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Willscheid

und das „Bernhardus-Kapellchen“ mit den relevanten Begebenheiten von damals

Die „Sankt-Bernhardus-Kapelle“ in Willscheid lässt eine augenfällige und nachhaltige Beziehung zu den Kreuzzügen erkennen.

Ein altbekanntes „Jerusalemkreuz“ wie auf dem „Dom zu Willscheid“

zierte einst auch den Glockenturm der früheren

Zisterzienserinnen-Klosterkirche „Sankt-Katharina“,

die heutige Pfarrkirche der Gemeinden von St. Katharinen und Vettelschoß.

Sowohl die mutmaßliche spätmittelalterliche „Wellschender Kapell“

als auch die „Sankt-Bernhardus-Glocke“ von „MATTHIVS COBELENZ“

zählen mit zu den „Preziosen“ im vorderen Westerwald.

Im Glockenturm der „Sankt-Laurentius-Kirche“ in Quadrath hing

ebenfalls eine Glocke von „MATTHIVS COBELENZ aus COELN“.

Vom Vater („ANTONIUS COBLENTZ“) des Glockengießers stammt

die „Mettglocke“ (ehemals „Capitelsglocke“) im Dom zu Köln.

Von H.H.Mohr

„Die Zeiten der Vergangenheit sind uns ein Buch mit sieben Siegeln“

(Goethe, Faust)

Die am 10.06.1996 von der Kreisverwaltung Neuwied als „Geschütztes Kulturdenkmal“ ausgewiesene St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid gab es nachweislich schon vor 1570, ist aber wahrscheinlich noch älter und womöglich im Zuge der Christianisierung um 1200 (nach den großen Waldrodungen im 10. und 11. Jahrhundert = Jh.) entstanden. Sie lässt eine augenfällige und nachhaltige Beziehung zu den Kreuzzügen erkennen.

Das Gotteshaus und die Glocke von 1785 sind Kleinodien in der Gemeinde Vettelschoß (die einst zur Pfarrei Neustadt gehörte), im vorderen Westerwald, im Kreis Neuwied sowie im Bistum Trier. Die „klassische“ Kapelle wurde immer wieder durch die Dorfgemeinschaft – oft mit Unterstützung eines nachbarschaftlichen Freundeskreises restauriert und ist so vermeintlich „taufrisch“ der Nachwelt erhalten geblieben.

In der Urkunde des Papstes Innozenz III. (1198 – 1216) vom 29.08.1213 mit Besitzbestätigung für das Zisterzienserkloster Heisterbach wird die „Parochia Nuwinstat“ (Pfarrei „Neustatt“) bereits erwähnt. Die Pfarrei („Kirspel“) Neustatt bzw. Neustadt gehörte zu Engers-Kunostein (Landkapitel Cunostein-Engers), das dem Archidiakonat Dietkirchen (Lahn) unterstand, welches wiederum dem Unterstift Koblenz zuzurechnen war. Und das Unterstift Koblenz mit dem Oberstift Trier bildete einst die mittelalterliche Diözese (Erzbistum) Trier.

Die eigentliche Kirchengeschichte von Neustadt begann wohl mit der Dotierung vom 11.12.1230 der ersten überlieferten Steinkirche (mit Kirchhof und Beinhaus), die 1875 wegen Baufälligkeit abgetragen werden musste. Sie geht auf das mittelrheinische Dynastenpaar (Graf Heinrich III. von Sayn, † 1247 und Gräfin Mechthild von Sayn, † 1285) zurück. Der Bau der Kirche erfolgte wahrscheinlich aus Dank für die glückliche Heimkehr des Grafen vom 5. Kreuzzug (1217 – 1219/1221).

„Um 1300 zählte das Dekanat Engers mit Neustadt zusammen 24 Pfarreien. Um 1400 gab es bereits 30 Kirchen. Im Jahr 1570 wird (ist) Engers mit 29 Pfarreien aufgeführt.“

Dabei wurden alle „Filialen“ (Kapellen) der Pfarrei St. Margaretha (Margarita) in Neustadt, wozu die halbe Hun- oder Honschaft von Lorscheid bzw. der II. Teil (Gemeinde) Vettelschoß bis zur Abpfarrung am 07.09.1925 zählte, erwähnt. – „Willscheid (St.-Bernhardus-Kapelle), Vettelschoß (St.-Michaels-Kapelle) und Ebscheid (höchstwahrscheinlich Etscheid), die St.-Antonius-von-Padua-Kapelle.“

Ursprünglich nannten sich die Behausungen um die Kapelle in Etscheid im Volksmund „von der Kapell“. Die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß, die nach den schweren Beschädigungen im „Beschuss“ leider 1945/1946 abgerissen wurde, war bereits auf der Dekanatskarte von Engers-Kunostein (Zollburg) von 1550 verzeichnet.

Die inzwischen verwitwete Regentin unseres Gefildes, Gräfin Mechthild von Sayn, veräußerte nach Verträgen von 1250/1262/1275 auch unsere Region auf Rentenbasis „politisch“ bzw. „verwaltungsmäßig“ an das Erzstift (Erzbistum und ab 1356 auch Kurfürstentum) in Köln, wobei es 553 Jahre bis zur Säkularisation (1803) mit der steten Wiederkehr von Not und Elend, Lasten und Pflichten sowie Sorgen zu dessen Herrschaftsbereich zugeordnet blieb. Aber kirchlich war dieser Land-strich schon seit ewigen Zeiten und weiterhin Bestandteil des Erzbistums bzw. Bistums Trier. Doch Kurköln und Kurtrier waren sich gerade wegen des Einflusses im oder auf dem Westerwald nicht immer „grün“.

1253/1254 schenkte Gräfin Mechthild von Sayn – nach dem letzten Willen ihres Gatten, des einst mächtigsten Herrschers des Rheinlands – das Patronat der Pfarrkirche in Neustadt dem Zisterzienserkloster in Heisterbach, damit „das Hospital bei der Abtei zusätzlich 13 Arme aufnehmen kann“.

Graf Heinrich III. von Sayn galt eigentlich als eine scharf umstrittene Persönlichkeit, die der Ketzerei, der Raubsucht und Rachsucht angeklagt war und sich kurz vor seinem Tode durch Schenkungen und geistliche Stiftungen zu „reinigen“ suchte.

Als sein größter Widersacher und Ankläger als Ketzer galt Konrad von Marburg (* um 1180/1190), seit 1227 Inquisitor der „teutschen Lande“. Konrad von Marburg war Beichtvater und Ratgeber des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen. Noch bevor Ludwig im Juni 1227 zum 5. Kreuzzug aufbrach und am 11.09.1227 auf dem Weg nach Palästina verstarb, fungierte Konrad von Marburg von 1226 an als strenger und einflussreicher „Seelenführer“ und „Defensor“ (Verteidiger) sowie Vormund seiner Gemahlin, der Landgräfin Elisabeth von Thüringen (der späteren hl. Elisabeth, † 1231).

Schließlich wurde Konrad von Marburg bei dem heutigen Weiler „Hof Capelle“ südlich von Marburg, etwa 2 km nordöstlich von Beltershausen im „Ebsdorfer Grund“, am 30.07.1233 erschlagen. Sechs Berittene hatten ihm und seinen zwei „mönchischen“ Vertrauten aufgelauert. Vermutlich waren es Gefolgsleute des Grafen Heinrich III. von Sayn. Unter ihnen sollen sich als Hauptbeteiligte die Mitglieder der mittelhessischen Ritterfamilie „von Dernbach“ befunden haben.

Dieser Magister Konrad von Marburg stammte aus dem niederen Adel, war Prämonstratenser der Abtei Arnstein und schon seit 1216 eifriger Kreuzzugsprediger. Das Kloster Arnstein ist eine ehemalige Prämontratenserabtei an der Lahn in der Nähe von Nassau. Sie ist heute ein Kloster der „Ordensgemeinschaft von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens“ (SSCC), die in Deutschland unter dem Namen „Arnsteiner Patres“ bekannt ist und dort auch eine Jugendbegegnungsstätte unterhält. Die Geschichte des Klosters geht zurück bis in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Dem Zisterzienserabt in Heisterbach oblag es 5 ½ Jh. lang bis nach den Klosteraufhebungen (1803) einen Geistlichen (Pfarrer) und einen Vikar (Kaplan) für das „Kirspel“ bzw. Kirchspiel Neustadt („Newstetten“) zu bestimmen und an die Wied zu entsenden. Das Erzbistum Trier – erster deutscher und seit dem 3. Jh. ununterbrochener Bischofssitz – hatte für die Besetzung der Pfarrstelle in Neustadt jedoch Zustimmungsrecht. Seit 1802 und offiziell aufgrund der Papstbulle „De salute animarum“ vom 16.07.1821 ist Trier nur noch Bistum und dem Erzbischof von Köln unterstellt.

Es waren bewährte Heisterbacher Mönche, die der Abt als Seelsorger nach „Neußend“ (Neustadt) schickte. Wegen der schlechten Erreichbarkeit und der unwirtlichen „Linzerhöhe“ gab der Trierer Erzbischof Heinrich II. von Finstingen (1260 – 1286), der aus Malberg in der Eifel stammte, schon 1261 „als Mitzweck des Zisterzienserinnenklosters St. Katharina“ sein Einverständnis, dass die aus dem Eifeler Zisterzienserkloster Himmerod als Beichtväter zu den Nonnen der Abtei St. Katharina entsandten Geistlichen auch die pastorale Betreuung in dieser kärglichen und unwegsamen Gegend ausüben sollten. Auch die Pfarrer aus Linz und Neustadt „legten auf die Ausübung der Seelsorge in ihren abgelegenen Pfarreibezirken (‚Ob de Hüh‘) durch den Klosterpropst aus St. Katharina großen Wert.“

Nach den Klosterauflösungen von St. Katharina und Heisterbach am 12.09.1803 stellte der Fiskus die Notwendigkeit und Bezahlung der Vikarstelle in Neustadt in Frage. Erst durch das Urteil des Rheinischen Apellationsgerichtshofes in Köln vom 17.11.1842 wurde Neustadt die 1. und 2. Vikarstelle zuerkannt. Der Inhaber der einen Vikarstelle wohnte als so genannter Expositus (Priester auf Nebenstelle) in Vettelschoß oder St. Katharinen und „pastoralisierte“ von dort aus den westlichen Teil der Pfarrei St. Margaretha in Neustadt.

Noch im 19. Jh. nahmen die „Patres“ aus Heisterbach meistens den Pfad über Etscheid, wenn sie sich als Seelsorger von Neustadt nach Vettelschoß/St. Katharinen mit dem Pferd oder zu Fuß auf den Weg machten, weil die ausgetretenen Pfade oder „Erdwege“ im Wiedtal – je nach Jahreszeit und Witterung – unpassierbar und noch nicht ausgebaut waren.

Der in St. Katharinen wohnhafte ehemalige Kaplan (Vikar und einer der letzten Heisterbacher Mönche) aus Neustadt, Franz Joseph Wermerskirchen, wirkte als Geistlicher von 1805 – 1817 auf der „Linzerhöhe“ und war auch bis 1815 für Vettelschoß zuständig. Er wurde von seinem Bruder am 03.03.1829 („Karnevalsdienstag“) erschossen! – Siehe auf dieser Homepage den Aufsatz „Büßen könne er auch ohne Gefängnis!“ – Von 1815 bis 1818 feierte der pensionierte Vikar Christian Godfried (Gottfried) Amdohr – der in Vettelschoß wohnte und ab 1817 auch St. Katharinen seelsorgerisch mit betreute – den Sonntagsgottesdienst in der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß.

Nach kurzer Vakanz versah Vikar Kaspar Völsgen den Pastoraldienst von 1820 – 1826 auf der „Linzer Höhe“. Seit 1839 wurde Vettelschoß durch den Vikar Kaiser aus St. Katharinen umsorgt. 1842 kam Vikar Jakob Peter Schilzung nach St. Katharinen, dem auch die Zuständigkeit für Vettelschoß oblag. Unter ihm war es auf der „Linzer Höhe“ zum Skandal gekommen, der zur Folge hatte, dass Vettelschoß seine Verstorbenen nicht mehr in St. Katharinen beerdigen und der Vikar auch in Vettelschoß nicht mehr die Sonntags-Messe lesen durfte. Die Pfarrei Neustadt kam 1869 zum Dekanat Kirchen, 1923 wurde Kirchen aufgelöst und Neustadt dem neuen Dekanat Linz angeschlossen.

Die „Sankt-Bernhardus-Glocke“

Das ornamentierte kleine „Kapellen-Glöckchen“ in Willscheid mit Schmuck-Fries und dem Christusbild, einem geflügelten Engel, Maria und Johannes, trägt die Inschrift „S. BERNARDE BITT FVR VNS“ und die Jahreszahl 1785. Auf dem Schlagring befindet sich der Name des Glockengießers MATTHIVS COBELENZ. Die Glocke wurde (wie viele andere) im Zweiten Weltkrieg (1942) konfisziert, „kehrte“ aber dank des damaligen Heimatkundlers und Leiters des Kreismuseums Neuwied, Jakob Schütz, im gleichen Jahr wieder nach Willscheid zurück. Er hatte die aus den Kirchtürmen und Kapellen-Türmchen gehievten Glocken im Kreis Neuwied katalogisiert und in einem Sammellager fotografiert, sodass eine rasche Zuordnung wieder möglich war.

1785 – als die „St.-Bernhardus-Glocke“ durch „das Feuer geflossen ist“ – war die Zeit kurz vor der ersten Phase der Französischen Revolution (1788 – 1794), die im Zeichen des Kampfes für bürgerliche Freiheitsrechte und für die Schaffung einer konstitutionellen Monarchie stand. Der Volkszorn entlud sich auf der Straße, „Egalité, Fraternité und Liberté“ galten als seine Schlagwörter!

Die Fürsten zu Salm-Kyrburg (die erblichen Nachfolger des Adelsgeschlechts von Rennenberg) waren damals tief in die Pariser Geschehnisse verwickelt. Friedrich III. Johann Otto Fürst zu Salm-Kyrburg hatte in Paris zwischen 1782 und 1787 das „Hotel de Salm“ als Wohnsitz für die Familie Salm-Kyrburg errichten lassen. Ihm wurde Spionage zugunsten des Königreichs Preußen vorgeworfen und am 25.07.1794 kurzerhand in Paris guillotiniert.

Sein Sohn – Friedrich IV. Ernst Otto Philipp Anton Furnibert Fürst zu Salm-Kyrburg (* 14.12.1789 in Paris, † 14.08.1859 in Brüssel) – brachte es zum Ordonnanzoffizier von Kaiser Napoléon I. (1804 1814/1815). Er ließ 1846 das ehemalige Schloss Rennenberg (Linz) bauen, wohin er sich (nachdem seine Epoche an ihm vorübergezogen war) isolierte und welches lange Jahre ihm und seiner Familie als Sommersitz diente.

Oder ist vielleicht die „St.-Bernhardus-Glocke“ in Willscheid aus dem Jahr 1785 von Johann Friedrich Alexander Graf zu Wied-Neuwied (* 18.11.1706 in Seeburg, † 07.08.1791 in Neuwied) gestiftet worden, nachdem ihn am 29.05.1784 Kaiser Joseph II. Benedikt August Johann Anton Michael Adam (war ein deutscher Fürst aus dem Geschlecht Habsburg-Lothringen, Erzherzog im Erzherzogtum Österreich, wurde 1764 römisch-deutscher König und war von 1765 bis 1790 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, ab 1780 auch König von Böhmen, Kroatien und Ungarn) in den erblichen Fürstenstand erhoben hatte?

Johann Friedrich Alexander Graf zu Wied-Neuwied galt als der regierende Graf in der Niedergrafschaft Wied-Neuwied (1737 – 1784) und als der erste Fürst bzw. Reichs-Fürst (1784 – 1791) zu Wied.

Aber auch hierzu gibt es leider keine gesicherten Erkenntnisse, sodass den Spekulationen, von wem die „St.-Bernhardus-Glocke“ und die Kapelle in Willscheid letztlich stammen, weiterhin Tür und Tor geöffnet sind! – Alle erdenkbaren Möglichkeiten, die zu einer Auf-hellung hätten führen können, wurden „abge-klappert“. Dass die Sankt-Bernhardus-Kapelle in Willscheid von den Zisterziensern aus Heisterbach oder Himmerod erbaut wurde, ist nach dem derzeitigen Erkenntnisstand eher unwahrscheinlich.

Im Bistumsarchiv in Trier, Pfarrarchiv in Neustadt, im Fürstlich Wiedischen Archiv in Neuwied sowie in der Zisterzienserabtei Himmerod lagern keinerlei Unterlagen mehr, die über den Mäzen der Kapelle und den Stifter der Glocke etwas beinhalten oder die Historie der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid auch nur in etwa aufhellen könnten. Nun ist nur noch mit „Mister Zufall“ zu rechnen!

Nach Auflösung des Zisterzienserklosters in Heisterbach (1803) wurden die aussagekräftigen Kirchenbücher und Visitationsberichte über die Vergangenheit unserer Heimat ent-weder an Ort und Stelle vernichtet, an Altwarenhändler verhökert oder in alle Winde verstreut. Vereinzelt sind zwischenzeitlich Archivale aus der Klosterbibliothek in Heisterbach oder die, die im Kirchenarchiv in Neustadt fehlen, auf Flohmärkten im Ausland aufgetaucht.

Bei der Räumung der Klosteranlagen in Heisterbach soll es chaotisch zugegangen sein. Jeder Mönch versuchte etwas Brauchbares zu ergattern, das er glaubte, zu Geld machen zu können; denn die weitere Zukunft der meisten Klosterbrüder war ungeklärt.

Nicht selten diente der wertvolle und in Leder gebundene Bücherbestand der Klöster den Städten und Gemeinden zum Bau oder Befestigen von Wegen und Straßen durch Sumpfland oder wurde einfach verheizt.

Vermutlich hatten unsere Altvordern oder Urheber das bejahrte „St.-Bernhardus-Kapellchen“ in Willscheid schon vor 1785 mit einem Glöckchen (verwandt mit dem keltischen „cloc“ = lachen) ausgestattet, das vielleicht in den verschiedenen Kriegswirren durch die umherziehenden marodierenden Söldner-Banden zerstört oder gar als Kriegsbeute requiriert worden war.

Sicher ist, dass es nicht nur bezweckte, „lachend“ zum Gottesdienst oder Gebet zu laden, sondern es dürfte allzu oft auch in Notfällen („Feuerläuten“ oder „Sturmläuten“) am Hanfseil gezupft worden sein, wenn die Bürgerschaft sich bedroht (Überfälle, Natur- oder Brandkatastrophen) fühlte. In den Kirchtürmen der Städte waren dafür die Türmer und Nachtwächter (Gassen-Wächter) zuständig, die mit dem offiziellen Ruf „Feuerio!“ oder „Feuer!“ für die globale Alarmierung sorgten.

Nach der Feuerordnung vom 28.02.1842 des 1815/1816 gegründeten Regierungsbezirks Koblenz wurde mit Wahrscheinlichkeit in Vettelschoß ein „Brandkorps“ = eine Pflichtfeuerwehr bzw. eine Feuerlöschtruppe ins Leben gerufen, die man am 01.05.1899 aufgrund des Ministererlasses vom 28.12.1898 in „Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß“ umbenannte. 1

War auf dem Lande eine Gefahr im Verzug, so konnte dies durch ein bestimmtes Läuten bzw. Anschlagen des Klöppels an die Glocke den Nachbarorten akustisch signalisiert und Alarm ausgelöst werden. Aus dem Glockenklang war erkennbar, dass die Bürgerschaft aus Vettelschoß oder Willscheid aus welcher Gegebenheit umgehend Hilfe brauchte. Es war eine uralte Art der Nachrichtenübermittlung und der Kommunikation, wie das frühere Trommel- oder Rauchzeichen als Gefahrensignal, das insbesondere als „Notrufsystem“ zwischen Vettelschoß und Willscheid immer bestens funktionierte.

So war es auch am 16.05.1797, als in Vettelschoß die französische Soldateska wütete, der Dorfschulze (Vorsteher der Dorfgemeinde, der die Abgaben der Dorfsassen an den Grundherrn „einzuheischen“ hatte) oder damalige Hun- oder Honschaftsvorsteher und Ackerer Heinrich Kurtenbach (* 9.10.1765 in Vettelschoß, † 13.05.1828 in Vettelschoß) und seine Mannen sich wegen eines Hühnereis und des „Sturmläutens“ in Geiselhaft befanden und die Franzosen-Meute von den armen und braven Bürgern in Vettelschoß ein horrendes Lösegeld erpressten. 2

Nach dem „Sturmläuten“ eilten Hals über Kopf die beherzten und verlässlichen „Wüllscheider“ (Willscheider) unter Hermann Joseph Stockhausen den „Vellschössern“ zu Hilfe.

Bei Hermann Joseph Stockhausen dürfte es sich um den Erstgeborenen (* 27.09.1774 in Willscheid, † in Willscheid und am 01.01.1803 in Neustadt beerdigt) von Johann Matthias Stockhausen gehandelt haben, der bis zum 15.04.1831 der Pächter des Willscheider Hofes bzw. „Kanoniehofes“ in Willscheid war.

Von dem Kölner Glockengießer MATTHIVS COBELENZ (COBLENTZ) stammte auch die große Glocke von 1720 in der St.-Laurentius-Kirche von Quadrath, das erstmals im 11. Jh. erwähnt wurde. Quadrath-Ichendorf ist inzwischen der größte und bevölkerungsreichste Stadtteil der Kreisstadt Bergheim im Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen, der sich durch den Braunkohlenabbau vom Bauerndorf zu einem Industrieort mauserte. Die Glocke ähnelte (nach der Beschreibung, Bilder gibt es keine) in vielfacher Hinsicht der von Willscheid. Doch leider ist sie schon während des Ersten Weltkrieges, und zwar am 24.07.1917 aus dem Glockenturm der St.-Laurentius-Kirche in Quadrath geholt und mit Bestimmtheit zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden.

Im „Intelligenzblatt für den Kreis Bergheim und den Landkreis Cöln – Bergheim, den 6. Oktober 1860“, steht unter Lokales: „Die Kirchen auf Bergen – und drei Geläute aus dem Kreise.“ (Jesus stieg auf den Berg, um zu beten. Math. XIV, 23.) folgendes: „I. Die Glocken zu Königshoven. ... II. Die Glocken zu Quadrath. A. Inschriften. 1. Die große Glocke. (Übersetzung aus dem Lateinischen) „O Laurentius, heiligster Schutzpatron! bitt für uns, deine Kinder. Schütze und bewahre uns vor Hagel, Pest, Krieg, Hungersnot und Feuersbrunst.“ „Darunter befindet sich eine hübsche Girlande mit Blüten und Früchten, einem Granatapfel in der Mitte, zu beiden Seiten der Glocke ist ein Christusbild mit Maria und Johannes, 6 Zoll hoch.“ – Am unteren Rand steht: „DURGH DAS FEWR BIN ICH GEFLOSSEN MATTHIAS COBLENTZ AUS COELN HATT MICH ZU QUADRATH GEGOSSEN 1720“. – „Nach der ersten Inschrift findet sich 5, nach der zweiten ein und nach der dritten 4 Salbeiblätter.“ – „Verzierungen als Lückenbüßer. Diese Blätter finden sich sehr häufig auf Glocken.“ – „B Maaß: Große Glocke: Höhe 3', Durchmesser 3 ½', Ton 1. F. – Bedburg, den 4. Oktober 1860.“

Zum Schluss dieses Zeitungsartikels steht zu lesen: „Man trifft die Glockengießer-Familie Coblentz schon am Ende des 16. Jh. in Cöln. Anton Coblentz goß die 5. Domglocke daselbst. Matthias Coblentz scheint wohl dessen Sohn zu sein.“

Einem vagen Hinweis zufolge soll Matthias Coblenz eine weitere Glocke unter „MATHEIUS COBLENZ HAT MICH GEGOSSEN IN COLLN ANNO 1718“ gefertigt haben, deren Verbleib jedoch nicht mehr nachvollziehbar ist.

Bei der 5. Domglocke in Köln handelt es sich um die „Mettglocke“ (ehemals „Capitelsglocke“), die 1719 von Antonius Cobelenz in Köln gegossen wurde (Durchmesser 788 mm, Gewicht 280²). Die Inschrift lautet: „HERR WILHELM HENRICH GOHR THUMBRHENT – Meister (= Domrendant) – ANTONIUS COBELENZ ME FECIT COLONIAE 1719 (Antonius Cobelenz stellte mich her in Köln im Jahre 1719)“.

Die „Mettglocke“ ist die kleinste Glocke des Kölner Domgeläuts (der klingenden Evangeliums-Botschafter) und ohne jeden sakralen Schmuck. Sie wurde im 19. Jh. für die Werktagsgottesdienste des Domkapitels genutzt. Der Domglöckner rief früher damit die Läutemannschaften für die Großglocken im Südturm des Domes zusammen. Heute gehört die „Mettglocke“ zum Chorgeläut im Dachreiter des Kölner Domes, der offiziell die „Hohe Domkirche zu Köln“ genannt wird.

Mindestens seit dem 4. Jh. dürften auch schon Glocken zur Christnacht gerufen haben. Kleiner geschmiedeter oder genieteter Glöckchen haben sich bereits ägyptische Wüstenväter und irische Wandermönche bedient. Die vermutlich älteste datierte, gegossene Glocke Deutschlands (1038) läutet seit fast 1000 Jahren aus dem Katharinenturm der Stiftsruine im hessischen Bad Hersfeld. Es ist die „Lullusglocke“.

Sie ist nur zum Jahreswechsel um 24.00 Uhr und an kirchlichen Hochfesten wie Weihnachten, Ostersonntag, Pfingstsonntag um 12.00 Uhr oder am Gedenktag des Heiligen (16.10.) zu hören und erinnert an den Gründer jener einst mächtigen Benediktinerabtei. Heute ist dies die größte romanische Kirchenruine der Welt. Einst gehörte sie zusammen mit den Klöstern wie Fulda, Erfurt oder Helmarshausen zu den Zentren der Glockengießerkunst.

Der hl. Lullus (Lull oder Lul von/um 710 – 786) war ein angelsächsischer Mönch aus einem in Wessex (altenglisch „Westseaxe“ = „West-Sachsen“, das angelsächsische Königreich, das vor dem Königreich Englands vom 5. bis zum 10. Jh. bestand) begüterten Adelsge-schlecht, erzogen im Benediktiner-Kloster Malmesbury (heute eine Stadt in Wiltshire in South West England). Während einer Wallfahrt lernte er in Rom den gerade zum päpstlichen Legaten für die Germania ernannten Missionsbischof Bonifatius kennen und folgte diesem als Missionar und enger Vertrauter („geistlicher Sohn“) ins östliche Frankenreich. Nach dem Märtyrertod des Bonifaz (754) wurde er dessen Nachfolger als Bischof von Mainz und als Oberhaupt der angelsächsischen Missionare in Hessen und Thüringen.

„Lull“ sorgte für die Überführung des Leichnams von Bonifatius nach dessen Wunsch-Grabstätte Fulda und ließ durch den Kleriker Willebald eine „Vita sancti Bonifatii“ schreiben. Er erhob die Sachsenmission, die von Kaiser Karl dem Großen in Form von Zwangschristianisierungen und Massentaufen (776/777) vollendet wurde. In dem panegyrischen Gedicht „De conversione Saxonum“ rühmt er Karl als Bezwinger und Täufer der Sachsen.

Der Leichnam Lulls wurde in seinem Kloster Hersfeld (Bad Hersfeld) beigesetzt, wohin er schon um 780 die Gebeine des hl. Wigbert hatte aus Fritzlar überführen lassen. Die Briefe des hl. Lullus stellen eine hochrangige Quelle für die zeitgenössische Geschichte des Frankenreichs, des Papsttums und der Missionstätigkeit dar.

Das „Jerusalemkreuz“ auf dem „Dom zu Willscheid“

Imposant ist seit „ewigen Zeiten“ der originäre Dachreiter der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid mit dem altbekannten „Jerusalemkreuz“. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg zierte auch ein Jerusalemkreuz den Glockenturm der früheren Zisterzienserinnen-Klosterkirche „Sankt-Katharina“ von 1317/1324 und nach der Säkularisation die „Klusterkirch ob de Hüh“ bzw. seit dem 28.06.1890 die Pfarrkirche von St. Katharinen. Nach der Fusion der Pfarrei „St. Michael“ (Vettelschoß) mit der Pfarrei „St. Katharina“ (St. Katharinen) am 01.01.2008 ist sie die heutige Pfarrkirche der Gemeinden von St. Katharinen und Vettelschoß.

Da Maria als die Schutzherrin des Zisterzienserordens gilt und alle Klosterkirchen zuerst ihr bzw. „Unserer Lieben Frau“ geweiht wurden, dürfte es auf der „Linzerhöhe“ nicht anders gewesen sein. Der andere Patron der Abteikirche „St. Katharina“ war/ist der hl. Georg (Adels-Patron, den man nach dem 1. Kreuzzug zum Schutzheiligen der Ritter und Kreuzfahrer ernannte). An seinem Heiligenfest (23.04.) ist ab 1324 lange Jahre das „Kirchweih- bzw. Patronatsfest“ in den umliegenden Bauernsiedlungen und im späteren St. Katharinen gefeiert worden.

Viele Legenden ranken sich um Georg. Zwei frühen syrischen Kirchenschriften zufolge starb Georg in Lydda – dem heutigen Lod in Israel – den Märtyrertod. Gleiches besagt auch ein Kanon von Papst Gelasius I. (492 – 496) aus dem Jahr 494, der Georg als verehrungswürdige Gestalt erwähnt. Andere Quellen geben das antike Nikomedia – das heutige Izmit oder Kocaeli am Marmarameer in der Türkei – als Todesort an. St. Georg soll zu Beginn der Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian (284 – 305) gestorben sein. In der Ostkirche wird er als Großmärtyrer und Erz-märtyrer verehrt und in den Westen kam der Georgs-Kult durch die Kreuzfahrer.

Die weitere Patronin dieser mittelalterlichen Abteikirche „Auf der Hüh“ (St. Katharinen) ist die hl. Katharina von Alexandria. „Sie ist eine legendäre Gestalt und wurde erst ab dem 10. Jh. überliefert. In ihr vereinigen sich Schicksal und Wesenszüge der heidnischen Gelehrten Hypatia, die 415 durch Cyrill von Alexandria getötet worden war. Zunächst entstand die Leidensgeschichte, die starke Verbreitung erfuhr; von ihr ausgehend erfolgte dann eine weitere Ausschmückung und im 12. bis 15. Jh. die wachsende Legendenbildung. Der Sarkophag mit dem angeblichen Leichnam Katharinas befindet sich im nach ihr benannten Kloster auf dem Sinai in der von Kaiser Justinian erbauten Basilika. Der älteste schriftliche Hinweis auf Katharina findet sich in einem Passional (mittelalterliches liturgisches Buch mit Heiligengeschichten) von 840. Im 11. Jh. erschien ihr Name in einigen griechischen Heiligenverzeichnissen, vom 12. Jh. an wurde sie zur Zeit der Kreuzzüge von den Kreuzrittern zur Patronin erwählt und als überweltliche Schlachtenhelferin auch im Abendland verehrt.

Dieses eindrucksvolle Symbol auf dem „Dom zu Willscheid“ und bis nach 1945 auch auf der früheren Klosterkirche St. Katharina, welches das „Kirchliche Amt für Denkmalpflege“ in Trier am 04.07.2003 nicht zu deuten wusste, ist kein „verziertes Kreuz“, sondern zweifelsfrei das „Jerusalemkreuz“, ein gemeines bzw. griechisches Kreuz, bei dem in den vier Quadranten nochmals jeweils ein kleines griechisches Kreuz angeordnet ist. In einigen Darstellungen tritt an die Stelle des großen Mittelkreuzes ein „Kruckenkreuz“ (Kreuz mit Querbalken).

Das „Jerusalemkreuz“ wird gedeutet als Christus und die vier Evangelisten oder es soll auf die fünf Wunden Christi hinweisen. In älteren heraldischen Werken wird es mit/als „Hierosolymitanisches Kreuz“ bezeichnet. Es wurde erstmals 1099 vom Kreuzritter Gottfried von Bouillon (* um 1060, † 18.07.1100 in Jerusalem) als Wappen verwendet. Er war seit 1089 Herzog von Niederlothringen (entspricht etwa dem heutigen flämischen Teil Belgiens) und einer der Anführer des ersten Kreuzzuges, der von 1096 – 1099 dauerte und mit der Eroberung von Jerusalem und der Errichtung von vier Kreuzfahrerstaaten (Edessa, Antiochia, Tripolis, Königreich Jerusalem) endete. Bei der einmonatigen Belagerung tötete das Kreuzfahrerheer beinahe die gesamte Bevölkerung von Jerusalem.

Gottfried von Bouillon gründete das Königreich Jerusalem und trug als sein Regent den Titel „Beschützer des Heiligen Grabes“ (den Königstitel bekleidete er noch nicht). Er machte das Wappen des Herzogtums Bouillon, das belgische „Kruckenkreuz“ mit vier zusätzlichen griechischen Kreuzen zum Symbol und Staatswappen des Königreichs in Jerusalem. Dort wurde es in Gold auf Silber bis zum Jahr 1291 verwendet.

Diese Farbkombination verstößt gegen die schon damals geltenden heraldischen Regeln, nach denen niemals Metall (Gold, Silber) an Metall grenzen dürfen; durch diesen bewussten Regelverstoß sollte die herausragende Stellung des Wappens betont werden. (Nur im Wappen des Heiligen Stuhls kreuzen sich noch goldener und silberner Schlüssel.)

Im 14. Jh. wurde das Kreuz in roter Farbe unter König Giorgi (Georg) V., der Strahlende (* um 1286, † 1346, war von 1297 bis 1298 und 1314 – 1346 der König von Georgien), bis zum 15. Jh. zur Flagge Georgiens. Die meist adeligen Jerusalem-Pilger, die sich am Heiligen Grab zum Ritter schlagen ließen, erkoren es im 14. Jh. ebenfalls zu ihrem Emblem, ähnlich den Kanonikern vom „Heiligen Grab“.

Und im 19. Jh. wurde das „Jerusalemkreuz“ (in der ursprünglichen goldenen Form) zum Zeichen des Wingolf. – (Der Wingolfsbund ist ein Dachverband christlicher, überkonfessioneller, Farben tragender, nicht schlagender Studentenverbindungen. Er ist der älteste Korporationsverband [1844] und gilt als eine der ersten interkonfessionellen, ökumenischen Gemeinschaften. Das Wort „Wingolf“ entstammt dem altnordischen Wort „Vingólf“, das in der germanischen Mythologie einen Raum [oder Platz] neben Walhall – die Freundeshalle – bezeichnet.)

Am 31.10.1898 stiftete Wilhelm II. (Deutscher Kaiser und König von Preußen seit 1888 bis 1918) nach seiner „Palästinafahrt“ einen „Jerusalem-Kreuz“ genannten Orden. Er konnte an alle Personen seines Gefolges verliehen werden, die ihn auf der Reise nach Palästina begleitet und an der Einweihung der deutschen evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem teilgenommen hatten.

In der Weimarer Republik übernahm (in Anlehnung an den Wingolf) die evangelische Kirche in Deutschland das „Jerusalemkreuz“ als Kirchenfahne, da viele Gemeinden sich damals weigerten, das republikanische Schwarz-Rot-Gold zu flaggen. Heute dient das „Jerusa-lemkreuz“ als Logo des „Deutschen Evangelischen Kirchentags“ und wird von dem „Deutschen Verein vom Heiligen Land“ verwendet.

In der Stadt Jerusalem selbst ist das „Jerusalemkreuz“ zumindest genau so präsent wie das Stadtwappen. Gerade auch die Kirchen der Stadt verwenden gerne dieses Sujet, da sie meist auch von den Kreuzfahrern gebaut wurden. Ebenso findet man das „Jerusalemkreuz“ in der früheren Kreuzfahrerfestung in Akko. Es ist heutzutage zudem ein beliebtes Symbol auf Souvenirs der Stadt Jerusalem.

Aber auch außerhalb Jerusalems findet sich das Kreuz an vielen Kirchen im ganzen Bereich des damaligen Königreichs Jerusalem, ganz besonders an maronitischen Kirchen und Klöstern im Libanon.

