war auch der zwischen Dattenberg und Wallen gelegene Weinberg mit dem Namen „Tempelberg“ einst ein Templergut.

Das damalige mächtige mittelrheinische Dynastenehepaar unseres Gefildes (Graf Heinrich III. von Sayn, † 01.01.1247 – vielleicht in Herchen/Sieg, seine Gemahlin Gräfin Mechthild von Sayn geborene von Landsberg, † 07.07.1285 im Zisterzienserinnenkloster Seyne/Marienspiegel in der Pfarrei St. Severin in Köln, Tochter des Grafen Dietrich von Sommerschenburg und Groitzsch, Pfalzgraf von Sachsen, † 13.06.1207, aus einer Nebenlinie der Wettiner, der sich nach Übernahme der rheinischen Güter den Namen „Landsberg“ zulegte, und der Landgräfin Jutta von Thüringen, † vor oder 1216 und in der ehemaligen Klosterkirche der Zisterzienser in Heisterbach ihre letzte Ruhestätte fand) und Ada (ehemalige Gräfin von Looz [Lois] und aus ihren Stammlanden vertriebene, einzige, überlebende Erbtochter Graf Dietrichs VII. von Holland, die gleich nach dessen Tod [1203] auf Betreiben ihrer Mutter Adelheid eine Ehe mit Graf Ludwig II. von Looz, † 1218, einging, aber kinderlos blieb) schenkten am 12. März 1227 (in der Kölner Erzdiözese war ab 1222 der „Osterstil“, d.h. wechselnd vom 22. März bis 25. April, in Gebrauch, was zu Jahren mit 11 oder 13 Monaten führte, sodass die richtige Datierung wohl der 11. April 1227 sein dürfte) zu ihrem (Adas, † 1237) Seelenheil dem Templerorden im Heiligen Land und den ihm dort dienenden Brüdern ihre Rechte an den Gütern des Ritters (de Molandino) von der Mühle. Graf Heinrich III. von Sayn behielt seine Vogteirechte über den Teil der Güter, die zur Pfarrei St. Gertrud in Rheinbrohl gehörten. Von einem andern Teil, der vom Hofe der hl. Gertrud zu Brole (Rheinbrohl) abhing und von dem ihm und seiner Gemahlin das Vogtrecht zustand, behielt er sich das Vogtrecht ausdrücklich vor.

Der Graf und die beiden Gräfinnen siegelten. Er mit dem runden Reitersiegel und seine Gattin mit dem, wo eine Dame mit einem Falken auf der linken Hand abgebildet ist. Gräfin Ada von Looz drückte dem Dokument ihr Siegel mit dem runden Falkenjagdbildnis, in dem eine reitende Dame mit Falke zu erkennen ist, auf. Die Zeugen waren Graf Arnold von Hückeswagen (ein angesehener Diplomat von (mittel)europäischem Format, der vielleicht als Fürsprecher für den in Deutschland seinerzeit noch kaum situierten Templerorden fungierte), Rorich Walpod und die Ministerialen des Grafen.

Damit hatte der für seine hervorragende Bewirtschaftung bzw. für sein vorbildliches Management bekannte Templerorden („milites templi“) eine recht dichte Konzentration von Einkünften und Rechten beiderseits des Rheins zwischen Hönningen und Rheinbreitbach erreicht.

Weitere Einkünfte des 1225 bezeugten Ordenshauses in Hönningen kamen aus Gütern in Rheinbreitbach, Scheuern/Unkel, womöglich auch aus Wallen/Dattenberg, Mittel-/Oberelsaff, Kalscheid, Niederbreisig und vermutlich auch aus Hallerbach.

Die Ordensbesitzungen reihten sich moselabwärts über Koblenz am Rhein entlang bis nach Köln. Diese Schenkungen an den so früh sehr selten anzutreffenden französisch dominierten Templerorden wurde vermutlich von der frankofonen Gräfin Ada von Looz angeregt und vom Sayner Grafenpaar (Mechthilds Blutsverwandter, Friedrich von Brehna-Meissen, † 1221, war als regierendes Oberhaupt seiner Linie in den Templerorden eingetreten), das sonst nur den „Deutschen Ritterorden“ begünstigte, dann mitgetragen.

Der Deutsche Orden, auch Deutschritterorden, Deutschherrenorden, Kreuzritterorden oder Marienritter – „Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum“ bzw. „Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Marien in Jerusalem“ genannt – wurde als jüngster der so genannten Kreuzzugsorden 1190 während des 3. Kreuzzuges (1189 – 1192) vor der Hafenstadt Akkon zunächst als Hospitalbruderschaft gegründet, bereits 1198 in einen geistlichen Ritterorden umgewandelt und bestand als solcher über 700 Jahre bis er 1929 seine heutige Gestalt erhielt.

Er ist ein klerikales Ordensinstitut päpstlichen Rechts, dem die Kongregation der Deutschordensschwestern ein- und das Familiareninstitut angegliedert ist. In Deutschland – nach der Säkularisation existierte der Orden hier nicht mehr – ist er seit 1945 wieder tätig. Es waren Ordenspriester aus dem Sudetenland, die mit den Vertriebenen nach Deutschland kamen, um sie seelsorglich zu betreuen und schließlich die Wiedergründung herbeiführten. Die Brüder, Schwestern und Familiaren des Deutschen Ordens versuchen das Ordensmotto „Helfen und Heilen“ gemeinsam zu verwirklichen.

„Die Verbindung der „Neustadter Elsaff“ (Ober-/Mittelelsaff) mit dem kurkölnischen (Amt) Altenwied und seiner der hl. Gertrud geweihten einstigen Schlosskapelle (Gertrudenkapelle) – die auch nach den Kellereirechnungen von 1430/1432 einen Schlosskaplan hatte, der für die jährliche Gertrudiskirchweih (Drutzienmissen) verantwortlich war – macht die Beziehung zum Gertrudenhof in Rheinbrohl noch wahrscheinlicher.“

„Im Asbacher Lagerbuch von 1715 wird in Kalscheid eine Tempelswiese genannt. Bis zur Auflösung 1809 hatte die Deutsch-Ordens-Kommende Waldbreitbach in Kalscheid einen Hof von 43 Morgen.“

„Das vor Jahren abgebrochene Gebäude, das aus dem Hofkomplex des ehemalig freiadeligen Holdinghausischen Hofs Niedermühlen stammte, hieß in der örtlichen Überlieferung „der Tempel“. Es diente im vorigen Jahrhundert als Wohnhaus.“

Sicherlich gab es in unserem Gefilde noch mehr Streubesitz der Templer, die im Laufe der Zeit andere Besitzer gefunden haben oder nicht mehr eruierbar und längst vergessen sind.

Das früher zum Templergut gehörende „Seelbachs Feld“ zeigt, wer nach der Auflösung des Templerordens sich in Mittelelsaff des Besitzes bemächtigte und sich dort „eingenistet“ hatte. – Es waren die Ganerben (Miterben) und Herren der weitverzweigten Adelsfamilie von Seelbach. Schon 1350 kommt die Familie in einem Brief „von Johann am Throne zu Sayn“ vor.

1220 bestätigte Graf Heinrich III. von Sayn eine Schenkung seines Kreuzzugsgefährten Graf Ludwigs von Looz an den Deutschen Orden, woran Ada sicherlich beteiligt gewesen sein dürfte.

Mit der Eheschließung von Ada und Graf Ludwig II. von Looz wurde versucht, auf diese Weise die Grafschaft Holland zu erheiraten, war aber trotz einer jahrelangen Fehde durch die von Adas Onkel Graf Wilhelm I. von Holland († 1223) betriebene Entführung seiner Nichte nach England schon frühzeitig zum Scheitern verurteilt. Während Ada dann von 1204 – 1207 am englischen Königshof ehrenvoll als „comitissa hollandie“ festgehalten wurde, dürfte sie die höfische Kultur an einem der „modernsten“ Höfe der damaligen Zeit kennen gelernt haben.

Das Sayner Grafenpaar verband mit der Gräfin Ada von Holland eine langjährige freundschaftliche Beziehung. Die Schwester von Adas Mutter Adelheid, Margarethe von Kleve, hatte 1172/1174 Mechthilds Großvater mütterlicherseits, Landgraf Ludwig III. von Thüringen, geheiratet.

Der erste päpstliche Inquisitor für Deutschland und wahrscheinlich Prämonstratenser sowie Magister Konrad von Marburg predigte während des Ketzerprozesses auf dem Mainzer Hoftag am 27.07.1233 gegen Graf Heinrich III. von Sayn, den er angezettelt hatte und trotz des absehbaren Prozessergebnisses, den Ketzerkreuzzug auch gegen die nicht erschienene Gräfin Ada von Looz. Sie war Mechthilds Großkusine und ihr Beichtvater hatte sie der Ketzerei verdächtigt und zur Anklage gebracht.