Das „Jerusalemkreuz“ gilt als ein weiteres Indiz, dass die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid – mit einem offenkundigen Hinweis auf die Kreuzzüge – wahrscheinlich auf Kreuzzugs-Teilnehmer (auf die „letzten“ Rennenberger oder auf die Grafen zu Wied) zurückgeht. Jedenfalls soll und bewirkt das „Jerusalemkreuz“ noch immer, dass die Erinnerung an die Kreuzzüge sowie an Bernhard von Clairvaux wachgehalten wird.

Bei den schweren Kämpfen der Alliierten mit deutschen Widerstandsnestern während des „Beschusses“ im Zweiten Weltkrieg zwischen dem 10. und 16.03.1945 war auch Willscheid nicht verschont geblieben.

Zahlreiche Soldaten hatten in den Fluren um Willscheid ihr Leben verloren. Die von den älteren Bürgern aus Willscheid nach den letzten Kriegshandlungen in jenen Tagen geborgenen amerikanischen und deutschen Landser wurden zunächst vis-a-vis des Eingangs der erheblich beschädigten St.-Bernhardus-Kapelle (die Gefächer waren zerschossen und das Innere glich wie unter freiem Himmel einem mit Geröll [Trümmern] übersäten „Kinderspielplatz“ und fand auch ab und an eine entsprechende Nutzung) bestattet, bis sie später exhumiert und in die Heimat oder auf den Soldatenfriedhof in Ittenbach übergeführt wurden und dort ihre letzten Ruhestätten fanden.

Diese Soldatengräber an der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid sind Jahre lang liebevoll von Christine Frings geborene Aufdermauer († 11.10.1995) aus Willscheid für ein „Vergelts Gott“ gepflegt worden.

Aber auch Bürger aus Willscheid zählten mit zu den ersten Gefallenen im Zweiten Weltkrieg. Es waren: Josef Homscheid (am 10.09. 1941 schwer verwundet und am 11.09.1941 verstorben); Philipp Engels (10.10.1941); Johann Frings (06.01.1942); Felix Brenner (23.09.1943); Peter Witt (seit 27.09.1943 vermisst); Karl Rommerskirchen (24.06.1944); Joseph Witt (24.01.1945).

Das zerschossene Dach mit dem durchlöcherten Fachwerk-Gemäuer der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid boten – wie die anderen Behausungen in der allgemeinen Ruinen-Landschaft – nach dem „Beschuss“ einen traurigen Anblick.

Es waren Mothea Hammer aus Rheinhausen – eine evakuierte „Fliegergeschädigte“ – und Johanna Schumacher geborene Klein aus Willscheid, die die ersten Aufräumungsarbeiten in und um die altehrwürdige Kapelle vornahmen. Sie machten damit – wie andere „Trümmerfrauen“ in Stadt und Land – den Anfang für den allgemeinen Wiederaufbau in Deutschland.

Zum „Bernhardusfest“ am 20.08.1951 strahlte die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid wieder innen und außen im neuen Glanz. Sie war allerdings noch mit einem Blechdach versehen. Nur das Hauben-Türmchen trug schon ein Leyen- oder Schieferdach. Aufs Neue funkelte im Sonnen- und Mondschein auf der Spitze des „Doms zu Willscheid“ das altvertraute „Jerusalemkreuz“.

Die festliche Einweihung nach der Wiederherstellung der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid unter der Teilnahme zahlreicher Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Vettelschoß – aber auch aus den benachbarten Dörfern – nahm der Vettelschosser Pfarrer Dr. Dr. Peter Eck (Seelsorger der Pfarrei Vettelschoß vom 04.06.1946 – 01.05.1959) vor. Er war der erste Pfarrer (20.05.1947) in Vettelschoß. Am 05.08.1949 wurde er zum Definitor des Dekanats Linz ernannt. Dr. Dr. Peter Eck ist am 07.09.1965 in Rheinbrohl verstorben.

Erneute Restaurierungen an der „Willscheider Kapelle“

Inzwischen waren wieder Jahre ins Land gegangen und der Zahn der Zeit hatte sehr stark an der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid genagt. Die Gemeinde Vettelschoß hatte sich zwischenzeitlich dank der Firmengruppe von Hans STREIF aus einer kleinen landwirtschaftlich strukturierten Kommune zu einer prosperierenden Industriegemeinde entwickelt.

Zusätzlich leicht ramponiert worden war die Kapelle in Willscheid bei einem Verkehrsunfall am 08.09.1969 mit Gott sei Dank nur Versicherungsschaden. Die Bürgerschaft sah den Zeitpunkt wieder einmal für gekommen, das kleine und altehrwürdige Gotteshaus in Willscheid erneut zu sanieren.

In der Chronik „Das Willscheider Kapellchen“ von 1995 steht zudem „mahnend“ zu lesen: „Vor dieser letzten Renovierung in den Jahren 1970 – 1972 war uns (Der Willscheider Dorfgemeinschaft) bekannt geworden, daß die Kapelle evtl. Verkehrsplanungen zum Opfer fallen sollte, worauf wir uns an das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in Mainz wandten, die sofort dieses Kleinod der Gemeinde für denkmalfördernd hielten und uns mit einem Zuschuß unterstützten.“

Zum Abschluss der Renovierungsarbeiten zum „Bernhardustag“ am 20.08.1972 setzte Heinrich Mohr aus Vettelschoß († 23.06.1986) auf den „Dom zu Willscheid“ – wie er das Hauben-Türmchen der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid nannte – über dem „Jerusalemkreuz“ erstmals noch einen Hahn. Das kleine Gotteshaus hatte zu dieser Zeit offensichtlich (wieder) eine komplette Leyer- oder Schiefer-Bedachung erhalten.

Wegen seiner mutigen und streitbaren Natur, seines feuerroten Kammes und seines morgendlichen Schreis war der Hahn sowohl in der griechischen Mythologie als Attribut und in der römischen Antike als Sonnen- und Licht-Symbol und als Wächter und Tag-Künder (Zeit-Ansager) sowie im Alten Testament als Wetterprophet geschätzt. Da dieses Tier zum Gebet rief, verschmähten die marokkanischen Berber sein Fleisch.

Im europäischen Volksglauben wurde dem Hahnenschrei Dämonen abwehrende Wirkung beigemessen. Auf den Dächern sollte die Nachbildung eines Hahns als Wächter gegen das ihm symbolisch nahestehende Feuer (im sprachlichen Bild „der rote Hahn“) dienen. Das zwischen Tag und Nacht unterscheidende Tier wurde im Germanen-Kult zum Grenzwächter ins Jenseits, im Christentum – auf altchristlichen Grabsteinen und Sarkophagen – das Symbol der Überwindung des Todesschlafes bzw. der den Tag kündende Hahn wird in Beziehung zu Christus als Seelen-Wecker gesetzt. Er gilt als das Auferstehung-Symbol und als ein Symbol für die Wiederkunft Christi am Jüngsten Tag.

Der Hahn auf dem Kirchturm ist seit dem 9. Jh. bekannt und hatte zunächst apotropäische (Unheil abwehrende) Funktionen (gegen Blitz und Hagel), dann wurde er im christlichen Sinne das Symbol der Wachsamkeit und Künder des wahren Lichtes (Christus). Von mittelalterlichen Kirchenvätern und -lehrern wird er als Zeichen des Sieges Christi über das Dunkel der Nacht sowie als Aufforderung zum Gotteslob am Morgen und als Hinweis auf die Pflichten des Predigers interpretiert. Reiche Ausdeutung fand der Hahn im Zusammenhang mit dem Zeichen der Buße und Reue – als Symbol für den reinigen Sünder in Anspielung auf die Verleugnung von Jesus durch Petrus: „Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, daß du mich kennst.“

Diese mittelalterlichen Bedeutungsaspekte und Bildmotive des Hahns leben in der Neuzeit vielfach fort, besonders die der Wachsamkeit und vor allem im Volksglauben und der Kirchenbaukunst.

Das starke Triebleben ließ den Hahn auch zu einem Fruchtbarkeitssymbol werden (in Hochzeits- und Erntebräuchen), fand Eingang in Geburtsdarstellungen und wurde auch zum Symbol der Unkeuschheit. Weiter versinnbildlicht er auf Räder-Uhren die Verkündigung der Zeit. Als Arzt-Symbol neben dem Äskulapstab (Schlange am Äskulapstab), der sich vom griechischen Gott der Heilkunst (asklepios = äskulap) ableitet, deutet der Hahn auf die Wachsamkeit hin.

Ein englischer Dichter machte den Hahn zum Musterbild des menschlichen (und männlichen) Irrens. Auch gilt der einherstolzierende Hahn als besonders kluges Tier und als Symbol der Überheblichkeit.

Der in der Französischen Revolution volkstümlich gewordene gallische Hahn (für Frankreich) ist auf die Doppelbedeutung des lateinischen Wortes „gallus“ (Hahn und Gallier) zurückzuführen.

Im belgischen Sprachen- und Nationalitäten-Streit stehen Hahn (Wallonen) und Löwe (Flamen) einander gegenüber. Auch ist der Hahn das Attribut des sizilianischen hl. Veit (lat. Vitus) der frühchristlichen Zeit und der elsässischen, blind geborenen hl. Odilia (Ottilia), die als Helferin bei Augenleiden († 720) angerufen wird. Der Hahn soll vermutlich bei ihr als Künder des Tageslichtes im Hinblick auf die Augen-Heilung verstanden werden.

Nach der „Chronik“ des „Willscheider Kapellchens“ von 1996 war im Jahr 1994 zunächst durch die „Willscheider Dorfgemeinschaft“ der immense Verfall der Bausubstanz an ihrer Kapelle festgestellt worden. Es reifte der Plan, die St.-Bernhardus-Kapelle von Grund auf einer gründlichen Sanierung zu unterziehen. Hierzu erstellte der Architekt Karlheinz Stein aus Waldbreitbach kostenlos einen Plan zur Renovierung des „Kapellchens“, der um die 30.000 Deutsche Mark ausmachte.

„Dazu war unbedingt die Zustimmung des Landesdenkmalamtes Mainz erforderlich, das jedoch finanziell etwas knauserte und erst nach dreimaligen Verhandlungen grünes Licht zur vollständigen Sanierung gab.“

„Das heißt, neue Bodendecke, Schieferboden (vorher Lehm, Basaltsteine und Kunststoffplatten), neue Fenster, neue Türe, Ausbau der Wetterseite vollständig mit Fachwerk (vorher nur mit imitierten Brettern), nachdem die Finanzierung durch die Gemeinde, den Kreis, sprich Dorferneuerung, Eigenkapital und vielen kleinen und großen Spenden von Vereinen, öffentlichen Firmen und Privatpersonen (gesichert) war. – Inzwischen ist die denkmalfördernde Kapelle vollständig unter Denkmalschutz gestellt.“

Bereits im Januar 1996 begann die „Willscheider Dorfgemeinschaft“ mit der kompletten Außensanierung der St.-Bernhardus-Kapelle. Die Arbeiten nahmen über ein Jahr in Anspruch und waren sehr zeit-, arbeits- und kostenintensiv.

Willscheid womöglich älter als Vettelschoß

Die wahre Ausdeutung von Vettelschoß (die frühere Feldflur „das Viertel bzw. auf Kölsch ‚dat Veedel‘ = Vettel und -schoß bzw. -schoss = am/im Hang“ war 1344 vielleicht schon eine kleine Siedlung) ist in der Tat für unsere Altvordern nach den überlieferten verschiedenen Bestätigungen schon immer fraglos gewesen. Mit „Viertel“ – dem früheren Flächen- oder Ackermaß = ¼ Morgen – war die Ackerfläche gemeint, die sich ehemals an einem Vormittag pflügen ließ.

Die illusorischen Ausführungen dazu auf Seite 9 im Quellennachweis Nr. 22 sind schlicht abstrus und eigentlich unverständlich! Auch die Deutung der Flurnamen und anderer Abhandlungen bedürfen der Überarbeitung. Dem Werk ist anzumerken, dass es damals „mit heißer Nadel gestrickt“ wurde.

Die bisher bekannte älteste Namensnennung von Vettelschoß kommt in der Testaments-Urkunde einer „Cristina“ (Christina) de/aus „Vertilschos“ (Vettelschoß) vor. Sie ist datiert „im Jahre des Herrn 1344 am Tag des hl. Papstes Urban“ = 25.05.1344. Diese Christina aus Vettelschoß hatte als Erblasserin in ihrem Testament unter anderen zum Heil ihrer Seele auch den „Konvent der Nonnen der heiligen Katharina beim Rennenberg“ bedacht, damit „ihr Jahresgedächtnis gehalten wird“. Es sollte am Todestag (?) der Christina alljährlich in der Klosterkirche St. Katharina für sie eine hl. Messe gelesen werden.

„Christina aus Vertilschos“ war zu dieser Zeit eine „Inclusa“ (Inklusin/Einsiedlerin) der Beginen-Niederlassung in Dattenberg. Sie stammte als Bürgerliche aus einer angesehenen, begüterten und privilegierten Sippe (Familie) in Linz. 2

Im bisher wohl ältesten Beleg – dem Zinsregister eines Rorich von Rennenberg aus dem Jahr 1415 – ist ein Hofgut zu Wyllenscheidt verzeichnet. Dennoch scheint der „uralte“ Name für die Weiler von Ober- und Unterwillscheid älter zu sein als die sich aus der ursprünglichen Feldflur „Vertilschos/Viertelschoss“ entwickelte Ortschaftsbenennung.

Wurden die Jahre der Renovierungen fälschlich als die „Entstehungsjahre“ der Kapellen vermittelt?

Die Pfarrkirche („Ecclesia“) St. Margarita in „Neustatt“ (Neustadt) hatte 1570 Filialen (Kapellen) in Etscheid (St.-Antonius-von-Padua-Kapelle), Vettelschoß (St.-Michaels-Kapelle) und in Willscheid (St.-Bernhardus-Kapelle). Diese Kapellen waren wohl zu dieser Zeit alle schlichte Holzbauten, dürften aber von der Bausubstanz schon mehr als ein so genanntes „Heiligenhäuschen“ gewesen sein!

In anderen Unterlagen heißt es, die „Wellschender Kapell“ (Willscheider Kapelle) „soll 1683 errichtet worden sein!“ Wahrscheinlich ist eher, dass sie damals mit Fachwerk (mittelhochdeutsch „vach“ = Flechtwerk) ausgestattet und gründlich restauriert wurde.

Es dürfte sich ursprünglich um die traditionelle hessisch-fränkische Fachwerkbauweise gehandelt haben. Die Ausfachung des Eichenholz-Skeletts erfolgte durch Lehm mit Reisig und Mörtel. Das äußere Bild bestimmte allgemein der Schwarz-Weiß-Kontrast, wobei die gekalkten weißen Gefächer mitunter auch durch Kratzputz geschmückt und die Holzteile mit Ochsenblut oder Teer gefärbt waren. In der Regel blieb die Fachwerkkonstruktion auch innen sichtbar. Das war in der St.-Bernhardus-Kapelle noch 1945 der Fall. Im späten 16. Jh. wurde die Holzbauweise allmählich vom Steinbau verdrängt und im 18. Jh. hatte sich das Bauen nur aus Stein fast überall durchgesetzt.

Weiter heißt es: Auch die Kapelle in Etscheid „wurde 1680/1683 erbaut und 1683 oder 1687 geweiht!“. Die Erstlings-Kapelle in Fernthal („Kapelle zu den drei Schlägen“) soll ebenfalls auf das „Jahr 1683“ zurückgehen. Die ursprüngliche Strauscheider Kapelle zu „Ehren der allerseligsten, in den Himmel aufgenommenen Jungfrau Maria“ ist angeblich zwischen „1680 und 1697“ entstanden.

Im Kirchspiel bzw. in der Pfarrei Neustadt scheint sich – die zweite Pest-Welle in unserem Gefilde war abgeklungen, der Dreißigjährige Krieg und seine Wunden einigermaßen verheilt und den alternden Überlebenden „brannten“ womöglich die in der schrecklichen Not- und Kriegszeit gemachten Versprechungen „unter den Nägeln“ – zu dieser Zeit im „Kapellen-Bau“ (es wurden sicher vorherige Bauten aus Holz oder vielleicht einfache Bildstöcke bzw. Heiligen-Häuschen in Stein ersetzt oder entsprechend restauriert) eine wahre Euphorie verbreitet zu haben!

Als Initiator dieser Maßnahmen kommt wahrscheinlich der Neustadter Pastor Wilhelm Grein (Seelsorger/Pfarrer in Neustadt von 1656 – † 14.01.1693 und vorher Zisterziensermönch in Heisterbach) in Frage.

In einem Visitationsprotokoll des Erzbistums Trier vom 17. Oktober 1787 (der damalige Pfarrer in Neustadt von 1786 bis 1797 hieß Engelbert Kratz, * 1735, Profess 1758, war schon 1778 als Vikar in Neustadt) finden fünf zur Pfarrei Neustadt gehörenden Kapellen ohne Namensnennung eine entsprechende Erwähnung, die sich zu dieser Zeit allesamt in einem schlechten Zustand befanden. Es dürften die Kapellen in Etscheid, Fernthal, Strauscheid, Vettelschoß und Willscheid gemeint gewesen sein.

Die „Kapelle“ – abgeleitet aus dem althochdeutschen „kapella“ bzw. lateinischen „cap(p)ella“ – als kleines Gotteshaus war ursprünglich der Verehrungs- und Aufbewahrungsraum der „cappa“ (Mantel mit Kapuze) – das Mönchs-Gewand des hl. Martin von Tours (* 316/317, † 08.11.397) im Königspalast zu Paris. Der Apostel Galliens (St. Martin) wurde nach seinem Tode der bedeutendste Heilige und Schutzpatron des Fränkischen Reiches und seine Kutte oder Tunika als Reliquie im Krieg als siegspendendes Reichs-Kleinod mitgeführt. Die Pfarrkirche nannte man im Mittelalter „Ecclesia“ (Kirche) und die Filialkirche „Capella“ (Kapelle).

Dem „Rentbuch (1693 – 1771) von Neustatt“ zufolge war die Willscheider Kapelle „6 m lang, hatte Fachwerkwände, einen runden Chorschluss und auf der Ostseite des Satteldachfirstes ein kleines Haubentürmchen“.

In „Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied“ heißt es: „In der Kapelle befand sich eine schlichte Tonfigur des hl. Bernhard, 74 cm hoch, die dem 17. oder 18. Jh. angehörte.“ Vermutlich handelte es sich um dieselbe Figur (17. Jh.), die vor 1940 auf dem Speicher des Pfarrhauses in Vettelschoß gefunden wurde.

Als Ersatz für die im „Beschuss“ zerstörte Statue aus Ton ziert heute das Innere der Kapelle in Willscheid ein St.-Bernhard-Standbild aus Holz – das Pastor Friedrich (Fritz) Blanckart (Seelsorger in Vettelschoß vom 29.10. 1937 – 12.04.1946 und am 29.01.1986 mit 82 Jahren in Niederbreisig verstorben) gestiftet haben soll – und eine Gips-Darstellung der „Mutter Anna mit Kind“ (der hl. Anna mit dem Marien-Kind), deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Möglicherweise wurde auch sie von Pfarrvikar Fritz Blanckart beschafft.

Diese sakralen Preziosen stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit sämtlich aus dem St.-Anna-Kloster der Franziskanerinnen in Remagen. Nach der Schutzherrin und des Patrons der Kapelle hätte man in Willscheid eher ein Marien-Standbild vermutet.

Die hl. Anna („Annentag“ = 26. Juli) gilt als die legendäre Mutter Mariens und die Gemahlin des greisen, frommen und reichen Jerusalemer Herden-Besitzers Joachim, des Vaters der Maria (Mutter Jesu). Einem Gelöbnis der Anna entsprechend, wurde die drei- bzw. 12jährige Maria von den Eltern als Tempel-Jungfrau in den Tempel gegeben. Sie ist die Patronin der Bretagne sowie die Schutzheilige der Witwen, Mütter, Schwangeren, Schiffer, Bergleute, Handel- und Gewerbetreibenden. Und im Mittelalter schlossen sich die Geschäftsleute zu „Annabruderschaften“ zusammen.

Mit dem aufkommenden Marienkult im späten Mittelalter wurden der hl. Anna verschiedentlich auch Kirchen und Kapellen geweiht. Das Anna-Haupt (früher in Mainz, seit 1500 in Düren) ist die berühmteste der zahlreich von den Kreuzzugs-Teilnehmern überwiegend im Heiligen Land geraubten und über ganz Europa verstreuten Reliquien, während in Süddeutschland und Österreich seit dem späten 17. Jh. die nach Wien gelangte angeb-liche rechte Hand der hl. Anna volkstümliche Verehrung erfährt.

Meist ist die hl Anna analog zu den Madonnen mit dem Kind – stets matronenhaft in Kopftuch oder Haube, oft in grünem Mantel und rotem Kleid – dargestellt. Die Attribute der hl. Anna sind das Marien-Kind, häufiger Maria und das Jesuskind (Andachtsbild – schon aus frühchristlicher Zeit überliefert – der bekannten „Anna Selbdritt“ als Mittelpunkt der Heiligen Sippe), im Barock meist ein Buch (im Alten Testament als Hinweis auf die Verheißung des Messias) und seltener eine Lilie.

Die uns bekannten Marien-Statuetten zeigen die Mutter von Jesus – die Gottesmutter – die „Gottgebärerin“ – mit Mantelkopftuch und dem bis in die Mitte des 14. Jh. stets bekleideten Kind, das anfangs ein Buch oder einen Apfel – der als Herrschaft-Symbol zu deuten ist – in der Hand (oder führt den Segens-Gestus aus) trägt. Im ausgehenden 14. Jh. wächst die liebevolle Intimität von Mutter und Kind und die so genannten „Schönen Madonnen“ entstanden.

Noch 1792 wurde in der „neuerbauten Kapelle in Willscheid“ (gemeint war wohl die frisch renovierte Kapelle) täglich zweimal die hl. Messe durch denselben Priester gelesen, der dazu in Trier um eine entsprechende Dispens (Ausnahmebewilligung) nachsuchte.

Bei der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid handelt es sich um die Kapelle „s.t.b. Mariae virg. et s. Bernhardi“ = „sub titulo beatae Mariae virginis et sancti Bernhardi“. – Die Kapelle steht unter dem Titel/Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria, der Mutter Jesu (Schutzherrin) und der hl. Bernhard von Clairvaux ist der Patron dieser einzigartigen Kapelle aus Fachwerk im vorderen Westerwald.

Über das Motiv und ob das „Wellschender“ bzw. Willscheider Kapellchen in der Zeit der Zisterzen in Heisterbach oder Himmerod (Hemmenrode bzw. Hemrode in der Eifel) bzw. unter dem seinerzeitigen Abt Johann von St. Vith (1566 – 1597) oder Abt Johann Krechen (1560 – 1566) entstanden ist bzw. auf den Heisterbacher Abt Johann von der Leyen (1535 – 1560) zurückgeht, bleiben äußerst vage Vermutungen. Womöglich sind die ersten Spuren des heimeligen „Kapellchens“ in Willscheid in einer noch weiteren Vergangenheit zu suchen!

Vielleicht ist sogar für diese Kapelle in Willscheid (die im ausgehenden Spätmittelalter als Filiale mit Vettelschoß und Etscheid der Pfarrei „St. Margarita in Neustatt“ (Neustadt) in Neustadt erwähnt wurde) – an einer sicherlich nicht zufälligen Platzierung in der einstigen Einöde und am Fuße der damals im „Vellschosser“ Volksmund bezeichneten „Hüvvel“ (Basaltsteinbrüche, die man später „Geißen- und Türkenhügel“ sowie „Wöls- oder Willscheiderberg“ nannte) gelegen – eine vorchristliche Kultstätte (von wem?) überbaut worden?

Der Weg führte als „Zubringer“ an dieser uralten Weggabelung und des mittelalterlichen Reiseweges von oder zu den „Alten Fernstraßen“ an Willscheid vorbei zum Rhein und in den Westerwald. Als Pfad zu den Nonnen des 1257 von Gerhard von Rennenberg und Benedikta (geborene von der Neuerburg) zur Versorgung ihrer Töchter und der anderer Adelsfamilien gestifteten Zisterzienserinnenklosters („Hauskloster“) St. Katharina – wozu die verwitwete Regentin unseres Gefildes, Mechthild Gräfin von Sayn, zu Pfingsten am 27.05.1257 ihr Plazet erteilte – gibt wenig Sinn; denn die Heisterbacher waren dort zu keiner Zeit präsent. Als Vaterabt für die Nonnen auf der „Linzerhöhe“ gab es jeweils nur den aus Himmerod in der Eifel!

Oder geht die Kapelle in Willscheid letztlich doch auf die Rennenberger als Gelübde für die glückliche Heimkehr von Arnold (Bruder von Gerhard) von Rennenberg vom 5. Kreuzzug zurück? Aber auch die Grafen zu Wied hatten ihren Kreuzzugteilnehmer sowohl im 3. als auch im 5. Kreuzzug!

An gleicher Stelle wie das Zisterzienserinnenkloster am/im „Hargarde“/Hargarden = Hargarten (Flachsanbaugebiet) befand sich schon zwischen 1091 und 1153 im Schutz von Burg und Stammsitz der Edelherren von Rennenberg eine Kanonissen-Niederlassung oder ein Beginen-Stift bzw. eine Behausung für gräfliche Stiftsfräulein, die weder an Profess noch Klausur gebunden waren und lediglich dort ihr „Unterkommen“ fanden. 1201 (im Bürgerkrieg zwischen den Staufern und Welfen wegen des Königsthrones) ist das Objekt ein Raub der Flammen geworden.

Diese Kanonissen-Niederlassung soll schon „zur Zeit des hl. Bernhard“ und „St. Ursula in Köln“ bestanden haben. Die Kanonissen „seien 1201 wegen Armut und weil ihre Gebäude zerstört waren gezwungen gewesen, sich teils nach Dietkirchen, teils nach Gerresheim zu begeben.“

Ursula war eine Frau, die – möglicherweise in der Diokletianischen Verfolgung (Christenverfolgung, Diokletian war von 284 – 305 römischer Kaiser) um 304 – in Köln zusammen mit Gefährtinnen ermordet wurde. „Die Rede von 11.000 Leidensgenossinnen beruht wohl auf einer versehentlichen Multiplikation der tatsächlichen Zahl mit dem Faktor Tausend.“

Nach der Entdeckung eines Gräberfeldes mit den vermeintlichen Gebeinen der Märtyrerinnen im Jahr 1105 begann man mit dem Bau einer neuen romanischen Basilika in Köln, die 1135 fertig gestellt wurde.

Im 4. oder 5. Jh. hatte man auf den Fundamenten einer niedergebrannten Grabkapelle die erste Basilika zu Ehren der heiligen Jungfrauen am Ort ihres Martyriums errichtet, die bis ins 17. Jh. „Kirche der heiligen Jungfrauen“ genannt wurde. Von 922 an bestand dort ein Kanonissen-Stift, nach dessen Auflösung die Basilika 1804 zur Pfarrkirche wurde.

Vermutlich sind 1208 die frommen Frauen wieder nach „Hargarten“ zurückgekehrt und haben die ehemalige Kanonissen-Niederlassung notdürftig eingerichtet und die Lebensweise einer klösterlichen Gemeinschaft nach der Regel von Citeaux angenommen. Schon im Jahr 1230, so scheint es, war die „Abtei“ auf der „Linzer Höhe“ – „wenn auch nicht im strengsten Sinne des Wortes“ – ausgebaut!

Das „Bröederbuch“ von 1601 und Willscheid

„Bröederbuch von dem Erwurdigen Andechtige und Wolgelehrten Herrn Leo Vidax von Zulpich, und den Achbaren undt fromen Hanssen von Etscheit und Johannietgen zu Strunscheit, als Broderknechten, offgericht, ernewert undt gebessert, In iaren unsers Erloesers Tausent Sechs hundert und Ein“

Im „Bröederbuch“ der Bruderschaft „Jesus, Maria, Joseph“ der Pfarrei „Newstatt“ sind Äbte der Zisterzienserklöster in Heisterbach und Marienstatt sowie Prioren von Ehrenstein, Äbtissinnen der Zisterzienserinnen-Abtei St. Katharina, Pfarrer/Pastoren von Asbach, Neustadt, Newraedt, Peterslahr und Windhagen sowie verschiedene politische Persönlichkeiten von Kurköln bzw. aus seinem Amt Altenwied, aber auch Bürgerinnen und Bürger und nicht nur aus der Pfarrei Neustadt, verzeichnet.

Bei Leo Vida oder Vidax (* in Zülpich, † 24.12. 1634) – dem die Erneuerung des „Bröederbuchs“ von Neustatt zugeschrieben wird – handelte es sich um den Pfarrer, der von 1599 bis 1611 in der Pfarrei „Newstatt“ wirkte. Man hatte ihn wahrscheinlich aus dem Zisterzienserkloster in Heisterbach an die Wied entsandt, wie die meisten seiner Vorgänger und Nachfolger, bis Heisterbach infolge der Säkularisation (1803) aufgelöst und die Klosteranlage weitestgehend bis auf das Chor unseligerweise als Steinbruch genutzt und abgetragen wurde.

Es waren meist die damaligen Honoratioren aus Kirche und den Kommunen, die der Bruderschaft „Jesus, Maria, Joseph“ angehörten und in dem 1601 „aufgerichteten, erneuerten und gebesserten Bröederbuch“ des Kirchspiels Neustadt aufgeführt sind. Aber auch Bürgerinnen und Bürger nicht nur aus „St. Margarethe“ bzw. „St. Margarita“ in Neustadt sind in dem alten Bruderschaftsbuch verzeichnet. Allgemein enthält das „Bröederbuch“ anfangs nur die Vornamen (von „Wilscheidt/Oberwillscheit“ als Herkunfts-Namen) und gewöhnlich noch keine Zu- oder Familien-Namen.

Den Eintragungen im „Bröederbuch“ von 1601 zufolge sind die Bruderschaftsmitglieder aus „Oberwiltscheit“ noch unter „Wilscheidt“ vermerkt. Im fortgeschriebenen „Bruderschaftsbuch von Jesus, Maria, Joseph“ – „angefangen und ausgerichtet den 1. January 1757“ – ist nach dem 06.02.1757 lediglich für „Willscheid“ ein „Joes Apollinaris Stockhausen von Willscheid“ eingetragen.

Dabei kann es sich um („Johannes“) Johann Apollinaris Stockhausen (* in Stockhausen, getauft am 15.11.1716 in Windhagen, † 30.05.1768 in Willscheid) gehandelt haben. Er hatte am 19.09.1741 in Neustatt (Neustadt) eine Anna Helene Prangenberg (* ?, † in Willscheid, beerdigt am 18.01.1761 in Neustadt) geheiratet. In zweiter Ehe war er seit dem 15.04.1766 (St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Etscheid) mit Anna Catharina Knop (* ?, † ?) verheiratet. Sie verehelichte sich am 07.02.1769 in Asbach (als Witwe von Johann Apollinaris Stockhausen) mit Johann Apollinaris Birken und lebte zuletzt in Germscheid.

Das Ehepaar Stockhausen/Prangenberg hatte 8 Kinder, die in Willscheid geboren wurden. Aus der zweiten Ehe (Stockhausen/Knop) sind keine Kinder überliefert, jedoch aus der Ehe Birken/Knop (Knopp) gingen zwei Töchter hervor.

Der Familienname „Stockhausen“ lautete oftmals auch „Kaufmann“, da es sich um Nachfahren einer „Kaufmanns-Sippe zu Stockhausen“ handelte. Der Name „Stockhausen“ gab es in Vettelschoß schon vor/um 1730 und in Willscheid vor/um 1740.

Da im „Bröederbuch“ gewöhnlich nur die so genannten „Großkopferten“ von damals „verewigt“ wurden, könnte Joes Apollinaris Stockhausen aus Willscheid entweder Brudermeister der halben Hon- oder Hunschaft Vettelschoß oder deren Vorsteher, aber mit Wahrscheinlichkeit der Pächter („Hallefe“/ „Halbpächter“) des „Kanoniehofes“ bzw. „Willscheiderhofes“, gewesen sein!

Bei dem Vater von Johann Apollinaris Stockhausen handelte es sich um Johann Matthias Stockhausen. Die Aufschrift auf dem Grabstein (Dreisattelkreuz aus Trachyt mit Hohlkehlumrandung und einfachen Voluten) des Friedhofs in Windhagen lautete: „AO 1725 TEN 8 IANVARI STARB TER IOHANNES THEIS KAVFFMAN ZV STOCKHAVSEN“. – Johann Matthias Stockhausen, auch Kaufmann genannt, pachtete 1722 von der Kirche (Windhagen) die „Kißwies“ zu Stockhausen und die „Myerbachs Wies“, gelegen unter dem Hüngsberg, auch genannt die „Schuhmacherwies“.

Der in der Wichfrid-Urkunde von 948 (Die Novalzehnturkunde von 948 belegt, dass Oberpleis über tausend Jahre alt ist.) genannte „merbiechi“ wird in den Lagerbüchern von Windhagen als Myrbach, Merbach, Merenbach bezeichnet und ist der an der „Mußer Heide entspringende und unterhalb Windhagens in den Pfaffenbach mündende Wasserlauf“. (Wichfrid von Köln stellte als erster Kölner Erzbischof von 924 bis 953 förmliche Pergament-Urkunden nach königlichem Vorbild aus. Er stammte aus der Familie der Matfriede, eine der ältesten durchgängig bezeugten europäischen Adelsfamilien.)

Unter anderen seinerzeitigen weltlichen und kirchlichen Autoritäten oder Standespersonen aus unserer Gegend ist im „Neußender Bruderschaftsbuch“ auch die vorgebliche „Hexe von Bruchhausen“ mit den Namen ihrer Familienangehörigen als Mitglied belegt.

In den Kirchenbüchern der Pfarrei Neustadt kommen Bürger aus Oberwillscheid bereits 1709 vor. Die wohl älteste Sippe in Oberwillscheid nannte sich „Jünger“ und führte vorher den Herkunfts-Namen „von/aus Wilscheid“, was vor 1685 gewesen sein dürfte.

Die Zisterzienser („Bernhardiner“) und Bernhard von Clairvaux

Die Zisterzienser sind eine von Citeaux (Cistercium) ausgegangene und nach diesem Ort in Frankreich benannte benediktinische Reformbewegung des 11./12. Jh., die heute in verschiedenen Orden und Kongregationen weiterwirkt. – Am 21.03.1098 (Fest des hl. Benedikt) ließ sich der Abt Robert von Molesme († 1111) mit 21 Mönchen seiner Benediktinerabtei im Norden von Burgund in Citeaux nieder, um sein Reformprogramm zu verwirklichen.

Sein Nachfolger, Abt Alberich von Citeaux (1099 – 1108), sicherte das Weiterbestehen dieses neuen Klosters und unter dem bedeutenden Abt Stephan Harding (1108 – 1134) wurde es zum Mutterkloster des Zisterzienserordens, dessen Verfassung – die „Charta Caritatis“ – Papst Calixtus II. (1119 – 1124) am 23.12.1119 bestätigte.

Entscheidend für den großen Aufschwung des Zisterzienserordens war der Eintritt (1113) des burgundischen Edelmannes Bernhard von Fontaines bzw. von Clairvaux (* um 1090 auf der Burg/Schloss Fontaines-lès-Dijon als 3. Kind, † 20.08.1153 in Clairvaux) nach einer Vision mit Freunden und Verwandten, sodass die Zisterzienser manchmal auch als „Bernhardiner“ bezeichnet werden.

Bernhard von Clairvaux hatte 5 Brüder und 1 Schwester (Guido, Gerhard, Andreas, Batholomäus, Nivard und Humbelina). Sein Vater war der Edelherr/Ritter Tescelin le Roux (der Rotblonde), Herr von Fontaines († um 1119 in Clairvaux), und in Châtillon-sur-Seine begütert. Die Mutter hieß Aleth (Adelheid) und war eine geborene von Montbard († um 1104).

Der spätere Heilige besuchte die Stifts- oder Klosterschule in St.-Vorles in Châtillon-sur-Seine. Um 1111/1112 sammelte und warb er etwa 30 wissenschaftlich gebildete, adelige und idealistische junge Leute und Verwandte an – darunter vier seiner fünf leiblichen Brüder – und trat mit ihnen Ostern 1113 in das 1098 gegründete Reformkloster (Zisterzienser) Citeaux – dem heutigen St.-Nicolas-lès-Citeaux – ein, von dem sich der Name der Zisterzienser ableitet: das lateinische Cistercium ist auf Französisch Citeaux, deutsch: Zisterze.