Konrad von Marburg wurde nur wenige Tage später am 30. Juli 1233 auf der Heimreise bei Marburg von „militibus“ (Vasallen) erschlagen, die vermutlich dem Sayner Umfeld angehörten. Der verhasste Marburger aus niederem Adel hatte bereits zahlreiche Opfer auf den Scheiterhaufen gebracht.

Nach dem Freispruch ihres Gemahls im Mainzer Ketzerprozess vollzog Gräfin Mechthild von Sayn ihren Siegelwechsel – von einem standardmäßigen „höfischen“ Falkenjagdsiegel (ohne Pferd) zu einem sehr individuell-religiös geprägten Motiv, das die „Flucht (der hl. Familie) nach Ägypten“ darstellte.

Es häuften sich von nun an auch die religiösen Stiftungen. Graf Heinrich III. von Sayn tätigte fromme Stiftungen auch ohne Zutun seiner Gattin. Insbesondere Marienstatt konnte sich weiterhin über außerordentliche „Förderungen“ (Unterstützungen) durch das Grafenpaar freuen. 21

 

Anmerkungen:

 

  1. 1.Die deutschen Offensiven hatten nicht den Durchbruch durch die französische Front erreicht, aber die letzten deutschen Reserven aufgebraucht. Während des Ersten Weltkrieges, der am 11.11.1918 zu Ende war, verloren 15 Millionen Menschen ihr Leben. 

  2. 2.Erst vor 40 Jahren am 28.06.1890 konnte St. Katharina nach Überwindung vieler Schwierigkeiten (die 1833 versuchte Pfarreigründung mit Vettelschoß war an der Geistlichkeit von Neustadt und Linz gescheitert) die Loslösung von Linz und Neustadt erreichen und die schwer erkämpfte Erhebung ihrer Kirchengemeinde zur Pfarrei schlussendlich durchsetzen, worüber die „Hüh“ bzw. „Linzerhöhe“ sehr glücklich war. 

  3. 3.„Hannes war in den (Vettelschosser) Kirchenvorstand gewählt worden. Damals mussten die Herren des Kirchenvorstandes abwechselnd sonntags in der Kirche das Opferkörbchen tragen (herumreichen). Hannes hatte das noch nie gemacht und meinte zu seiner Frau, man müsste das doch einmal üben. Also suchte er sich im Haus ein Körbchen, band daran einen großen Stock (einem Apfelpflücker ähnlich, um in den Kirchenbänken das Opfergeld von den Gläubigen besser einsammeln zu können) und kletterte auf den Heuboden. Dort oben standen die Korngarben, die bis dahin noch nicht gedroschen waren in Reih und Glied. Er reichte würdevoll jeder das Körbchen hin, auch war er froh, dass er es ganz gut machte. Hannes hatte aber nicht aufgepasst und sauste durch das Heuloch – das damals auf jedem Heuboden war – direkt in den Stall hinein. Unten im Stall saß seine Frau und melkte die Kuh. Die Kuh sprang vorne und hinten in die Höhe, die Frau fiel mit ihrem Melkstuhl (Melkschemel) um und rief: „Hannes, was fällt dir ein!“ Er antwortete: „Auf der Galerie bin ich fertig, ich fange jetzt hier unten an!“ – Diese Episode stammt von Anna Hoß geborene Ewens (im Elsafftal auch als „Mänes Änn“ oder „Tant Änn“ bzw. „Tante Anna“ bekannt) aus Oberelsaff, die 2006 mit 90 Jahren verstorben ist. Sie scheint frei erfunden und wurde von Josefine Fink geborene Schiefer aus Oberelsaff auf Plattdeutsch und im Schriftdeutsch nacherzählt. – Der frühere Kirchenvorstand hatte einen Kirchenrechner. Die Rechtsgrundlage für den Kirchenvorstand ist im Kirchenrecht verankert und das im „Codex Iuris Canonici“ (Gesetzbuch des kanonischen Rechts) zusammengefasst, das auf Papst Pius X (1903 – 1914) zurückgeht. Das derzeit gültige Gesetzbuch für die römisch-katholische Kirche ist seit dem Ersten Adventssonntag 1983 in Kraft. Inzwischen ist aus dem Kirchenvorstand der Pfarrgemeinderat und aus dem Kirchenrechner der Pfarrverwaltungsrat geworden. Den Vorsitz von beiden Gremien führt der jeweilige Pfarrer. Der Pfarrverwaltungsrat ist ausschließlich zuständig und verantwortlich für Personal – Finanzen – Gebäude und Liegenschaften der Pfarrei. 

  4. 4.Der bezeugte Prümer Besitz geht mit Wahrscheinlichkeit auf Reichsgut zurück, das die Abtei 790 von Karl dem Großen (747 – 814) im Engersgau erhielt. – Diese mittelalterliche Gaugrafschaft am Mittelrhein ist zum kleineren Teil in ihrer Grafschaft, zum größeren im rechtsrheinischen Besitz des Kurfürstentums Trier aufgegangen. Zu dieser Zeit amtierte Radbod (883 – 915) als Erzbischof von Trier. Er war zuvor Abt des Klosters in Mettlach, Maastricht und Echternach sowie Erzkanzler von Lothringen. – Ihm verdankt Trier – nach den Normanneneinfällen von 882 und 892, bei denen die Einheimischen, die zu den Waffen gegriffen und sich zusammengerottet hatten, wie „Vieh einer Herde abgeschlachtet“ wurden – die Einteilung der Dekanate und Archidiakonate (St. Lubentius in Dietkirchen für das rechte Rheinufer) sowie 906 die Errichtung des Sendschöffenamtes. – 899 nahm Erzbischof Radbod von Trier den Musiktheoretiker, Kanonisten und Geschichtsschreiber sowie Abt in Prüm von 892 – 899, Regino von Prüm, auf und machte ihn zu seinem wichtigsten Berater und Organisator. Regino von Prüm hatte wegen Auseinandersetzungen mit der Eifeler Adelsfamilie der Matfridinger die Abtei Prüm verlassen müssen, weil er einem Familienmitglied als Abt in Prüm im Wege stand. – Auch Karl III., der Dicke, Karolinger, König 876 – 887, Kaiser seit 881, werden verschiedene Schenkungen an das von den Normannen verwüstete Kloster in Prüm zugeschrieben. – In der Amtszeit von Regino von Prüm entstand 893 das Pümer Urbar, ein wichtiges Dokument der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Mittelalters und so die erste urkundliche Erwähnung zahlreicher Orte, die seinerzeit zum Herrschaftsbereich der Abtei Prüm gehörten. Sein berühmtestes Werk – neben seinen musikalischen Schriften – ist die „Weltchronik“, die später ein Mönch weiter fortschrieb. 

  5. 5.Die häufigsten Maße im Prümer Urbar waren das Flächenmaß („mansus“, „ionale“, „iugerum“), das Längenmaß („pertica“, „pertigada“, hauptsächlich für Zäune) und das Hohlmaß „modius“. Der „modius“ (Vorratshaufen und bis zur Einführung des metrischen Systems 1820 gebräuchlich) als Trockenmaß heißt später im Aachener Raum „Müdde“ und im süddeutschen „Metze“. Die Getreidelieferungen der Mansusbauern wurden meist in „mödiie“ (Müdden) gemessen. So dürfte mit „Ma“ = „Mansus“ als Zins oder Frondienst, „Mu“ = „Mud/Mudde/Müdde“ und mit „Se“ wohl „Sester“ („ein Sechstel“ als Hohlmaß, meist für Getreide) gemeint sein. 

  6. 6.Wie mag es wohl am Seel- und Hallerbach ausgesehen haben, als damals die Kelten – das bedeutendste Volk Europas – das Waldgebiet in unserem Elsafftal durchstreiften und die Landschaft vermutlich nach der ursprünglichen Beschaffenheit schlicht „Elsaff“ nannten? – Die Töpferei, das Textil-, Schmiede- und Kunsthandwerk standen bei den Kelten in hoher Blüte. Durch sie kamen die Drehmühle und die Töpferscheibe nach Mittel- und Nordeuropa und lösten den Mahlstein – die Handmühle aus (unterer) Steinplatte (Reibstein) und (oberem) Läuferstein, zum Zerkleinern von Getreide – ab. Sie waren Meister in der Bearbeitung des Eisens, dessen keltische Bezeichnung („isarnon“) die Germanen übernahmen. 