Im Jahr 1114 legte Bernhard sein Ordensgelübde (Profess) ab und 1115 weihte ihn Bischof Wilhelm von Champeaux in Châlons-sur-Marne (dem heutigen Châlons-en-Cham-pagne) zum Priester. Im gleichen Jahr (1115) wurde Bernhard als Abt mit 12 Mönchen zur Gründung des Tochter-Klosters Clairvaux in der Gemeinde Ville-sous-la-Ferté im französischen Department Aube an der Seine ausgesandt.

Herzog Hugo von Troyes schenkte ihm Grund und Boden im sumpfigen Tal und wüsten Waldgebiet der Aube. Nach der Kultivierung entstand eine der größten und bedeutendsten Abteien des Abendlandes. Die Mönche nannten das Kloster „Clara Vallis“ = helles Tal. Die Abtei mit ihren umfangreichen Gebäuden dient heute als Zentralgefängnis mit durchschnittlich 1.500 Insassen. Bis 1128 wirkte Bernhard von Clairvaux dort als Abt und förderte Klosterneugründungen. Am Ende seines Lebens gehörten 344 Klöster in ganz Europa zum Zisterzienserorden, darunter 166, die Clairvaux unterstanden. Der Zisterzienserabt Bernhard von Clairvaux starb am 20.08.1153 im Alter von 63 Jahren in seiner Abtei. Er wurde einstweilen vor dem Hauptaltar der Abteikirche bestattet.

Als er anlässlich der Kanonisierung (Heiligsprechung) am 11.01.1174 durch Papst Alexander III. (1159 – 1181) exhumiert wurde, wurden die Gebeine in einem Marmorsarkophag hinter den Hauptaltar der neuen Abteikirche umgebettet. Sein Schädel kam gegen 1322 in ein Silberreliquiar. Der Leichnam Bernhards verließ in der Folge nach und nach Clairvaux (Clairvaux ist ein Ortsteil von Ville-sous-la-Ferté in der Region Champagne-Ardenne, Departement Aube). Dem Skelett wurden immer mehr und wieder Teile entnommen – als Geschenke an die Prinzen, die Städte oder Klöster. Nach der Französischen Revolution (das Kloster Clairvaux wurde aufgehoben und ist seit 1808 ein Gefängnis) zerlegte man den Schädel. Was davon übrig geblieben ist, befindet sich seit 1813 in der Kathedrale (Domschatz) von Troyes. Den Leichnam entnahm man im Jahr 1793 – Clairvaux war mittlerweile eine Glashütte – und die Überreste wurden in alle Winde zerstreut. Nur einzelne Kirchen der Côte d'Or sind im Besitz von Reliquien des hl. Bernhard von Clairvaux.

Von Papst Pius VIII. (1829 – 1830) wurde der Heilige 1830 zum „Doctor Ecclesiae“ (Kirchenlehrer) ernannt. Papst Pius XII. (1939 – 1958) widmete Bernhard von Clairvaux am 24.05. 1953 – zu dessen 800. Todestag – die Enzyklika „Doctor mellifluus“. Mit dem Rundschreiben ehrte der Papst das Leben des Heiligen und Kirchenlehrers, der dreimal die ihm angebotene Bischofswürde abgelehnt und in seinem Leben 68 Klöster erbaut habe. Als „Doctor mellifluus“ bezeichneten ihn Zeitgenossen ob seiner herausragenden Begabung zur Predigt. In der Enzyklika hob der Papst die „Christusfrömmigkeit Bernhards als sehr affektiv, gemütsbetont und emotional, sein Predigt- und Redestil ebenso, besonders hervor, sodass er später als Doctor mellifluus (honigfließender Lehrer) tituliert wurde.“

Bernhard von Clairvaux war Berater von Päpsten und einflussreichen Persönlichkeiten. Seine Reisen führten ihn nach Lothringen, Italien, Aquitanien (Landschaft zwischen Pyrenäen und Garonne), in die „teutschen“ Lande, 1135 war er auf dem Konzil von Pisa, 1137 wieder in Italien, predigte gegen die Katharer („die Reinen“, eine religiöse Bewegung, durch die Inquisition verfolgt und von den Bettelorden aufgelöst), 1140 nahm er an der Verurteilung des scholastischen Philosophen Peter Abaelards in Reims teil, 1146 wirkte er als Kreuzzugs-Prediger in Deutschland, war 1147 auf dem Konzil in Trier und 1148 auf dem Konzil von Reims und hielt sich im Frühjahr 1153 wieder in Lothringen auf.

„Später haben große Geister wie Thomas von Aquin und Dante Alighieri, aber auch Martin Luther, ihren Respekt und ihre Verehrung für Bernhard zum Ausdruck gebracht. Das schönste Lob aber machte ihm wohl die heilige Hildegard von Bingen in einem Brief von 1146: „Du bist Sieger in deiner Seele und richtest andere zum Heile auf. Du bist der Adler, der in die Sonne blickt.“

Von Papst Benedikt XVI. ist die selige Mystikerin, Benediktiner-Äbtissin, Ärztin, Schriftstellerin, Wanderpredigerin, Protestbriefschreiberin und Komponistin, Hildegard von Bingen (* um 1098, † 17.09.1179 im Kloster Rupertsberg bei Bingen), am 10.05.2012 offiziell in den Heiligenkalender der römisch-katholischen Kirche aufgenommen worden. Nach 784 Jahren ist damit jenes Heiligsprechungsverfahren faktisch abgeschlossen, das 1228 begann, aber durch Feindschaften im zuständigen Mainzer Domkapitel nie zu Ende geführt wurde.

Unter dem Einfluss von Bernhard von Clairvaux verbreitete sich der Zisterzienserorden rasch und eine vorbildliche Bodenbewirtschaftung sowie Vieh- und Fischzucht führten bald zu großem Reichtum. Die Zisterzienser waren maßgebend an der Kultivierung und Christianisierung der Slawen-Länder östlich der Elbe beteiligt, verloren aber bis zum 19. Jh. den größten Teil ihres Besitzes.

Von einer eigentlich rechtlichen Inkorporation (Aufnahme) von Frauenklöstern in den Zisterzienserorden (lat. Sacer Ordo Cisterciensis = SOCist) kann erst gegen Ende des 12. Jh. – sicher aber Anfang des 13. Jh. – gesprochen werden, nachdem sich die Zisterzienser lange dagegen gesperrt hatten. Die Zisterzienserinnen unterstanden zunächst dem jeweils zuständigen Diözesanbischof. Erst im 13. Jh. wurden die Konvente zunehmend benachbarten Männer-Zisterzienser-Klöstern angeschlossen.

Während die Benediktiner ihre Klöster auf Bergen errichteten, bevorzugten die Zisterzienser waldreiche Täler. Lange waren die Zisterzienser vom Armutsideal geprägt; denn kleine, schlichte Kirchen, ohne aufwändige Türme, einfache Chöre mit geradem Abschluss waren ihre Prämissen. Insbesondere Bernhard von Clairvaux verachtete jeglichen Bauluxus. Er war es, der die mystische und stark marianisch orientierte Frömmigkeit der Zisterzienser entscheidend prägte. Der Zisterzienserorden zeichnete sich anfangs durch besondere Strenge und Einfachheit in der Lebensweise aus.

Schon in den ersten Satzungen unterstellten die Zisterzienser ihre monastische (klösterliche) Lebensform dem besonderen Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria. Das „Salve Regina“ = „Sei gegrüßt, o Königin“ (eines der volkstümlichsten Gebete zur Gottesmutter) gehört neben dem „Ave Maria“ = „Gegrüßt seist du Maria“ und dem „Sub Tuum Praesidium“ = „Unter deinen Schutz und Schirm“ zu den meist gesungenen lateinischen Chorälen.

Als Lied der Seeleute an der spanischen Küste und Pilgerlied im ersten Kreuzzug (1096 – 1099) schon bekannt, wurde es am Ende des 11. Jh. als Gebet und Hymnus allgemein üblich. Der Zisterzienserpapst Eugen III. (1145 – 1153) führte dieses Gebet allgemein in die Kirche ein.

Maria ist die Schutzherrin („Schutzmantelmadonna“) des Zisterzienserordens und alle Klosterkirchen wurden ihr geweiht: „Das Wahrzeichen von Citeaux war das Bild der gekrönten und stehenden Gottesmutter, unter deren Mantel die Äbte und Äbtissinnen des Ordens mit hocherhobenen Stäben knieten.“

Auch die jeweiligen Siegel (Konvent-Siegel) mussten nach dem Beschluss des Generalkapitels von 1335 das Bild der allerseligsten Jungfrau Maria (Gottesmutter) tragen. Es gab Abt- oder Äbtissinnen-Siegel und Konvent-Siegel. Erstere wurden nach dem Tode der Äbtissin oder des Abts in Gegenwart des Abtvisitators oder Vaterabts und des Konvents zerbrochen.

So war es auch in der Zisterzienserinnenabtei St. Katharina, deren Klosterkirche – 1324 als neu gebaut überliefert – der seligsten Jungfrau Maria geweiht war und als die Schutzpatrone dieses Nonnen-Klosters sind der hl. Georg (starb um 303 als römischer Soldat den Martertod) sowie die hl. Katharina von Alexandria (wurde nach der Legende um 307 als Märtyrerin mit dem Schwert hingerichtet) bekannt. Das erste Äbtissinnen-Siegel in St. Katharina findet 1270 und das Konvent-Siegel erstmals 1333 entsprechende Erwähnungen.

Eine ganz besondere Marienverehrung kennen wir aus dem Zisterzienserkloster in Himmerod in der Eifel, dessen Mutterkloster in Clairvaux stand und Bernhard von Clairvaux sein Vaterabt war.

Aus Anlass des für den 07.05.1135 nach Bamberg einberufenen Reichstages kam Bernhard von Clairvaux über Toul und Metz nach Trier geritten, um mit Erzbischof Albero (Adalbero) von Montreuil (1131 – 1152) – stammte aus dem bei Toul ansässigen Grafengeschlecht und war ein Freund Bernhards von Clairvaux – die Platzwahl bzw. den Standort zur Gründung eines Zisterzienserklosters zu treffen und vor allem eine Ortsbesichtigung vorzunehmen, nachdem 1134 die durch den Gründungskonvent nach Clairvaux übermittelte vorherige Örtlichkeit nicht akzeptabel schien.

Als Bernhard und Albero auf der Höhe des Salmtales zwischen den Dörfern Großlittgen und Eisenschmitt im Tal der Salm (Verbandsgemeinde Manderscheid, Landkreis Bernkastel) 5 ankamen, war Bernhard vom weiträumigen Gelände der heutigen Abtei derart begeistert, dass er ausrief: „Hic est vere Claustrum Beatae Mariae Virginis!“ – „Das ist wirklich ein Eiland für die allerseligste Jungfrau Maria!“ Insbesondere der Talkessel zwischen Kunowald, Salm und den sanften Anhöhen hatten ihn überzeugt.

Bis zur Kultivierung dieses Urwaldes zog die Mönchskolonie aus Clairvaux bzw. der Konvent zunächst in das Gut „Hemmen“ – oder „Haimerode“ und errichtete als erstes östlich des heutigen Abteigebäudes ein primitives Holzkloster.

Bereits am 20.01.1136 erschien der Gründerabt als Urkundenzeuge mit der Bezeichnung „Rannulfus, abbas Claustrensis“. Die Weihe des ersten dem hl. Michael geweihten Oratoriums nahm der Erzbischof Albero von Trier im Jahr 1138 selbst vor und bestätigte offiziell den von Bernhard von Clairvaux verliehenen Namen „Claustrum“. Die Klosterkirche in Himmerod – anfänglich ein ausge­sprochenes Rodungskloster – wurde fortan als „Gotteshaus Mariens“ bezeichnet und die Gläubigen schrieben sich in die Bruderschaft der Gottesmutter „der moder Godes“ und des „goden sant Bernhartz“ ein und opferten ihre Gaben auf dem Altar „Unserer Lieben Frau“.

Himmerod – der Volksmund sagt „Hammerd“ – war das 14. Zisterzienserkloster und das erste deutsche Kloster, das direkt von Bernhard von Clairvaux gegründet wurde. Den Mönch Achard von Clairvaux hatte Bernhard von Clairvaux als „Baumeister“ der Klosteranlage nach Himmerod ins Salmtal entsandt.

Die jeweiligen Äbte aus Himmerod fungierten seit 1281 als die Vateräbte für die ihnen unterstellten Nonnen des Zisterzienserinnenklosters von St. Katharina. Daher hatte der Abt von Clairvaux als Vaterabt von Himmerod auch über die dieser Abteil unterstellten Nonnenklöster ein Oberaufsichtsrecht. Die Zisterzienser waren es, die in unserem Landstrich die Marienwallfahrten ins Leben riefen und förderten.

Von den Mönchen in Himmerod ging später die Klostergründung in Heisterbach aus. Am 22.03.1189 zogen die ersten Zisterzienser aus Himmerod auf den Petersberg, 1192 siedelten sie sich jedoch im St. Peterstal (Heisterbach) an, rodeten und bauten eine hölzerne Notkirche.

Im Jahr 1202 wurde der Grundstein für die großartige Abteikirche des Zisterzienserklosters Heisterbach gelegt. Schon 1215 ist ein Marienaltar bezeugt, 1237 erfolgte die Schlussweihe der großartigen Abteikirche (fraglos der Gottesmutter) und Neuweihe des Hauptaltars St. Marien und des Kreuzaltars in Heisterbach. Erst 1327 war die Klosteranlage fertiggestellt, die nach der Säkularisation durch kurfürstliches „Immediat-Reskript“ (Weisung) aus Köln vom 12.09.1803 – bis auf die erhalten gebliebene Chorruine – abgerissen wurde.

Wegen permanenter Wirtschaftsschwierigkeiten – die bis ins 14. Jh. andauerten – verlegte Heisterbach das Kirchweihfest mit seinen einträglichen Pilgerzügen aus der Zeit der Erntearbeiten und Weinlese auf den ersten Sonntag nach Johannis und die Wallfahrten wurden auf nahezu 100 im Jahr vermehrt. Auch den Frauen, die bis dahin von allen kirchlichen Veranstaltungen ausgeschlossen waren, öffnete man die Kirchen und setzte auf ihre Mildtätigkeit.

Noch 1322 musste der Abt von Heisterbach (Johannes II.) den Erzbischof in Köln (Heinrich II. von Virneburg) ersuchen, den Frauen an Kirchweih den Aufenthalt in der Klosterkirche zu gestatten. Aber schon um 1470 zählte Heisterbach mit zu den größten Weinproduzenten am Mittelrhein.

Von 1254 bis zur Säkularisation (1803) übten zwar die Heisterbacher Mönche in Neustatt (Neustadt) das Patronatsrecht aus, doch die seelsorgerische Betreuung der früher äußerst dünn besiedelten „Linzerhöhe“ oblag schon um 1261 dem aus der Zisterzienserabtei in Himmerod entsandten „Confessarius“ („Beichtiger“ = Beichtvater) oder „Klosterpropst“ bzw. „Prior“, der den Schwestern in der Abtei St. Katharina die Beichte abhörte. Vielfach befand sich neben dem eigentlichen Beichtvater ein zweiter Mönch in den Nonnenklöstern mit der Bezeichnung „Capellaen“ und der eigentliche „Beichtiger“ nannte sich „Bythter“. Er wurde auch als „Patr“ und „Verweser“, als „Prior“ oder als „Pater“ und „Vorsteher“ oder als „Propst“ bezeichnet.

Das Generalkapitel der Zisterzienser verlangte statt der Bezeichnung „Propst“ oder „Prior“ den Namen „Prokurator“, der scheint aber in St. Katharina nicht gebräuchlich gewesen zu sein.

Im Jahre 1788 erhielt der Konvent St. Katharina als „Propst“ einen Weltgeistlichen, nachdem der letzte Himmeroder oder „Confessor“ bzw. „Confessarius“ von St. Katharina in sein „Eifelkloster“ zurückgekehrt war. Der jeweilige Abt aus Himmerod fungierte als „Kollator“ und übte bis 1789 auch die Visitation und Gerichtsbarkeit der Abtei St. Katharina aus. Danach kam sie wieder unter die erzbischöfliche Jurisdiktion und Trier hatte – bis zur Klosteraufhebung 1803 – wieder das Sagen im Frauenkloster „Ob de Hüh“. Doch St. Katharina war und blieb ein inessenzielles Kloster.

Bernhard von Clairvaux war zwar nicht der Gründer der Zisterzienser, jedoch entscheidend für die rasche Ausbreitung des Ordens, der als Reformbewegung aus dem Benediktinerorden hervorging, mitverantwortlich. Daher wird er neben den drei Gründer-Äbten der Zisterzienser (Robert von Molesme, Alberich von Citeaux und Stephan Harding) als größter Ordens-Heiliger verehrt.

Mit Papst Eugen III. (1145 – 1153) – ein Schüler und Freund Bernhards von Clairvaux, musste bald nach seiner Wahl wegen politischer Wirren Rom verlassen, kehrte aber 1152 wieder nach Rom zurück, hielt mehrere wichtige Synoden (1148 in Trier 3 ) ab – regte Bernhard von Clairvaux als Prediger den 2. Kreuzzug (1147 – 1149) an. Seine Kanzelworte schickten Tausende in den Tod.

Da ein Zisterziensermönch namens Radolf oder Rudolf von Clairvaux die Menschen überall im Rheinland – Köln, Mainz, Worms, Speyer – und auch in Straßburg zu Massenmorden an den Juden aufwiegelte, riefen die Erzbischöfe von Köln (Arnold I., von Merxheim [?], 1137 – 1151) und Mainz (Heinrich I., Felix von Harburg, 1142 – 1153) nach Bernhard von Clairvaux. Er kam 1146 und befahl dem „Mönchlein“, sich in sein Kloster zurückzuziehen.

Bernhards suggestive Kraft war so stark, dass sogar die Menschen in Deutschland sich von seiner Predigt mitreißen ließen, obwohl sie seine Sprache nicht verstanden. Selbst der deutsche König Konrad III. (* 1093 in Bamberg, † 15.02.1152 in Bamberg, aus dem Geschlecht der Staufer, war 1116/1120 Herzog von Franken, römisch-deutscher König 1127 – 1135 als Gegenkönig sowie 1138 – 1152, König von Italien 1128 – 1135 bzw. 1138 – 1152 und König von Burgund 1138 – 1152) ließ sich zu Weihnachten 1146 im Dom zu Speyer von der Kreuzzugs-Predigt Bernhards begeistern und „nahm das Kreuz“ bzw. heftete sich das Kreuz der Kreuzfahrer an.

1147 brach Konrad III. gemeinsam mit dem französischen König Ludwig VII., genannt der Jüngere (war von 1131 – ab 1137 Alleinherrscher – bis 1180 König von Frankreich), zum 2. Kreuzzug nach Jerusalem auf. Das Unternehmen misslang allerdings gründlich. Konrad III. erholte sich von seinen Verletzungen beim byzantinischen Kaiser Manuel I. Komnenos (1143 – 1180), der ihn persönlich gepflegt haben soll.

Die am 2. Kreuzzug beteiligten deutschen und französischen Heere wurden von den Seldschuken (der ursprüngliche türkische Stamm der Seldschuken geht auf Seldschuk, einem turkmenischen, ogusischen Stammeshäuptling zurück) vernichtend geschlagen. Von den 240.000 Teilnehmern, die von Europa aufgebrochen waren, gelangten nur 90.000 nach Palästina. Alle übrigen tapferen und vermeintlichen „frommen Pilger“ kamen um, ohne Jerusalem gesehen zu haben.

Die immensen Verluste hatten in Europa zu einer Ernüchterung gegenüber der Kreuzzugsidee geführt. Bernhard von Clairvaux, der mit Rednerkunst und Fanatismus in Frankreich und Deutschland die Kreuzzugsbegeisterung geschürt hatte, wurde schließlich als „falscher Prophet“ bezeichnet.

Das ritterliche Ideal der Kreuz- oder Kriegszüge sah das Sterben für den himmlischen Herrn als besonderes Verdienst; so formulierte es Bernhard von Clairvaux: „Ein Ritter Christi tötet mit gutem Gewissen; noch ruhiger stirbt er. Wenn er stirbt, nützt er sich selber; wenn er tötet, nützt er Christus.“ – Die schrecklichen Folgen solcher zynischen und unverantwortlichen Worte betrafen nicht nur die Menschen im Nahen Osten, sondern auch die mittelalterlichen jüdischen Gemeinden. Der Misserfolg des 2. Kreuzzuges traf Bernhard von Clairvaux schwer. Und seine erneute Kreuzzugs-Initiative 1150 blieb Gott sei Dank erfolglos.

Geschichtlich gesehen „war die ganze Kreuzzugsbewegung ein einziger riesiger Fehlschlag.“ – „Die Kreuzfahrer vergossen viel Blut; allein das grauenhafte Gemetzel unter der Bevölkerung Jerusalems machten die Kreuz- oder Kriegszüge als ‚heiligen Krieg‘ für immer unglaubwürdig.“

„Die ersten Opfer waren 1096 die Juden von Metz, Mainz, Worms, Prag und Speyer – mehr als tausend, vielleicht sogar mehrere tausend Männer, Frauen und Kinder; dann traf es die Ungarn, Serben, Griechen, die Bewohner der Gebiete, durch die die Kreuzfahrer-Horden zogen, und die Bevölkerung der Gegend von Chrysopolis in Kleinasien, und Christen waren sie alle.“

„Diese Verbrechen wurden tausendfach gesühnt, die Kreuzfahrer schlachtete man fast ausnahmslos wie wilde Tiere ab, die einen in Ungarn, die anderen in Kleinasien bei Nikäa. Als man die überall herumliegenden Leichname der getöteten Krieger zusammentrug, schichtete man sie, ich sage nicht, zu einem riesigen Haufen, auch nicht zu einer Anhöhe, ja nicht einmal zu einem Hügel, sondern zu einem hohen Gebirge von ansehnlicher Oberfläche.“

Bei den unseligen Kreuz- oder Kriegszügen sollen wenigstens insgesamt sieben Millionen Menschen umgekommen sein. Die einen nahmen an den Kreuzzügen zur Eroberung des Heiligen Landes teil, die anderen, weil die Kirche ihnen Vergebung für alle Sünden versprochen hatte oder aus Habgier, Abenteuerlust, Ruhmbegier, Freiheitsliebe und Eigennutz. Es waren vielfach Mörderbanden als „Wallfahrer“ ins Heilige Land unterwegs. (Und nun zum Vergleich: Der Zweite Weltkrieg kostete bis zu 60 Millionen Menschen das Leben. Allein die Sowjetunion beklagte 1945 zwischen 25 und 30 Millionen Tote.)

Der erbarmungsloseste Kreuzzug war der 4. (1202 – 1204) und der schändlichste der Kinderkreuzzug von 1212. Es waren vor allem französische und deutsche Kinder, die man zur Teilnahme überredet hatte. Die meisten starben an Krankheiten, verhungerten, ertranken oder wurden als Sklaven und die Mädchen an Freudenhäuser verkauft. Im Jahr 1291 galten die schlimmen Kreuz- oder Kriegszüge für beendet. Doch 1464 organisierte Papst Pius II. (1458 – 1464) – „der letzte Kreuzfahrer“ – wieder einen Kreuzzug, der jedoch gottlob nicht mehr stattfand.

Nach anfänglicher Skepsis hatte sich Bernhard von Clairvaux ab 1129 wortgewaltig für die Unterstützung der Templer bzw. des Templerordens eingesetzt, der um 1118 infolge des erfolgreichen 1. Kreuzzuges (1096 – 1099) entstanden war.

Zusammen mit Hugo von Payens (* um 1070/ 1080, † 24.03.1136) – war Herr von Montigny-Lagesse, Teilnehmer am 1. Kreuzzug nach Jerusalem (wahrscheinlich im Heer Gottfrieds von Bouillon, kehrte um 1100 wieder nach Frankreich zurück) und Gründungsmitglied sowie erster Großmeister des Templerordens – verfasste Bernhard von Clairvaux die Ordensregel für den Templerorden, welche augustinisch geprägt war, doch auch zisterziensische Einflüsse erkennen ließ.

„Im Prolog der Ordensregel, die 1129 auf dem Konzil von Troyes verfasst wurde, wird festgestellt, dass das Konzil ‚auf Bitten des Meisters Hugo von Payens, unter dessen Führung selbige Ritterschaft durch Fügung des Heiligen Geistes entstand‘, zusammengerufen wurde.“

Auf der Synode von Troyes (1129) soll der Templerorden dank der Fürsprache Bernhards von Clairvaux die Legitimation durch Papst Honorius II. (1124 – 1130) erhalten haben. Nach dem Konzil von Troyes schrieb Bernhard von Clairvaux seine Denkschrift „Ad milites Templi de laude nove militie“ (Lob den Tempelrittern) und legte den Grundstein der theologischen Befugnis kämpfender Mönche und des „heiligen Krieges“.

Der 1312 verbotene und aufgelöste Templerorden verfügte auch „von Mittelelsaff auf Oberelsaff zu“ über ein „Tempelgut“. Oberhalb des „Tempelgutes voran nechst den Häusern in der Ober Elsaff“ liegt das „Seelbachs Feld“. Doch längst sind durch die amtlichen Flurbereinigungen und den so genannten Zusammenlegungsverfahren die alten Flurbezeichnungen weggewischt und durch andere Geländenamen ersetzt worden. So heißt es dort, wo sich einst das „Tempelgut“ und dann das „Seelbachs Feld“ befand „Auf der Gass“. Es waren die Ganerben (Miterben) und Herren der weitverzweigten Adelsfamilie von Seelbach, die sich nach Auflösung des „Kreuzzugsordens“ einige „Tempelgüter“ bemächtigt hatten.

Der hl. Bernhard von Clairvaux (Mystiker und Kirchenlehrer) soll einmal gesagt haben (es sind nur einige seiner Zitate und überlieferten Aphorismen aufgeführt):

„Glaube mir, denn ich habe es erfahren, du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern, Bäume und Steine werden dich lehren, was du von keinem Lehrmeister hörst.“

„Wenn du mich lieben willst, so liebe meinen Hund.“

„Den Garten des Paradieses betritt man nicht mit den Füßen, sondern mit dem Herzen.“

„Wer sich Schätze im Himmel sammelt, braucht den Dieb nicht zu fürchten, und wer nach dem großen Lohn sich ausstreckt, braucht über die vielfältigen Drangsale nicht zu klagen.“

„Besser noch, das Ärgernis entsteht, als dass man die Wahrheit im Stich lässt.“

„Die Liebe wandelt die Seelen um und macht sie frei.“

„Rufe nur mit Andacht zu Maria, sie wird deine Not nicht unbeachtet lassen, da sie barmherzig, ja die Mutter der Barmherzigkeit ist.“

„Steh an der Spitze um zu dienen, nicht um zu herrschen.“

„Lieb ist wohl allen das Licht, aber am liebsten wohl denen, die lange in finsterer Nacht wandelten.“

„Ehrerweisung, die nicht aus der Liebe kommt, ist nicht Ehrung, sondern Schmeichelei.“

„Lesen ohne Nachdenken macht stumpf; Nachdenken ohne Lesen geht irre.“

„Es lieben ja auch die Kinder, aber sie denken an das Erbe. Da sie fürchten, es irgendwie verscherzen zu können, zollen sie dem, von dem sie es erhoffen, mehr Ehrfurcht als Liebe.“

„Es ist ja das große Glück, den Wurm dann zu spüren, wenn er noch vernichtet werden kann.“

„Es gibt eine Liebe der Tat und eine Liebe des Herzens.“

„Durch die unnatürliche Kost wird der Hunger nur gesteigert.“

„Du sollst dich nicht immer und nie ganz der äußeren Tätigkeit widmen, sondern ein Quäntchen deiner Zeit und deines Herzens für die Selbstbesinnung zurückhalten.“

„Die Wahrheit bleibt den Stolzen verborgen, den Demütigen aber wird sie geoffenbart.“

„Die Liebe ist eine von den vier natürlichen Haltungen der Seele.“

„Die ganze Seele ist ja nichts anderes als Vernunft, Gedächtnis und Wille.“

„Der gute Wille allein genügt ja schon oft, wenn er fehlt, nützt alles andere nichts.“

„Denn nicht das Geistige kommt zuerst, sondern das Natürliche.“

„Das Gute wollen ist ein Fortschritt, das Böse wollen ein Rückschritt.“

„Darin ermahne ich euch: Hört die innere Stimme.“

„Das Band der Liebe hört nicht besser als das Band, das die Natur so stark um Eltern und Kinder geschlungen hat.“

„Wer das Geld liebt, wird nicht satt, wer den Ruhm sucht, wird nicht gesättigt.“

„Wir haben zwar die Hand an den Pflug gelegt, schauen aber, lau und fleischlich, nach rückwärts.“

„Beuge dich doch lieber, um dich leichter aufzurichten!“

„Umsonst fragst du die Schrift um Auskunft, frage lieber die Erfahrung.“

„Was gibt es denn Schimpflicheres, als in einem aufrechten Leibe eine buckelige Seele herumzutragen.“

„Wer bestrebt ist, die Wahrheit vollkommen in sich zu erkennen, muss den Balken des Stolzes, der das Licht vom Auge abhält, entfernen und in seinem Herzen Stufen bereiten, durch die er sich in sich selbst erforscht.“

„Nicht die Armseligkeit macht den Menschen selig, sondern die Barmherzigkeit.“

„Nicht die Friedensredner, sondern die Friedensstifter werden gelobt.“

„Nicht nur mit Wasser muss man gewaschen werden, auch mit Feuer muss gereinigt und geläutert werden.“

Eine Bauernregel meint:

„Wie der St. Bernhard ist, man auch den September misst.“

Die mittelalterliche Christus- und Marienverehrung wurde von der Betrachtung Bernhards von Clairvaux bestimmt. Seine Persönlichkeit, Frömmigkeit und Beredsamkeit ließen im 15. Jh. den Beinamen „Doctor mellifuus“ = „honigfließender Lehrer“ aufkommen und ihn zum Patron der Imker und Wachszieher (mit einem Bienenkorb als Attribut) werden. Seine Zeit in der Kirchengeschichtsschreibung wird als „Bernhardinisches Zeitalter“, die Zisterzienser auch „Bernhardiner“ und Bernhard von Clairvaux „der Mann des 12. Jh.“ genannt.

In der christlichen Kunst wird Bernhard von Clairvaux als Abt in weißer Zisterzienserkleidung, bisweilen mit Mitra oder im Messgewand dargestellt. Seine Attribute sind: Der Totenschädel, mit Maria, Regelbuch, ein Kirchenmodell, ein weißer Hund (nach der Legende träumte die Mutter, sie solle einen weißen Hund gebären, was der Traumdeuter als Hinweis auf den zukünftigen Prediger gegen die Ketzer auslegte), ein Kreuz und andere Leidens-Werkzeuge, eine Mitra zu Füßen, ein gefesselter Teufel, ein Rad und eine Hostie als weitere Hinweise auf Biographie und Legende, Bienenkorb. Bis ins 17. Jh. ist Bernhard von Clairvaux als ein porträthafter Typus, das Gesicht eines älteren Asketen mit faltigen, eingefallenen Wangen, weißem Haarkranz und kurzem weißem oder grauem Bart zu sehen. Auch sind sehr volkstümliche Szenen von ihm bekannt: „Maria und Bernhard“ oder „Der betende Bernhard wird von dem Gekreuzigten umarmt“. – Der hl. Bernhard von Clairvaux gilt als Patron von Burgund, Ligurien, Gibraltar, Genua und Stein am Kochel; der Imker, Wachszieher und Barkeeper; der Bienen und wird angerufen gegen Besessenheit, Kinderkrankheiten, Tierseuchen, bei Gewitter und Unwetter sowie in der Todesstunde. – Noch heute bekannt sind seine Hymnen, darunter das von Paul Gerhardt (* 12.03.1607 in Gräfenhainichen im Kurfürstentum Sachsen, † 27.05.1676 in Lübben im Spreewald, war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt neben Martin Luther als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlied-Dichter) deutsch bearbeitete Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“.

Es war Arnold von Rennenberg (Bruder von Gerhard von Rennenberg, Gründer des „St.-Katharina-Klosters“), der auch am 5. Kreuzzug (1217 – 1219/1221) teilgenommen hatte.

Dieser scheiterte nach Anfangserfolgen (Er-oberung von Damiette) vor allem aufgrund von Führungsfehlern des päpstlichen Legaten Pelagius von Albano (ein spanischer oder portugiesischer Benediktiner, Kardinal und Kirchenrechtler und ein energischer und sturer Charakter, der die Führung des 5. Kreuzzuges beanspruchte und einen lähmenden Streit unter den anderen Führern verursachte).

Dietrich I. von Wied († um 1200 in Heisterbach), den man auch „Theoderich“ I. von Wied nannte, hatte sich unter Teilnahme von König Richard Löwenherz von England und König Philipp II. August von Frankreich schon am 3. Kreuzzug (1189 – 1192) beteiligt. Es war ein gesamtabendländisches Unternehmen unter Führung von Friedrich I., genannt „Barbarossa“ („Rotbart“), Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation von 1155 – 1190, der am 10.06.1190 während des Kreuzzuges bei der Überquerung des Flusses Saleph im damaligen West-Kilikien in der heutigen Türkei ertrank.

„Theoderich“ oder Dietrich von Wied war von etwa 1162 bis um 1197 der Graf zu Wied. Er war ein Sohn von Siegfried von Wied. Sein Bruder Rudolf wurde 1183 in einer strittigen Wahl zum Erzbischof von Trier gewählt, jedoch vom Papst nicht bestätigt.

Dietrich erhielt eine Ritter-Ausbildung am Hofe des rheinischen Pfalzgrafen Konrad. In einer am 26.04.1158 von Kaiser Friedrich I. („Barbarossa“) in Sinzig ausgestellten Urkunde ist Dietrich unter den Zeugen aufgeführt. 1162 übernahm Dietrich nach dem Tode seines Vaters die Regentschaft in der Grafschaft Wied. Um 1171, sicher aber von 1173 an, war Dietrich erblicher Vogt des Königsgutes zu Andernach.

Während des 3. Kreuzzuges hatten im Jahr 1190 die Krieger von Dietrich I. von Wied verschiedene Städte in Thrazien erobert. Doch Dietrich kehrte im selben Jahr nach dem Tod „Barbarossas“ (danach kam es nur zu mäßigen militärischen Erfolgen und Gebiets-Eroberungen, aber zu erheblichen Verstimmungen der europäischen Heerführer, doch der Waffenstillstand Richard Löwenherz mit Saladin sicherte den Küstenstreifen zwischen Tyrus und Jaffa und erlaubte Pilgerreisen nach Jerusalem) in seine Heimat zurück. In diese Zeit fällt auch die lehnsmäßige Auftragung seiner Grafschaft an die rheinischen Pfalz-grafen. Um 1197 übergab Dietrich die Grafschaft seinem Sohn Georg und wurde Mönch in der Zisterzienserabtei Heisterbach. Dort hatte er auch Kontakt bzw. stand in Kontakt mit „Caesarius von Heisterbach“.

„Caesarius von Heisterbach“ (* um 1180 in oder in der Nähe von Köln, † nach 1240 in Heisterbach) war ein gebildeter Zisterziensermönch und Novizenmeister im Zisterzienserkloster Heisterbach. Er ist uns als berühmter Kölner Chronist, Prediger, Verfasser verschiedener kirchlicher Schriften und Erzähler überliefert.

Als die Nachkommen Dietrichs sind 5 Söhne und 3 Töchter bekannt. Georg von Wied wurde Dietrichs Nachfolger im Grafen-Amt und war von 1197 – 1217 Graf zu Wied. Er hatte keine Nachkommen. Konrad von Wied übernahm von 1211 – 1215 die Vogtei-Rechte zu Andernach, die zu der Zeit sein Bruder Georg als Erbvogt innehatte. Auch er hatte keine Nachkommen.

In den Jahren 1210 und 1211 zog Graf Georg von Wied mit Kaiser Otto IV. (König 1198 – 1218, Kaiser seit 1209, † 19.05.1218 in Harzburg) nach Italien und 1217 ging der Graf von Wied auf den 5. Kreuzzug (1218 – 1221), an dem er neben Graf Wilhelm I. von Holland beteiligt war. Beide stachen als militärische Führer am 29.05.1217 gut vorbereitet und ausgerüstet mit 100 Schiffen von Rotterdam aus in See. Georg von Wied hatte in Vlaardingen an der Maas das Kreuz genommen. Er kämpfte zuletzt 1219 bei der Belagerung der ägyptischen Hafenstadt Damiette und ist vermutlich dort am 15.06.1219 verstorben. Sein Bruder Lothar wurde sein Nachfolger im Grafen-Amt.

Außer Arnold von Rennenberg und Georg von Wied (der allerdings gefallen ist) nahm auch Graf Heinrich III. von Sayn (der sich ebenfalls frühzeitig auf die Heimreise gemacht hatte) am 5. Kreuzzug teil. Graf Arnold von Rennenberg und Graf Heinrich III. von Sayn kehrten offensichtlich unversehrt wieder zu ihren Familien und Angehörigen zurück.

Dieser „Feldzug“ war von vielen Adeligen aus dem Rheinland „frequentiert“ worden. Es war der erste und einzige Kreuzzug, in dessen Verlauf der Deutsche Orden eine bedeutende militärische Rolle spielte. Einige der militärischen Führer, die Grafen Wilhelm III. von Jülich und Adolf V. von Berg, hatten schon 1212 beim „Albigenserkreuzzug“ in Südfrankreich entsprechende „kriegerische“ Erfahrungen sammeln können. Als der logistisch führende Kopf beim 5. Kreuzzug galt der Kölner Domscholast (seit 1201), Magister und Kreuzzugsprediger Thomas Oliver Saxo.

Die 1873 „wegen des Kulturkampfes‘ zunächst nur eingesegnete“ heutige Pfarrkirche „St. Margaretha“ in Neustadt galt für Jahrhunderte bis zur Abpfarrung (St. Katharina bzw. Lorscheid 1890 und Vettelschoß 1925) auch als das Gotteshaus der Bürgerinnen und Bürger der Hun- oder Honschaft Lorscheid (I. Teil = „Lorscheid, Strödt, Homscheid, Steinshardt, Sengenau, Hinterlorscheid, Anxbach, Brochenbach, Hermannsseifen, Stockhof und Teile von Notscheid“ – II. Teil = „Vettelschoß, Kau, Ober- und Unterwillscheid, Seiferhof und Kalenborn“).

Nach dem jetzigen Erkenntnisstand kann die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid von vor 1570 als „Kapellchen“ sowohl von den Grafen zu Wied als auch von den letzten Rennenbergern errichtet worden sein; denn beide Adelshäuser waren um diese Zeit in und um Willscheid begütert und sind es noch.

Dass das kleine Gotteshaus in Willscheid ursprünglich ein so genanntes „Hellijehüßchen“ (Heiligen-Häuschen) oder vielleicht ein Bildstock gewesen ist, gilt eher als unwahrscheinlich. Die überlieferte Patronin, der Patron, die Zisterzienser und das „Jerusalemkreuz“ sprechen unmissverständlich für den Kreuzzugs-Hintergrund. Ähnliches wird auch an der früheren Zisterzienserinnen-Klosterkirche St. Katharina deutlich, die ab/nach 1317 entstanden und 1324 als Neubau überliefert ist.

Nach den Mutmaßungen, wer das „Bernhardus-Kapellchen“ in Willscheid seinerzeit erbaut haben könnte, werden dem Adelsgeschlecht von Rennenberg die besten Chancen eingeräumt, das später mit dem Tod am 23.02.1585 von Graf Hermann von Rennenberg, Domherr zu Lüttich in Belgien, im Mannesstamm erloschen war.

Der Vater (Wilhelm von Rennenberg) dieses allseits bekannten Theologen „spielte zwischen 1540 und 1546 in den religiösen Auseinandersetzungen als Droste oder Amtmann von Born (Herzogtum Jülich, heute in der niederländischen Provinz Limburg gelegen) und von Kempen am Niederrhein vor dem Hintergrund des Reformationsversuchs des Kölner Kurfürsten und Erzbischofs Hermann von Wied (1515 – 1547) eine zentrale Rolle.“ 4

Es handelte sich bei Wilhelm von Rennenberg um einen einflussreichen Beamten und kaiserlichen Diplomaten, Kreditgeber, Werber von Fußknechten und Söldnerführer, der durch die Heirat 1507 in 2. Ehe mit Cornelia von Culemborg in engste verwandtschaftliche, politische und gesellschaftliche Beziehungen zu den Zentren der burgundisch-habsburgischen Macht in den Niederlanden gekommen war. Seine Kinder waren durch die Heirat generationengleich mit dem Römisch-Deutschen Kaiser Karl V. (1519 – 1556).

Als das Frauenkloster St. Katharina „bankrott“ oder in Insolvenz (wie man heute sagt) gegangen war und die Mönche aus Himmerod dem Kloster wieder „zu Wohlstand verhalfen“ bzw. wieder „auf die Beine halfen“, übergab „1508 auf Dienstag vor Michelstag der Abt Jakob von Hillesheim (1498 – 1510) das Kloster wieder dem Frauenkonvent von St. Katharina, nachdem vorher die Erzbischöfe und Kurfürsten von Köln (Philipp II. von Daun) und Trier (Jakob II. von Baden) zur Restauration der Abtei ihre Zustimmung gegeben hatten. Als Zeugen des feierlichen Aktes waren Graf Wilhelm von Rennenberg, Herr zu Schwanen- und Kulenberg, der ‚allerlieffste grünt her vnd beschermer des cloisters‘, dessen Schwester Amalia, Frau zu St. Marien in Köln und zu Schwarz-Rheindorf, Catharina Norprath, Äbtissin zu Grau-Rheindorf, und Graf Johann zu Nassau zugegen.“

Bei dem Letzteren dürfte es sich um Graf Johann V. von Nassau-Dillenburg (* 09.11. 1455 in Breda, † 30.07.1516 in Dillenburg) gehandelt haben. Er war von 1475 bis 1516 Graf von Nassau-Dillenburg. Nach dem Tod seines Bruders Engelbert im Jahr 1504 erbte er auch die niederländischen Besitzungen um Breda. 1482 heiratete er Elisabeth von Hessen, die Tochter des Landgrafen Heinrich III. von Hessen-Marburg und Anna, Erbtochter des Grafen Philipp von Katzenelnbogen. 1484/1485 unternahm Graf Johann von Nassau-Dillenburg eine Pilgerreise nach Jerusalem. „Er besaß einen streng religiösen Sinn ganz im Sinne jeder Zeit. Dafür zeugen die Errichtung eines Franziskanerklosters in Siegen (1488), die Kirchen in Hadamar (1481), Dillenburg (1490 – 1499), der Erlaß einer Kirchen- und Schulordnung (1511).“

Im Erbvergleich mit seinem Bruder Engelbert im Jahr 1472 überließ er ihm die westlich vom Rhein gelegenen väterlichen Lande, während ihm alle rechtsrheinischen Besitzungen zufielen.

Besonders engagierte sich Graf Johann von Nassau-Dillenburg im Aufbau der inneren Verwaltung seiner Länder, in der Justizpflege, für die Hebung des Bergbaues, im Aufschwung der Gewerbetätigkeit, er erließ eine Bergordnung. „Die hauptsächliche Thätigkeit dieses wohlwollenden, pflichtbewußten Mannes war und blieb seinen eigenen Landen zugewendet.“

Der Wunsch von Graf Johann von Nassau-Dillenburg war es, nach dem Tod im Mönchsgewand der „Barfüßer“ (es ist die Bezeichnung von Angehörigen bestimmter katholischer Ordensgemeinschaften wie die Franziskaner, die jedoch inzwischen zumeist Sandalen tragen) in der Kirche des ursprünglichen Franziskanerklosters in Siegen von 1489 neben dem Altar des hl. Franziskus beigesetzt zu werden. Zu den Beisetzungsfeierlichkeiten in Siegen waren 200 Priester erschienen.

Infolge der Aufhebung des Klosters im Zuge der Reformation war dort seit 1534 vorübergehend die in Herborn angesiedelte „Hohe Schule“ untergebracht. Nach der Spaltung des Hauses Siegen-Nassau in eine katholische und eine protestantische Linie nach 1623 wurde die Anlage eine Residenz der protestantischen Linie. Sie hieß daher auch „Nassauischer Hof“. Nach der Brandkatastrophe von 1695 wurde an der Stelle des Klosters das „Untere Schloss“ in Siegen errichtet. Es liegt in der Innenstadt von Siegen und ist heute ein Landesbehördenhaus.

Nach einem Brief Karls V. vom 30.08.1545 bestritt „Wilhelm von Rennenberg in einem Entschuldigungsschreiben mit der neuen Religion im Bunde zu sein und beteuerte, sich lieber vom Erzbischof abwenden zu wollen, als beim Kaiser in dem genannten Verdacht zu stehen.“

Die Burg Rennenberg – ursprünglicher Stammsitz der Rennenberger – „ein alt verfallen Mauerwerk uf einem Berg“ spielte im Leben von Wilhelm von Rennenberg schon keine Rolle mehr.

Das edelfreie Geschlecht von Rennenberg wurde 1217 erstmals urkundlich erwähnt. Schon Mitte des 13. Jh. gehörte Rennenberg zum Lehnsbesitz der verwitweten Gräfin Mechthild von Sayen († 07.07.1285), die Rennenberg zusammen mit Altenwied und der Neuerburg 1250 dem Kölner Erzstift vermachte. Die Rennenberger besaßen ihre Burg – eine Ganerbenburg – als Lehen des Erzbistums Köln.

Der am 29.11.1979 gegründete „Verein Burg Rennenberg e.V.“ bemühte sich bis 2007, die Burgruine Rennenberg vor dem weiteren Verfall zu bewahren. In einer ansprechenden Bildergalerie auf der Website des „Verein Burg Rennenberg e.V.“ lassen sich die Arbeiten an der Burgruine Rennenberg von 1979 bis 2007 verfolgen.

Dieser Wilhelm von Rennenberg kann eigentlich als „Kapellenbauer“ sowohl in Willscheid als auch in Vettelschoß kaum in Frage kommen! Die Annahme ist nicht abwegig, dass sowohl Wilhelm von Rennenberg als auch seine Vorfahren in unserem Gefilde junge und kräftige Bauernburschen als Muschkoten für die Kreuzzüge oder Söldnerheere angeworben haben, die nie mehr in ihre Heimat zurückgekehrt sind. Und kein Hahn krähte jemals mehr nach ihnen!

Willscheid und seine verschiedenen Schreibweisen

Die Siedlung „Willscheid“ ist uns mit verschiedenen Schreibweisen (Wyllenscheidt, Wüllenscheid, Wüllenscheidt, Wüllscheid, Willenscheid, Wilscheidt, Wilscheid, Willscheid, Willscheit, Wildscheidt, Wiltscheidt, Wilwerschit, Willwerscheid, Wulferscheidt, Willenschit, Welscheid oder Wellschend) überliefert, die vermutlich aus der Fonetik (Phonetik) bzw. den kommunikativ relevanten unterschiedlichen Merkmalen im Laufe der Jahrhunderte entstanden sind.

Der Name geht anscheinend auf einen Insassennamen zurück. Diese Einzelhof- und spätere Weilersiedlung wird als „Wald des Wilfried“ gedeutet. Unter „Scheid/Scheidt“ oder „Scheydt“ ist Misch- oder Laubwald oder „Wilder Wald“ auf einer Anhöhe zu verstehen. – „Wilfried“ = „willjo“ stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Wille“, „Freude“ und „fridu“ = „Friede“. Ist womöglich die einstige Hofbezeichnung ursprünglich einem „Wilfried“ zuzuschreiben? Der „-scheid“-Name wird aus dem römisch-keltischen „cetum“ – „ceton“ abgeleitet und als „Wald“, „Heide“ erklärt. Er kann in der hochmittelalterlichen Rodungsperiode nach 1100 entstanden sein und verdankt offenbar einer seinerzeitigen Namenmode seinen Ursprung, wobei Lage, Bodenbeschaffenheit, Flora und Fauna bei der Stellenbezeichnung ganz wesentlich waren.

Hauptsächlich im Gebiet der Namen auf „-scheid“ (Willscheid) sind die Namen „Seifen“, „Siefen“, „Siepen“ anzutreffen, die als „Sickerwasser“, „Schlucht mit Rinnsal“, „Sumpfgelände“ oder „schmales Tal mit Wasserrinne“ bzw. „Seifen“, „Syffen“, „Syven“, „Sifen“ werden als ein Landstück oder eine Bodenstelle gedeutet, die von einem langsam fließenden, sumpfartigen Bach – wie der Seiferhof – durchzogen wird.

Die Annahme ist nicht falsch, dass Willscheid mit dem Seiferhof und Kalenborn (ist als „Kaltenborn“ = die ursprüngliche kalte und kahle Lage mit kümmerlichem Ackerbau oder „nicht bewachsen und nicht bewaldet“ bzw. „bläck“ oder „blank“ zu verstehen) zwischen 900 und 1214 entstanden sein kann; denn Willscheid zählt mit zu den ältesten Weilern im Bistum Trier und Landkreis Neuwied.

Vielleicht war Willscheid schon besiedelt, bevor man das „wilde, sumpfige, weglose und unerforschte Waldgebiet auf der Höhe“ christianisiert hatte und wo Gaius Julius Caesar (100 – 44 v.Chr.) nach seinen zweimaligen Rheinüberquerungen (55 und 53 v.Chr.) im Bereich des Neuwieder Beckens die rechtsrheinischen Bewohner noch Barbaren oder Waldmenschen schimpfte und diese später den 548 km langen Limes (159 n.Chr. bis 260 n.Chr.) vom Rhein bis zur Donau die „Teufelsmauer“ nannten!

Die einen meinen, Willscheid gab es schon „ante Christum natum“ (vor Christi Geburt) und die anderen sind der Ansicht, Willscheid ist erst „post Christum natum“ (nach Christi Geburt) entstanden. – Unser Gefilde wurde höchstwahrscheinlich erst nach Christi Geburt bzw. nach Beginn der christlichen Zeitrechnung besiedelt. Die Mär vom angeblichen „Gräberfund mit Bestattungsbeigaben im Flurbezirk Walhelde“ wurde im Aufsatz „Die Hon- oder Hunschaftsvorsteher ...“ auf dieser Homepage aufgeklärt.

Die Flur- und Siedlungsnamen sind in der Regel nicht von ihren ersten Trägern selbst gewählt worden. Sie ergaben sich mit der Zeit und basieren aus Bestimmung der Lage von Flur und Behausung oder hatten ihren Ursprung in alltäglichen Begebenheiten. Ein fester Name hatte sich erst allmählich entwickeln können. Zunächst wird man wohl eine Flur oder Siedlung mit wechselnden Benennungen so bezeichnet haben, bis sich schließlich eine durchsetzte und andere verdrängt wurden.

Gängige Schreibweisen waren im Jahr 1415 Wyllenscheidt, 1434 Wilscheit/Willenscheit, 1471 Willenschit, 1601 Wilscheidt und 1757 schon Willscheid, aber 1797 schrieb man in den Kirchenbüchern von Neustadt lautgetreu „Wüllscheid“.

Bereits 1239 gab es die „Herren zu Leyen auf Burg van der Leyen“ (Ockenfels), denen in „Wyllenscheidt“ ein kölnisches Lehnsgut – den späteren Geroltshof in Oberwillscheid – gehörte. Sie waren anscheinend – gestützt auf die Heraldik (Wappenkunde) – ein niederadeliger Zweig des saynischen Ministerialengeschlechts von Limbach (1222 – 1581) und lediglich Namensvettern der moselländischen Grafen und Fürsten von der Leyen, die ihre Stammburg vor oder um 1158 in Gondorf im Kreis Mayen hatten. Es stellt sich nun die Frage, war das heutige Oberwillscheid eher besiedelt als Willscheid? Vereinzelt ist auch die Rede von „ober“ oder „unter“ Willscheid!

Über die bewegte Geschichte der Burg Ockenfels lesen wir: „Die Burg Ockenfels, ursprünglich ‚Burg zur Leyen‘, stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Sie war Stammsitz der ‚Herren zur Leyen‘ und war dem Erzstift Köln verpflichtet. 1239 wird ein Hofgut zu Oberwillscheid als Lehnsgut der ‚Herren zur Leyen‘ bezeugt. 1341 ist sie im Besitz des Ritters Johann von der Leyen. 1420 stirbt das Geschlecht von der Leyen in der männlichen Linie aus und der Besitz kommt an Rolman von Dattenberg. 1439 wird die Burg durch Heirat von dessen Tochter Anna von Dattenberg zum Eigentum von Dittrich von Monreal, dessen Nachkommen den Besitz bis 1623 halten können. 1475 wird die Burg bei den Auseinandersetzungen der Kölner Stiftsfehde von Truppen Karls des Kühnen von Burgund zerstört. Die Burg befindet sich 1609 als ‚Starke Veste‘ im Besitz des Johann Adam von Hoheneck. 1615 beurkundet der Kölner Kurfürst Ferdinand von Bayern (1612 – 1650), dass Eberhard Heinrich von Hoheneck allein mit den ‚Monreal'schen Gütern‘ belehnt ist.

Dieser verkauft kinderlos 1623 die Burg mit sämtlichen Lehnsgütern an den kurkölnischen Rat und Hofkontrolleur Georg von Gerolt, der sich in Linz niederlässt. 1624 wird Georg von Gerolt vom Kurfürsten mit der Burg belehnt. (Balthasar Gerolt – ‚herzoglich bayerischer Rechnungsamts-Commissarius und des katholischen Bundes der obern Cassa-Pfennigmeisters‘ – wurde am 16.04.1614 geadelt. Der nachgeborene Gutsbesitzer Rudolf Jakob von Gerolt war von 1848 – 1851 Bürgermeister der Stadt Linz. Er setzte sich besonders für die Beibehaltung des Kreises Linz ein. 1850 bewohnte er den Geroltshof zu Linz.) 1887 stirbt mit Friedrich Josef von Gerolt das Geschlecht aus und die Burg wird zum Besitz der Siedlungsgenossenschaft ‚Rheinisches Heim‘. 1912 kommt die Burg mit der Eingemeindung von Linzhausen in die Gemarkung der Stadt Linz und wird sechs Jahre später zum Besitz der Stadt Linz. 1924 erwirbt Vizekonsul Franz Delden die Ruine und lässt sie sich unter der Leitung von Heinrich Reinhardt bis 1927 unter Berücksichtigung vorhandener Bausubstanz als Burghaus in der heutigen Form wieder aufbauen. 1936 geht die Burg an die Cellitinnen zur hl. Maria in der Kupfergasse in Köln, die darin ein Erholungs- und Altenheim für ihre Schwestern einrichten. 1960 wird sie ‚Burghotel‘ für Erholung und Kurbehandlung. Anschließend wechselt die Burg mehrmals den Besitzer. Mangelnde Nutzungsmöglichkeiten ließen das Gebäude verfallen. 1998 ging die Burg in den Besitz des Kundenzentrums ‚Burg Ockenfels GmbH‘ über und wird nach Umbauten zum Präsentations- und Verwaltungssitz der Schuhmarke Betula und der Birko Orthopädie.“

Der „Kanoniehof“ oder „Willscheiderhof“ in Willscheid

Willscheid ist ein Ortsteil der Gemeinde Vettelschoß bzw. gehörte bis 1865 zur „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß. Als die ärgsten Folgen des Dreißigjährigen Krieges beseitigt waren, ließ 1659 der Erzbischof und Kurfürst von Köln, Maximilian Heinrich von Bayern (1650 – 1688), „eine genaue Beschreibung aller liegenden Güter des Amtes (Altenwied) fertigen“. – Danach gab es an Häusern, Höfen und Hofplätzen: „In Seifen eins, in Calenborn (Kalenborn) und Hambscheid (Homscheid) je zwei, in Stroedt (Strödt) fünf und in Vettelschoß elf Häuser, von denen eins ausgestorben und unbewohnt war, in Willscheid gab es drei Häuser und dazu den Obrishof in Oberwillscheid und den untersten Hof daselbst sowie einen Hof in Mittelwillscheid.“ Da 1659/1660 in Willscheid 3 Häuser bewohnt waren, muss es neben dem „Kanoniehof“ oder „Willscheider Hof“ noch zwei weitere Häuser in Willscheid gegeben haben. Ist es vielleicht die Behausung bzw. das so genannte „Neifisch-Haus“ von angeblich 1756 (es wurde 1962 abgerissen) im Hintergrund des Objekts in Willscheid, Hauptstraße 7, oder war es der Vorgängerbau des früheren alten Hauses der Familie Heinrich Stockhausen von vermutlich 1770? Links vor dem alten „Neifisch-Gehöft“ stand noch ein kleines Häuschen, das im „Beschuss“ sehr gelitten hatte und nur zum Teil unterkellert war. Den Eingang zum Keller nannte man auf Plattdeutsch „Kellerspöchel“, damit ist vielleicht Kellerspeicher gemeint! In dem kleinen Haus wohnte zuletzt Philipp Engels (gefallen) mit seiner Ehefrau Helene geborene Hoss. Das Grundstück wurde nach Abriss des Hauses 1945/1946 als Garten bzw. Wiese genutzt.

Dieser Heinrich Stockhausen (* 16.10.1862 in Willscheid, † 11.02.1929 in Willscheid), hatte am 18.01.1894 in Neustadt geheiratet. Seine Eltern waren Wilhelm Stockhausen, * 26.12. 1823 in Willscheid, und Christina geborene Lorscheid. Die Großeltern: Anton Stockhausen, * 04.08.1780 in Willscheid, † ? – 12 Kinder, verheiratet 31.01.1804 in Neustadt mit Anna Eva Weissenfels, * 19.02.1787 in Vettel­schoß, † ? – Urgroßeltern: Theodor Stockhausen, * 15.02.1754 in Willscheid, † in Will­scheid, beerdigt am 02.12.1797 in Neustadt. – 1. Ehe am 04.05.1777 mit Anna Catharina Rahms, * ?, † ?, 2. Ehe am 29.10.1782 in Neustadt mit Maria Catharina Knop, * 14.04. 1737 in Vettelschoß, † in Vettelschoß, beerdigt 30.12.1799 in Neustadt. – Ururgroßeltern (Alteltern): Johann Apollinaris Stockhausen, * in Stockhausen, getauft 15.11.1716 in Windhagen, † 30.05.1768 in Willscheid. 1. Ehe 19.09.1741 in Windhagen mit Anna Helena Prangenberg, * ?, † ?, 2. Ehe 15.04.1766 in der Kapelle Etscheid mit Anna Catharina Knop, * ?, † ? Sie ging am 07.02.1769 in Asbach die 2. Ehe mit Joh. Apollinaris Birken ein. – Urururgroßeltern (Altgroßeltern): Johann Matthias Stockhausen, * ?, † 10.01. 1725 in Stockhausen, Beruf: Kaufmann, verheiratet vor 1701 in Windhagen mit Adelheid Reffgen (Adelheid Pees), † 23.09.1742 in Stockhausen, 7 Kinder.

Der Nachweis, dass diese Ahnenreihe zu dem Pächter des ehemaligen „Willscheiderhofes“ oder „Kanoniehofes“ Johann Matthias Stockhausen (* ?, † in Willscheid, beerdigt 16.02.1793 in Neustadt, 1. Ehe ?, 2. Ehe mit Maria Margaretha Engel (Engels), * um 1750, † 23.03.1818 in Willscheid) führte, blieb auf der Strecke. Vermutlich stammte Johann Matthias Stockhausen aus dem Asbacher oder Windhagener Kirchspiel und kann wegen fehlender Eintragungen in den Kirchenbüchern nicht lokalisiert werden.

Der Sohn von Johann Matthias Stockhausen (Anton Stockhausen, * 20.03.1780 in Willscheid, † 02.02.1823 in Willscheid) war seit dem 11.12.1810 mit Anna Elisabeth Schmitz (aus dem „Schmitzhoff“ in Vettelschoß) verheiratet.

Sicher ist, dass ein Johann Apollinaris Stockhausen, der sich nach dem 06.02.1757 im „Bröederbuch“ von „Neußend“ verewigt hatte, der Sohn von Johann Matthias Stockhausen war. Und dieser ist der Urururgroßvater von Heinrich Stockhausen oder sein Altgroßvater in der 5. Vorfahren-Generation. Johann Apoll­naris Stockhausen könnte der Brudermeister der „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß oder deren Vorsteher gewesen sein.

Der Sohn der Ururgroßeltern des legendären Heinrich Stockhausen namens Johann Apollinaris Stockhausen heiratete 1768 in Windhagen eine Eva Catharina Neifer („Niefer“, „Niever“) aus Kalenborn, wodurch vermutlich die Neifer-Sippe nach Willscheid kam. – Wahrscheinlich wurde der „Kanoniehof“ oder „Willscheiderhof“ schon vor 1700 von der Kaufmanns- oder Stockhausen-Sippe bewirtschaftet. (Siehe „Die einstigen Bewohner von Willscheid“.)

Der Name „Stockhausen“ ist in Vettelschoß schon vor/um 1730 und in Willscheid vor/um 1740 überliefert. Das alte Fachwerkhaus der Familie Stockhausen in Willscheid soll 1770 (eher früher) erbaut worden sein. Es kann aber noch älter sein oder es wurde durch eine vorherige Behausung ersetzt.

In Oberwillscheid gab es den „Obristhof“ und den „Untersten Hof“ sowie einen Hof in „Mittelwillscheid“. 1817 zählten Willscheid 59, 1895 lebten einst 45, 1900 wieder 47, 1905 und 1938 wohnten 57 bzw. 56 Bürger und am 21.07.2011 dreiundfünfzig Bürgerinnen und Bürger in dem einst ländlichen Weiler mit dem wirklichen Westerwälder Kleinod – der uralten Willscheider St.-Bernhardus-Kapelle. Einst reihten sich hier Bauernhof an Bauernhof.

2003/2004 waren in dem stolzen und idyllisch gelegenen vormaligen Bauerndörfchen, in dem es noch immer Brauch ist, dass jeder jeden kennt, 95 Personen ansässig. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg lebten und werkelten in dem Jahrhunderte landwirtschaftlich geprägten Willscheid ausschließlich einfache, fleißige und tiefgläubige Bauersleute mit mehreren stolzen Pferdegespannen. Die Felder und Stallungen ihrer kleinen Landwirtschaft konnten zwar alle beschäftigen, aber meist reichten die Erträge nur zum Überleben.

„Bedeutsam für diesen Weiler war jahrhundertelang ein Bauerngehöft, das erstmals 1415 im eigenhändig geschriebenen Zinsregister Rorichs des III. von Rennenberg auftaucht. Es scheint allerdings, dass Rorich von Rennenberg nur einen Teil des vom Hof bewirtschafteten Ackerlandes als Lehen besaß; denn am 13.09.1471 kaufte Wilhelm von Nesselrode dem Mandt von Seelbach den halben Hof ‚Willenschit sambt Zubehör‘ ab. Weitere Besitzer zu ½ war das adelige Geschlecht vom Scheidt, genannt Weschpfennig, wie wir aus einer späteren Urkunde ersehen können.“ 4

Der Erbschaftsvertrag von Scheidt 1569 regelte den Nachlass des Rorich von Scheidt genannt Weschpfennig. Er verstarb am 03.08.1565. Die Erbbesprechung zwischen den Söhnen fand erst am 15.03.1576 statt und regelte die Aufteilung des hauptsächlich im Amt Blankenberg des Herzogtums Berg gelegenen umfangreichen Besitzes.

„Außer dem Willscheiderhof stand 1415 noch ein Hof des adeligen Geschlechts Roylmann von Dattenberg in Willscheid. 1434 gibt ein Wirich von ‚Wilscheit‘ 3 ½ Sester Hafer = 112 Liter an das Mariagraden Lehen zu Windhagen.“

Es war in Willscheid der „Kanoniehof“ oder „freiadeliger und geistlicher Hof“ der Ehrensteiner (der volkstümlich als „Willscheiderhof“ geläufiger war). Das Stift „St. Maria ad gradus“ (zu den Stiegen oder Stufen) mit der historischen Kirche (1062 – 1817) war zwischen Dom, Rhein und Bahnhof in Köln gelegen.

„Am 23.01.1477 heißt es, daß Bertram von Nesselrode, des oben genannten Wilhelms Sohn, und seine Frau Margarethe von Bourscheid auf Burg Ehrenstein die 1250 erbaute Kapelle zu Ehrenstein mit Gütern zu ‚Willenscheidt‘ dotieren.“ 4

„Der Kölner Erzbischof Arnold von Wied (1151 – 1156) und seine Schwester Hedwig schenkten dem Kloster Schwarzrheindorf ein Gut zu Ütgenbach, das diesem 1173 bestätigt wurde. Diesen Besitz haben anscheinend die Herren von Ütgenbach, die mit einem Dietrich (1216 – 1234) zuerst vorkommen, dem Kloster als Vögte entfremdet. Dietrich begegnet als Zeuge meist in saynischen Urkunden und war 1222 Vogt des prümischen Besitzes zu Elsaff. Er gehörte einem einheimischen edelfreien Geschlecht an, das mit denen von Ascheid stammverwandt war. Dietrichs Söhne Gobelo (= Gottfried) – (1247 – 1254) und Gerlach (1247 – 1263) begegnen 1247 unter den Burgmannen der Gräfin Mechthild von Sayn. Gerlach erscheint 1256 unter den Verwandten der Walpoden und Ernst von Virneburg. Er besaß 1263, wo er ‚vir nobilis dominus‘ genannt wird, den Hof Ütgenbach. Dieser Hof Ütgenbach war Mittelpunkt einer größeren Grundherrschaft, in der Rorich von Ütgenbach (1312 – 1345) um 1330 die Burg Ehrenstein erbaute, nach der er sich seit 1331 Herr zu Ehrenstein nannte.

Unter seinen Enkeln muss eine Erbteilung stattgefunden haben, da sich die Brüder Rorich (1357 – 1378) und Godert von Ütgenbach (1361 – 1412) Herren von Ehrenstein nennen, Wilhelm von Ütgenbach aber 1363 und 1366 als Herr von Bruchhausen begegnet. Bruchhausen und sein Erbe im Kirchspiel Mehren, das sein Sohn Godert von Ütgenbach, Herr von Bruchhausen (1404 – 1429), an Graf Dietrich von Sayn (1419 – 1452) verkaufte, trugen sie von Sayn zu Lehen. Rorich von Ütgenbach, der 1363 bereits kölnischer Lehnsmann war, trug 1378 Burg, Turm und Vorburg zu Ehrenstein Köln zu Lehen auf. Seines Bruders Godert Enkel Adam von Ütgenbach, Herr zu Ehrenstein (1413 – 1455), verpfändete 1446 für 2000 Gulden Mitgift und verkaufte am 20.05.1449 endgültig Burg und Herrschaft Ehrenstein dem Gatten seiner Schwester Eva, Wilhelm von Nesselrode, Herrn zum Stein, der 1451 damit von Köln belehnt wurde und dessen Nachkommen seitdem die Herrschaft besaßen.

Zur Herrschaft Ehrenstein gehörten 1413, 1449 und 1511 außer dem Schloß Ehrenstein die Höfe Ütgenbach und Schöneberg sowie der Zehnten zu Kalscheid, 1496 Höfe zu Altenburg, Diefenau, Ütgenbach, Kaltehöhe, Krumscheid, Krankel, Sessenhausen und als prümisches Lehen der Hof Elsaff. Von Prüm hatten die von Ütgenbach auch Haus, Hof und Hofrecht zu Pützfeld bei Altenahr, sowie das Haus Kreuzberg, das Adam zwar 1429 von Köln zu Lehen trug, das aber auf alten Prümer Besitz zurückging, an sich gebracht. Aus Ehrensteiner Besitz stammen auch die Güter in der Nachbarschaft, die zur Stiftung des Klosters Ehrenstein verwandt wurden, sowie die umfangreichen Gerechtsame im Kirchspiel Flammersfeld, wo die Herren von Ehrenstein ursprünglich die Fischerei in dem Mehrbach von der Wied bis zum Drießbach und nach deren Ablösung vor 1475 den Hof Dannscheid, den Wald bei Kaffroth und das Erbe zu Stailbracht bei Kescheid von Sayn zu Lehen trugen. Noch 1619 gehörten zum Haus Ehrenstein Wälder im Kirchspiel Flammersfeld mit denen 1791 Jagdrechte in den Gemeinden Flammersfeld, Rott, Kaffroth, Reifenscheid, Strickhausen, Gollershoben, Krämgen und Schürdt verbunden waren. Darüber hinaus waren die von Ütgenbach am Siebengebirge und an der mittleren Sieg begütert. Ein Viertel der Vogtei Leutesdorf, das Wilhelm von Nesselrode 1502 seinem Neffen Bertram vererbte, mag auch aus Ehrensteiner Erbe stammen.“ 6

„Im 15. Jahrhundert gerieten die Uetgenbacher offenbar in Geldnot. Wilhelms Sohn, Godert Herr zu Bruchhausen (1404 – 1429), verkaufte Bruchhausen und seinen Besitz im Kirchspiel Mehren dem Grafen Dietrich von Sayn, seinen Besitz in den Kirchspielen Asbach und Neustadt seinen Neffen Godert und Adam von Uetgenbach zu Ehrenstein. Die Junker Godert und Adam von Uetgenbach, Herren zu Ehrenstein, und Anna Solms, Frau zu Ehrenstein, verkauften 1419 ihren Hof, ‚der hoff von Oitgenbach‘, zu Oberdollendorf. Adam und seine Frau, Maria von Alfter, verpfändeten 1430 ihr Haus Kreuzberg, 1435 verkauften sie ihr Haus, Hof und Hofrecht zu Pützfeld bei Altenahr, 1438 das Dritteil Erbe und Gut zu Kessenich und 1439 den Uetgenbacher Hof zu Niederpleis. Als Wilhelm von Nesselrode 1446 Adams Schwester, Eva von Uetgenbach, heiratete, war Adam nicht in der Lage, ihren Brautschatz von zweitausend rheinischen Gulden zu bezahlen. Deshalb überließ er Wilhelm und Eva das Oberhaus zu Ehrenstein und erlaubte, dass sie ‚die Güter, Gülden und Renten zu Ehrenstein und zu Creutzberg, die verpfändet oder sonst anders von beiden Herrschaften abgekommen, einlösen und erwerben mögen‘ mit dem Vorbehalt, dass er zu jeder Zeit das Oberhaus mit den zweitausend Gulden ‚Hillichsgeld‘, und die Hälfte der eingelösten Güter mit der Hälfte der Lösungssumme wieder an sich bringen könne. Das ist aber nicht geschehen. Im Gegenteil, Adam von Uetgenbach verkaufte im Jahr 1449 seinem Schwager all sein Gut und Wilhelm von Nesselrode wurde 1451 von Köln damit belehnt.“ 5

Wilhelm erwarb die Herrschaft Ehrenstein. Bertram von Nesselrode, Herr zu Ehrenstein, Erbmarschall des Herzogtums Berg, Amtmann von Windeck, Blankenberg und Löwenberg, und Margarethe von Burscheid traten Wilhelms Nachfolge in Ehrenstein an. Sie gelten als die Stifter der Chorfenster (Glasbilder) der Ehrensteiner Kirche. Die Herren von Nesselrode zählen zum Uradel der Grafschaft Berg.

„Nachdem Swnold von Landsberg 1440 gestorben war, heiratete Wilhelm von Nesselrode Eva von Uetgenbach. Sie war die Schwester des Adam von Uetgenbach, Herr zu Ehrenstein. Der Kölner Erzbischof (und Kurfürst) Dietrich von Moers (1414 – 1463), Godert von Sayn, Domdechant zu Köln, Johann Quad und Lutter Quad besiegelten den Ehevertrag von 1446, in dem der Erzbischof den Adam von Uetgenbach seinen ‚Neven‘ nennt.