  7. 7.Er war ein Fellache aus Oberägypten, nicht unbegütert, aber ungebildet und fand seine Verehrung als Patron der Haustiere, besonders der Schweine, wurde aber auch als Schutzheiliger und Helfer gegen verschiedene Epidemien, vor allem gegen die Ende des 11. Jh. und besonders in Frankreich aufgetretenen als „Antoniusfeuer“ bezeichneten Seuche angerufen, die man später als Vergiftung durch Mutterkorn identifizierte. Die Krankheiten sollen durch das Gebet zum hl. Antonius ausgerottet worden sein. Antonius – der Schutzheilige der Bauern und ihrer Nutztiere, aber auch der Sauhirten und der Metzger – hieß früher auch der „Rotlauf der Schweine“. Er galt aber auch als Beschützer gegen die Pestilenz und vor Feuergefahr. Als Antonius etwa 20 Jahre alt war, starben seine Eltern. In der Kirche hörte er das Bibelwort: „Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe was du hast, und gibt’s den Armen; so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm und folge mir nach!“ (Matthäus 19,21). – Nachdem er seinen Besitz verschenkt und seine jüngere Schwester in die Obhut einer christlichen Jungfrauengemeinschaft gegeben hatte, zog er sich in die Einsamkeit zurück, zuerst in eine Hütte in der Nähe seines Dorfes, anschließend in eine alte ägyptische Grabkammer und später in ein verlassenes Kastell am Rande der Wüste, bis er zum Schluss seine Einsiedelei in der Wüste am Berg Kolzim in Sichtweite des Roten Meeres einrichtete, wo er schließlich nach einem langen asketischen Leben starb. In dieses unwirtliche Felsengebiet sollen ihm viele Leute nachgefolgt sein, die um seine Hilfe, seinen Trost oder Rat baten. – Antonius scharrte Schüler um sich, die sich als Einsiedler in seiner Nähe ansiedelten. Er soll auf Ersuchen der Asketen, die über die ganze Wüste verstreut lebten, eine „Pastoraltour“ unternommen und dabei Mönche wie Nonnen aufgesucht haben. Der Legende nach wurde Antonius während seiner langen Wüstenaufenthalte immer wieder von quälenden Visionen heimgesucht. Der Teufel soll ihm in verschiedener Gestalt erschienen sein, um ihn von seiner Enthaltsamkeit und seinem gottergebenen Leben abzubringen. – Dieser Einsiedler und Wüstenmönch gehört mit zu den „Vier heiligen Marschällen“, zu den vier christlichen Heiligen der ersten Jahrhunderte, die im Spätmittelalter bis zum 17. Jh. im Kölner Raum, in den Ardennen und am Niederrhein als Schutzheilige bei unerklärlichen Erkrankungen angerufen und verehrt wurden. – Man verglich die hilfsbereiten Heiligen (Antonius, Cornelius, Hubertus und Quirinus) mit Marschällen, die – wie die Marschälle am Kaiserhof – am himmlischen Throne des alles beherrschenden Christus walteten und nannte sie „wegen ihrer einzig dastehenden Verdienste und täglichen Hilfe“ die „Vier Hofmarschälle Gottes“. Sie gelten als eine Ergänzung der „Vierzehn Nothelfer“. – Der Antoniusorden (Antonianer, Antonierherren, Antoniter) war ein Orden zur Pflege Hautkranker („Antoniusfeuer“). Er entstand 1095 in St. Didier-de-la-Motte (Südfrankreich). Die Hospitalbrüder des hl. Antonius waren seit Ende des 13. Jahrhunderts regulierte Chorherren (Tönniesherren), die schließlich 1777 im Malteserorden aufgingen. – Ein französischer Adeliger (Ritter) namens Gaston brachte zum Dank für die Heilung seines Sohnes vom „Antoniusfeuer“ um 1070 die Gebeine des hl. Antonius aus Byzanz nach St. Didier-de-la-Motte, wo sie im Kloster Saint Antoine ihre letzte Ruhe fanden. Partikel seiner Reliquien finden sich auch in Echternach, Köln (Armreliquie) und Florenz. – Die Legende sagt, dass Antonius 90jährig den Einsiedler und späteren Heiligen, Paulus von Theben (* um 228 in der Thebais, der Wüste bei Theben, 15.01.341 in der ägyptischen Wüste) kurz vor dessen Tod aufsuchte. Paulus wurde als Sohn reicher Eltern geboren. Er floh vor der Christenverfolgung und vor seinem missgünstigen Schwager, der ihn als Christen verriet, in das Gebirge und lebte dort 90 Jahre unerkannt als Einsiedler. Bei seinem zweiten Besuch fand Antonius ihn tot vor und bestattete ihn, wobei ihn Löwen unterstützt haben sollen. Paulus, der Wüstenvater, gilt als der erste Einsiedler (Anachoret) und „Vater des orthodoxen Mönchtums“. – Alte Bauernregeln sagen: „St. Paulus (10.01.) klar, bringt er Wind, regnet's geschwind.“ oder „Ist der Paulustag gelinde, folgen im Frühjahr rauhe Winde.“ – Nach einer anderen Version soll Paulus sich in der Verfolgung unter Kaiser Decius (250) – der erste in einer langen Reihe fähiger Männer aus den illyrischen Provinzen bzw. aus Pannonien, der die meiste Zeit auf den Feldzügen gegen die Goten verbrachte – in eine Felsengrotte in der unteren Thebais in Ägypten geflüchtet und hier von seinem 16. bis zu seinem 113. Jahre gelebt haben, von keinem Menschen gesehen, bis durch eine göttliche Offenbarung der hl. Antonius ihn noch kurz vor seinem Tode besuchte. Seine Gebeine kamen über Konstantinopel und Venedig schließlich 1381 nach Budapest. Dort benannte sich eine Eremitenkongregation nach ihm. Paulus von Theben ist Patron der Pauliner-Eremiten, die vor der Reformation auch in Eichstetten (Kaiserstuhl) und in der Schweiz in Einsiedeleien lebten. Auf dem Berg Sinai wurde ein Kloster gegründet, das bis heute existiert und Paulus von Theben als Vorbild ansieht. Seine Attribute sind: Krücke, Palme, Rabe, zwei Löwen. Er ist der Schutzheilige der Korb- und Mattenflechter. – Den hl. Antonius sieht man häufig mit einem Schwein, einem T-Stab und einer Glocke als seine Attribute abgebildet. Er kam erst viele Jahrhunderte nach seinem Tode zu diesem tierischen Attribut. Der Volksmund nannte ihn in Süddeutschland „Der Sau- oder Fackentoni“, in Westdeutschland „Der Swinetünnes“ und in Wangs (Vilters-Wangs, bis 1996 offiziell Vilters genannt, ist eine politische Gemeinde im Kanton St. Gallen in der Schweiz), wo die katholische Pfarrkirche am 11.10.1882 St. Antonius (und der seligen Gottesmutter Maria und dem hl. Luzius) geweiht wurde, nennt man den Schutzheiligen schlicht „Schwiibeitüüni“. –  Eine andere alte Bauernregel meint: „Wenn Antonius Luft (17.01.) ist klar, kommt bestimmt ein trocken Jahr“. – Es scheint, dass die Geschichten und das Alter von Antonius (Vater der Mönche) und Paulus von Theben (Vater des orthodoxen Mönchtums) mehr als nur legendarisch ausgeschmückt sind. Die historische Existenz des Paulus von Theben gilt als umstritten. 

  8. 8.Aloys Lorscheid – ein Vettelschosser Urgestein – verabreichte seinem Nachbar, als der Nazispuk vorbei war, dem Bahnhofsvorsteher, Erznazi und selbsternannten Feuerwehrhauptmann von Vettelschoß, Josef Saal, auf der Kaufstraße zwischen Willscheid und Hallerbach eine Tracht Prügel mit der „Schöpp“, und zwar dafür, dass Josef Saal ihn mit der Pistole bedroht hatte, als er seine Kuh „Lea“ eines sommertags über die Bahngleise und nicht durch die Bahnunterführung zur Weide „op de Woos“ bzw. auf die Wust (als ein unbebautes Grundstück gedeutet, das mit schlechtem Gras und überall wuchernden „Wostblomen“ oder Saatwucherblumen bewachsen war) leiten wollte. – Auch mit dem Vettelschosser Lehrer Karl Becker (erklärter und überzeugter Nazi der ersten Stunde) stand Aloys Lorscheid als scharfer Kritiker aller Nazionalsozialisten auf „Kriegsfuß“. Offensichtlich deshalb wurden seine Söhne des öfteren von „Karlchen“ Becker getriezt. Sie durften keinen Muckser tun, um nicht zusätzlich zu den Hausaufgaben das Schreiben von oft unsinnigen Aufsätzen aufgetragen zu bekommen. Aus Papiermangel ließ Aloys Lorscheid seinen Sprössling Matthias Lorscheid um 1939/1940 auf stinkenden Heringstüten schreiben und den Aufsatz dem naserümpfenden Lehrer aufs Pult legen, der das „Pamphlet“ mit „spitzen“ Fingern und bissigen Anmerkungen der Schulklasse „vorführte“. – Noch 1945 verließ Karl Becker – der in den Schuldienst nicht mehr übernommen wurde – sang- und klanglos Vettelschoß, nachdem er im Schulgarten viele seiner Unterlagen und wahrscheinlich auch die wesentlichen Teile der Schulchronik aus der NS-Zeit einem lange lodernden Feuer übergeben hatte. Vorher musste er in Unterelsaff von einem Einheimischen noch eine Tracht Prügel für seine „Verdienste als überzeugter Parteigenosse“ einstecken. 