Die Herren von Uetgenbach besaßen im 13. Jahrhundert eine größere Grundherrschaft, deren Mittelpunkt die Motte (Turmhügelburg) und der Hof zu Uetgenbach bildeten. Ihren Namen leiteten sie von dem Gut zu Uetgenbach bei Asbach her, das 1173 von dem Kloster Schwarzrheindorf bestätigt wurde. Diesen Besitz scheinen die Edelherren von Uetgenbach dem Kloster als Vögte entfremdet und zum Mittelpunkt einer Grundherrschaft gemacht zu haben. Im 13. Jahrhundert erscheinen die Uetgenbacher in den Zeugenlisten des Grafen Heinrich von Sayn und seiner Frau Mechthild und zählen zum Verwandtenkreis der Herren von Nister, Blankenberg, Virneburg und Rennenberg, der Vögte von Hachenburg und der Walpoden von der Neuerburg. Zahlreiche Söhne und Töchter der Familie hatten hohe geistliche Ämter und reiche Pfründen inne. Um 1330, als die Ausdehnung der Grundherrschaft und der Reichtum der Herren zu Uetgenbach ihren Höhepunkt erreicht hatten, erbaute Rorich von Uetgenbach die Burg Ehrenstein, nach der er sich seit 1331 Herr zu Ehrenstein nannte.“

Uetgenbach (Ütgenbach) in der Gemeinde Asbach im Kreis Neuwied ist heute eine „Wüstung“. Es ist nur noch die St. Florinus geweihte Kapelle erhalten geblieben. Nicht weit von der Kapelle soll einst eine Turmhügelburg (Motte) gestanden haben. Sie war der Sitz der Herren von Uetgenbach, die 1330 nach Ehrenstein verzogen. Ein Dietrich von Uetgenbach wird zwischen 1216 und 1234 in saynischen Urkunden als Zeuge genannt und war 1222 Vogt des prümischen Besitzes zu Elsaff (Asbacher Elsaff).

„Godert von Uetgenbach verkaufte 1429 Adam von Uetgenbach, Herr zu Ehrenstein, seine Mühle in der Eylsaffen, im Kirchspiel Asbach gelegen, und einige Erbrenten von zwei Höfen zu Kottyngen, mit der Zustimmung des Abtes zu Prüm als Lehnsherr. Schon 1423 verkaufte Godert von Uetgenbach, Herr zu Bruchhausen an seine Neffen Godert und Adam von Uetgenbach, Herren zu Ehrenstein, seine Mühle in Neustatt (Neustadt) und seinen Hof in Elsaff (Asbach).

Adam und seine Frau Maria verpfändeten 1439 ihr Haus Kreuzzberg und was dazu gehörte, so wie ihre Eltern und Vorfahren alles besessen hatten, auf acht Jahre den Ehegatten Johann von Gymnich, Herr zu Vischel und Maria Quad für die Summe von 400 rheinischen Gulden, mit Zustimmung des Erzbischofs von Köln als Lehnsherr. Johann von Gymnich verkaufte den Pfandbrief 1435 den Eheleuten Heinrich Kolff von Vettelhoven und Oeda von Buschoven. Vermutlich hatte Wilhelm von Nesselrode die Pfandschaft eingelöst.“  5

„Im 14. Jh. gehörte die Burg Ehrenstein zum Geschlecht der Oetgenbacher (Ütgenbacher oder Uetgenbacher). Rurich (Rorich) von Oetgenbach, Herr zu Ehrenstein, wird 1363 als Lehnsmann des Erzbischofs von Köln genannt. 1449 verkaufte Adam von Oetgenbach die Burg mit der zugehörigen Herrschaft dem Gatten seiner Schwester Eva, Wilhelm von Nesselrode. 1477 bekam Bertram von Nesselrode vom Erzbischof zu Köln die Genehmigung, dass Ehrenstein eine Pfarrei werde, was dazu führte, dass sie sich von der Mutterpfarrei Asbach löste. 1486 wurde die Pfarrei dem Kloster der Kreuzherren übertragen.“ 7

„1477 wurde die ‚Kapelle‘ von der Asbacher Mutterkirche getrennt und zur Pfarrkirche erhoben. Damit ein Pfarrer und drei Kapläne ihren Lebensunterhalt bestreiten und die Pfarre existieren konnte, stiftete das oben genannte Paar verschiedene Ländereien, welche 1486 der Klosterneugründung neben dem Kirchlein zufielen. Eine Urkunde vom 04.09.1486 gibt Auskunft, wie weit das Kloster Ehrenstein mit Gütern zu ‚Wyllescheit‘ ausgestattet war, ‚als da ist das gantze Haus und Gehör nebst seinen Grenzen‘. 1488 konnten dann die ersten Kreuzherren, die sich damals noch Kreuzbrüder nannten, ihren Einzug halten. Der jeweilige Prior des Klosters war gleichzeitig Pfarrer der Gemeinde.“4

Maximilian Graf von Nesselrode (Herrnstein bzw. Ruppichteroth) teilte auf Anfrage am 04.03.2012 folgendes mit: „Fast das gesamte Gedächtnis und Archiv der Familie ist Anfang 1945 verloren gegangen, als unser damaliger Wohnsitz Schloss Merten (Sieg) durch Artillerie-Beschuss vollständig niedergebrannt ist.“

„In der Herrschaft Ehrenstein war, nachdem der letzte Ütgenbacher diese Herrschaft seinem Schwager Wilhelm von Nesselrode, Herrn zum Stein, 1449 verkauft hatte, auf diesen vor 1473 sein Sohn Bertram von Nesselrode, Erbmarschall des Landes von Berg, gefolgt. Bertram, der durch vielfache Schiedsrichtertätigkeit weit über die kleine eigene Herrschaft hinaus Bedeutung gewann, hinterließ 1510 Ehrenstein seinem Neffen Wilhelm von Nesselrode-Palsterkamp (1511 – † 1517) und dessen Sohn Bertram (1519 – 1524). Bertrams Tochter Anna brachte Ehrenstein ihrem Gatten Wilhelm von Rennenberg zu, der 1526 von Köln damit belehnt wurde. Das Ehepaar hielt sich von nun an häufig in Ehrenstein auf. Anna überlebte auch ihren Sohn Johann Franz von Rennenberg (1546 – 1562) und empfing 1562 nach dessen Tod selbst das Lehen. Nach ihrem Tod wurde Franz von Loe zu Wissen bei Troisdorf für seine Frau Sophie, die jüngere Tochter Bertrams von Nesselrode 1572, und 1574 deren Sohn Bertram von Loe belehnt. Dieser verkaufte 1584 Ehrenstein an Heinrich, Wilhelm und Adolf von Nesselrode, die als Ururenkel Wilhelms von Nesselrode seit 1571 auch Ansprüche auf Ehrenstein erhoben hatten. Wilhelms Nachkommen konnten sich diesen Besitz bis heute bewahren. Hoheitsrechte waren mit der Herrschaft nur in geringem Maße verbunden. In der Hoheit, die die Herren von Ehrenstein 1559/1560 jeweils am Kirchweihtag zu Ütgenbach von Sonnabend bis Sonntag Mittag hatten, die dann wieder an Köln zurückfiel, klingen die Sonderrechte der vordem edelfreien Besitzer aus.“ 5 + 6

„Die Gebäude des Willscheiderhofes standen etwa fünfzig Schritte unterhalb des jetzigen Ortseingangs in Richtung Oberwillscheid, in Höhe des noch vorhandenen Brunnens auf der gegenüberliegenden Landstraßenseite. Bewirtschaftet wurde das Gelände westlich davon mit etwa folgenden Grenzen: Hofgrundstück, Löwenburgerweg, wo die Bewirtschaftungsgrenze des Seiferhofes begann, der 1532 als Besitz der Rennenberger erstmals genannt wird; im Hau; Türkenhügel; auf den Plätzen; Sonntagswiesen, denen ein Tylenhof benachbart war, von dem sonst nichts bekannt ist und die inzwischen durch Stein- und Erdhalden vom Willscheiderberg teilweise zugedeckt sind; in der Mark; auf‘m Stück; Perskürfig, auch Pferdkirpigswiese genannt; Kreddelbach; Kreuzbach; ‚Clusterbächelsche‘ (auch ‚Canoniebächelsche‘ genannt), vom Kreuzbach aufwärts bis zum Brunnen, wo wir das Hofgrundstück wieder erreichen.“ „1526, 1601, 1661 und 1826 wird Willscheid als Unterwillscheid bezeichnet.“

„Von 1642 bis 1647 liegen mehrere Rechnungen über den Hof vor, in denen ein Halvermann (Pächter, streng der Bezeichnung nach hätte dieser nur die Hälfte des Erwirtschafteten behalten, die andere Hälfte hätte dem Herrn gehört) namens Klein genannt wird, der möglicherweise ein Vorfahre der späteren Pächter-Familie Stockhausen ist.“

„War bisher die Rede von den Besitzern des halben Hofes zu Willscheid (Seelbach, Nesselrode, Kloster Ehrenstein), so lesen wir am 27.10.1654 von einem weiteren Besitzer des Gutes mit ‚¼‘ Besitzanteil. Diesen vierten Teil des Hofes verkaufen am obengenannten Datum die Gebrüder Volmar und Engelbert vom Scheidt, genannt Weschpfennig ‚mit vollbedachtem Mut und freien Willen‘ für hundert Taler kölnische Währung an das Kloster Ehrenstein.

Aus dem 19. Jh. besitzen wir eine ganze Reihe von Urkunden über den Hof, die dem Leser einen Einblick in das damalige Wirtschaftsgefüge und das Leben der kleinen Pachtbauern auf dem Lande ermöglichen, weshalb wir die Urkunden in großen Teilen selbst zu Wort kommen lassen wollen. Noch aus der Zeit der Canonie Ehrenstein lesen wir in einem Pachtbrief vom 17.04.1802: ‚Wir F. Philipp Collig, Prior und sämtliche Capitulares zu Ehrenstein bekennen vor uns und unseren Nachkommen, daß wir den Hof an die ehrsame Wittib (Witwe) Stockhausen unseren freiadeligen und geistlichen Hof zu Willscheid mit all seinen Ländereien, Wiesen, Gärten, Büschen samt der zu Windhagen auf 12 nacheinander folgenden Jahren jedoch wenn beliebig zur Halbscheid aufkündigen vermögen für 48 Reichstaler, zum Neujahr 2 Viertel ein Portion Wein (= 14,186 Ltr.) ad refektorium fort, auf Pfingstmontag einen guten Butterweck, an Bischof Martini an hiesige Canonie zu zahlen. Kein Vieh in den Wald treiben, kein Laub zu nehmen, kein Holz hauen, den Hof in seinem Recht und seinen Gerechtigkeiten schützen denselben verbessern und die Gebäude in gutem Stand zu halten. Bei Abgang der Pächterin alle Beßerey, die Korn- und Haferstoppeln gestürzt hinterlassen, ferner soll die Pächterin alljährlich 6 Eichen, 6 Buchen und 6 Obstbäume wo es am dienlichsten ist pflanzen. Alle Lasten und Beschwerden soll Pächterin allein tragen. Gerät das Gebäude in Brand, so muß sie auch das ersetzen‘. Die Unterschrift trägt die Namen des Priors F.P.Colig und von fünf Fraters zu Ehrenstein.“

„Nach der Säkularisation (1803) wurde der Willscheiderhof der Regierung von Nassau-Usingen zugesprochen, deren Rechtsnachfolger der Fürst zu Wied war. Am 26.06.1811 wird der Hof der Fürstlich-Wiedischen Verwaltung in Dierdorf unterstellt: ‚70 Ruthen Hofraithe, 37 Morgen 14 Ruthen Ackerland, 11 Morgen 71 Ruthen Büsche‘.

Aus den Unterlagen geht hervor, daß die Witwe Stockhausen geb. Engels – zweite Ehefrau des Johann Matthias Stockhausen, dessen Nachkommen aus 1. Ehe mit Anna Margarethe Dittscheid heute noch in Willscheid ansässig sind – bei der Verwaltung als verstorben gemeldet († 29.03.1818). Ihr Nachfolger ist ihr Sohn Anton. Als Miterbe wird ihr Schwiegersohn J. Peter Homscheid vom ‚Stern‘ bei Linz genannt. Da durch den Tod der Wittib Stockhausen eine neue Vereinbarung getroffen werden mußte, schickte die hochfürstliche Rentkammer zu Dierdorf ihren Rentmeister Hümmerich nach Willscheid, der folgendes berichtete: ‚Weder der alte Pachtbrief noch sonstige Vorakten sind über diesen Hof vorhanden, weshalb sich über diesen Gegenstand nicht ganz gründlich referieren läßt. (Warum er die Pachtakte von 1802 überging, läßt sich heute nicht mehr feststellen.) Indessen ist mir die Lokalität des Gutes sowohl als auch die pächterische Familie sehr gut bekannt und was die Retey darüber anführt völlig gegründet. Der Hof liegt überhaupt in einer schlechten Gegend, und die dazugehörigen Äcker und Wiesen gehören selbst in dieser rauhen Gegend nicht einmal zu den besseren; die pächterische Familie dagegen, welche den Hof seit uralten Zeiten von der Canonie Ehrenstein durch welcher solcher auf das fürstliche Haus überkommen ist, pachtweise besitzt, ist eine der redlichsten und wohlhabendsten der dortigen Gegend. – In dieser letzten Hinsicht möchte ich nicht gerne auf eine öffentliche Verpachtung antragen. Zwar ist der damalige Canon von 76 florin und 49 ¼ Kreuzer zu gering, auch das Gebot des Beständers von 100 florin jährlichs noch nicht hoch genug. Ich schlage vor: 1) Eine Erhöhung auf 120 florin. 2) Von Staatssteuern ist der Hof frei (das heißt, daß der Lehnsherr des Hofes, nämlich Kurköln, später als deren Rechtsnachfolger ab 1815 das Land Preußen von den Lehnsbesitzern, nämlich dem Kloster Ehrenstein und später dem Fürst zu Wied keine Steuern verlangen konnten). 3) Bei Mißwachs und Kriegsschäden kein Pachtnachlaß. gez. Hümmerich, Rentmeister.‘

Da die Rentei sich mit 120 florin nicht zufrieden geben wollte und 140 verlangte, gab es große Schwierigkeiten. Dem Vermittler Hümmerich kostete es viel Mühe bei der Rentei den Hof für 120 florin zu verpachten. Er schrieb: ‚Ich habe die Überzeugung, daß diese Verpachtung möglichst vorteilhaft für gnädigste Herrschaft vollzogen ist. Statt der bisherigen 75 gibt jetzt der Pächter 120 florin und übernimmt alle Lasten.‘ Jedenfalls zog sich die Sache bis 1819 hin. Am 17.04.1819 wurde dann ein zwölfjähriger Pachtvertrag aufgestellt, der auch bis 1831 gültig blieb und in dem es u.a. heißt: ‚Da der Hochwald für das fürstliche Areal besonders administriert wird, so hat sich Pächter alles Bezugs von Nutzungen daraus bei Strafe als Waldfrevler behandelt zu werden, zu enthalten, jedoch das bisher bezogene Brennholz ca. 15/8 Klafter, das Laub und die Streu allein und lediglich auf und nach Anweisung der Forstbehörde zu empfangen. Die ordinären Staatssteuern gehen den Pächter nichts an.‘

Eine Visitation des Hofes wurde am 21.09.1819 durchgeführt. Man protokollierte folgendes:

1) Am zweistöckigen Wohnhaus, mit einem guten Strohdach, von allen Seiten des Gebäudes. Der Schornstein findet sich im vollkommenen Stande. Die Hausthür ist gut mit Schloß und Banden versehen. Der Hausgang und die Küche welche ungetrennt, sind geplättet. Die unterste Wohnstube hat drei ganze gute Fenster, und einen gut gedielten Boden – dann eine getünchte Wand – dann einen runden brauchbaren Ofen von Guß. Neben dieser Stube eine kleine Kammer mit drei schadhaften Fenstern und zwar hinsichtlich der Rahmen. Der Fußboden ist ebenfalls und die Wand ebenwohl unschadhaft. Die Stubenthür mit einem eisernen Schloße, und einem Vorhängeeisen – die Kammerthür mit einem Schlüsselschloß versehen. Hinter der Küche befindet sich ein kleines Kämmerchen, mit einem kleinen Fenster. Die Thüre ist ohne Schloß, mit einer hölzernen Klinke. Vorne am Haußeingang neben der Kellerthür ist abermals eine kleine Vorrathskammer worin ein kleines Fenster und ein Laden. Der Keller mit einer guten Thüre, woran eine hölzerne Klinke. Die hölzerne Treppe, sowie der ganze Keller ist in guter Verfassung. Auf der zweiten Etage befindet sich eine ordentliche kleine Stube, mit gutem Fußboden und guter Wand, mit zwei unschadbaren Fenstern. Die Thüre ist ohne Schloß aber mit einem Vorhangeeisen versehen. Die Stube ist ohne Ofen. Neben dieser Stube ein Kämmerchen welches unmittelbar unter dem Dach des Vorbaues sich befindet, und in schlechtem Zustand ist – worinnen ein kleines Glasfenster und 1 Laden. Der Fußboden ist paßabel – der Gang auf dieser Etage dagegen rücksichtlich des Fußbodens schadhaft, und einer Reparatur bedürfend. Es befindet sich auf diesem Gang kein Fenster – dagegen ein Laden.

Der Speicher ist ungedielt – daher nicht zum Fruchtaufschütten zu gebrauchen.

2) Neben dem Wohnhaus ein Kuhstall, mit zwey schadhaften Krippen.

3) Daneben der Pferdestall, worinnen nur eine Krippe stehet.

4) Ferner der Rinderstall, worinnen eine mangelhafte durchlöcherte Krippe.

Ad. 2. 3. und 4. befinden sich mit dem Hauße zusammenhängend und unter einem und demselben Dache.

5) Unten zunächst dem Wohnhauße befindet sich ein kleiner Bau, worüber eine Futterkammer, ein Streuschoppen und zwei Schweineställe mit ordentlichen Thüren sampt Riegeln. Dieser kleine Bau ist noch neu und in Dach und Gefach wohl inditiniert.

6) Das Backhaus neu aufgerichtet, mit einem steinernen Backofen und einem dito Herd. Es befindet sich dabey ein ungedieltes Backstübchen worinnen drey Fensterladen. Oben unter dem Dach ist noch ein Boden, worauf Saamen, Früchte u.d.g. geschüttet und aufbewahrt werden können. Es sind darauf zwey Laden. Das ganze Backhauß ist in Dach und Fache wohlkonditioniert.

7) Die Scheune von außen, in Dache und Fache wohlkonditioniert und in unschadhaftem Stande. Inzwischen ist inwendig mehreres Verbindungsgehölz schadhaft und bedarf in einigen Jahren Reparatur. Das Scheunenthor ist wohl geschreinert.

8) Daneben der Ochsenstall ebenwohl in guter Verfaßung mit zwey guten Krippen. Über diesem Stalle sind zwey gedielte Kämmerchen, und auf jedem zwey Laden. Diese Kämmerchen sind zum Fruchtaufschütten gewidmet.

9) In der äußersten Seite der Scheur noch ein Anhängekabäußchen, eine Art von Holzwerkstatt, welches in gutem Stande ist.

Vorstehende Gebäude verspreche ich, soweit es mir nach dem Pachtionsrecht zukommt in ihrem Stande und Wesen erhalten, und reversiere mich auch solche dereinstens so wieder abzuliefern.

Willscheid, den 21 September 1819.

Anton Stockhausen

In fidem Hümmerich“

„Im Mai 1823 trifft die Familie Stockhausen ein schwerer Schlag. Frau Anton Stockhausen schreibt an die Rentei: ‚Wohlgeborener Herr insonders Hochzuehrender Her Rentmeister. Mit tiefgebeugtem Herzen melde ich Eure Wohlgeboren das traurige Schicksal, was mich am 6 ten dieses betroffen hat (nach dem Totenbuch, 5.2.1823). Seit einigen Jahren kränkelt mein lieber Ehemann, und nach einer ca. 6 wöchigen Bettlägerigkeit verschwand am abgemeldeten Dato morgens 5 Uhr ein für mich und meine Familie theures Leben. Wir schmeichelten und zwar von Zeit zu Zeit, daß sich seine Krankheit heben werde, allein wir wurden in unserer Hoffnung getäuscht, so lebhaft diese auch durch den Arzt von Tage zu Tage unterhalten wurde. Mit einem Male wurde seine Krankheit heftiger. In nicht mehr als 2 Tagen war er das Opfer derselben. Und ich durch diesen Verlust äußerst verlassen mußte nun meinen über alles libenden Ehemann so wie auch meine größte Stütze in der Blüte seiner Jahre dahin scheiden sehen.

Mein Verlust würde unaussprechlich sein belebe mich nicht die Hoffnung Euer Wohlgeboren, die gnädige Gesinnungen die Sie dem Verewigten schenkten auf mich die Hinterlassende fort erben lassen, und mich anstatt meines Mannes seelig, als die fernerhin eingetretene Pächterin des Canonie Hof zu Willscheid, Bürgermeisterei Altenwied, Schöfferei Vettelschoß für den angesetzten Pachtschilling gütigst anzusetzen.

Ergebenst ich Euer Wohlgeboren ganz gehorsamst zu bitten wegen der ich mit dem größten Eifer dieses Glücks mich täglich würdiger zu machen und bis den letzten Augenblick meines Lebens mit aller Hochachtung und vollkommensten Respekte verharren werden.

Euer Wohlgeboren gehorsamste Dienerin Witwe Anton Stockhausen geborene Elisabeth Schmitz auf'm Willscheiderhof.‘

Bereits drei Monate vor dem Tod ihres Mannes am 20.02.1823 bat Elisabeth Stockhausen geb. Schmitz in einem Schreiben an Rentmeister Hümmerich in Dierdorf um Erlaß der Pacht.“

„Wittib Elisabeth Stockhausen heiratete in zweiter Ehe Peter Salz. Wirtschaftliche Sorgen wie vorangegangene Mißernten und Viehseuchen brachten es mit sich, daß sie sich zu keiner Neupachtung bzw. einer käuflichen Übernahme entschließen konnte. Die fürstliche Rentkammer war sich selber auch noch nicht einig, ob sie den Hof verkaufen oder verpachten sollte. Auf dieses Gerücht hin bewirbt sich der Gerichtsschöffe (Matthias) Schmitz vom Schmitzhof in Vettelschoß, ein Verwandter (Bruder) der Elisabeth, am 19.01.1830 um Ankauf eines Teils des Willscheider Hofes. Seinem Antrag wird nicht stattgegeben. Am 26.06.1830 bewirbt er sich wiederum mit einem Angebot von 2000 Florin oder Gulden (Florin benannt nach einer Münze mit Blumen) für Gebäulichkeiten, Hofraithe, Garten und Ackerland. Auch diesem Antrag wird nicht stattgegeben.

Von der Rentei ergeht nun ein Gebot am 29.03.1831, daß am 11.04.1831 die Hofgebäude auf Abbruch oder mit einer angemessenen Hofraithe verkauft werden sollen. Für das übrige Land ist parzellenweise Verpachtung angestrebt. ‚Der abgehende Pächter Peter Salz muß nach dem 17ten dieses Monats die Gebäude räumen wo es dann angemessen sein wird solche bis zum Verkauf zur besseren Sicherheit und Bewachung durch einen anderen bewohnen zu lassen.‘

Am 15.04.1831 werden die Liegenschaften an 23 namentlich genannten Pachtinteressenten für eine Pacht von insgesamt 184 Reichstaler und 5 Silbergroschen pro Jahr aufgeteilt mit der Anweisung, die Wiesen von Maulwurfshaufen, Disteln, Brennesseln und Sträucher frei zu halten und die Malsteine zu achten. Für die Zahlung der Pacht bürgen acht namentlich genannte Gewährsmänner.

Für die Gebäude und das Hofgrundstück bot der Gerichtsschöffe Matthias Schmitz einen Kaufschilling von 600 Reichstaler, Preußischer Cour, oder 1080 Gulden. Am 27.05.1831 endlich wird er als Käufer der Hauptgebäudlichkeiten gemeldet: ‚Mit höchster Genehmigung seiner Hochfürstlichen Durchlaucht Wilhelm Hermann Carl des regierenden Fürsten zu Wied (* 22.05.1814, † 05.03.1864) unseres gnädigsten Herrn ist mit dem Gerichtsschöffen Matthias Schmitz aus Vettelschoß nachstehender Kauf und Verkauf Contrakt verabredet und geschlossen worden für die Summe von 600 Rhtlr. Preußischer Cour. Dieser Kaufschilling muß an Fürstliche Rentkammer in vier Terminen nehmlich auf Martini 1831, 1832, 1833 und 1834 jedesmal ¼ mit 150 Rhtlr. ohne Interessen (d.h. ohne dabei zu sein) bezahlt werden. Wenn Käufer die Zahlung vor Ablauf der genannten Termine leistet, so werden demselben von Fürstl. Rentkammer pro rata temporis 5 Prozent jährliche Zinsen vergütet. Ein Weg zur ungehinderten Benutzung für die Herrschaft muß vom Käufer verbindlichst übernommen werden. Wenn Käufer die Gebäude abbricht ist der Platz worauf solche gestanden haben und die Hofraithe wider Eigentum der Fürstlichen Rentkammer.‘ 4

Fürst Wilhelm Hermann Carl zu Wied-Neuwied hatte am 20.06.1842 auf Schloss Biebrich (am Rheinufer im Wiesbadener Stadtteil Biebrich gelegen) Marie Prinzessin von Nassau-Weilburg geheiratet. Die Erstgeborene aus dieser Ehe – Elisabeth Prinzessin zu Wied, die bekannte Dichter-Königin „Carmen Sylva“ – heiratete am 15.11.1869 im Schloss von Neuwied den Fürsten Carol I. von Rumänien (1866 – 1881), den späteren König von Rumänien (1881 – 1914) und gebürtigen Prinzen Carl von Hohenzollern-Sigmaringen. Sein Urgroßvater mütterlicherseits war der Bruder des legendären Joachim Murat, der mit der Schwester von Kaiser Napoléon I. verheiratet war und 1815 von den Österreichern standrechtlich erschossen wurde. 6+7

Die ehemaligen kurkölnischen Ämter Altenwied und Neuerburg waren nach der Säkularisation (1803) dem Herzogtum Berg (Düsseldorf) zugeschlagen worden, kamen aber bereits 1806 zu Nassau-Usingen und wurden 1815 preußisch bzw. später in die 1824 entstandene preußische Rheinprovinz (der Sitz des Oberpräsidenten der Rheinprovinz war Koblenz) eingegliedert.

Joachim Murat wurde 1806 – nachdem Kaiser Napoléon I. aus dem Herzogtum Berg ein Großherzogtum bilden ließ – der Großherzog von Kleve und Berg. Nach Murats Erhebung zum König von Neapel folgte per Dekret am 03.03.1809 unter kaiserlicher Vormundschaft der vierjährige Neffe von Kaiser Napoléon I. als Großherzog von Kleve und Berg.

Ein Onkel von „Carmen Sylva“ (Herzog Adolph und der spätere Großherzog von Luxemburg) war in erster Ehe mit der Großfürstin Elisaweta Michailowna aus dem Hause Romanow (St. Petersburg/Moskau) verheiratet. Ihre letzte Ruhestätte fand sie auf dem Neroberg in Wiesbaden. Ihr zweiter Onkel (Halbbruder der Mutter) namens Nicolas war mit der Tochter des großen russischen Dichters Aleksandr Sergejewitsch Puschkin verheiratet. Der Sohn aus dieser Ehe – der Enkel Puschkins und Vetter der „Carmen Sylva“ versuchte 1906 seine vorgeblichen Rechte als Großherzog von Luxemburg geltend zu machen und prozessierte gegen seinen Cousin und dessen Töchter. Die Tante Sophia (Halbschwester der Mutter von „Carmen Sylva“) hatte den König von Schweden und Norwegen zum Ehegatten.6+7

Als 1824 die Linie Wied-Runkel (Dierdorf) ausgestorben war, beerbte Fürst Hermann zu Wied-Neuwied diese und vereinigte die beiden Wiedischen Teilgrafschaften nach fast 300 Jahren erneut wieder. 1846 beantragte Fürst Hermann zu Wied-Neuwied bei der preußischen Regierung die Aufhebung der Standesherrschaft, weil das kleine Fürstentum sich nicht selbst wirtschaftlich unterhalten ließ. Preußen stimmte dem 1848 zu. Die Verwaltungsgeschäfte gingen nun ganz auf die preußische Regierung über und die fürstliche Regierung wurde am 30.10.1848 aufgelöst.6+7

Interessant ist, dass 1863 der Wald im Landkreis Neuwied 47 % der Fläche bedeckte und 1997 immer noch 44,9 % ausmachte. Größter Einzelbesitzer dieser Waldungen war früher und ist auch heute das Fürstenhaus zu Wied.

Unweit des „Willscheider Hofes“ in der Flur „Auf dem Stück“ hatten die Rennenberger einst ein Grundstück. Die Hälfte des „Willscheider Hofes“ gehörte bis 1486, als dieser Anteil an das „Kreuzherrenkloster“ in Ehrenstein (der Volksmund sagt „Ehrsten“ für Ehrenstein) hergeschenkt wurde, zum Besitz derer von Nesselrode. Die Besitzverhältnisse über die andere Hälfte des „Willscheider Hofes“ sind unklar!

Der kleine christliche Männerorden „Kreuzherren“ – auch „Kreuzbrüder“ genannt – wurde 1211 durch den Kanoniker Theodorus von Celles und vier Gefährten (ehemalige Kreuzfahrer) aus dem Domkapitel von Lüttich in Huy (Belgien) an der Maas gegründet. Die Ordensdevise lautet: „In Cruce Salus“ („Im Kreuz ist Heil“). Zur Zeit der Kreuzzüge war bei Theodorus von Celles die Überzeugung gewachsen, dass man nicht mit Waffengewalt das von Jesus gewollte Reich Gottes verwirklichen kann, sondern durch ein Leben in Gemeinschaft, wie es schon Augustinus in seiner Klosterregel beschrieben hatte. Ihre Lebensform war eine gemischte, ein Gleichgewicht von Kontemplation (religiöse Versenkung, Versunkenheit, Beschaulichkeit, Betrachtung) und Aktion. Diese Aktivität bestand anfangs in der Sorge für Menschen, die unterwegs waren, z.B. Pilger, Kreuzfahrer, Arme und Kranke. Der Orden richtet sein Leben nach der Regel des hl. Augustinus aus, damit zählen die Kreuzherren zu den augustinischen Orden. Papst Innozenz IV. (1243 – 1254) erkannte den Orden 1248 offiziell an. Dabei erhielt der neue Orden die Auflage, zur Regelung der Lebensweise neben der Augustinusregel in großen Teilen die Statuten der Dominikaner zu übernehmen, einschließlich deren Missale (Messbuch) und Stundengebet.

1287 erwarb der Kreuzbruder Johannes von Eppa in Köln die Gebeine der hl. Odilia, einer Gefährtin der hl. Ursula von Köln, wodurch der Orden in Deutschland bekannt wurde. Die hl. Odilia wurde zur Patronin des Ordens erhoben und ins Mutterkloster nach Huy überführt. – Die „Huysburg“, ein 1972 wieder begründetes Benediktinerkloster bei Halberstadt in Sachsen-Anhalt, ist seit 1991 mit dem Orden „Sankt-Matthias“ in Trier verbunden. 3

Eine Ausbreitung erfuhr der Kreuzherrenorden im 13. und 14. Jh. durch Neugründungen von Klöstern in den Niederlanden, in Frankreich und England, im Rheinland und in Westfalen. Das abendländische Schisma spaltete auch den Kreuzherrenorden.

1953 kehrten die Kreuzherren auf Bitten des Kölner Erzbischofs und Kardinals Joseph Frings (1942 – 1969) nach Deutschland und in das Erzbistum Köln zurück. Zunächst wurde ein Kloster in Wuppertal-Elberfeld gegründet und das Kloster Ehrenstein an der Wied wieder besiedelt. 1964 kamen die Kreuzherren erneut nach Wuppertal-Beyenburg. Teile der Reliquien der hl. Odilia wurden aus Belgien zur Beyenburger Klosterkirche überführt. Die Klostergründungen des 20. Jh. in Wuppertal-Elberfeld, Ehrenstein, Bonn-Beuel, Ratingen, Neuss und Essen hatten aus Nachwuchsmangel keinen dauerhaften Bestand. Im Jahr 2008 ist einzig das Kloster Steinhaus in Wuppertal-Beyenburg noch von Kreuzherren bewohnt.

In Oberwillscheid lebte einst ein Theodor Klein, der 1694 in Neustadt eine Anna heiratete und 4 Kinder hatte. Womöglich war er 1642/1647 der Pächter des durch die Ehrensteiner verpachteten „Kanoniehofes“ (Willscheider Hofes).

Nach dem Pachtbrief der Ehrensteiner vom 17.04.1802 wurde der „freiadelige und geistliche Hof zu Willscheid“ an Maria Margaretha Stockhausen geborene Engel (Engels) verpachtet. Sie wurde um 1750 geboren, war die Witwe und 2. Ehefrau von Johann Matthias Stockhausen (* ?, † in Willscheid und am 16.02.1793 in Neustadt beerdigt). Die Eheschließung erfolgte vermutlich vor September 1774 in Neustadt. Maria Margaretha Stockhausen brachte 9 Kinder zur Welt und verstarb am 23.03.1818 in Willscheid. Bei der 1. Ehefrau von Johann Matthias Stockhausen handelte es sich wahrscheinlich um Anna Margarethe geborene Dittscheid (* ?, † ?).

Nach der Säkularisation kam der Willscheider Hof am 26.06.1811 in die Obhut der Fürstlich-Wiedischen-Verwaltung, die sich seinerzeit in Dierdorf befand.

Als Maria Margaretha Stockhausen geborene Engels verstorben war, übernahm ihr Sohn (Anton Stockhausen, * 20.03.1780 in Willscheid, † 02.02.1823 in Willscheid, verheiratet seit dem 11.12.1810 in Neustadt mit Anna Elisabeth geborene Schmitz, * 23.02.1790 auf dem „Schmitzhoff“ in Vettelschoß) den Willscheider Hof. Anna Elisabeth Stockhausen geborene Schmitz heiratete am 01.12.1827 in Neustadt einen Peter Salz (* ?, † ?) aus Willscheid. Nach dessen Tod führte die Witwe den Hof in Willscheid zunächst weiter.

„Miterbe“ der Anna Elisabeth Stockhausen geborene Schmitz war ein Johann Peter Homscheid vom „Stern“ in Linz, der am 31.01.1804 in Neustadt die Anna Elisabeth Stockhausen (* 27.09.1782 in Willscheid) geheiratet hatte. (Der Zusammenhang ist unklar!) Wegen der Pachthöhe kam es zu Schwierigkeiten, sodass man sich erst am 17.04.1819 zu einem 12jährigen Pachtvertrag einigte, der dann nach einer Visitation am 21.09.1819 bis 15.04.1831 gültig war.

Schließlich konnte Anna Elisabeth Stockhausen geborene Schmitz und wiederverheiratete Salz das Hofgut in Willscheid aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr halten. Es versuchte nun am 19.01.1830 und 26.06.1830 ihr ältester Bruder, der Gerichtsschöffe und Gutsbesitzer Johann Matthias Schmitz (* 01.06.1798 in Vettelschoß und † 02.06.1853 in Vettelschoß, verheiratet seit dem 24.11.1821 mit Anna Maria geborene Limbach vom „Limbachshof“ in Hussen) vom „Schmitzhoff“ in Vettelschoß, einen Teil des Willscheider Hofes zu kaufen, was die Fürstlich-Wiedische-Verwaltung zunächst ablehnte.

Johann Matthias Schmitz wurde am 27.05.1831 – nach mehreren vergeblichen Bemühungen – endlich Eigentümer nur des Hofgebäudes mit dem Hofgrundstück des „Kanoniehofes“ oder „Willscheider Hofes“ in Willscheid.

„Um aber ertragreicher wirtschaften zu können, bat er am 10.12.1840 bei der Rentei (Dierdorf) darum, weitere Grundstücke anderer Pächter zu kaufen bzw. zu pachten, weil seine Landwirtschaft („Schmitzhoff“) ohne diese Grundstücke nicht ertragreich genug sei.“

Seine Absicht vom 10.12.1840, weiteres Ackerland in Willscheid käuflich zu erwerben, konnte offensichtlich nicht realisiert werden; denn bereits seit dem 15.04.1831 waren die Liegenschaften („Am alten Hof“, „Auf dem Hau“, „Auf dem Hoffeld“) an 23 Interessenten verpachtet.

Nach dem Tode von Johann Matthias Schmitz wurde das morsche Gehöft („das mehr als 400 Jahre, wahrscheinlich jedoch wesentlich länger bestanden hatte“) restlos abgetragen und das komplette Gelände zur Wiese/Weide angelegt. Die Hofraithe ging damit gemäß Kaufvertrag wieder an den Fürsten Hermann zu Wied († 05.03.1864 in Neuwied) über.

Dem Visitationsbericht vom 13.01.1843 im Rentamt in Neuwied zufolge heißt es: „Der Verpachtung gemachten Bedingungen sind die Pächter teilweise nachgekommen, die Parzellen sind entsteint. Die Wiesen nicht in bestem Zustande, es wachsen viele Sträucher darauf und durch Abzugsgräben hätten sie verbessert werden können. Von den fraglichen Hofgütern ist das Distrikt ‚Auf dem hintersten Hau‘ mit dem Walde verkauft worden. Der ‚Oberste Hau‘ ist herrschaftlicher Besitz und dem Fürsten zu Wied zehntbar. Alles übrige Ackerland aber dem Fürsten von Salm-Kyrburg rottzehntbar.“

„Dies bedeutet, daß die Rennenberger (Vorfahren der Fürsten von Salm-Kyrburg) als Lehnsbesitzer den Wald einstens roden ließen und das so gewonnene Land als Rottlehen an ihren Pächter weitergaben, wofür dieser den sogenannten Rottzehnten entrichten mußte, dessen Statuten bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts Gültigkeit hatten.“

„Am 01.04.1856 verkaufen die Fürsten von Salm Kyrburg, Nachfahren der alten Grafen von Rennenberg und zugleich Vorfahren der heutigen Freiherren von Rennenberg, den ihnen gehörenden 33 Morgen großen Acker ‚auf dem Hofstück‘, auch ‚Rennenberger Feld‘ genannt, an die Fürsten zu Wied, welche diese Fluren heute noch besitzen.“

Es war wohl noch unter der Oberaufsicht von Friedrich IV. Fürst zu Salm-Kyrburg (1789 – 1859) oder schon unter der „Fittich“ von Friedrich V. Fürst zu Salm-Kyrburg (1823 – 1887) und immer noch Fürst Hermann zu Wied. Mit dem Sohn von Friedrich V. Fürst zu Salm-Kyrburg namens Friedrich VI. Fürst zu Salm-Kyrburg erlosch mit dessen Tod am 02.01.1905 im Schloss Rennenberg (Linz) die Linie zu Salm-Kyrburg, auf dessen Großvater das von ihm 1846 erbaute Schloss Rennenberg zurückgeht. 4

Nur der alte Schöpfbrunnen unterhalb der altehrwürdigen St.-Bernhardus-Kapelle, die „Handrißkarten“ oder „Historischen Katasterkarten“ von 1829 und die Flurnamen „Am alten Hof“, „In der Hofheck“, „Auf dem Hoffeld“ und „Auf dem Hau“ oder „Im vordersten Hauen“ (Holzschlag, gefällter Waldschlag) oder „In der Pütz“ bzw. „In der Pfütze“ geben noch Zeugnis von der vormaligen Besiedelung des altbekannten Fleckens (obwohl die ursprünglichen Flurbezeichnungen längst „verhochdeutscht“ sind) und des beschaulichen „neuen“ Willscheid.

Der nahe bei Willscheid gelegene einstige Basalt-Säulen-Steinbruch – wo die Holländer wahrscheinlich 1865 mit dem systematischen Abbau begannen und ihm den Namen „Wölsberg“ = Wühlberg gaben – nannte die Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) in Linz mit der Übernahme 1893 „Willscheiderberg“.

Basalt ist ein vulkanisches basisches Extrusivgestein/Ergussgestein und vor 13 bis 15 Millionen Jahren entstanden. Der Steinbruch in Vettelschoß mit den Tertiärformationen war nach etwas mehr als 100 Jahren 1974 ausgebeutet und wurde zum 31.12. stillgelegt. Im Jahr 2009 war Basalt der Stein des Jahres in Deutschland.

Die einstigen Bewohner von Willscheid

Von der Wiege bis zur Bahre zog es früher die in Willscheid, Kalenborn und vereinzelt auch in Vettelschoß sowie auf dem Seiferhof lebenden Bürgerinnen und Bürger eher zur St. Batholomäus-Pfarrkirche in Windhagen als zur Pfarrkirche St. Margharetha in Neustadt. Zu Beerdigungen ging es oft auch zum Friedhof, der um die Klosterkirche St. Katharina gelegen war. Das ist in den Kirchenbüchern im 16. und 17. Jh. und vereinzelt auch noch zu Anfang des 18. Jh. nachweisbar. Ausschlaggebend dafür war einfach die kürzere Wegstrecke als an die Wied. Aber auch verwandtschaftliche Beziehungen dürften eine Rolle gespielt haben. Verschiedentlich wetterten die Pfarrer in Neustadt dagegen, aber die Bevölkerung richtete sich nach der Machbarkeit unter Berücksichtigung der Witterungsverhältnisse und Beschaffenheit der Wege.

Im Sterberegister der Pfarrei in Windhagen gibt es etliche Eintragungen von Personen aus Willscheid, Oberwillscheid, Kalenborn, Seiferhof und Vettelschoß, die wegen ihres Namens (Vornamens mit Herkunftsort) leider nicht zugeordnet werden können. So steht zu lesen „junger Gesell von Willscheid“ oder „Witwe von Kalenborn“ bzw. „Junggeselle von Willscheid“, auch „Witwe/Witwer“ oder „Gatte/Ehefrau“ von XY, nicht selten heißt es nach dem Vorname „genannt der Maurer“ (Beruf), vereinzelt ist auch schon der „Vor- und Zuname“ aufgeführt, allerdings ohne weitere Angaben. Einmal ist von dem „Nachkommen von Matthias Reuffel in Seiffen“ (Seiferhof) die Rede.

Sehr aufschlussreich scheint die folgende Niederschrift: „Timothea Becker († 06.01. 1772), ‚ancilla‘ (= Magd) von Hermann Stockhausen ‚villici‘ (= Meier oder später Schultheiß) in Willscheid“. In manchen Gegenden (zwischen Weser und Elbe) hießen die Meier (= Gutsverwalter) auch „Villici“. Nach den „Villici“ wurde das „Villikationssystem“ (Fronhofsystem) benannt.

Gegenpart der Vögte war einst der „villicus“ (Meier bzw. Schultheiß), der im Namen der Abtei die Abgaben kontrollierte und im inneren Fronhofverband das Recht sprach. Mit den Lehensleuten zusammen bildete er eine Immunitätsspitze der Abtei (ohne eigentliche Immunitätsaufgaben für den gesamten Fronhofverband). Seine Macht – villicus war in der Regel ein Mitglied des reichsmittelbaren unteren Adels – reichte aber kaum aus, um den Vögten wirksam entgegenzutreten bzw. möglichen Kompetenzüberschreitungen ernsthaft Einhalt zu gebieten.

Nach den Lebensdaten dürfte Hermann Joseph Stockhausen (* 27.09.1774 in Willscheid, getauft 28.09.1774 in Neustadt, † in Willscheid, beerdigt 01.01.1803 in Neustadt) nicht als „Villici“ gemeint gewesen sein. Er war der Erstgeborene von Johann Matthias Stockhausen, Pächter des „Willscheider Hofes“ oder „Kanoniehofes“ in Willscheid bis 15.04.1831. Nach seinem Tod soll die Pacht von seiner Witwe, später von seinem Sohn Anton Stockhausen (* 03.02.1776 in Willscheid, † ?) und nach dessen Tod von der Witwe weitergeführt worden sein.

Im Familienbuch von Asbach und Buchholz kommt 1760 ein „Peter von der Bitzen, Halffmann zu Willscheit“ vor. Das Lagerbuch der Pfarrei Windhagen von 1589 – 1602 enthält einen „Thönnis (Anton) zu Willscheit“. Ein Peter von Willscheid († im Januar 1740 wahrscheinlich in Willscheid und auch dort ansässig gewesen) war „Synodalis“ = „Scabinus“ bzw. Sendscheffe oder Sendschöffe am/im ‚Send‘ (Kirchengericht), vermutlich in Neustadt.

Ab dem 25.05.1779 sind keine Beurkundungen von Sterbefällen aus der „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß in den Kirchenbüchern von Windhagen feststellbar. In Neustadt amtierte von 1777 – 1786 der Pfarrer Dominikus Arntz (* 29.07.1734, Profess 1758, Primiz 1760). Er kam wahrscheinlich aus dem Zisterzienserkloster Heisterbach an die Wied. Seine Pfarrangehörigen dürfte er vermutlich auf Neustadt „eingeschworen“ haben.

Ab dem 15. Jh. finden sich vereinzelt persönliche Aufzeichnungen von Pfarrern – wie das „Buch der Lebenden“ in Annaberg, das auf das Jahr 1498 zurückgeht. Im 15./16. Jh. hatte sich insbesondere in den Städten der Familienname durchgesetzt, weil die Menschen sich differenzieren mussten. Der Gesamtname bestand aus einem oder mehreren Vornamen und einem erblichen Familiennamen.

Erst in Sachsen und dann in Bayern wurden im 17. Jh. gesetzliche Bestimmungen eingeführt, die auch die ländliche Bevölkerung zum Führen eines Familiennamens verpflichtete. Im Jahre 1794 wurde mit dem Allgemeinen Preußischen Landrecht eine wichtige gesetzliche Grundlage für das Recht und die Pflicht zum Tragen des Familiennamens geschaffen. Von jetzt an musste der aus Rufname und Familienname bestehende feste Gesamtname auch unter der ländlichen Bevölkerung überall und endgültig verwendet werden.

Unbestritten ist, dass die Reformation (1517/1521) das „Kirchenbuchwesen“ förderte. Die verschiedenen Konfessionen sahen die Möglichkeit, durch Zahlen zu beweisen, wie viele Menschen sich zu dem jeweiligen Glauben bekannten. Das diente der Sicherung des „Besitzstandes“.

Die Aufgabe der Registerführung für die Pfarrer wurde schon in den ersten evangelischen landeskirchlichen Verordnungen, so zum Beispiel 1533 in Brandenburg-Kulmbach, festgelegt. Auf katholischer Seite beginnen die Kirchenbücher durch die Bestimmungen, die das Konzil von Trient (1545 – 1563) beschloss. Es waren zunächst Tauf- und Heiratsregister zu führen. Das Anlegen von Sterbebüchern geht auf das Jahr 1614 zurück. Die Festschreibung erfolgte im „Rituale Romanum“. Es ist das von Papst Paul V. (1605 – 1620) veröffentlichte, in der ganzen katholischen Kirche gültige offizielle liturgische Buch, das eine Sammlung von Formularen für die Spendung der Sakramente, für die Exequien (Totenmessen) und zahlreiche Segnungsgebete enthält. Doch dauerte es noch bis weit ins 17. Jh., bis sich Kirchenbücher allgemein durchgesetzt hatten.

Schon im 16. Jh. versuchten die Staatsbehörden die Führung der Kirchenbücher zu beeinflussen. Erst im 18. Jh. tauchte mit dem Gedankengut der Aufklärung erstmals die Forderung nach einer Zivilehe auf. Der gesellschaftliche Umbruch der Französischen Revolution von 1789 manifestierte sich im Zivilgesetzbuch „Code Civil“. Die Trennung von Kirche und Staat wurde durch die Einführung der obligatorischen Zivilehe vollzogen und das Führen von Personenstandsregistern eine Staatsaufgabe – die des Standesamtes.

Mit der Besetzung der linksrheinischen Gebiete durch den französischen Kaiser Napoléon I. (1804 – 1814/15) erhielt dieses Gesetz ab 1803 in den Rheinbundstaaten (Confederation du Rhin = ein am 12.07.1806 auf Veranlassung Napoléons gegründeter Bund zwischen zunächst 16 süd- und südwest­deutschen Fürsten, die sich unter französischem Protektorat für souverän erklärten und am 01.08.1806 in Regensburg vom Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation lösten), der preußischen Rheinprovinz, in den linksrheinischen Gebieten Bayerns und Hessens und im napoléonischen Königreich Westfalen (Westphalen) 1807 – 1813 entsprechende Geltung. Die Register wurden in diesen Territorien auch nach den Befreiungskriegen und Auflösung des Rheinbundes (1813) weitergeführt.

Im Verfassungsentwurf der Frankfurter Nationalversammlung 1848 forderte man mit Nachdruck die Zivilehe. Da dieser Entwurf jedoch nicht oder nur unvollständig in Kraft trat, wurden nur vereinzelt Personenstandsregister eingeführt, so in Frankfurt 1850 und in Hamburg 1865. Mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 unter einem protestantischen Kaiser (Wilhelm I., König von Preußen 1861 – 1888, Deutscher Kaiser von 1871 – 1888) begann zwischen der katholischen Kirche und dem Staat der „Kulturkampf“. Dieser führte schließlich zur Einführung eines zivilen Personenstandswesens. In Preußen galt es ab dem 01.10.1874, in den übrigen Ländern ab dem 01.01.1876. Seit diesem Tag ist in Deutschland eine rechtsgültige Eheschließung nur vor einem staatlichen Standesbeamten möglich.

Vermutlich noch in den 1250er Jahren (die erste Erwähnung von Altenwied stammt allerdings von 1275) hatte Kurköln aus Teilen des Auel- und Engersgaues unter Beibehaltung der Hunschaften (Honschaften) das Amt mit Gerichtssitz Altenwied errichtet und seine Burg zum zentralen Mittelpunkt seines Amtes gemacht. Doch nach der Befestigung von Linz im 14. Jh. wurde Linz der Hauptort des Amtes Altenwied (Personalunion mit dem Amt Altenwied) und Verwaltungsmittelpunkt. Kurz vor 1705 war offiziell Linz der Sitz des Amtes Altenwied und zum „Oberamt“ geworden.

Mit der Säkularisation (Verweltlichung bzw. Umwandlung von Kirchen- in Staatsgut am 12.09.1803) war für unsere Gegend das Kölner Kurfürsten- und Erzbistum mit seinen Ämtern in Linz und Altenwied zur Geschichte geworden. Während Linz-Stadt und Linz-Land an den Fürsten Friedrich August von Nassau-Usingen fielen, erhielt Fürst Karl Ludwig von Wied-Runkel die Ämter Altenwied und Neuerburg als Entschädigung für Landabtretungen in Lothringen zugewiesen, die ihm eine Regierungsbeteiligung einräumte. Da der Fürst von Wied-Runkel aus nationalen Bedenken am 12.07.1806 nicht dem Rheinbund beitreten wollte, verlor die Grafschaft Wied-Runkel ihre Souveränität.

Das Amt Altenwied wurde dem Herzogtum Berg zugeschlagen, kam aber bereits 1806 zu Nassau-Usingen und 1815 schließlich ganz als Teil der Rheinprovinz zum Königreich Preußen.

Von den deutschen Reichsfürsten als Bundesgenossen Frankreichs wurden starke Heereskontingente für die Feldzüge Napoléons gefordert. Bereits 1803 sind junge und kräftige Männer im Losverfahren in Nassauische Regimenter einberufen und die frischen Soldaten der Armee Napoléons zugeführt worden.

1808 nahmen Bürger aus der Pfarrei Neustadt im Verband des 2. Nassauischen Regiments in Spanien unter den Fahnen Napoléons an den Kämpfen gegen Spanier und Engländer teil. Darunter befand sich auch Hermann Joseph Langenfeld aus Kalenborn (* 26.08.1784 in Kalenborn), der mit 28 Jahren am 20.08.1812 (1811) im Hospital in Valdesia auf der iberischen Halbinsel verstarb. Seine Eltern hießen Michael Langenfeld aus Kalenborn und Anna Gertrud Hardt aus Willscheid.

Mit erst 24 Jahren ist Wilhelm Hüngsberg (* 17.01.1791 in Kalenborn) am 18.06.1815 in der Schlacht bei „Waterloo“ oder „Belle-Alliance“, einem Dorf in der belgischen Provinz Brabant (südlich von Brüssel), gefallen. Seine Eltern waren Apollinar Hüngsberg und Anna Margaretha Engel (Engels), die in Kalenborn lebten.

Ein in Willscheid lebender Bartholomäus heiratete vor März 1667 in Neustadt in 1. Ehe eine Anna, deren Trauzeugin eine „Anna des Bartholomäus sein Hausfrau“ war.

Diese Anna von Schumen (Schumm/Schomme lässt sich als Brache bzw. als ein mit Gras bewachsener Grenzstreifen zwischen zwei Feldern ableiten, aus dem letztlich vielleicht „Schumacher“ ohne „h“ wurde) und Batholomäus Neifer heirateten vor April 1652 in Asbach und wohnten in Altenburg. Sie hatten 6 oder 7 Kinder, von denen das 1. und 3. in der Klosterkapelle Ehrenstein getauft und oder womöglich die anderen Kinder in Rederscheid geboren wurden. Aus der 2. Ehe (26.10.1717 in Neustadt mit Maria Catharina Klein) sind keine Kinder überliefert.

Der Sohn Heinrich (* in Willscheid, getauft 26.03.1681 in Neustatt/Neustadt), der sich inzwischen Prangenberg nannte und auch in Willscheid zuhause war, heiratete vor November 1699 eine Anna († 17.03.1747 in Willscheid, aber im Sterberegister der Pfarrei Windhagen verzeichnet). Aus dieser Ehe gingen 7 Kinder hervor. Heinrich Prangenberg ist am 04.10.1738 in Willscheid verstorben. Seine Tochter Anna Timothea Prangenberg (* in Willscheid, getauft 05.07.1705 in Neustadt) heiratete am 29.01.1726 in Windhagen einen Hermann Schumacher (* zwischen Sept. 1711 und Juli 1713 in Oberwillscheid, † in Willscheid, beerdigt 04.12.1777 in Neustadt).

Dieser Hermann Schumacher verehelichte sich viermal (2. Ehefrau: Maria Germscheid, † 22.05.1741 in Willscheid; 3. Ehefrau: Anna Timothea Becker bzw. Stockhausen, † 23.03. 1753 in Willscheid; 4. Ehefrau: Anna Limberg bzw. Limbach, † in Willscheid und am 09.03. 1785 in Neustadt beerdigt) und hatte 16 Kinder, die in Willscheid geboren wurden. In den Annalen kommt vereinzelt auch „Willscheid“ statt Schumacher als der Familienname vor.

Die Eltern der 1. Ehefrau (Anna Timothea Prangenberg) hießen Heinrich Prangenberg (* in Willscheid, getauft 26.03.1681 in Neustadt, † 1738 oder 1739 in Willscheid) und Anna († 17.03.1747 in Willscheid).

Der Vater von Hermann Schumacher hieß Johannes Schumacher, der in 1. Ehe vor Juli 1702 mit einer Eva und in 2. Ehe vor Sept. 1714 mit einer Christina verheiratet war. Das Ehepaar lebte offensichtlich in Oberwillscheid und hatte sechs Kinder. Weiteres ist über Johannes Schumacher und die Ehefrauen von Hermann Schumacher nicht zu finden.

Ein Sohn aus der Ehe von Hermann Schumacher und Anna Limberg bzw. Limbach namens Johann Matthias Schumacher (* 16.10.1758 in Willscheid. † 26.12.1823 in Willscheid) war wahrscheinlich seit dem 30.09.1778 in Neustadt mit einer Anna Gertrud Schumacher (geborene Klein alias Schumacher) aus der Pfarrei Asbach verheiratet. Sie ist in Willscheid verstorben und wurde am 05.04.1805 in Neustadt beerdigt. Das Ehepaar hatte 5 in Willscheid geborene Kinder.

Der Erstgeborene aus der Ehe von Hermann Schumacher mit Anna Timothea Prangenberg mit dem Namen Johannes Schumacher (* 22.01.1727 in Willscheid, † 1760 in Rott) war in 1. Ehe mit Anna Margaretha Rott († 1754 in Rott) und in 2. Ehe mit Maria Elisabeth Rahms († 1802 in Günterscheid) verheiratet. Er hatte 5 Kinder. Das Erste wurde in Willscheid und die anderen in Rott geboren. Die Witwe Maria Elisabeth Schumacher heiratete später noch zweimal.

Johann Apollinaris Stockhausen (* 23.01.1749 in Willscheid, † in Willscheid, beerdigt am 16.02.1805 in Neustadt) heiratete am 22.09. 1768 in Windhagen die Eva Catharina Neifer aus Kalenborn. Er war der Sohn des Ururgroßvaters des legendären Heinrich Stockhausen (ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß) aus Willscheid (Abbildung 66), der mit seiner Familie in Willscheid lebte. Am 02.07.1782 ging Johann Apollinaris Stockhausen in Windhagen eine 2. Ehe mit Anna Gertrud Stockhausen (* in Stockhausen, getauft am 01.07.1751 in Windhagen, † in Willscheid, beerdigt am 22.02.1787 in Neustadt) ein. Aus der 1. Ehe waren 5 und aus der zweiten 3 Kinder hervorgegangen, die alle in Willscheid geboren wurden.

Auf wen bzw. auf welche Familie das Objekt (Abbildung 65) letztlich zurückgeht, ist nach wie vor unklar. Jedenfalls hatte es eine bewegte Vergangenheit und wüsste über relevante Sachverhalte zu berichten, wenn „Steine erzählen“ könnten! Durch die Ehe Stockhausen/Neifer kann der „Nefisch-Clan“ aus Kalenborn in den so genannten „Neifisch-Kotten“ in Willscheid gekommen sein! Später wohnte dort der erste offiziell bestallte „Vellschosser“ Elementarschullehrer Anton Neifer († 12.05.1863 in Willscheid) mit seiner Familie.

„Neuffer“ oder „Neiffert“, wie der Name damals häufig in den Amtsunterlagen vorkam, der womöglich von der schwäbischen Stadt Neuffen/Nifen – um 300 besiedelt, 1100 als Dorf bezeugt und 1232 zur Stadt erhoben – abgeleitet oder durch den Minnesänger Gottfried von Nifen/Neifen – 1234 bis 1255 aus dem Freiherrengeschlecht mit Stammburg in Hohenneuffen bei Urach in Baden-Württemberg – bekannt wurde.

Doch vorher lebte schon die Familie Schumacher in dieser landwirtschaftlichen Immobilie in Willscheid.

Als Michael Schumacher in Willscheid verstorben war, lautete der Sterbeeintrag des Standesamtes in Neustadt vom 29.01.1908 wie folgt: „Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, der Waldarbeiter Michael Knopp, wohnhaft in Willscheid und zeigte an, daß Michael Schumacher, ohne Gewerbe, achtzig Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft in Willscheid, geboren in Willscheid, verheiratet gewesen mit der verstorbenen Maria Anna geborenen Stockhausen, Sohn der verstorbenen Eheleute Heinrich Schumacher, Ackerer, und Timothea geborenen Waldorf, zu Willscheid in seiner Wohnung, am 28. Januar 1908, nachmittags um elf Uhr verstorben sei.“

Der Sterbeeintrag des Standesamtes Neustadt vom 29.01.1919 für Katharina Schumacher lautete: „Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Persönlichkeit nach bekannt, die Gastwirtin Witwe Josef Schumacher, Anna Maria geborenen Neifer, wohnhaft in Willscheid und zeigte an, daß die Ackerin Katharina Schumacher, ledigen Standes, 62 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft in Willscheid, geboren in Willscheid, Tochter der Eheleute Ackerer Michael Schumacher und Maria Anna geborenen Stockhausen, beide verstorben und zuletzt wohnhaft gewesen in Willscheid, zu Willscheid in ihrer Wohnung am 29. Januar 1919 vormittags um elfeinhalb Uhr verstorben sei.“

Wie aus den Kirchenbuch- und Standesamtseinträgen ersichtlich, waren die Familien Schumacher und Stockhausen sowie Stockhausen und Engels miteinander versippt. Die Familie Schumacher gab es (nach den Kirchenbüchern) in Oberwillscheid bzw. Willscheid schon seit weit vor 1702 und in Vettelschoß vor 1691.

Es drängt sich die Vermutung auf, dass das frühere „kleinbäuerliche“ Anwesen hinter dem heutigen Objekt in Willscheid (Hauptstraße 7) womöglich doch auf die Stockhausen-Sippe in Willscheid zurückgeht. – Wie das frühere landwirtschaftliche Anwesen im Willscheider Weg 64 in Willscheid so könnte auch der einstige kleine Bauernhof in der Hauptstraße 11 (Willscheid) in irgend einer Beziehung mit der Familie Stockhausen gestanden haben – oder ist vielleicht dieses Gehöft 1659 mit dem in „Mittelwillscheid“ gemeint gewesen?

Der Ackerer Michael („Mechel“) Schumacher aus Willscheid gehörte von 1893 bis 1899 dem damals „sechsköpfigen“ Gemeinderat von Vettelschoß nachweislich (vielleicht auch schon früher) an.

Die in dem alten Haus in Willscheid einst gut florierende Gastwirtschaft mit Tanzsaal geht auf Katharina Schumacher – „dat Schumachisch Trin“ – auch die „Groß“ genannt – zurück. Diese „Traditionsgaststätte“ in Willscheid gab es nachweislich schon vor 1914.

Ihr Sohn (Joseph Schumacher) wurde im Ersten Weltkrieg offiziell als vermisst gemeldet. Er war der Vater von Wilhelm (Willi) Schumacher.

Die im Keller platzierten Bierfässer aus Holz hielten in den Sommermonaten die im Winter aus Tümpeln und Bächen – später aus den Gumpen der stillgelegten und benachbarten Steinbrüche – geschlagenen Eisblöcke frisch. Die Kellertreppe aus Säulenbasalt war aber so eng und steil, dass die Bierkutscher immer heilfroh waren, wenn sie die leeren Fässer aus dem Keller geholt und die vollen unbeschadet mit viel Geschick schweißtriefend in das kalte, dunkele, unterirdische Gewölbe transportiert hatten. Inzwischen sind die Bierfässer aus Holz zu einer Rarität und für Hobbybastler interessant geworden. Der Kunststoff und das Blech ließen das seinerzeit begehrte Schöfflerhandwerk oder die Fassmacher bzw. Böttcher zum aussterbenden Berufszweig werden! Die heute modernen 50-Liter-Bierfässer aus Stahlblech sind bereits in ganz Deutschland als Diebesgut begehrt – so wissen es die Brauereien zu vermelden.

Die Gastwirtschaft in Willscheid wurde schon vor 1919 von Anna Maria geborene Neifer (die spätere Witwe sowohl von Johann Engels, Joseph Schumacher und Anton Thomé) weitergeführt.

Ihr dritter Ehemann (Anton Thomé, † 09.06. 1951) war nicht nur ein ausgezeichneter „Pilszapfer“ (der „Feldwebel“ oder die „Blume“, die „Borte“, die „Kappe“, der „Hut“ bzw. der Bierschaum oder die „Haube des Bieres“ musste fein und sahnig sein und sollte ein Zehnpfennigstück tragen, bevor das Glas mit dem schäumenden und „zischenden“ Steffens oder Königsbacher die Theke verließ und serviert wurde) sondern auch ein oft beneideter Brot- und „Taate“-Bäcker.

Seine passioniert und mit Engelsgeduld gebackenen „Appel“-, „Quättsche“- oder „Streusel“-Blech- und Hefeteigkuchen waren konkurrenzlos von bester Qualität und sind nicht nur in Willscheid genüsslich verzehrt worden. Schon sein Hobby hätte dem leidenschaftlichen Gastwirt und „Linzer Strönzer“ leicht das Auskommen sichern können.

Vom „Thomisch Marie“, † 30.09.1965, ging die „Traditionsgastwirtschaft“ an ihren zweiten Sohn Willi Schumacher oder „Thomisch Will“ über. Er war Landwirt, Bahnbeamter und Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß mit der bisher längsten Amtszeit. Nach getaner Arbeit stand er meistens mit seiner Ehefrau (Johanna geborene Klein) und regelmäßig an Sonn- und Feiertagen hinter der Theke.

In der alten Gaststätte und im benachbarten „Stüffjen“ sowie im Saal fanden so manche Veranstaltungen (Kirmes, Theater, Vereinssitzungen) statt, an die sich die älteren Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Vettelschoß noch gerne erinnern.

Als unsere Altvordern in den Steinbrüchen am „Hüvvel“ und „Wöls- oder Willscheiderberg“ malochten, holten die Arbeiter in Willscheid literweise Bier in offenen Eimern und Kannen sowie viele Flaschen Schnaps, um das „flüssige Brot“ und den „Seelenwärmer“ am Arbeitsplatz durch ihre durstigen Kehlen rinnen zu lassen.

Meist begann an Kirmes der „lange“ Tag und die noch „längere“ Nacht mit dem Frühschoppen nach dem Kirchgang und am anderen Morgen blieb gerade noch Zeit, den durchschwitzten und muffigen „Sonntagsstaat“ mit dem „Blaumann“ oder den Werktagsklamotten zu tauschen und zur Arbeit zu eilen – in den Stall, an die „Schmelz“ (Schmelzbasaltwerk, nun Kalenborn International GmbH. & Co. KG, vorher Kalenborn Kalprotect – Dr. Mauritz GmbH. & Co. KG), an die „Teer“ (Teermischwerk), in die Quarzitgruben, an den „Rampen“ (Basaltverladestelle), an die Brecher- und Seilbahnanlagen im „Ale Hoon“ (Im alten Hohn) oder in die Steinbrüche am „Hüvvel“, „Mehrberg“ und am „Birch“ („Wöls- oder Willscheiderberg“). – Zu jener Zeit hielt sich noch keiner morgens mit einem Duschbad auf; denn den meisten Familien im Gemeindegebiet von Vettelschoß war das Badezimmer noch fremd!

Willi Schumacher (sein Halbbruder Philipp Engels – aus der ersten Ehe seiner Mutter – war im Zweiten Weltkrieg gefallen) ließ sich 1960/1961 die Gastwirtschaft „Zum blauen See“ mit Kegelbahn in Willscheid (Hauptstraße 7) bauen und kurz danach den alten „Kotten“ abreißen.

Als Willi Schumacher am 21.06.1979 mit erst 64 Jahren plötzlich verstorben war, wurde die Gastwirtschaft in Willscheid nur noch kurze Zeit von der Ehefrau und den Kindern weitergeführt.

Die Willscheider waren kommunalpolitisch schon immer sehr aktiv.

Der Landwirt Heinrich Stockhausen II., Willscheid (* 16.10.1862, † 11.02.1929 in Willscheid), war vom 20.10.1915 – 04.06.1924 Gemeindevorsteher der Gemeinde Vettelschoß und zuletzt im Gemeindegebiet nicht unumstritten. Am 19.02.1923 und 24.04.1923 votierten die Gemeindeväter gegen seine Rückkehr als Vorsteher.

Ein Verwandter, Heinrich Stockhausen III., Willscheid, Landwirt, auch ‚Helmes’ (Wilhelm) Häär’ (Herr) genannt, hatte dieses Amt als Gemeindevorsteher- bzw. Bürgermeister vom 16.06.1933 – 29.07.1934 inne.

Der Sohn von Heinrich Stockhausen II. (Johann Stockhausen, Willscheid, Landwirt) war vom 18.07.1944 bis (†) 16.03.1945 der allseits geschätzte Vorsteher der Gemeinde Vettelschoß. Er fungierte auch lange als Ortsbauernführer. Man hatte ihm den Spitznamen „Kaut“ angetragen. Sein Hobby war die Jagd. Am letzten Kriegstag fand Johann Stockhausen in seinem Gehöft in Willscheid den Tod. Wegen der Kriegs- bzw. Nachkriegswirren musste er zunächst an seinem Wohnhaus beerdigt werden. Die Beisetzung von Johann Stockhausen auf dem Friedhof in Vettelschoß – unter großer Beteiligung der Bürgerschaft – konnte erst später erfolgen.

In die erste Kommission für das Kreisgruppenwasserwerk ‚Linzerhöhe’ waren am 01.02.1927 die Gemeinderatsmitglieder Peter Dittscheid, Kalenborn, und Wilhelm Frings, Willscheid (gehörte vom 04.06.1924 – 12.03. 1933 dem Gemeinderat an), gewählt worden. Bis dahin hatte man in der Gemeinde Vettelschoß über das Für und Wider einer zentralen Wasserversorgung 20 Jahre lang heiße Diskussionen geführt, weil „reichlich gutes Wasser“ in den Brunnen vorhanden schien und in Vettelschoß eine Privatwasserleitung für ausreichend gehalten wurde.

Dem ersten Nachkriegsgemeinderat von Vettelschoß unter Amtsbürgermeister Johann Junior (Neustadt) und Bürgermeister Josef Manns (Vettelschoß) gehörten neben Johann Schiefer (Oberelsaff), Matthias Buchholz (Vettelschoß), Matthias Heßler (Kau), Peter Weinberg (Oberwillscheid), Heinrich Mohr (Vettelschoß), Peter Prangenberg (Kalenborn) auch Anton Thomé (Willscheid) an. Der Gemeinderat tagte erstmals am 09.05.1947. Anton Thomé fungierte vom 23.11.1927 – 31.05.1929 als Brandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Vettelschoß.

Vom 29.11.1948 – 08.10.1956 gehörte der Landwirt Philipp Frings, Willscheid, dem Gemeinderat von Vettelschoß an. Er fungierte auch als „Gerichtsmann“ und war Mitglied des Neustadter Forstbetriebsverbandes.

Der erste bestallte Elementarschullehrer für Vettelschoß wohnte in Willscheid

Im alten „Neifisch-Haus“ oder im alten „Kotten“ aus Fachwerk in Willscheid stand das Sterbe­bett des ersten am 25. Juli 1817 von der Königlichen Regierung in Koblenz nach der Externen-Prüfung als Schullehrer für Vettelschoß bestätigten Anton Neifer.

Er wurde am 07.02.1797 in Kalenborn geboren und am 08.02.1797 in Neustadt getauft. Seine Wiege stand aller Wahrscheinlichkeit nach im Objekt in Kalenborn, Kalenborner Straße 29, oder in der kleinen Behausung, die dort vorher stand.

Seine Eltern waren Johann Heinrich Neifer (* 05.02.1747 in Kalenborn) und Anna Timothea Büllesbach (* 14.05.1761 in Niederetscheid). Sie hatten am 05.05.1788 in Neustadt geheiratet. Anton Neifer hatte noch 6 Geschwister, von denen einige im Kindesalter verstorben sind. Seine Vorfahren ließen sich über die Großeltern, Urgroßeltern, Alteltern, Altgroßeltern, Obereltern, Obergroßeltern einschließlich der Oberurgroßeltern nachweisen. 8

Anton Neifer war mit Anna Margaretha Reufels (* 15.07.1803 auf dem Seiferhof) verheiratet. Sie war die Tochter mit weiteren 14 Geschwistern des „Siefer-Hallefe“ Johann Matthias Reuffel (Reufels), * 14.08.1774 auf dem Seiferhof, † ?.

Am 03.03.1794 hatte Johann Matthias Reuffel in Neustadt die Anna Elisabeth Kurtenbach (* 03.11.1774 in Vettelschoß, † 22.01.1815 auf dem Seiferhof) geheiratet. In 2. Ehe vermählte er sich 1817 mit Elisabeth Juchem (Junckheim), * in Stockhausen, getauft am 19.09.1782 in Windhagen, † am 01.10.1856 in Hallerbach. Aus der 1. Ehe waren 10 und aus der zweiten 5 Kinder hervorgegangen. 9

Anna Margaretha Reufels und Anton Neifer gründeten offensichtlich relativ spät eine Familie. Sie hatten 5 Kinder. Nach wie vor wird auf dem alten Friedhof in Vettelschoß von der Gemeinde die Grabstätte der unverheiratet gebliebenen Kinder in Ehren gehalten.

Dem Epitaphium zufolge sind es: Gertrud Neifer (* 28.03.1838, † 09.11.1879), Sibilla Neifer (* 10.02.1843, † 08.04.1880), Anton Neifer (* 21.10.1828, † 21.01.1881), Anna Maria Neifer (* 20.01.1830, † 26.01.1881) und Maria Anna Neifer (* 01.03.1845, † 25.12. 1902).

Anna Margaretha Neifer geborene Reufels ist am 13.06.1861 in Willscheid und ihr Ehegatte Anton Neifer am 12.05.1863 ebenfalls in Willscheid verstorben. Sie wurden in Neustadt auf dem zweiten Friedhof von 1834 (Wiedtalstraße) beerdigt, der in den 1950er Jahren aufgelassen wurde. Der dritte Friedhof in Neustadt entstand 1928 auf der Feldflur „Auf den sechs Morgen“. Nach dem Bau der ersten Steinkirche in Neustadt (1229/1230) war auch um diese Kirche (Hauptstraße 15) die wohl erste Begräbnisstätte mit Beinhaus angelegt worden.