  9. 9.Johann Schiefer gehörte vom 09.05.1947 bis 29.07.1960 über 13 Jahre lang dem Vettelschosser Gemeinderat an. Vereinzelt fanden auch Gemeinderatssitzungen in seiner guten Stube in Oberelsaff statt. Es gab in seiner Zeit kaum eine Gemeinderatssitzung, an der er wegen Krankheit oder anderer Verpflichtungen nicht teilnehmen konnte. Seine Sachkenntnisse in den schweren Nachkriegsjahren waren sowohl in der Gemeindevertretung von Vettelschoß als auch in der Amtsvertretung bzw. Amtsverwaltung in Neustadt und nicht zuletzt in Neuwied sehr gefragt. In Neustadt fungierte Johann Schiefer eine geraume Zeit als Vertreter des Amtsbürgermeisters. So vertrat er am 17.08.1958 Amtsbürgermeister Johann Müller, als die nicht ganz unumstrittene Kalenborner Marienkirche eingeweiht wurde. Der Bau der dreiklassigen Volksschule in Wölsreeg (Unterelsaff), in der im Sommer 1962 – nach Überwindung vieler Schwierigkeiten – der Schulbetrieb aufgenommen werden konnte, zählte mit zum großen Verdienst von Johann Schiefer aus Oberelsaff. – Die ursprüngliche „Ölquetsche“ – die später zur Getreide- bzw. Doppelmühle aus- und umgebaut wurde – stellte nach dem Tode von Johann Schiefer ihren Betrieb im Jahre 1966 für immer ein. Wahrscheinlich geht die „Hohner Mühle“ auf das Jahr 1848 zurück, nachdem der Mahlzwang 1845/1855 für die Bauern der „Banngerechtigkeit“ Windhagen einschließlich die der halben Hon- oder Hunschaft Vettelschoß aufgehoben worden war. Denn bis zur Säkularisation war die Bauernschaft verpflichtet, ihr Getreide in den kurkölnischen Mühlen in Hallerbach mahlen zu lassen. Da sich die kurkölnischen Mühlen in Hallerbach in einem sehr schlechten Zustand befanden, ist wahrscheinlich auf Initiative des Wiedischen Fürsten in Hallerbach eine neue Mühle konzipiert und gebaut worden, die anfangs nach der Urkunde vom 08.07.1806 in Erbpacht von Anton Heuser bewirtschaftet wurde, der Gerichtsschöffe war. Auch dann noch mussten die Bauern ihr Getreide in der Mühle von Anton Heuser mahlen lassen. 

  10. 10.Die Flur „In der Walhelde“ bzw. „Walheld“, ist – nach der germanischen Mythologie – als allgemeine „Totenwohnstätte“ (als ein freudlos-düsteres Totenreich, in das der Mensch gegen seinen Willen durch den unumstößlichen Schicksalsbeschluss der Götter hineingezwungen wird) zu deuten. – „Walhall“ ist als Totenstätte – wohin Odin die im Kampf gefallenen Krieger und Helden beruft, um mit ihnen gemeinsam am Weltende in die Ragnarök = Götterdämmerung zu ziehen – und Hel als Hölle bzw. Göttin, die unter der Erde herrscht, zu verstehen. Eine frühere Nutzung dieser Gemarkung als vorchristliche Begräbnisstätte scheint nicht ganz abwegig zu sein. Doch plausibler ist, dass die Flur „In der Wahlhelde“ („Walheld“) als „eine Wüstung mit Gebüsch bewachsener, sanft ansteigender Berghang“ deutbar scheint; denn mit „Wahl“ dürfte sich der Flurname auf unbefestigtes, mooriges Gelände und mit „-helde“ auf den Bergrücken („aufm Eichert“ bzw. „im Eichelsberg“) beziehen. 

  11. 11.Kurköln (auch Erzstift oder Kurfürstentum Köln) war eines der ursprünglich sieben Kurfürstentümer des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Es bildete den weltlichen Herrschaftsbereich der Erzbischöfe von Köln und ist von deren sehr viel größerem Erzbistum zu unterscheiden, zu dem mehrere Suffraganbistümer und weitere Gebiete gehörten, die nur der geistlichen, nicht aber der staatlichen Gewalt des Erzbischofs unterstanden. Das Kurfürstentum existierte von der Mitte des 10. Jh. bis zum Reichsdeputationshaupfschluss im Jahre 1803 (Säkularisation) und gehörte von 1512 an zum Kurrheinischen Reichskreis. Seine Kerngebiete lagen links des Rheins zwischen Andernach und Rheinberg. Das nordöstlich gelegene Vest Recklinghausen bildete eine kurkölnische Exklave. Ebenfalls zum Kurfürstentum gehörte das Herzogtum Westfalen mit dem Schwerpunkt im Sauerland, das aber in erheblichem Maße Selbstverwaltungsrechte und andere Privilegien bewahren konnte. Bereits das römische Köln war noch vor dem Jahr 313 Sitz eines Bistums, das nach Eroberung durch die Franken um 450 zum Erzbistum erhoben wurde. Ihm unterstanden die Suffraganbistümer Lüttich, Münster, Osnabrück und Minden sowie bis 834 Hamburg – Bremen und bis 1559 Utrecht. Die Residenz der Kurfürsten von Köln befand sich seit 1597 in Bonn. 

  12. 12.Im Jahre 1869 erhielt die frühere Gemeinde Elsaffthal ihr erstes Schulhaus in Unterelsaff. Da die Kommune zu arm war, sich aus eigenen Mitteln selbst eine Schule zu bauen, wurde der Schulhausbau aus heimischen Felssteinen in Unterelsaff ein „Gnadengeschenk Wilhelms I. (König von Preußen von 1861 – 1888, dem späteren Deutschen Kaiser von 1871 – 1888) von 2000 Thl. (Talern) und einer von der Coblenzer Regierung bei den kath. Einwohnern des Regierungsbezirks bewilligten Hauskollekte, die cr. (ca. = zirka) 500 Th. eintrug.“ – Vorher dienten angemietete Privaträume in Wied, Wölsreeg und Unterelsaff als Schulstuben. Die in Unterelsaff musste lange Jahre zu Kirmes auch den Tanzsaal ersetzen. „Die Bänke und Geräte habe man in den Hof gestellt. Nachdem dann die Musikanten in den kleinen lukenartigen Fenstern Platz genommen, habe das Fest in dem 2 m hohen Raume begonnen.“ – Erst 1933 wurde die Lehrerwohnung zum zweiten Schulsaal umgebaut. In der nun zweiklassigen Volksschule erfolgte die Unterrichtung der Kinder – die aus Dinkelbach, Kodden, Mittelelsaff, Oberelsaff, Rott, Rotterheide, Steeg, Unterelsaff, Wahrenberg, Wied, Wiedmühle und Wölsreeg stammten – erstmals mit zwei Lehrkräften. – Die Gemeinde Elsaffthal baute 1961/1962 in Wölsreeg eine moderne dreiklassige Volksschule mit Werkraum und zwei Lehrerdienstwohnungen. Zur Auflösung der Schule kam es 1976 und zum Verkauf des Schulgebäudes an Privat 1977. Die Kinder gehen nunmehr in Neustadt zur Schule. Sie werden in Schulbussen dorthin gebracht und kehren nachher auch wieder so in ihre Weiler und Dörfer zurück wovon ihre Großeltern nicht einmal zu träumen wagten. 

  13. 13.Da die Uhr „niemals dreizehn schlägt“ so thematisiert die Redensart etwas Unmögliches. Die Primzahl 13 gilt vielerorts als Unglückszahl. Wahrscheinlich deshalb, weil es außer den 12 Tierkreisbildern für die 12 Monate (= 360 Tage) früher ein dreizehntes (mit Rabe oder Schwein) als Symbol für die Schaltzeit (5 Tage, Epagomenen) am Jahresende gab, in der die Götter der Unterwelt herrschten. Andere meinen, weil die Dreizehn auf die heilbringende 12 folgt (die Schlusszahl des babylonischen Duodezimalsystems). Dort war sie die Zahl der babylonischen Unterwelt. Im Alten Testament war die Dreizehn eine Glückszahl. Wieder andere vermuten, dass die Wurzeln im Christentum liegen. Beim letzten Abendmahl hatte die 13 eine unheilvolle Bedeutung. Die Templer wurden am Freitag, 13. Oktober 1307, dem „Schwarzen Freitag“, in den frühen Morgenstunden, in ganz Frankreich verhaftet. Alle diese  „zufälligen“ Zusammenhänge mit der Dreizehn sind eigentlich Humbug und Anlass unterschwelligen Aberglaubens. 

  14. 14.(die eigentlich inoffizielle Bezeichnung eines Seegebietes, das sich im westlichen Atlantik nördlich der Karibik befindet und durch zahlreiche, zum Teil ungeklärte Vorfälle bekannt wurde, bei denen Schiffe, Flugzeuge oder ihre Besatzungen spurlos verschwunden sein sollen) 

  15. 15.Es sind typische „Kreuzfahrermitbringsel“, die weder authentisch sind noch den ursprünglichen Besitzer rechtmäßig gewechselt haben. Sie wurden von den Kreuzfahrern auf ihren Kriegszügen aus den orthodoxen Kirchen geraubt, wofür sich Papst Johannes Paul II. am 05.05.2001 in Athen und am 27.11.2004 im Petersdom in Rom öffentlich entschuldigte. Symbolisch übergab er den orthodoxen Christen die Reliquien zweier bedeutender Patriarchen von Konstantinopel und bat um Verzeihung für diese und noch viel schlimmere Gräueltaten der vorgeblichen „christlichen“ Kreuzfahrer. – Über die Herkunft der „Windhagener Reliquien“ lassen sich weder im Pfarrarchiv von Windhagen, das im Historischen Archiv des Erzbistums Köln verwahrt wird, noch dort entsprechende Spuren finden. „Die Erwähnung dieses „Reliquienschatzes“ im Windhagener Visitationsprotokoll des Jahres 1626 ist – für eine ländliche Pfarrkirche eine außerordentliche Besonderheit – schon eine relative Seltenheit und wohl dem Umstand zu „verdanken“, dass die Reliquien nicht ordnungsgemäß aufbewahrt wurden.“ – meinte das Erzbistum Köln. – Die Verehrung von Heiligen und Reliquien begann bereits im christlichen Altertum. Sie wurden Objekte eines oft schwunghaften, teils europaweiten Handels. Im Spätmittelalter erreichte die Reliquienverehrung infolge der Frömmigkeitsvorstellungen einen ersten Höhepunkt. So können die Windhagener „reliquiae“ auch aus der Vielzahl der Reliquien und Heiligtümer stammen, die einst die Stadt Köln in ihren Mauern barg. – Zur Kirchengeschichte von Windhagen (Wintsan = keltischen Ursprungs und könnte „umwenden“ der keltischen Horden bedeutet haben) ist wenig bekannt. Sie geht wohl als Pfarrei auf vor 1589 zurück. Um 1600 hatte Windhagen wahrscheinlich schon eine Kirche. Am 05.11.1686 fand in Windhagen eine Visitation durch einen Vertreter der Diözese Köln statt. – Als älteste Kapelle oder Kirche in der Pfarrei Windhagen gilt die St. Trinitatis-Kapelle in Hallerbach. Sie dürfte auf einer vorchristlichen Kultstätte nach der Christianisierung im 8. Jh. entstanden sein. Man vermutet, dass eine alte Holzkirche in Hallerbach abgebaut und in Windhagen oberhalb der heutigen schmucken Kirche wieder aufgebaut wurde. Die Windhagener Pfarrkirche vor 1869 soll klein und mit Stroh gedeckt gewesen sein. 

  16. 16.Dort, wo sich einst das St.-Anna-Kloster in Remagen befand, stand ehemals der „Fronhof“, ein um 1409 gegründetes Benediktinerkloster mit Kapelle zu Ehren des hl. Johannes. 1866 zogen die Franziskanerinnen in das neu erbaute St.-Anna-Kloster in Remagen ein und eröffneten ein Haushaltspensionat. Es war das erste in Deutschland. – Nach einer wechselvollen Geschichte ist die Klosteranlage bis auf den Schwesterntrakt und die Kapelle 1977 niedergerissen worden. Auf dem Areal ist ab 1981 das Bau- oder Wohnprojekt „Fronhof“, auch Wohnanlage „Am St-Anna-Kloster“  oder wegen der verwinkelten Bauart volkstümlich „China-Town“ genannt, entstanden. Im so genannten Schwesternteil haben einige Franziskanerinnen ihren Alterswohnsitz und darunter befindet sich der St.-Anna-Kindergarten von Remagen. 

  17. 17.Der 1930 ins Leben gerufene BDM (Bund Deutscher Mädel) war einer von vier Teilorganisationen (der weibliche Zweig der HJ), in die die HJ (Hitlerjugend) gegliedert war. Die HJ hatte die Aufgabe, die Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren für den Nationalsozialismus zu erziehen. 

  18. 18.Pater Josef Kentenich (1885 – 1968) war seit 1912 Spiritual in einem Jungen-Internat in Schönstatt (Vallendar) und mit der seelischen Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen betraut. 1910 wurde er zum Priester geweiht. Kentenich arbeitete zunächst als Lehrer am Gymnasium der Pallotiner in Ehrenbreitstein. – Am 18.10.1914 schloss er interessierte junge Männer des Internats in Schönstatt zu einer Gruppe zusammen, in der die Erneuerung des katholischen Glaubens – weniger von der theoretischen Seite, als vielmehr durch Beobachter des Lebens – thematisiert wurde. – Während der Nazizeit war die Schönstatt-Bewegung verboten, Pater Josef Kentenich kam ins Konzentrationslager (KZ) in Dachau, aus dem es ihm gelang, Briefe (Kassiber) über einen Wärter nach außen zu den Marienschwestern zu schmuggeln, die später zur Veröffentlichung kamen. – In den 1950er Jahren kam es zum Konflikt mit Amtsträgern der katholischen Kirche und Kentenich wurde in die USA geschickt. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) wurden seine Ideen bestätigt und er durch den Papst rehabilitiert. – Schönstatt ist heute eine konservative katholische Bewegung, die sich vor allem für hochwertige Ehevorbereitungskurse, Erziehungsseminare und Beratungen für Ehepaare in der Krise in Form von einwöchigen Seminaren versteht. 

  19. 19.Die deutsche Kriegsberichterstattung meldete am 15.07.1941: „Im Raum Smolensk-Orscha setzte die Rote Armee gegen die deutsche 12. Panzerdivision erstmals Raketenwerferbatterien (M-8 Katjuscha) ein.“„Die 19. Panzerdivision nahm Newel. Hier gab Generalleutnant von Knobelsdorff seinen Kommandeuren neue Befehle, sie sollten gegen Welikije Luki angesetzt werden. Die I./PR 25 stieß mit einer Kampfgruppe nördlich an Smolensk (um die 370/384 bzw. knapp 400 km vor Moskau) vorbei in Richtung Jarzewo. Sie durchtrennte die Autobahn („Moskauer Rollbahn“) und die Eisenbahnverbindungen der Stadt nach Osten in Richtung Moskau. Smolensk war von allem Nachschub abgeschnitten. Der sowjetische Gegenangriff wurde von Hauptmann Schulz abgewehrt.“ – Am 16.07.1941 (Todestag von Heinrich Schäfer) hieß es: „Die 29. Infanteriedivision (mot.) unter General von Boltenstern nahm trotz heftiger russischer Gegenstöße die Stadt (Gebietshauptstadt) Smolensk (mit über 157.000 Einwohnern) ein.“ – Unter dem 27.07.1941 ist verzeichnet: „Die Kesselschlacht bei Mogilew im Bereich der 4. Armee wurde abgeschlossen, 35.000 Gefangene, 245 Geschütze, 750 Fahrzeuge wurden erbeutet oder zerstört. Truppen der sowjetischen Westfront drängten nach starken Gegenangriffen die deutschen Truppen nördlich von Smolensk auf Jarzewo zurück.“ 