Da Vettelschoß (das frühere Armenhaus auf der „Linzerhöhe“) sich an den Kosten für den Seelsorger und Kirchhof in St. Katharinen nicht beteiligen wollte oder konnte, kam es zum Eklat. Der Kirchenvorstand und die umliegenden Gemeinden von St. Katharinen untersagten 1844 den Bürgerinnen und Bürgern aus der „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß, ihre Verstorbenen auf dem „bürgerlichen“ Friedhof in St. Katharinen beizusetzen. Auch Vikar Jakob Peter Schilzung, der seit 1842 in St. Katharinen wirkte und wohnte, durfte nicht mehr als Seelsorger in Vettelschoß amtieren. Von 1839 bis 1842 war es Vikar Kaiser, der Vettelschoß und St. Katharinen seelsorgerisch betreute. Die „Vellschosser“ sahen sich nun gezwungen, ihre Toten bis zur Errichtung und Einweihung einer eigenen Begräbnisstätte in Vettelschoß (1865/1866) wieder nach Neustadt zu karren und auf dem dortigen Friedhof in der Wiedtalstraße zu Grabe zu tragen.

Das Ehepaar Neifer/Reufels hatte 1860 einen Stiftungsbrief zugunsten der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß verfasst, der 1872 veröffentlicht wurde.

Anton Neifer war seit 1816 als Lehrer in Vettelschoß mit einem Salär „in Baar von 897 Mark“ zuzüglich verschiedener „Emolumente“ (Nutzungsvorteile) tätig. Er betrieb nebenbei – „etwas Oekonomie“ – eine kleine Landwirtschaft, die aber größtenteils „Tagelöhner und Gesinde“ für ihn bearbeiteten. Dieses übermittelte der Lehrer in Vettelschoß am 20.04.1861 seiner Schulbehörde. Mit Anton Neifer war auch für Vettelschoß die Zeit, dass alle lieber die Kreide und keiner den Lehrer bezahlen wollte, endgültig vorbei. Auch wurde mit dem ersten Elementarschullehrer in Vettelschoß die Schulgeschichte der Gemeinde Vettelschoß fassbar.

Zu Beginn der 47jährigen Lehramtstätigkeit von Anton Neifer dürfte in Vettelschoß der erste „geräumige“ und mit Stroh gedeckte Schulsaal und mit einem Vorzimmer – das frühere wohl erste Schulzimmer – sowie eine Lehrerwohnung, die jedoch verfiel, weil der Lehrer zeitlebens im eigenen Haus in Willscheid wohnen blieb, entstanden sein.

Der Weg oder Pfad, den der Junglehrer aus Kalenborn und später von Willscheid zur Schule nach Vettelschoß zu passieren hatte, muss sowohl im Winter als auch zu den anderen Jahreszeiten idyllisch gewesen sein. Er führte zunächst mit einer Abkürzung durch die Fluren „Auf dem Hoffeld“, „Am alten Hof“ und über „Auf dem Hau“ sowie schließlich über „Auf der Plätz“ zum beschaulichen Dörfchen Vettelschoß. Die Gemeinde Vettelschoß hatte damals erst um die 500 Einwohner.

Etwa vis-a-vis des Geburtshauses (Kalenborner Straße 29) von Anton Neifer stand die Wiege von (Antonius) Anton Kretz (Krätz) – des Namengebers von Kretzhaus. Er wurde in Kalenborn im mehrmals umgebauten Objekt der heutigen Kalenborner Straße 98 geboren und am 19.11.1826 in Neustadt getauft.

Sein Vater (Ägidius Kretz) – „illegitimus“ der Anna Elisabeth Kretz (* 14.08.1775 in Kalenborn und am 15.08.1775 in Neustadt getauft) – wurde in Kalenborn geboren und am 30.09.1798 in Neustadt getauft. Seine Taufpaten waren Ägidius Kretz (Vater der Anna Elisabeth Kretz) und Anna Timothea Büllesbach, die spätere Ehefrau von Johann Heinrich Neifer und Mutter des legendären Lehrers Anton Neifer.

Und der Vater des Ägidius Kretz (senior) war kein geringerer als Servas (Servatius) Kretz, der bis 19.11 1737 als Hun (Schöffe) und Förster der (halben) Hunschaft Vettelschoß amtierte.

Ägidius Kretz (junior) ehelichte am 31.01.1826 in Neustadt Gertrud Weck (* 28.12.1806 in Willscheid). Als Trauzeugen fungierten aus Kalenborn Anton Neifer (der Vettelschosser Lehrer) und aus Vettelschoß Franz Evens. Der „Neifisch Tünn“ (Anton Neifer) heiratete knapp 7 Monate nach seinem Kumpel („Kretz Jilles“) am 17.08.1826 in Neustadt seine Margaretha Reufel (Reufels) vom „Sieferhoff“ (Seiferhof). – Mehr zu diesen ansprechenden Themen, die auch die Basaltgeschichte und die Entwicklung von Vettelschoß/Kretzhaus tangieren, ersehen Sie aus Nr. 45 des Quellennachweises.

Es existierte wohl vor 1816 in Vettelschoß eine so genannte „Winterschule“. Der in Vettelschoß 1793 ohne Approbation tätige Lehrer verärgerte seinen „approbierten“ Kollegen in Notscheid, weil einige seiner Schüler den Schulbesuch in Vettelschoß bevorzugten. Wegen des dadurch geschrumpften Schulgeldes wandte sich der Magister Reinhard Auf der Mauer von Notscheid auch an den Bürgermeister von Linz, der jedoch seine Beschwerde bzw. das „Bittgesuch“ am 08.03.1794 abwies, weil Vettelschoß nicht zum Kirchspiel Linz gehöre. Ihm wurde nahegelegt, sich um eine andere Stelle zu bemühen. Zuvor (am 21.02.1794) hatte Auf der Mauer auch von der kurfürstlichen Behörde in Bonn einen abschlägigen Bescheid erhalten.

Nach dem Protokoll über die Generalvisitation der Pfarrei Neüstadt (Neustadt) am 17.10.1787 hieß der Lehrer in Neustadt Peter Weißenfels. Er war zu dieser Zeit 36 Jahre alt und 7 Jahre im Lehramt. Über ihn ist im Prüfungsbericht zu lesen, dass er „wenig Geschicklichkeit besitzt, jedoch über gute Sitten verfügt. Von den 25 Schulkindern in Neustadt hatten die Eltern für jedes Kind monatlich 7 ½ Stüber zu entrichten. Das Schulhaus wird als alt bezeichnet, die „Gemeinde hat es aber verlehnt“. Die Pfarrei St. Margaretha in Neustadt bestand damals aus „63 Dörfern und 10 Höfen“. Über eine Schule oder über einen Lehrer in Vettelschoß ist in der Niederschrift nichts zu lesen.

Um 1807 bemühte sich Notscheid um den Vettelschosser „Winterschullehrer“ Michael Frings, doch die Schulbehörden reagierten zurückhaltend, weil „sein Auftritt beim Militär-Consortium wegen Befreiung vom Militärdienst Zweifel geweckt hatte, zum anderen besaß er keine Seminarausbildung, die Nassau-Usingen seit 1808 für seine Lehrer forderte. Außerdem sollten Schulstellen nach einer herzoglichen Verordnung vorwiegend von Landeskindern besetzt werden. Und Michael Frings stammte aus Vettelschoß, d.h. aus dem Wiedischen (Wied-Runkel) Territorium.“ – „Frings unterzog sich deshalb am 02.08.1808 einer Prüfung und hatte sich in ‚tantum legitimiert‘. Trotzdem wurde er nicht angestellt.“ 10

Da die Linie Wied-Runkel 1824 ausstarb, wurde sie vom Fürsten zu Wied-Neuwied beerbt. 1846 beantragte Fürst Wilhelm Hermann Karl bei der preußischen Regierung die Aufhebung der Standesherrschaft, weil das kleine Fürstentum sich nicht selbst wirtschaftlich unterhalten ließe. Dem wurde 1848 von Preußen stattgegeben.

Bei dem „Winterschullehrer“ aus Vettelschoß kann es sich um Michael Frings (* ?, † 1823) handeln, der in Kalenborn lebte und seit 1812 in Neustadt eine Gertrud Neifer (ohne weitere Angaben) geheiratet hatte. Aus der Ehe waren 3 Kinder hervorgegangen.

Gertrud Neifer könnte die Schwester (Anna Gertrud Neifer, * 06.02.1790 in Kalenborn, getauft am 07.02.1790 in Neustadt) des ersten bestallten Vettelschosser Lehrers Anton Neifer gewesen sein. Denn ein altes Sprichwort sagt:

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm!“

Der Lehrer Nikolaus Marx aus Neustadt bemerkte in seinem Aufsatz „Ueber das Schulwesen im engeren Pfarrbezirk Neustadt“ im Quellennachweis Nr. 5 unter anderem folgendes: „Im Amte Altenwied, das bis zum Jahre 1803 zu Kurköln gehörte, sind Schulen nur bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts nachweisbar, so in Vettelschoß und in Neustadt. Die Einrichtung dieser Schulen mag man auf die energische und zielbewußte Schulpolitik des tüchtigen und berühmten kurkölnischen Ministers von Fürstenberg zurückführen. In seiner Stellung als Minister und Mitglied des Domkapitels hat dieser hervorragende Menschenfreund nach allen Seiten hin Gutes und Großartiges geleistet. Von seiner bessernden Hand blieb kaum ein Gebiet des staatlichen und gewerblichen Lebens unberührt. Die Hebung des Volkswohlstandes und der Gesittung erschien ihm erst dadurch sicher und dauernd, wenn sie sich auf eine Veredelung des Schulwesens stützen konnte. 1769 schrieb er selbst den Entwurf einer neuen Schulordnung nieder. – Die Zeit des großen Korsen Napoléon hatte für Schulen kein Interesse und kein Geld. In dem Jahrzehnt, da Altenwied zu Nassau gehörte, gingen die wenigen im Amte bestehenden Schulen fast ein. Erst mit der preußischen Herrschaft konnte, nachdem die langjährigen Kriege liquidiert waren, an eine Ausgestaltung des Schulwesens gedacht werden. Mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen 1825 (1815) wurde jeder Honschaft des Amtes die Einrichtung einer Volksschule zur Pflicht gemacht. Dies geschah in Ausführung des ‚Politischen Testaments‘ des großen, preußischen Reformators Freiherrn vom und zum Stein, der von ‚Entfesselung aller Kräfte‘ im Volke sich eine größere Anteilnahme aller Staatsbürger am Staatsganzen versprach und dies näher ausführte: ‚Am meisten aber ist von der Erziehung der Jugend und dem Unterrichte zu erwarten.‘ Ein Wort, das ewig aktuell bleiben wird. Im allgemeinen blieben aber auch jetzt noch die Schulverhältnisse in unserem Amte betrüblich schlecht. In den engen, gemieteten Schulstuben – gemeindeeigene Schulhäuser waren nicht vorhanden – schwangen noch vielfach Leute ohne genügende Ausbildung den Stock. Als gar infolge der Reaktion die preußischen Regulative ihre Exzesse feierten, da wurde auch unser Schulwesen bis ins Herzblut getroffen. Eine allmähliche Besserung der Schulverhältnisse trat erst nach dem Verfassungskonflikt der 1860er Jahre ein, da man erkannte, daß der preußische Schulmeister der Sieger von Königgräß gewesen sei. In dieser Zeit erstellten schon verschiedene Gemeinden eigene Schulhäuser. Einen planmäßigen Ausbau des Schulwesens unseres Amtsbezirks (Neustadt) kann man jedoch erst nach 1870/71 feststellen. Doch kam es auch in den 70er und 80er Jahren noch häufig vor, daß planmäßige Schulstellen jahrelang nur mit Lehreranwärtern im Vorbereitungsdienst, sogenannten Aspiranten, besetzt waren.“

Franz Friedrich Wilhelm Freiherr von Fürstenberg (* 07.08.1729 im Schloss Herdringen/Arnsberg, † 16.09.1810 in Münster) war der wichtigste Staatsmann im Fürstentum Münster. Er fühlte sich einem „vorsichtig-aufklärerischen“ Reformkurs verpflichtet. Von 1746 – 1748 studierte er an der Jesuitenschule in Köln, von 1750 – 1751 an der Universität Salzburg und von 1751 – 1753 in Rom. 1748 wurde er bereits Domkapitular in Münster und Paderborn. 1762 ernannte ihn der Kurfürst und Erzbischof von Köln (und Bischof von Münster), Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels (1761 – 1784), zum Minister für das Fürstentum Münster und 1770 zum Generalvikar.

Freiherr von Fürstenberg gelang es, die Folgen des Siebenjährigen Krieges im Münsterland zu überwinden, den Haushalt zu sanieren, förderte Ackerbau und Gewerbe, verbesserte die Justizverwaltung, regelte das Polizeiwesen und drängte die Geistlichkeit zur Fortbildung. Er setzte die Besteuerung der Geistlichkeit gegen einen Sturm der Entrüstung durch. Außerdem sollte nicht mehr der Reichtum, sondern die Ernsthaftigkeit des religiösen Lebens das Kriterium sein für die Aufnahme in einem Kloster. Freiherr von Fürstenberg verbesserte das Militärwesen durch eine der Landwehr ähnliche Volksbewaffnung und durch die Gründung einer Militärakademie. Er erließ eine Medizinalordnung für das Münsterland, die als die modernste ihrer Art in Deutschland galt. 1780 wurde Freiherr von Fürstenberg aus seinem Ministeramt entlassen, weil er sich für die Einführung eines stehenden Heeres stark gemacht hatte und dabei auf energischen Widerstand gestoßen war. Er blieb aber bis 1807 Generalvikar und behielt die Aufsicht über das Schulwesen, bei dessen Reform ihn vor allem sein Freund Bernhard Heinrich Overberg (* 01.05.1754 in Voltlage, † 09.11.1826 in Münster) unterstützte.

Overberg war katholischer Theologe und Pädagoge und 1783 durch den Generalvikar Franz Freiherr von Fürstenberg als Leiter „Normalschule in Münster“ nach Münster berufen worden, wo er Unterrichtskurse für Lehrer abhielt. Damit gestaltete er als Lehrer der Lehrer das Bildungsniveau in Münster und Westfalen. 1809 ernannte man ihn zum Regens des Priesterseminars, 1816 zum Konsistorial- und Schulrat. 1818 erhielt er den preußischen Roten Adlerorden 3. Klasse, 1823 wurde er Ehrenmitglied des Domkapitels. Bekannt wurde Overberg durch die für ihre Zeit musterhafte „Allgemeine Schulverordnung für das Münsterland“ vom 03.09.1801. In ihr empfahl er Unterrichtsgespräche statt reinem Auswendiglernen. Ab 1789 war Overberg der Seelsorger von Amalie Fürstin von Gallitzin (* 28.08.1748 in Berlin, † 27.04.1806 in Münster) bis zu ihrem Tod. Sie war eine „Pendlerin“ zwischen Aufklärung und Katholizismus und eine Mitbegründerin des „romanischen“ Katholizismus.

Über die Anfänge des Schulwesens in Vettelschoß ist wenig bekannt. Es gab Pfarrschulen in Neustadt und Windhagen, die Bürger aus der „halben“ Hon- oder Hunschaft Vettelschoß besucht haben sollen.

Schon die Synode von Vaison (Frankreich) im Jahr 529 machte den Geistlichen zur Pflicht, Pfarrschulen einzurichten, um Pfarrgehilfen und Lektoren (Chorschüler) heranzubilden. Dieselbe Forderung erging von der 2. Synode von Orange (Frankreich), dem 6. Ökomenischen Konzil von Konstantinopel (heute Istanbul/Türkei), den Synoden von Aachen (789), Mainz (813) und Rom (826), das letztere bestimmte für Italien, auch an Taufkirchen und anderen Orten Schulen zu errichten.

Es gehörten weiterhin zu den wichtigsten Aufgaben der Pfarreien die Organisation und der Aufbau des Elementarschulwesens. Nur in den größeren Städten wurden sie von den Räten übernommen. In den Landstädten, den Märkten und auf den Dörfern blieb diese Aufgabe den Pfarrern, die sich ihnen vor allem nach dem Dreißigjährigen Krieg stellten. Die katholische Pfarrei ahmte hier das Beispiel der Evangelischen nach, die die Wichtigkeit des Bildungssektors eher erkannt hatten.

1803 verfügte Vettelschoß noch über keine eigene öffentliche Schule. Im Juli 1807 gingen vermutlich 81 Kinder (73 Kinder aus Vettelschoß, 6 aus Kau und 2 aus Oberelsaff) in Vettelschoß zur Schule. Es dürfte eine „Winterschule“ gewesen sein, die nur in den Wintermonaten besucht werden konnte. Das ist aus der „Acta betreffend die katholische Elementarschule zu Vettelschoß TIT. III. Sect. 3. C. b. St. G. Wied Runkel Nr. 3. Juli 1807“ zu schließen.

1708 hatte Linz den Weiterbau einer durch die Bürgerschaft initiierten Schule in Notscheid (linzerseits) durch Polizeimaßnahmen „gewaltsam“ verhindert. 1818 verfügte Notscheid endlich über ein eigenes Schulzimmer und 1840 hatte die Gemeinde einen neu erbauten Schulsaal, der aber erst 1841/1842 genutzt werden durfte. Dieses „Schullokal“ musste zeitweise sowohl als Tanzboden als auch als Spritzenhaus dienen. Es wurde 1982 „wehmutsvoll“ abgerissen. Über Lorscheid ist lediglich überliefert, dass es dort um/vor 1817 eine einklassige Schule gegeben haben muss.

Lorscheid (als Weide-, Gras-, Waldplatz auf einer waldreichen Anhöhe zwischen zwei Tälern gedeutet) kennen wir schon seit 1217 als „Wohnstätte“. Aus den Jahren 1321/1340 ist uns die „hunzaf“ (Hunschaft) Lorscheid als Teil des Gerichts unsereres seinerzeitigen Kurkölnischen Amtes Altenwied bekannt.

Doch schon seit 1766/1767 stand die erste Schule (Schulsaal) der „Linzerhöhe“ in Hargarten, die auch die Notscheider Kinder von Amts wegen (20.06.1805) zu besuchen hatten, obwohl „ein Mann aus dem Ort“ den Unterricht winters erteilte. „Am 10.03.1806 wurde der Schulbetrieb in Notscheid (vorübergehend) eingestellt und ab 1. April haben die Schüler Anweisung aus Linz (Oberamt), nach Hargarten zu gehen.“

Als im Deutsch-Französischen Krieg am 01.09.1870 nach der gewonnenen Schlacht von Sedan in den französischen Ardennen mit der Kapitulation der französischen Truppen und der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoléon III. am 02.09.1870 die Vorentscheidung für den Ausgang des Krieges gefallen war, kam es überall in Deutschland zu überschwänglichen Siegesfeiern – so auch in Hargarten und sicherlich ebenso in den Städten und anderen Weilern und Dörfern und nicht nur auf der „Linzerhöhe“.

Von der „Dorfjugend in Hargarten wurden nach dem Abendgottesdienst selbstgebastelte Feuerwerkskörper gezündet“, die „fünf Wohnhäuser (alle waren zu der Zeit noch mit Stroh gedeckt) und acht Ökonomiegebäude“ in Hargarten ein Raub der Flammen werden ließen. Darunter befand sich auch der erste Schulsaal von Hargarten.

1872/1873 ist der abgebrannte Schulsaal in Hargarten durch einen Neubau mit einer Lehrerwohnung ersetzt worden, der 1928 von den Eheleuten Peter und Anna Job gekauft und zu der 1929 im Erdgeschoss eröffneten Gaststätte um- bzw. ausgebaut wurde. Später ging das beliebte Gasthaus „Zum Hummelsberg“ mit Fremdenpension in die Hände der Familie Heinrich Schlösser und Katharina geborene Job über. Die Ruine des ersten Schulsaales in Hargarten stand unmittelbar neben dem neuerbauten Schulgebäude.

„Über einige Jahrzehnte besuchten die Schüler, die in Notscheid (Noscheid bzw. neustädterseits) wohnten als Gastschulkinder die Notscheider Schule und nicht die ihnen amtlich zustehende in Lorscheid (Amt und Pfarrei Neustadt), zu der sie fünfzehn Minuten hätten laufen müssen. Diese Regelung wurde beibehalten bis zur Schließung der Schule im Frühjahr 1928.“

Der Pfarrer von Neustadt, Josef Hecker (* 26.12.1759 in Gymnich), der von 1795 – 1797 als Vikar und von 1797 – 1825 als Pfarrer in Neustadt wirkte, hatte sich offensichtlich intensiv mit der Schulsituation auf der „Linzerhöhe“ und insbesondere in den Gemeinden Lorscheid und Vettelschoß (die zu seiner Pfarrei gehörten) befasst und wollte die Kinder gemäß „Tabelle D“ 1817 in die im Bau befindliche Schule in Notscheid (linzerseits) schicken. Den durch die Provinzialstraße getrennten Ortsteil von Notscheid, der zur Pfarrei Neustadt zählte, nannte man „Noscheid“. Pfarrer Hecker ist am 10.02.1825 wahrscheinlich in Neustadt verstorben. Der Abt der Zisterzienser in Heisterbach hatte ihn an die Wied entsandt.

Die einklassige Schule in Vettelschoß ist im September/Oktober 1852 immer noch „unregelmäßig“ von etwa 100 (vorher 130) Kindern, ein Teil vormittags und ein Teil nachmittags – aus Vettelschoß, Willscheid, Oberwillscheid, Kalenborn, Seiferhof, Kau, Ober- und Mittelelsaff – besucht worden.

„Obgleich alternierender Unterricht eingeführt ist, so ist der Schulbesuch dennoch unregelmäßig. Das Schulhaus besteht aus einem bloßen Schulsaal mit einem Vorzimmer (früher Schulzimmer); der Lehrer wohnt in seinem eigenen Hause. Der Lehrer Neifer ist seit 1816 im Schulamte, und zwar auf seiner jetzigen Stelle und seit 1817 definitiv angestellt. Er ist natürlich ein Mann der alten Schule, hat sich aber von der neuen Methode, nämlich im Sprachunterricht, manches – wenn auch nur äußerlich – angeeignet.“ – „Die Jugend in der Schule hat viel Muth. Der Lehrer ist brav, aber etwas eigenthümlich. Die Schule genügt.“ – (Auszug aus „Bericht an königlichen Schulinspektor: Pfarrer Dr. Sauerborn zu Neuwied, 5. Okt. 1852.“)

Nach dem „Prüfungsbericht vom 07.11.1852“: „Ein Teil der Kinder werden nur am Vormittag, ein Teil nur am Nachmittag unterrichtet. Zustand wird als übel bezeichnet. Eltern sollen das halbe Schulgeld zahlen. Schullokal ist geräumig, um alle schulpflichtigen Kinder bequem zu unterrichten, wenn die Zahl 100 nicht mehr wächst.“ – 29.11.1852: „Lehrer Neifer soll angewiesen werden, Vor- und Nachmittag zu den vollen Schulstunden anzuhalten und Schulversäumnisse zu vermerken.“ – 06.09.1854: „100 Kinder, Schulbesuch nach Angaben des Lehrers unregelmäßig.“ – 19.06.1856: „108 Kinder. Schulbesuch unregelmäßig. Dennoch gute Prüfungsergebnisse der Kinder.“ – 07.07.1859: „66 Kinder. Schulbesuch ziemlich regelmäßig.“

Quasi bis zum letzten „Atemzug“ († 12.05. 1863) widmete sich der über 66 Jahre alte Neifer dem Lehrerberuf.

Nur während der letzten kurzen Krankheit vertrat ihn der Schulamts-Aspirant Peter Baum aus Niederbreitbach. Offizieller Nachfolger des stets präsenten und profunden Pädagogen sowie traditionsbewussten Idealisten aus Willscheid wurde am 30.05.1863 (mit Dienstantritt am 20.06.1863) der 21 Jahre alte Schulamtskandidat Johann Schmitz aus Boppard. Seine „definitive Anstellung“ erfolgte am 20.11.1869 und seine Bestätigung am 27.09.1872. „Er wurde verwarnt und zur Geldstrafe verurteilt, weil er Schultage hatte ausfallen lassen.“ – 29.01.1875: „Lehrer Schmitz ist 33 Jahre alt, verheiratet, 2 Kinder, Seminar in Brühl, 1862 abgegangen mit dem Zeugnis Nr. 3 und Wiederholungsprüfung bestanden 1865. Die Zahl der Schulkinder beträgt 85, der Schulbesuch ist, soweit die localen Verhältnisse, besonders weite Entfernung und ungünstige Witterung es gestatten, ziemlich regelmäßig. Das Turnen findet im Sommer vorschriftsmäßig statt. Wohl aber mußten dem Lehrer Schmitz ernste Vorhaltungen gemacht werden hinsichtlich der Führung der ‚Absentenliste‘ (Abwesenheitsliste).“ – 27.02.1875: „85 Kinder.“ – 15.07.1875: „Der Gemeindevorste­her und Schulvorstandsvorsitzende Stephan Hoppen, der Flurschütz/Feldführer Wilhelm Rüddel und der Gemeindeförster Lory aus St. Katharinen machten sich sachkundig über den Vorwurf des Futter-, Holz-, Streu- oder Weidefrevels in der Gemeindemark ‚Distrikt auf den Plätzen‘ auf dem Grundstück von Wilhelm Hüngsberg, zu dem die Ehefrau des Lehrers Johann Schmitz verdächtigt worden war.“ – Der Lehrer äußerte sich dazu am 28.07.1875: „Er habe 2 Stück Rindvieh und 1 Ziege und leide unter Futtermangel, weil die Wiese dazu nicht ausreiche.“

Nach dem Revisionsbericht vom 17.11.1876: „88 Schulkinder (morgens 49 und nachmittags 39, 3 Kinder fehlten wegen Krankheit), der Schulbesuch war im Ganzen regelmäßig, der Gesamtunterricht der Klasse war im Ganzen befriedigend, der Fleiß des Lehrers ist zufriedenstellend.“

Der Lehrer Johann Schmitz war auch für die „Schulstätte“ in Hallerbach mitverantwortlich. Schmitz und der dortige Lehrer Tillmann – der erste Lehrer an der am 10.12.1874 begründeten Volksschule in Hallerbach – vertraten sich in Krankheitsfällen gegenseitig. So hielt Tillmann 1876/1877 Schulunterricht in Vettelschoß oder die Kinder mussten sich nach Hallerbach begeben und am Unterricht in der dortigen Schule teilnehmen.

Am 23.11.1880 wurde Lehrer Johann Schmitz an die Knabenschule zu Lannesdorf (Kreis Bonn) versetzt, verblieb aber bis 01.02.1881 als Lehrer in Vettelschoß.

Die Königliche-Kreis-Schul-Inspektion vom 22.12.1880 ergab: „Der Schulamts-Aspirant Johann (oder Joseph) Klein aus Lorscheid ist für Vettelschoß in Vorschlag zu bringen. Er macht einen mittelmäßigen Eindruck.“ Am 03.011881 hieß es: „Ab 01.02.1881 bis auf Weiteres ist Klein der Lehrer in Vettelschoß.“

Um 1874/1875 (und sicherlich noch früher) wirkte an der katholischen Elementarschule in Vettelschoß als Handarbeitslehrerin die „ehelose“ Anna Timothea Saal († 08.04.1895 mit 64 Jahren in Vettelschoß). Ihre Eltern hießen Philipp Saal und Margaretha geborene Hoppen und lebten in Vettelschoß in einem eigenen kleinen Häuschen.

Diese Anna Timothea Saal war die Taufpatin der Anna Timothea Jünger (* 08.11.1874 in Vettelschoß, Lenzenweg 2), die ihr das „Ale Hus“ oder „Saals-Hüschen“ unterhalb des späteren Objekts Lenzenweg 4 vermachte.

Auch als Anna Timothea Jünger seit dem 04.11.1898 mit Heinrich Mohr (* 04.03.1872 in Notscheid) verheiratet war, wurde sie zeitlebens vom Volksmund „Saals-Ann“ und er „Saals-Muhr“ sowie die Kinder „Saals-Hein“, „Saals-Frunn“, „Saals-Len“, „Saals-Pitter“ und „Saals-Hännes“ genannt und alle damals in Vettelschoß wussten Bescheid. Der eigentliche Name „Mohr“ war manchen gar nicht geläufig.

Am 17.05.1881 wurde gemäß Verfügung der Königlichen Regierung in Koblenz der Schulamts-Kandidat Johann Jacob Gärtner (Sohn des verwitweten Peter Gärtner zu Neuendorf, Seminar-Abiturient und Externen-Prüfung vom 10. bis 12., 17. bis 19.03.1881) am 23.04.1881 nach Vettelschoß versetzt.

Erst mit der Sanierung des bestehenden Schul- und Wohnhauses mit einem angrenzenden Neubau im Sommer 1882 erhielten alle Steinobjekte – es waren ursprünglich solide Fachwerkbauten – große Fenster und einheitliche Leyen- oder Schieferdächer.“

Vettelschoß hatte über 3 Jahre lang eine Orgel, aber keinen, der sie regelmäßig – insbesondere an Sonn- und Feiertagen – spielen konnte. Den ersten Organistendienst an der am 13.01.1880 durch den Kirchenvorstand beschafften und in der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß aufgestellten kleinen Orgel mit Fichtenholzpfeifen (die Seele eines jeden Gotteshauses und als Hauptmusikinstrument schon im Altertum das ästhetische Element des Gottesdienstes) übernahm als Autodidakt am 04.04.1883 der am 23.04.1881 nach Vettelschoß mit einem „Stellengehalt“ von 900 Mark versetzte 21jährige Schulamtskandidat und spätere Lehrer Johann Jacob Gärtner (* 25.01.1860 in Neuendorf, † 20.08. 1932 in Vettelschoß). Im Laufe seiner Tätigkeit als „Schullehrer“ sowohl in Vettelschoß als auch in Kalenborn hatte er sich zu einer „Legende“ entwickelt. Er glaubte, auch überall in der Gemeinde mitmischen zu müssen.

Am 14.08.1899 standen dem Lehrer Johann Jacob Gärtner „ein Schulgarten von 6,49 ar im District Hübelsfeld, Flur 7, Parzelle 162, und an Ackerland, District Hübelsfeld, Flur 7, Parzelle 164, zur Bewirtschaftung zur Verfügung.“

Der Lehrer war in der Bevölkerung sehr beliebt, galt aber auch als „ein rechter Grantler“. Da die Wände zwischen Schulsaal und Lehrerwohnung allzu hellhörig schienen, war es der „Lehrersfrau“ während ihrer täglichen Hausarbeit vergönnt, den Unterrichtsverlauf mit zu verfolgen. Manchmal soll sie – wie eine Geisterstimme – ihren „Göttergatten“ mit Vornamen „angerufen“ und ihn energisch um eine Mäßigung in seinen wohl „deftigen“ Schimpfkanonaden gegenüber den Schulkindern ersucht haben.

Der volksnahe und eloquente Lehrer Gärtner stammte aus dem Umfeld von Koblenz (Neuendorf), wirkte über 43 Jahre lang in Vettelschoß, war ein „Original“ und zuletzt schwer krank, „erschien – dem Revisionsprotokoll vom 27.03.1917 entsprechend – zum Unterricht in Pantoffeln und ohne Krawatte“ und ließ – wie der „Ortsschulinspektor“ (Peter Isermann, Pfarrverwalter bzw. Seelsorger in Vettelschoß von 1909 bis 1925) sich ausdrückte – „Gottes Wasser über Gottes Land laufen“. Der Lehrer Gärtner wurde letztendlich am 01.10.1924 auf eigenen Antrag in den Ruhestand versetzt.

Die Grabstätte von Lehrer Gärtner und Ehefrau befindet sich auf dem alten Friedhof in Vettelschoß, und zwar am „Hunschaftskreuz“ von 1760/1850 mit dem aufgesetzten oberen Teil des Kriegerdenkmals von 1928 als Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürger der Kirchengemeinde Vettelschoß. Für die Pflege fühlt sich die Gemeinde Vettelschoß verpflichtet.

Die Weimarer Verfassung bestimmte, „daß nach der achtjährigen Schulpflicht eine Fortbildungsschulpflicht bis zum 18. Lebensjahr bestehen sollte, doch gelangte die geplante umfassende Reform des gesamten Bildungswesens trotz zahlreicher Ansätze der Reformpädagogik kaum über die Neuregelung des Grundschulwesens (Grundschulgesetz von 1920) hinaus.“

„Da in der Kriegs- und Nachkriegszeit Schulen und Sportstätten bevorzugt von Deutschen und Alliierten beschlagnahmt waren, dauerte es in einigen Ämtern des Kreises Neuwied zum Teil mehrere Jahre, bis der schulische Turnunterricht wieder regelmäßig erteilt werden konnte. Die Ämter Asbach, Neustadt und Linz hingegen hatten selbst in den schwierigen Jahren 1918 und 1919 über keinerlei Behinderungen der Sporterziehung zu klagen.“

Wie auch in der Gemeinde Vettelschoß wussten die Seelsorger die aus der Volksschule entlassenen Knaben für das Vereinsleben bzw. für die katholische Jugendbewegung zu interessieren – wie für die DJK (Deutsche Jugendkraft oder den „Jugendverein“) oder den KJMV (Katholischen Jung-Männer-Verband oder „Jungmännerverein“), die auch über Sportgruppen für Leichtathletik und Fußball verfügten. Siehe dazu „Von der Wiese als ‚Spiel- und Turnplatz‘ zum Kunstrasen-Sportplatz in Vettelschoß“ unter http://mhhmohr.cadae.de. Wie das Vereinsleben in der Nazizeit generell verboten war, so war auch der „Jungmännerverein“ in Vettelschoß „1937/1938 von der unfreiwilligen Auflösung durch die Gestapo betroffen.“

Von den früheren Fußballspielern in der ehemaligen DJK und der KJMV sowie anderen Interessenten wurde nach dem Zweiten Weltkrieg (wahrscheinlich erst nach 1948) im „Gasthof Hecken“ bzw. in der Gastwirtschaft „Zum Backmann’s-Jupp“ in Vettelschoß, Michaelstraße 7, der „SV Vettelschoß“ gegründet, der sich inzwischen mit der DJK St. Katharinen zu einer Spielgemeinschaft (SG) Vettelschoß/St. Katharinen (mit jährlichem Namenswechselin der Saison 2013/2014 als „SG St. Katharinen/Vettelschoß“) zusammenschloss.Warum nicht gleich „SV oder SG Linzer Höhe“?

Die Geschichten der Schulen von Kalenborn und Vettelschoß mit dem Bau der Schulen bis nach dem Zweiten Weltkrieg werden demnächst fortgesetzt. Interessant ist, dass die am 03.11.1904 eingeweihte Kalenborner Volksschule ursprünglich in Willscheid gebaut werden sollte.

Anmerkungen:

  1. 1.Siehe „Vor Gründung der freiwilligen Wehr gab es in Vettelschoß eine bereits im Einsatz erprobte und leistungsstarke Feuerlöschtruppe“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  2. 2.Die Geschichte steht im Buch „Kretzhaus, Reifstein, Vettelschoß“ von H.H. Mohr (2006) – Seite 292 bis 301. Für den seinerzeitigen Honschaftsvorsteher Heinrich Kurtenbach waren Johann Anton Kurtenbach († in Vettelschoß, beerdigt am 18.04.1720 in Neustadt) und die 1695 in Neustadt geheiratete Agnes Schmitz († in Vettelschoß, beerdigt am 14.07.1722 in Neustadt) die Urgroßeltern. – Johann Anton Kurtenbach, der Altwiedische Gerichts-, Land- und Sendschöffe der Pfarrei Neustadt, initiierte mit den „Landgerichtsscheffen“ des Amtes Altenwied aus dem „Wenterkeschpel“ (Pfarrei Windhagen) namens Kirschbaum aus (vermutlich) Niederwindhagen, Johann Philipp Heuser aus Hohn und Johann Wilhelm Hallerbach aus Hallerbach die „St.-Matthias-Bruderschaft“ des Amtes Altenwied, zu der die Pfarreien Asbach, Neustadt, Windhagen und ab 1835 die Pfarrei Buchholz zählten. – An der ersten 9 Tage dauernden Fußwallfahrt am Samstag, 16.05.1722, nach Christi Himmelfahrt als Bittgang zur Abwendung der Pest von der St.-Bartholomäus-Pfarrkirche in Windhagen zum Apostelgrab nach Trier konnte Johann Anton Kurtenbach aus Vettelschoß selbst nicht mehr teilnehmen. – Auf ihn geht wahrscheinlich auch der „Schmitzhoff“ in Vettelschoß zurück, der sich nunmehr im Besitz der Kommune befindet und in dem – nach einer aufwändigen Restaurierung – seit 2009 das ausladende und mit interessanten Gegenständen aus der heimischen Vergangenheit eingerichtete Dorfmuseum von Vettelschoß untergebracht ist. Siehe „Die Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied und die Wallfahrten zum Apostelgrab in der Sankt-Matthias-Basilika nach Trier“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  3. 3.Zwanzig Jahre nach Wiederauffindung des vorgeblichen Matthias-Grabes in Trier kam auf Einladung des damaligen Erzbischofs in Trier, Albero oder Adalbero von Montreuil der Papst selber mit seinem ganzen Gefolge für drei Monate nach Trier und weihte in dieser Zeit am 13.01.1148 die neue Kirche („Sankt-Matthias“), die vorher „Sankt-Eucharius-Kirche“ hieß) und in ihr den Hauptaltar sowie den Altar am Grab des hl. Apostels Matthias. Mit dabei und Teilnehmer am Konzil in Trier 1147 war auch Bernhard von Clairvaux. (Siehe „Die Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied und die Wallfahrten zum Apostelgrab in der Sankt-Matthias-Basilika nach Trier“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  4. 4.Siehe „Wie das erloschene Adelsgeschlecht von Rennenberg wieder zu dem ursprünglichen Namen gelangte“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  5. 5.Vom 05. bis 09.10.1950 tagten in Himmerod ehemalige deutsche Wehrmachtsoffiziere, um im Auftrag der Bundesregierung um Bundeskanzler Konrad Adenauer (1949 – 1963) die deutsche Wiederbewaffnung vorzubereiten. Das Ergebnis der Tagung war die „Himmeroder Denkschrift“. Wegen der historischen Bedeutung Himmerods für die Geschichte Deutschlands und der Bundeswehr legten dort am 10.09.2008 fünfhundertfünfzig Rekruten ihr feierliches Gelöbnis ab. 