  20. 20.Nicht weit von dieser Stelle entfernt hatte sich am 30.12.1916 ein schweres Unglück ereignet. Nach reichlichem Schneefall war plötzlich Tauwetter mit Regen eingetreten. Der Holzbach im Elsafftal führte Hochwasser, sodass der Bahndamm zwischen Wölsreeg und Wiedmühle gefährdet schien. Aus Sicherheitsgründen wurde der um 19.00 (18.54) Uhr von Linz nach Altenkirchen verkehrende Personenzug um 20.00 (20.09) Uhr am Elsaffer Bahnhof angehalten. Wegen der fehlenden Wasserversorgungs-, Bekohlungs- und Übernachtungsmöglichkeiten sollte die Lokomotive mit dem Personal nach Linz zurückfahren. Kaum hatte die Lok 800 m zurückgelegt, stürzte sie am Kilometerstein 16,1 (Ober-/Mittelelsaff) – wo der Bahnkörper in einem Ausschnitt am Berghang vorbei verlief – ab und überschlug sich, rutschte die etwa 25 m hohe Böschung hinab, bis sie am Wiesengrund, tief in das Erdreich eingewühlt, liegen blieb. In der kurzen Zeit zwischen der Zugfahrt nach Elsaff und der Rückfahrt der Lokomotive war – wo in einer Geländewelle das Schmelzwasser besonders stark zu Tal floss – eine Rutschung eingetreten, wobei etwa 500 cbm Bodenmassen abgerutscht waren, sodass das Streckengleis auf einer Länge von 30 m völlig frei in der Luft schwebte, was bei der Dunkelheit offensichtlich nicht oder zu spät erkannt wurde. Der Lokomotivführer Esch aus Linz, der Wagenaufseher Pötz aus Linz und der Hilfsrottenführer Hubert Schwarz aus Vettelschoß fanden den Tod. Dem durch Brandwunden schwerverletzten Heizer Saß (Sass) aus Linz gelang es, sich bis in den Elsaffer Bahnhof zu schleppen und telefonisch Hilfsmaßnahmen einzuleiten. Von Linz aus traf gegen 2 ½ Uhr am 31.12.1916 ein Hilfszug ein, in dem sich neben einem Beamten der Betriebsinspektion auch Dr. Hollsfeld sowie ein Lazarettarzt aus Linz befanden. Mit dem Bau der Eisenbahnstrecke Linz – Seifen war im Frühjahr 1910 begonnen worden und im Februar 1912 waren die Arbeiten fast überall fertiggestellt. Auch alle Bahnhöfe waren längst betriebsbereit. Nur an den Felsen im „Echelsbirch“ (Eichelsberg) – zwischen Vettelschoß und Oberelsaff – wurde noch gewerkelt, weil noch verschiedene Sprengungen erforderlich waren, aber auch noch weitere Ländereien aufgekauft werden mussten. Diese unvorhergesehenen Probleme führten dazu, dass die zunächst für den 01.05.1912 geplante Streckeneröffnung verschoben werden musste. Schließlich konnte der Streckenabschnitt Linz – Altenkirchen nach Überwindung vieler Schwierigkeiten mit folgenschweren Unfällen sowie Protestaktionen aus dem Wiedbachtal und Asbach am 01.10.1912 durch die Königliche Eisenbahndirektion in Köln freigegeben und eröffnet werden. Besondere Erschwernisse boten oft die steilen Bergstrecken von Oberelsaff durch den Eichelsberg bis Vettelschoß, vom Vettelschosser Bahnhof bis Notscheid („Kauer Berg“) und vor allem von Linz durch die „Käsbaach“ bzw. durch das Kasbachtal bis Kalenborn. Einige Jahre sorgten auf diesen Streckenabschnitten in den Gleisbau eingelassene Zahnräder (Zahnradbahn) und spezielle Loks für die entsprechende Sicherheit. Im Zweiten Weltkrieg waren viele Brücken, Übergänge und Tunnels nutzlos von Wehrmachtsangehörigen gesprengt oder schwer beschädigt worden, sodass der Zugverkehr nach umfangreichen Instandsetzungsarbeiten erst wieder im Spätherbst 1945 bis Neustadt bzw. nur bis Mettelshahn möglich war. Aber der Schwer- bzw. Gütertransport von Neustadt nach Kalenborn wurde am 25.09.1966 aufgegeben. Schon am 29.05.1960 hatte man den Personenverkehr zwischen Neustadt und Linz eingestellt. Das endgültige Aus der Westerwaldbahn („Westerwaldexpress“ oder „Waldi“) und auch für die Strecke Linz – Kalenborn kam am 17.05.1995. Seit 1998/1999 wird die Steilstrecke von Linz durch das romantische Kasbachtal („Kääsbaach“) bis Kalenborn in den Sommermonaten von Schienenbussen befahren – eine Attraktion für Ausflügler und Touristen, für Jung und Alt und aus nah und fern. 

  21. 21.„Agnes, Gräfin von Blieskastel, bekundet (um 1233), dass ihr Bruder, Graf Heinrich von Sayn, und dessen Frau Mechthild mit ihrer Einwilligung dem Kloster Marienstatt 42 Schillinge jährlich Zins in Mensfelden (südlich von Limburg) geschenkt haben, damit dort ihr Gedächtnis und das ihrer Nachkommen begangen wird.“ „28.12.1234: Graf Heinrich von Sayn und seine Frau Mechthild schenken zu ihrem Seelenheil der Abtei Marienstatt eine Fruchtrente von zwei Mühlen bei Hachenburg zum Unterhalt von fünf Geistlichen. Die Aussteller, die Äbte (Heinrich) von Heisterbach und (Konrad) von Marienstatt und die Schwester des Grafen (Adelheid) von Sponheim siegeln.“ „18./28.12.1251: Erzbischof Konrad von Köln bekundet, daß einst der verstorbene Graf Heinrich von Sayn und seine Frau Mechthild dem Kloster Marienstatt einen Zins von 18 Schillingen aus deren Gütern zu Rosbach a. d. Sieg fällig an St. Martini geschenkt haben. Da jene Güter am 01.05.1250 an das Kölner Erzstift gelangt sind, bestätigt der Erzbischof von Köln diese Schenkung. Der Aussteller und das Domkapitel siegeln.“ Die weitläufige Klosteranlage von Marienstatt liegt im idyllischen Tal der Nister. Als Tochterkloster von Heisterbach (1189) steht Marienstatt über Himmerod in der Eifel (1134) und Clairvaux (1115) in der direkten Nachfolge des Gründungsklosters Citeaux (1098). Eine reiche Güterschenkung des kaiserlichen Burggrafen, des Kommandanten und militärischen Befehlshabers von Köln (der größten Stadt in den „teutschen Landen“), Eberhard von Aremberg und seiner Gemahlin Aleydis (Adelheid) von Molsberg im Jahre 1212 beim „Altenklosterhof“ nahe Kirburg (Sieg), ermöglichte die erste Klostergründung. Vermutlich begannen noch im gleichen oder im folgenden Jahr die Bauarbeiten am Ursprungsstandort im heutigen Neunkhausen (Verbandsgemeinde Bad Marienberg). Am so genannten „Altenkloster“ in Neunkhausen steht heute eine Kapelle, die an die Vergangenheit erinnern soll. Weil die Schenkung unmittelbar nach der Klostergründung von den Erben der inzwischen verstorbenen Gräfin Adelheid von Aremberg/ Molsberg angefochten wurde und die Landwirtschaft wegen des rauen Westerwaldklimas und des kargen Bodens am Klosterstandort schwierig war, beantragte der Abt bereits 1220 eine Klosterumsiedlung. Im gleichen Jahr wurde das Thema auf dem Generalkapitel des Zisterzienserordens in Citeaux behandelt. Die Äbte von Heisterbach und Altenberg erhielten den Auftrag, den Antrag Marienstatts zu überprüfen und unabhängig darüber zu befinden. Vermutlich nahmen sie Verhandlungen mit dem seinerzeitigen Herrscherpaar (Graf Heinrich III. von Sayn und Gräfin Mechthild von Sayn) auf. Am 27. Februar 1222 schenkten die Sayner der kleinen Klostergemeinschaft schließlich die Grundherrschaft Nistria im Tal der Nister und eine Weinrente in Metternich (Koblenz). Ausdrückliche Erwähnung fand dabei die abgebrochene und zu Anfang des 12. Jh. errichtete Holzburg, die auf einem Felssporn über dem Flussbogen nahe Marienstatt oberhalb der großen Nister gelegen war und wohl einst die Köln-Leipziger Straße kontrollierte, einen strategisch äußerst wichtigen Punkt im Spannungsfeld von Kurköln und Kurtrier. Die Klostergründung im Nistertal hatte wohl nicht nur einen religiösen Hintergrund. Schon zuvor hatte Graf Heinrich III. von Sayn den Konvent auch militärisch gegen die Anfechtungen der Erben der Adelheid († um 1230) verteidigen müssen. Adelheid als Gräfin von Freusburg und Erbin von Bilstein war nicht nur mit dem Sayner Grafen sondern auch mit Mechthilds thüringischen Vorfahren versippt und vererbte mithin auch verschiedene gemeinsame Besitzrechte. Die prächtig ausgestattete Abteikirche der Zisterzienser in Marienstatt war die erste rechtsrheinische gotische Kirche in Deutschland. Sie wurde am 27.12.1227 konsekriert. Für den Bau spendete der Sayner Graf mindestens 150 Mark. Das Sterbedatum (07.07.1285) der Gräfin Mechthild von Sayn gilt – wie der Nekrologeintrag (Nachrufverzeichnis) in Marienstatt zeigt – als sicher. Einmalig und beispiellos war die Förderung des Zisterzienserordens in seinem männlichen und weiblichen Zweig innerhalb der Erzdiözesen Köln und Trier durch das Sayner Grafenpaar. Bei nicht weniger als vier Frauenklöstern wird das Grafenpaar als Gründer genannt. Die Klöster Heisterbach und Marienstatt stellten bald die Visitatoren, Prioren und Beichtväter. Schon bei der Verlegung des Klosters Marienstatt aus der Trierer in die Kölner Diözese spielte Graf Heinrich III. von Sayn eine Vermittlerrolle. Es unterstand nunmehr dem Kölner Erzbischof. In der Folgezeit kam es zu gelegentlichen Streitereien mit den Sayner Grafen, die die Landeshoheit über die Abtei beanspruchen wollten. 

     

 

Bildverzeichnis:

 

  1. 1.Die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. 

 

  1. 2.Die erste Vettelschosser Kirche, die am 27.06.1900 der Heiligen Familie geweiht, am 20.05.1947 zur Pfarrkirche erhoben und im Herbst 1974 abgerissen wurde. 

 

  1. 3.Pfarrvikar (Pastor) Alois Löw mit seiner „Band“ (Musikverein Vettelschoß) am Vereinslokal von Anton Thomé in Willscheid um 1931/1932. V.l.n.r.o. Reihe: Matthias Hecken („Lücks Matthes“), Heinrich Füllenbach, Josef Saal, ? (aus Homscheid), Anton Füllenbach. V.l.n.r.u. Reihe: Wilhelm Schumacher („Thomisch Will“), Johann Kröll („Krüzchens Hännes“), Alois Löw, Wilhelm Hecken („Lücks Will“), Franz Dillmann. 

 

  1. 4.Pastor Alois Löw am 23.04.1933 (Weißer Sonntag = Sonntag nach Ostern) mit seinen Erstkommunikanten. Obere Reihe v.l.n.r.: Peter Lorscheid †, Ludwig Reufels †, Ruth Asmuth †, Josef Schäfer †, Gertrud Zimmermann †, Hilarius Homscheid †, Anna Andree †, Hermann-Josef Kröll †, Gerta Tendler (?), Elfriede Hecken, (???), Therese Plag †, Willi Stockhausen †. Untere Reihe v.l.n.r.: ? Baumgarten ?, Martha Kirschbaum, Hans Neifer †, Gertrud Buslei †, Gertaliese Manns, Paul Manns †, Gerta Studfeld ?, Willi Zilz †, Gertrud Becker †, Arnold Knopp †, Walter Weinberg †. Sitzend: Martha Tendler †, Pastor Alois Löw † und Gertrud Weißenfels †. Im Hintergrund ist das am 02.09.1928 durch den Seelsorger Ferdinand Gerhardus aus Vettelschoß mit dem Neustadter Pfarrer und Definitor Hugo Franz (Franz Benedikt) Mues eingeweihte ansehnliche erste Kriegerdenkmal von Vettelschoß zu erkennen. Diese Aufnahme entstand zwei Monate nach dem Vorwurf, der Geistliche habe am Sonntag, 19.02.1933, von der Kanzel „gewettert“, dass er – wie bisher – die für den 22.02.1933 anberaumte Versammlung der NSDAP zu verhindern wisse. Daraufhin wurde der Pfarrvikar in Vettelschoß von einem Parteigenossen (PG) angezeigt. 

 

  1. 5.Die St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Erl („Ähler Kapellchen“). 

 

  1. 6.V.l.n.r.o.Reihe: Ober- und Mittelelsaff; die „Antoniuskapelle“, der Weg in die „Walheld“, das Wohnhaus des Müllermeisters Johann Schiefer, ganz rechts die „Hohner Mühle“. V.l.n.r.u.Reihe: Wohn- und Geschäftshaus von Josef Ewens, die „Antoniuskapelle“ und die „Hohner Mühle“. – Die Fotos entstanden weit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die schweren Kriegsschäden beseitigt waren. 

 

  1. 7.Zu Beginn des 17. Jahrhunderts bekam die baulich erweiterte Kirche „im Tal von Dattenberg“ mit der Einführung des hl. Antonius („Wüstenvater“) als Patron der „Herrlichkeit Dattenberg“ bzw. der Dorfschaft ein zweites Patrozinium. Damit sollte vermutlich an die dortige frühere Einsiedlerklause [in der „Cristina de/aus Vertilschos“ (Vettelschoß) – ein Viertel (Land), das im Hang (Schoß/Schos) gelegen ist – als „Inclusa“ (Inklusin/Einsiedlerin) lebte und 1344 die Testamentsurkunde, der bisher älteste Beleg für Vettelschoß, ausstellen ließ] erinnert werden! Sicherlich ist der hl. Antonius in und um Dattenberg auch angefleht worden, um drohende Seuchen (Pest) und Viehkrankheiten abzuwenden. Aus der mittelalterlichen Kapelle mit Einsiedelei in Dattenberg wurde in Jahrhunderten die Pfarrkirche, der übriggebliebene Chor letztlich eine Friedhofskapelle, aus der entstand eine Marienkapelle bzw. die gegenwärtige Kriegergedenkstätte. Christina aus Vettelschoß hatte als Erblasserin in ihrem Testament unter anderen zum Heil ihrer Seele auch den „Konvent der Nonnen der hl. Katharina beim Rennenberg“ (Zisterzienserinnenkloster) bedacht, damit „ihr Jahrgedächtnis gehalten wird.“ Es sollte am Todestag (?) der Christina alljährlich in der Klosterkirche St. Katharina (St. Katharinen) für sie eine hl. Messe gelesen  werden. 

 

  1. 8.Der hl. Antonius von Padua in der Basilika St. Antonio in Padova (Padua). „Bei der Rekognoszierung (Identifizierung) am 06.01.1981 wurde das Skelett des Heiligen in bestem Zustand vorgefunden. Das fehlende Kinn und der linke Unterarm waren zwischen 1330 und 1350 entnommen und in Reliquiaren aufbewahrt worden. (Die „Oberarmreliquie“ bzw. „Armspindelreliquie“ befindet sich seit 1330 in München, wo St. Antonius von Padua einst als der Schutzpatron der Stadt galt und vom Hof/Adel und Volk hoch verehrt wurde. Größere Partikel des berühmten Heiligen gelangten nach Spanien.) Dieses Mal sind mit den übrigen Körperresten bemerkenswerte Fragmente [Haut, Haare und Teile der Phonationsorgane (der Stimmbildung): zwei Lamina des Schildknorpels und das Zungenbein] ans Tageslicht gekommen. Die Reposition (Wiedereinrichtung) des Skeletts erfolgte am 01.03.1981.“ 

 

  1. 9.Johann Kröll („Krüzchens Hännes“). 

 

  1. 10.Josef Ewens („Hannes Jupp“). 

 

  1. 11.Der „Mittel- und Oberelsaffer Skat-Club 1927“: V.l.n.r. sitzend: Peter Mies, Mittelelsaff und Wilhelm Schneider, Oberelsaff. In der Mitte (sitzend): Johann Schiefer, Oberelsaff. In der oberen Reihe (helle Jacke): Josef Ewens, Oberelsaff; Matthias Schäfer, Oberelsaff; Wilhelm Heidt, Mittelelsaff (mit Wimpel = dreieckige Skat-Club-Flagge); Kaspar Hoß, Oberelsaff  und Johann Mies, Oberelsaff. Die beiden Männer rechts und links des Fotos sind nicht zu identifizieren. 

 

  1. 12.„Handriß der Flur No. VIII genannt Eichelsberg“. – „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26 722-1.401“ – (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

 

  1. 13.Das Siegel des ehemaligen offiziellen Neustadt ähnelte dem Wappen von Kurköln (Erzstift oder Kurfürstentum Köln), zu dem unser Gefilde bis zum Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 (Säkularisation) politisch gehörte. 

 

  1. 14.Bis 1912 verfolgte Trier die Absicht, „Vettelschoß, Willscheid, Willscheiderberg, Seiferhof, Oberwillscheid, Kalenborn, Kretzhaus, Kau, Rott, Rotterheide, Unterelsaff, Schule Unterelsaff, Mittelelsaff und Oberelsaff zu einer Filialgemeinde Vettelschoß“ zusammenzuschließen. Aus diesem Grunde entstand diese „Handzeichnung“ mit folgenden Angaben: „Karte zur Kapellengemeinde Vettelschoß. Uebersichtskarte der Gemeinde Vettelschoß und eines Theiles der Gemeinde Elsaf-Thal. Ungefährer Maßstab 1:10000. Angefertigt durch gez. Borner – Revidiert durch gez. Stropfer – Coblenz, den 7. März 1905 – Der Katasterinspektor (gez. unleserliche Unterschrift). 

 

  1. 15.St. Katharina, die Pfarrkirche von St. Katharinen und Vettelschoß. 

 

  1. 16.Der frühere Vettelschosser Küster Mathias Ewenz (rechts sein Sohn Matthias und sitzend seine Ehefrau Gertrud geb. Donauer). 

 

  1. 17.Die Innenansicht der im „Beschuss“ schwer beschädigten ersten Kirche (Pfarrkirche) von Vettelschoß nach Beseitigung der größten Kriegsschäden und Stabilisierung des Kirchenraumes in den Jahren 1948/1950 durch den Maurermeister Matthias Weinberg aus Oberelsaff. 

 

  1. 18.Matthias Weinberg. 

 

  1. 19.Eine nicht mehr verifizierbare Pfadfindergruppe an Pfingstsonntag (09.06.1935) auf dem Weg zur „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. Es war frühabends, die Einweihungsfeier war längst vorüber und die Pilger seit langem zu Hause. 

 

  1. 20.Unbekannte Pfadfinder stehen am Abend des Pfingstfestes (09.06.1935) diskutierend vor dem Eingang der „Antoniuskapelle“. Einige Pfadfinder und Pfadfinderinnen befinden sich noch in der „Antoniuskapelle“. 

 

  1. 21.Albert Ewenz („Küstisch Albät“). 

 

  1. 22.Im Eingangsbereich der „Antoniuskapelle“ sind zu erkennen (v.l.n.r.): Fünf Mitglieder der Familie Stamm, die damals im Hause von Johann Schiefer in Oberelsaff wohnten, Josefine Schiefer (mit Zöpfen), Pastor Alois Löw, Josef Schiefer, Helena Schiefer geborene Prangenberg, Gertrud Prangenberg geb. Haag (Stiefmutter der Helena Schiefer geb. Prangenberg). Die Aufnahme dürfte 1936 entstanden sein. 

 

  1. 23.Johann Schiefer. Er galt als eine aufrichtige und immer gut informierte Persönlichkeit, die zuhören konnte und sich nicht nur als Müllermeister großes Ansehen erworben hatte, sondern auch als langjähriger Kommunalpolitiker in der Gemeinde Vettelschoß, im damaligen Amt Neustadt und als Kreisdeputierter (Kreisausschussmitglied des Landkreises Neuwied). 

 

  1. 24.Das einstige St.-Anna-Kloster in Remagen. Die Marienkapelle befand sich bis 1907 im Objekt ganz links hinter den oberen zwei Fenstern und wurde dann in das Gebäude ganz rechts hinter das obere letzte Drei-Flügel-Fenster verlegt. 

 

  1. 25.Die Marienkapelle im St.-Anna-Kloster in Remagen vor 1906/1907 mit dem Marienaltar, der heute in der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff steht. Rechts ist eine Antoniusstatue zu sehen, die der in Oberelsaff ähnelt, aber nicht identisch ist. Der Gebäudeteil, in dem sich einst die Marienkapelle in Remagen befand, wurde 1976 abgerissen. 

 

  1. 26.Oberelsaff nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Hintergrund ist die „Antoniuskapelle“ zu erkennen. 

 

  1. 27.Das so genannte „Gipfelkreuz“ oberhalb der „Antoniuskapelle“. 

 

  1. 28.Aufenthalts-, Wasch- und Duschraum, Magazin, Küche, Heizungskeller und Büro – Lokomotivschuppen, Werkstätten (Schlosserei, Sägerei/Stellmacherei und zwei Schmieden) sowie im Hintergrund der Wasserbehälter am Willscheiderberg im Jahre 1960/1961. 

 

  1. 29.Das Protest- oder Widerstandskreuz an der Straßenseite der ersten Vettelschosser Kirche (Pfarrkirche). 

 

  1. 30.Wilhelm Buslei („Pätsche“), † 11.07.1946 in Vettelschoß. 

 

  1. 31.Der restaurierte Marienaltar noch im Atelier für die „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. 

 

  1. 32.Der neu gefasste „neue“ Engel für die linke Konsole des Altaraufsatzes mit veränderter Kopfstellung sowie der retuschierte „alte“ Engel. 

 

  1. 33.Die Innenansicht der „Antoniuskapelle“ in Oberelsaff. 

 

  1. 34.Josefine Fink geb. Schiefer und Ehemann Lorenz Fink vor dem Eingang ihrer seit 1966 nicht mehr klappernden  „Hohner Mühle“ in Oberelsaff. 

 

  1. 35.Die „Hohner Mühle“ nach dem Umbau und noch unverputzt mit einem stallähnlichen Gebäude im zeitigen Frühjahr des Jahres 1931. Im Hintergrund ist ein talwärts fahrender Personenzug (Gepäck- und vier Personenwagen mit Lokomotive) auf der am 01.10.1912 eröffneten Eisenbahnstrecke Linz – Seifen (Altenkirchen) zu erkennen. Es war vermutlich der Zug, der 15.44 Uhr in Elsaff (Bahnhoff) eintraf. 

 

  1. 36.Der Schüler bzw. Theologiestudent Heinrich Schäfer. 

 

  1. 37.Heinrich Schäfer als Soldat. 

 

  1. 38.Das am 02.09.1928 eingeweihte erste Krieger- und Gefallenendenkmal an der ehemaligen Pfarrkirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß. 

 

  1. 39.Diese Standbilder – Vollholzbildwerke aus einem Laubbaum, wahrscheinlich Eiche – im Kreuzgang der Zisterzienserabtei Marienstatt stellen die Stifter des Klosters, Gräfin Mechthild von Sayn und Graf Heinrich III. von Sayn, dar. Schon aus der Kleidung, den so genannten Sternenmänteln aus blau schillernder Seide, die Macht und Ansehen verliehen und nur von Herrscherpersönlichkeiten getragen wurden, ist zu schließen, dass es sich um hochstehende Autoritäten handelte. Nach einem fotografischen Bildnis des Klosters standen diese Skulpturen eines unbekannten Künstlers bereits um 1890 im Kreuzgang von Marienstatt. Die Schnitzereien haben womöglich einst den alten barocken Hochaltar der 1718 von Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) barockisierten Abteikirche von Marienstatt begrenzt. 

 

  1. 40.wie vor. 

 

  1. 41.Die außergewöhnliche und „jugendliche“ Grabfigur des Grafen Heinrich III von Sayn aus Eichenholz mit Resten originaler Farbfassung dürfte 1247/1248 entstanden sein. Das Grabmal befand sich im Mittelschiff der Kirche des ehemaligen Prämonstratenserklosters am Fuße der Sayner Burg. Ursprünglich lag die monumentale, von einem Baldachin überhöhte Figur auf einer Tumba. Das Grab wurde später in die Nikolaus-Kapelle der Abtei-Kirche verlegt und gelangte von dort in das Treppenhaus des Sayner Schlosses. Im 18. Jh. sind die Gebeine schließlich vor dem Hauptaltar der früheren Klosterkirche beigesetzt worden. Diese einzigartige rheinische Holzplastik gelangte in der Inflationszeit nach dem Ersten Weltkrieg für 20.000 ‚Papiermark’ an einen Antiquitätenhändler, der dieses wertvolle Bildwerk für 200.000 Mark im Jahre 1920 dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg verkaufte, wo es zu dessen wertvollsten Schätzen und der deutschen Geschichte zählt. 

     

 


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