  6. 6.Siehe „Die Taufzeugen (Taufpaten) und die Trauung der späteren Königin Elisabeth von Rumänien alias Carmen Sylva“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  7. 7.Siehe „Die ‚Dichter‘-Königin Elisabeth von Rumänien alias ‚Carmen Sylva‘ geborene Prinzessin zu Wied weilte 1888 als Sommerfrischlerin unter dem Pseudonym ‚Gräfin Vrancea‘ im Nordseeheilbad Westerland auf Sylt und logierte in der Villa des Apothekers Carl Roth“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  8. 8.Bei den Großeltern handelte es sich um Johann Anton Neifer (* in Wahrenberg, getauft am 29.10.1715 in Neustadt, † 16.12.1759 in Kalenborn) und Anna Zimmermann alias Kalenborn (ohne weitere Angaben). Sie hatten in Windhagen geheiratet und aus der Ehe waren 8 Kinder hervorgegangen. – Die Urgroßeltern hießen Hieronimus (Hieronymus) Neifer (* in Wahrenberg, getauft am 04.01.1671 in Neustadt, † in Wahrenberg, beerdigt am 18.12.1729 in Neustadt) und Mechthilde (ohne weitere Angaben). Das Ehepaar hatte sich in Windhagen vermählt. Von den ebenfalls 8 Kindern waren die ersten 3 in Günterscheid und 5 in Wahrenberg geboren worden. Hieronimus Neifer war Sendschöffe der Pfarrei Neustadt. – Zu den Alteltern steht in den Kirchenbüchern: Johann Peter Neifer (* in Schöneberg, getauft am 01.03.1758 in Asbach), geheiratet hatte er am 23.11.1794 in Windhagen die Maria Elisabeth Hütting (* 04.10.1768 in Wahl, getauft am 06.10.1768 in Asbach). Das Ehepaar hatte wiederum 8 Kinder und lebte in Dinckelbach (Dinkelbach). – Von den Altgroßeltern des Lehrers Anton Neifer aus Kalenborn bzw. Willscheid oder Vettelschoß ist bekannt: Johann Caspar Neifer (* 03.03.1735 in Dinckelbach, getauft am 04.03.1735 in Windhagen). Er hatte am 10.07.1757 in Asbach die Anna Elisabeth Klein (* 17.01.1731 in Krumscheid, getauft am 28.01.1731 in Asbach, † in Dinckelbach, beerdigt am 15.02.1803 in Neustadt) geheiratet. Aus der Ehe waren 7 Kinder hervorgegangen (das 1. Kind ist offensichtlich in Windhagen getauft, das 2. und 3. in Vettelschoß geboren worden und das 4. bis 7. Kind erblickten in Dinckelbach das Licht der Welt). – Die Obereltern hießen Johann Theodor Neifer („Niefer“ oder „Niever“) und Mechthilde Klein († im Februar 1772 in Dinckelbach). Johann Theodor Neifer (* in Dinckelbach, getauft am 02.01.1701 in Neustadt, † in Dinckelbach, beerdigt am 23.01.1760 in Neustadt) hatte am 23.09.1732 in Neustadt geheiratet. Der Familieneintrag steht sowohl im Kirchenbuch Windhagen als auch in dem von Asbach. Aus der Ehe waren 4 Kinder hervorgegangen. – Bei den Obergroßeltern handelte es sich um Johann Caspar Neifer (* in Wahrenberg, getauft am 26.03.1674 in Neustadt) und Christine († in Dinckelbach, beerdigt am 13.05.1717 in Neustadt). Die 2. Ehe ging Johann Caspar Neifer am 22.11.1718 in Neustadt mit Elisabeth Catharina Klein (* in Niederetscheid, † in Dinckelbach, beerdigt am 28.12.1755 in Neustadt) ein. Johann Caspar Neifer lebte zunächst in Dinckelbach, nach 1755 in Wölsreeg. Er hatte insgesamt 12 Kinder. – Als die Oberurgroßeltern sind überliefert: Johann Theodor Neifer († in Wahrenberg, beerdigt am 15.05.1728 in Neustadt) und Elisabeth († in Wahrenberg, beerdigt am 13.02.1711 in Neustadt). Johann Theodor Neifer war „Sendschöffe auf dem Wahrenberg“ und hatte mit seiner Ehefrau 5 Kinder. – Weitere zurückliegende Personenstands-Eintragungen zu der Familie im Mannesstamme sind in den Kirchenbüchern von Asbach, Neustadt und Windhagen nicht enthalten. 

  9. 9.Siehe „Den uralten Seiferhof – der wohl ursprünglich ein Fronhof der Rennenberger war – konnte der letzte ‚Sieferhallefe‘ im Jahr 1930 käuflich erwerben“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  10. 10.Die Grafschaft Wied (seit 1784 Fürstentum Wied) war ein historisches Territorium des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Bereich des Westerwaldes und des heutigen Landkreises Neuwied. Es bestand etwa von Anfang des 12. bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Laufe seiner Geschichte wurde es zwischen den verschiedenen Zweigen des Grafenhauses zu Wied mehrfach geteilt und wiedervereinigt. Die Obergrafschaft lag um die Zentren Dierdorf und Runkel an der Lahn, die Residenz der Niedergrafschaft war bis 1653 die Burg Altwied. Das Geschlecht zählte bis zur Aufhebung des Adelsstandes mit der Weimarer Reichsverfassung 1919 zum Hochadel. 

Quellennachweis:

  1. 1.„Bröederbuch“ (Bruderschaftsbuch) „Jesus, Maria, Joseph“ aus dem Jahre 1601 (Katholisches Pfarramt in Neustadt). 

  2. 2.Handbücher des Bistums Trier aus den Jahren 1938, 1952, 1960 und 2000. 

  3. 3.Freundliche Auskünfte von Dr. Albert Hardt, Wiesbaden, vom 31.05.2001 und 01.09.2001. 

  4. 4.Abt Bruno Fromme von der Zisterzienserabtei in Himmerod am 16. und 17.07.2003. – Abtei Himmerod (Telefonat am 08.06.2012 nach schriftlicher Anfrage vom 06.06.2012). 

  5. 5.Neustadt-Wied ein Fest- und Heimatbuch (1229 – 1929). 

  6. 6.HJN 1980 (Die Mariagraden Lehen zu Windhagen). 

  7. 7.Das Willscheider Kapellchen (1996). 

  8. 8.Rund um den Hummelsberg von Adalbert N. Schmitz (1984). 

  9. 9.Landesgeschichte des Westerwaldes von Hellmuth Gensicke (1958). 

  10. 10.Die Cistercienserinnenabtei St. Katharinen von Dr. Theol. Johannes Zeimet (1929). 

  11. 11.Urkundenbuch der Abtei Heisterbach von Dr. Ferdinand Schmitz (1908). 

  12. 12.Landeshauptarchiv in Koblenz (Best. 441 Nr. 32/69) mit der Genehmigung zur Reproduktion des Archivals vom 24.06.2003 sowie Recherchen im LHAK am 13.11.2002. 

  13. 13.HKN 1964 (Aus der Franzosenzeit um 1800). 

  14. 14.Windhagen – Ein Heimatbuch (1994). 

  15. 15.Vettelschosser Schulchronik (1863 – 1928) von Elisabeth Kretz geborene Steffen, Vettelschoß. 

  16. 16.Freundliche Auskünfte von Wilhelm Buslei, Vettelschoß; Willi Frings, Willscheid; Josefa Hoss geborene Jungheim, Vettelschoß; Paul Manns, Vettelschoß; Anna Schmidt geborene Stockhausen, Kalenborn; Gerd Schumacher, Willscheid; Johanna Schumacher geborene Klein, Willscheid; Johann Stockhausen, Willscheid; Rita Cremer, Buchholz. 

  17. 17.Fürstlich Wiedische Rentkammer – Archiv – in Neuwied vom 16.10.2002. 

  18. 18.Bistumsarchiv Trier (18.09.2001, 30.06.2003, 11.07.2003, 01.03.2012, 06.03.2012, 06.03.2012 sowie Recherchen im Bistumsarchiv Trier am 17.04.2012). 

  19. 19.Amt für kirchliche Denkmalpflege in Trier am 04.07.2003. 

  20. 20.Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied aus der Reihe: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Düsseldorf (1940) von Heinrich Neus und Hans Weigerts. 

  21. 21.Lexikon für Theologie und Kirche (1996). 

  22. 22.Geschichts-Chronik von Vettelschoß und seinen Ortsteilen von Elli Lind (1987). – Dem Werk ist anzumerken, dass es damals „mit heißer Nadel gestrickt“ wurde. 

  23. 23.Himmerod – Geschichte und Sendung von Abt. Dr. Ambrosius Schneider (1991). 

  24. 24.Protokollbücher der Gemeinde Vettelschoß vom 10.03.1890 bis 23.12.1963 (Stadtarchiv Linz). 

  25. 25.Denkwürdiger und nützlicher Rheinischer Antiquarius, welcher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und politischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms, von seinem Ausflusse in das Meer bis zu seinem Ursprunge darstellt. Von einem Nachforscher in historischen Dingen. Mittelrhein. Der III. Abtheilung 7. Band. Coblenz, 1860. Druck und Verlag von Rud. Friedr. Hergt. (Das Rheinufer von Coblenz bis Bonn. Historisch und topographisch dargestellt durch Chr. von Stramberg. Siebenter Band. Coblenz. Druck und Verlag von R. F. Hergt. 1860.) 

  26. 26.Linz am Rhein – Die Geschichte der Stadt von der Frühzeit bis zur Gegenwart von Hermann Burghard und Cordula Kapser (2002). 

  27. 27.Kreuzzüge und Kreuzzugsgedanke in Mittelalter und Gegenwart von Gisbert Gemein/Joachim Cornelissen – Bayerischer Schulbuch-Verlag München (1992). 

  28. 28.Liebfrauenthal zu Ehrenstein von Henri van Rooijen O.S.C. (1979). 

  29. 29.Die Chorfenster von Ehrenstein von Leonie Gräfin von Nesselrode (2009). 

  30. 30.„Wie das erloschene Adelsgeschlecht von Rennenberg wieder zu dem ursprünglichen Namen gelangte“ (http://mhhmohr.cadae.de). 

  31. 31.Familienbuch des Katholischen Pfarramtes Sankt Bartholomäus Windhagen/Westerwald von Gerhard R. Petersohn, Merklingen (2000). 

  32. 32.Familienbuch des Katholischen Pfarramtes Sankt Margaretha Neustadt (Wied) von Gerhard R. Petersohn, Merklingen (2003). 

  33. 33.Familienbuch der Katholischen Pfarrämter Sankt Laurentius Asbach/Westerwald und Sankt Pantaleon Buchholz 1652 – 1810 von Gerhard R. Petersohn, Merklingen (2006). 

  34. 34.Standesamt Asbach (Wolfgang Becher, Standesbeamter) vom 01.12.2011, 19.12.2011, 29.12.2011, 30.12.2011, 03.01.2012. 

  35. 35.Dr. med. et Dr. phil. Ulf Lind, Neustadt (01.12.2011). 

  36. 36.St.-Laurentius-Kirche in Bergheim-Quadrath (02.12.2011). 

  37. 37.Heinz Böker, Bergheim (02.12.2011). 

  38. 38.Geschichte auf heimatlicher Grundlage für den Kreis Neuwied – Heft II Von Kaiser Otto dem Großen bis in die Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege, I. Auflage, 1957 – Herausgegeben von der Kreislehrervertretung in Neuwied. 

  39. 39.Neustadt (Wied) – 1985 – Heimat im Wandel der Jahrhunderte. 

  40. 40.Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Rheinland (Düsseldorf 27.01.2012). 

  41. 41.Maximilian Graf von Nesselrode, Herrnstein, Ruppichteroth (04.03.2012). 

  42. 42.Pfarrarchiv Neustadt bzw. freundliche Auskünfte von Anton Lahr, Gerhardshahn am 30.04.2012. 

  43. 43.Siehe „Die Taufzeugen (Taufpaten) und die Trauung der späteren Königin Elisabeth von Rumänien alias Carmen Sylva“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  44. 44.Siehe „Die Sankt-Matthias-Bruderschaft Altenwied und die Wallfahrten zum Apostelgrab in der Sankt-Matthias-Basilika nach Trier“ unter http://mhhmohr.cadae.de. 

  45. 45.„Kretzhaus – Reifstein – Vettelschoß“ von H.H. Mohr (2006). 

  46. 46.Wilhelm von Rennenberg – Ein rheinischer Edelherr zwischen den konfessionellen Fronten von Leo Peters (1979). 

  47. 47.Gräfin Mechthild von Sayn (1200/03 – 1285 von Thomas Bohn (2002). 

  48. 48.Burg und Amt Altenwied von Dr. Hildegard Brog (2009). 

  49. 49.Der Landkreis Neuwied – Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Nachkriegszeit von Wolfgang Dietz (1996). 

  50. 50.Fürstlich Wiedisches Archiv, Neuwied (12.07.2012). 

  51. 51.Internet. 

Bildnachweis:

  1. 1.Matthias Ewenz, Linz. 

  2. 2.Ansichtskarte, ungelaufen (1924). 

  3. 3.Zisterzienserabtei (Bibliothek) Marienstatt. 

  4. 4.Schwester Hildegardis, Nonnenwerth. 

  5. 5.Aus Nr. 23 des Quellennachweises. 

  6. 6.LHAK (27.11.2003). 

  7. 7.Aus Nr. 22 des Quellennachweises. Die Publikationsgenehmigung erteilte am 01.12.2011 Dr. med. et Dr. phil. Ulf Lind, Neustadt. 

  8. 8.Internet. 

  9. 9.Internet. 

  10. 10.Aus Illustration von Paul Ernst Rattelmüller aus dem Jahr 1952. 

  11. 11.Ansichtskarte, ungelaufen, Jahrtausendausstellung Köln, 1925. 

  12. 12.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 03.03.1904 in Cöln. 

  13. 13.Ansichtskarte, ungelaufen. 

  14. 14.Internet. 

  15. 15.„Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied“ (1940). 

  16. 16.Matthias Ewenz, Linz. 

  17. 17.Internet. 

  18. 18.Internet. 

  19. 19.Internet. 

  20. 20.Internet. 

  21. 21.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  22. 22.Internet. 

  23. 23.Willi Frings, Willscheid. 

  24. 24.Jakob Weiler, Bad Hönningen. 

  25. 25.Willi Frings, Willscheid. 

  26. 26.Willi Frings, Willscheid. 

  27. 27.Willi Frings, Willscheid. 

  28. 28.Willi Frings, Willscheid. 

  29. 29.Willi Frings, Willscheid. 

  30. 30.Häns Mohr, Vettelschoß. 

  31. 31.Häns Mohr, Vettelschoß. 

  32. 32.Willi Frings, Willscheid. 

  33. 33.Willi Frings, Willscheid. 

  34. 34.Willi Frings, Willscheid. 

  35. 35.Willi Frings, Willscheid. 

  36. 36.Vermessungs- und Katasteramt Neuwied. 

  37. 37.Matthias Ewenz, Linz. 

  38. 38.Fritz Wagner, Wels. 

  39. 39.Aus Nr. 5 des Quellennachweises. 

  40. 40.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 31.12.1912 in Neustadt (Wied). 

  41. 41.Aus Nr. 5 des Quellennachweises. 

  42. 42.Margret Herschbach geborene Langenbahn, Heimbach-Weis. 

  43. 43.Margret Herschbach geborene Langenbahn, Heimbach-Weis. 

  44. 44.Matthias Ewenz, Linz. 

  45. 45.Matthias Ewenz, Linz. 

  46. 46.Katholisches Pfarramt Neustadt-Wied (Anton Lahr, Gerhardshahn). 

  47. 47.Internet. 

  48. 48.Internet. 

  49. 49.„Concordancia Caritatis“ (1351 – 1358). 

  50. 50.Internet. 

  51. 51.Ansichtskarte, ungelaufen, (Gemälde in der Restaurationshalle Kloster Heisterbach). 

  52. 52.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  53. 53.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 29.05.1919 in Drachenfels. 

  54. 54.Matthias Ewenz, Linz. 

  55. 55.Internet. 

  56. 56.Internet. 

  57. 57.Internet. 

  58. 58.Internet. 

  59. 59.Internet. 

  60. 60.Internet. 

  61. 61.Geheimes Staatsarchiv Preussischer Kulturbesitz in Berlin. – Die Publikationsgenehmigung ist vom 18.07.2011 (Geschäftszeichen 5700/11-3.4.1) – GstA PK, I. HA Rep. 176 Heroldsamt, Nr. 9028, Bl. XY – (http://www.sp.-berlin.de bzw. gsta.pkqgsta.spk-berlin.de). 

  62. 62.Vermessungs- und Katasteramt Neuwied. 

  63. 63.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 29.07.1931 in Linz (Rhein). 

  64. 64.Internet. 

  65. 65.Johanna Schumacher geborene Klein, Willscheid. 

  66. 66.Anna Schmidt geborene Stockhausen, Kalenborn. 

  67. 67.Vermessungs- und Katasteramt Neuwied. 

  68. 68.Aus „Geschichte auf heimatlicher Grundlage für den Kreis Neuwied, Heft II, I. Auflage 1957, herausgegeben von der Kreislehrervertretung Neuwied“. 

  69. 69.Internet. 

  70. 70.Ansichtskarte, gelaufen, abgestempelt am 10.11.1910 in Neustadt. 

  71. 71.Verbandsgemeinde Asbach. 

  72. 72.Internet. 

  73. 73.Vermessungs- und Katasteramt Neuwied. 

  74. 74.Matthias Ewenz, Linz. 

  75. 75.Gerhard R. Petersohn, Merklingen. 

  76. 76.Verbandsgemeindeverwaltung (Standesamt) Asbach. 

  77. 77.Helga Nelles geborene Hecken, Vettelschoß. 

  78. 78.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  79. 79.LHAK Best. 441 Nr. 32169 und Reproduktionsgenehmigung vom 24.06.2003. 

  80. 80.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  81. 81.Bistumsarchiv in Trier. 

  82. 82.Heiner Strauß, St. Katharinen. 

  83. 83.Internet. 

  84. 84.Internet. 

  85. 85.Matthias Ewenz, Linz. 

  86. 86.Katholisches Pfarramt Neustadt-Wied (Anton Lahr, Gerhardshahn). 

  87. 87.Matthias Ewenz, Linz. 

  88. 88.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  89. 89.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  90. 90.Matthias Ewenz, Linz. 

  91. 91.Margret Herschbach geborene Langenbahn, Heimbach-Weis. 

  92. 92.H.H. Mohr, Bad Tölz. 

  93. 93.Helga Nelles geborene Hecken, Vettelschoß. 

  1.  

Bildtexte:

  1. 1.Die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid. 

  2. 2.Die erste überlieferte Steinkirche (Pfarrkirche) in „Nuenstat“ (“Newstatt“) bzw. Neustadt von 1229/1230 soll wie diese romanische Kirche in Almersbach (Landkreis Altenkirchen) ausgesehen haben. Sie ist heute ein evangelisches Gotteshaus und dürfte um 1199 erbaut worden sein. 

  3. 3.Diese Standbilder – Vollholzbildwerke aus einem Laubbaum, wahrscheinlich Eiche – im Kreuzgang der Zisterzienserabtei Marienstatt stellen die Stifter des Klosters, Gräfin Mechthild von Sayn und Graf Heinrich III. von Sayn, dar. Schon aus der Kleidung, den so genannten Sternenmänteln aus blau schillernder Seide, die Macht und Ansehen verliehen und nur von Herrscherpersönlichkeiten getragen wurden, ist zu schließen, dass es sich um hochstehende Autoritäten handelte. Nach einem fotografischen Bildnis des Klosters standen diese Skulpturen eines unbekannten Künstlers bereits um 1890 im Kreuzgang von Marienstatt. Die Schnitzereien haben womöglich einst den alten barocken Hochaltar der 1718 von Abt Benedikt Bach (1688 – 1720) barockisierten Abteikirche von Marienstatt begrenzt. 

  4. 4.Aus einer Klausnerei, die auf dem Stromberg (Petersberg) zwischen 1131 bis 1137 entstanden war, hatte sich ein Augustinerkonvent gebildet, das nach knapp 50 Jahren die Behausungen verließ. Danach zogen am 22.03.1189 die ersten Zisterzienser aus Himmerod auf den Petersberg, 1192 siedelten sie sich jedoch im St. Peterstal (Heisterbach) an, rodeten und bauten eine hölzerne Notkirche. 1202 wurde der Grundstein für die obige großartige Abteikirche des Zisterzienserklosters Heisterbach gelegt. Die ganze Anlage wurde bis auf das Presbyterium nach der Säkularisation durch kurfürstliches ‚Immediat-Reskript’ (Weisung) vom 12.09.1803 abgerissen. 

  5. 5.Am 09.06.1802 erließ die französische Regierung das Säkularisationsgesetz für die 4 rheinischen Departements. Das Zisterzienserkloster Himmerod von 1138 wurde aufgehoben und der Abt und die Mönche mussten am 26.07.1802 die Klosteranlage verlassen. Der Abbruch mit der herrlichen Barockkirche nahm seinen Lauf und nur Ruinen klagten an. – 1919 begann die Wiederbesiedlung. Die offizielle Wiedereröffnung des Klosters erfolgte am 15.10.1922. Seit 10.08.1925/16.08.1925 ist Himmerod wieder Zisterzienserabtei und der Wiederaufbau des Klosters wurde intensiviert. Mit dem Wiederaufbau der Abteikirche begann man 1952. Die Kirchweihe konnte am 15.10.1960 gefeiert werden. 

  6. 6.Aufriss des Zisterzienserinnenklosters St. Katharina im Jahr der Säkularisation mit dem „Jerusalemkreuz“. 

  7. 7.Die auf dem Sammelplatz im Jahr 1942 von Jakob Schütz, Neuwied, fotografierte „St.-Bernhardus-Glocke“ der „St.-Bernhardus-Kapelle“ in Willscheid. Das Bildnis auf der Glocke scheint die Kreuzigungsgruppe mit dem ans Kreuz geschlagenen Christus, einem geflügelten Engel, der Gottesmutter Maria, die von dem Evangelisten und Lieblings-Jünger Johannes getröstet wird, darzustellen. 

  8. 8.Das Wappen der Fürstenfamilie zu Salm-Kyrburg. 

  9. 9.Das Prunk-Wappen der Fürsten zu Wied. 

  10. 10.„Mit „Adieu, adieu“ verabschiedete sich der Kommandant der Franzosen von den traktierten und geschröpften Bauers-Leuten in Vettelschoß und suchte mit seiner Meute das Weite. 

  11. 11.Der Torso des Doms zu Köln um 1824. 

  12. 12.Der Dom zu Köln im Frühjahr 1851. 

  13. 13.Die Stadtansicht von Köln vom Rhein aus gesehen mit dem Kölner Dom. 1248 erfolgte die Grundsteinlegung und 1880 war er endlich fertig. 1996 wurde der Dom zu Köln als eines der europäischen Meisterwerke gotischer Architektur eingestuft und zum Weltkulturerbe erklärt. 

  14. 14.Der Dom zu Köln aus heutiger Sicht. 

  15. 15.So dürfte die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid wahrscheinlich im Jahr 1886 mit dem „Jerusalemkreuz“ ausgesehen haben, bevor sie neu hergerichtet wurde, wie aus „Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuwied“ von 1940 zu schließen ist. 

  16. 16.Über dem Glockenstuhl der früheren Klosterkirche von St. Katharina ist deutlich das „Jerusalemkreuz“ mit dem Hahn erkennbar. Auch bei der Abtei-Auflösung 1803 und sicherlich lange vorher strahlte auf dem Glockenturm das altbekannte „Jerusalemkreuz“. Die von der Klosteranlage übrig gebliebene Kirche ist die heutige Pfarrkirche von St. Katharinen und Vettelschoß. 

  17. 17.Das Wappen des Königreichs Jerusalem. 

  18. 18.Das Kreuz des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem. 

  19. 19.Das „Georgskreuz“ als Bestandteil des „Jerusalemkreuzes“ in der Flagge Georgiens. Sie ist auch als „Fünfkreuzflagge“ bekannt und seit dem 14.01.2004 bzw. 26.01.2004 das offizielle Banner der christlich geprägten demokratischen Republik Georgien. 

  20. 20.Das Logo des „Deutschen Evangelischen Kirchentags“. Es ist identisch mit dem „Griechischen Kreuz“. 

  21. 21.Einige Briefmarken mit dem „Jerusalemkreuz“ aus den Jahren 1956, 1963, 1965 und 1981, die anlässlich der „Deutschen Evangelischen Kirchentage“ herausgegeben wurden. 

  22. 22.Das Emblem von Jerusalem. 

  23. 23.Die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid mit dem „Jerusalemkreuz“ um 1938. 

  24. 24.Ein „Ami“ ließ sich nach dem 17.03.1945 von einem Kameraden zur Erinnerung für seine Lieben in Übersee am Ortsschild von Willscheid fotografieren. Im Hintergrund ist die schwer beschädigte St.-Bernhardus-Kapelle zu erkennen. 

  25. 25.Das Foto zeigt Christine Frings geb. Aufdermauer, die nach getaner Arbeit am von ihr frisch geschmückten Soldatengrab vor dem Eingang der „Wellschender Kapell“ steht. Sie war mit Bernhard Frings verheiratet und unterhalb der Kapelle wohnhaft. Da sich bereits ihre Schwiegereltern für die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid verantwortlich fühlten, sprach der Volksmund seinerzeit nicht selten vom „Frings Kapellchen“. 

  26. 26.Der Vettelschosser Pfarrer Dr. Dr. Peter Eck nahm die Wiedereinweihung der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid am 20.08.1951 unter großer Beteiligung der Bevölkerung vor. Als Messdiener assistierten ihm Josef Rüddel, Vettelschoß, und Karl-Heinz Kröll aus der Kau. 

  27. 27.Das Innere der frisch renovierten St.-Bernhardus-Kapelle am Tag der Wiedereinweihung. 

  28. 28.Die Gesamtansicht der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid am 20.08.1951. Sie war und ist der Stolz der Bürgerinnen und Bürger aus Willscheid. 

  29. 29.Das in die Jahre gekommene „Bernhardus-Kapellchen“ in Willscheid hatte einmal wieder eine Totalsanierung nötig. 

  30. 30.Als Abschluss der Renovierungsarbeiten im Jahr 1972 setzte Heinrich Mohr („Muhisch Hein“) aus Vettelschoß ( 23.06.1986) dem „Dom zu Willscheid“ erstmals einen von ihm aus Kupferblech gefertigten Hahn auf, und zwar über das erneuerte „Jerusalemkreuz“, mit dem das „Haubentürmchen“ der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid seit ewigen Zeiten seinen Abschluss fand. 

  31. 31.Die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid strahlt nunmehr wieder im neuen Glanz. 

  32. 32.Die Innenansicht der St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid am „Bernhardusfest“ des Jahres 1995. 

  33. 33.Diese Aufnahme entstand, als das „Arbeitsteam“ bei den ersten Arbeiten am „Wellschender Kapellchen“ 1995 zufällig auf eine in den Boden eingelassene Flasche stieß, die folgende handschriftliche „Post“ von Willi Schumacher aus Willscheid enthielt: „Willscheid, den 14.4.1950 – Die Kapelle wurde 1945 zerstört durch Kriegseinwirkungen. Der Wiederaufbau wurde veranlaßt durch die Dorfgemeinschaft Willscheid durch tatkräftige Unterstützung folgender Personen: Wilhelm Frings, Bernhard Frings, Jakob Frings, Theo Linnig, Anton Thomé, Willi Schumacher, Maurer Josef Krühler, Josef Heckner, Veronika Kolling, Lehrerin Frau Macheske und fast sämtliche Fuhrwerkbesitzer von Willscheid und Seiferhof, die durch freiwillige Fahrten dazu beigetragen haben, daß der Wiederaufbau gelang. Bei den „Erstaunten“ handelte es sich um Ferdinand Stümper, Bernhard Ziegert, Willi Frings, Bernd Schumacher und Hardy Witt 

  34. 34.Die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid „stand im Januar 1996 halb auf Stelzen.“ 

  35. 35.Dieses Foto zeigt die gesicherte Trockenlegung des Fundaments der „Wellschender Kapell“. 

  36. 36.„Handriß der Flur Nº. VII genannt Vettelschoss – Regierungs = Bezirk Coblenz – Landräthlicher Kreis Neuwied – Bürgermeisterei Altenwied – Gemeinde Lohrscheid (Lorscheid) mit den Flurnamen – Angefangen, den 3ten Juli 1829 und beendigt, den 30ten Juli 1829 durch den Kataster = Eleven Joh. Schmidt.“ – Die Feldflur „Farmesheck“  wurde inzwischen von der Gemeinde Vettelschoß zum Gewerbe- und Technologiepark für Hightech-Industrie-Ansiedlungen erschlossen. Als Deutung für „Farmesheck“ wird als ein früherer eingefriedigter Landwirtschaftsbetrieb mit Weideplatz oder Acker angenommen. – „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26722 – 1.401.“ (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

  37. 37.Die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß wurde „im Okt. 1925 mit geldlicher Unterstützung durch Provinz, Kreis und Gemeinde renoviert“ und nach den schweren Kriegsschäden 1945/1946 abgerissen. Den Staketenzaun fertigten die Schüler aus der Oberklasse der Volksschule in Vettelschoß um 1935/1936 unter dem Lehrer Karl Becker an. 

  38. 38.Die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß nach der Renovierung 1925 mit dem „Lateinischen Kreuz“ und Hahn. 

  39. 39.Die St.-Bernhardus-Kapelle in Willscheid im Jahr (vor/um) 1929 mit dem deutlich sichtbaren „Jerusalemkreuz“. 

  40. 40.Der seinerzeitige (1912) Kaplan in Neustadt, J. Ferres, schrieb dem befreundeten Subdiakon Johann („Joh“) Weilerbach, seinerzeit im Priester-Seminar in Trier: „Allerdings wünsche ich Dir eine bessere Stelle, wie ich sie gefunden. ... Aber es ist schön, wenn auch beschwerlich in Neustadt. Ist das kein herrlicher Landsitz, das Pfarrhaus?“ – In der schon 1213 erwähnten Pfarrei Neustadt (das Dörfchen oder die Siedlung „Nuenstat“ an der Wied gab es bereits vor 1184/1185), wozu das Hon- oder Hunschafts- bzw. Gemeindegebiet von Vettelschoß faktisch bis zur Abpfarrung am 07.09.1925 bzw. Verkündigung von den Kanzeln sowohl in Vettelschoß als auch in Neustadt an Allerheiligen (01.11.1925) gehörte, übten seit 1253/1254 bis nach der Säkularisation (1803) die Zisterziensermönche aus Heisterbach das Patronatsrecht aus. Die alte Pfarrkirche in Neustadt von 1229/1230 wurde 1875 abgetragen. Den Kirchhof mit dem Beinhaus hatte man schon 1834 aufgegeben und in der Wiedtalstraße einen neuen eröffnet. Aus der Steinsubstanz der Kirche entstand das frühere Amtsgebäude der Bürgermeisterei (Bürgermeisteramt) in Neustadt, das nach Auflösung der Amtsverwaltung bzw. Verbandsgemeinde Neustadt (1970) an Privat verkauft wurde. Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche St. Margaretha oder St. Margarita in Neustadt war im April 1869 (Grundsteinlegung) begonnen worden. Wegen des „Kulturkampfes“ unterblieb die „feierliche Konsekrierung, sondern das Gotteshaus wurde zunächst nur eingesegnet (Juli 1873)“. Der Bau des „Pastoratshauses“ in der „Weyeraw“ erfolgte unter Pfarrer Johann Enzweiler (1889 – 1893) und war 1891 fertiggestellt. „Ringsumgeben von dem Fischweiher, der später zugeschüttet wurde, machte es durch seine Lage den Eindruck einer Wasserburg, zu der von der Seite des heutigen Vereinshauses ‚Koburg‘ her der Zugang nur über einer – nachts immer hochgezogenen Zugbrücke – möglich war.“ „Weyeraw“ oder „In der Wayeraw“ ist ein geläufiger hessischer Flurname, doch in Neustadt kann dieser Name auch für die „Fischweiher in der Au“ („Weiherau“) entstanden sein! Diese Flur nahe Neustadt war eine Zeit lang in der Obhut und Bewirtschaftung der Schönebergs. Johann Matthias („Jois Theißen“) Schöneberg, * vor 1676, † 1709 in Weyerau (oder in Etscheid) war „Halfmann“ oder „Hallefe“, der die Hälfte des von seinem Hof erwirtschafteten Ertrages der Eigentümerin (vermutlich war es die Kirche von Neustadt bzw. das Zisterzienserkloster in Heisterbach) als Pacht abzugeben hatte. Er war verheiratet mit Juliane Büchel, * 1678 in Flerzheim bzw. Fle(r)tzheim (Rheinbach) und ist in Weyerau verstorben. Das Ehepaar, das den Haushalt und die dazugehörige Landwirtschaft des Pfarrers in Neustadt versorgten, hatte 10 Kinder (6 Töchter und 4 Söhne), die in (der) Weyerau geboren wurden. Der Neustadter Pastor Dionysius Büchel (1693 – 1705), † 05.10.1719 in Heisterbach, war der Bruder von Juliane Schöneberg geb. Büchel. Zum Taufpaten des ersten Sohnes (Johann Matthias Schöneberg, * 04.11.1696) hatten sich die Eltern den Prior der Kreuzherren-Patres, Johannes Bachs aus dem Kloster Ehrenstein, ausgewählt. Da er nicht zur Taufe kommen konnte, erhielt der Sohn den Rufnamen des Vaters (Johann) und zusätzlich den Vornamen (Matthias) des Klostervorstehers aus Ehrenstein. Johannes Bachs war Prior der Kreuzherren in Ehrenstein seit 1680 bis 1683 und von 1688 – 1690 und gleichzeitig Pastor in Peterslahr. Ab 1669 bis 1671 war er Pfarrer und Pater in Waldbreitbach (Oberbreitbach). Am 04.11.1696 ist Johannes Bachs als Taufpate eben dieses Johann Matthias Schöneberg in Neustadt überliefert. Bei dem 3. Sohn (Johann Anton Schöneberg, * 15.08.1700) wurden als Taufpaten „Johann Hupert zu Crummenaw/Krummenau und der Landscheffe Antonius zu Rüddel (Altwiedische Gerichts-, Land- und Sendschöffe der Pfarrei Neustadt, † in Rüddel, beerdigt am 09.08.1723 in Neustadt) sowie Catharina von Hinterplach“ (Hinterplag) ausgewählt. Die Paten des 4. Sohnes (Johann Dionysius Schöneberg, * 16.04.1702 in Weiherau, † in Bühlingen, beerdigt am 30.05.1779 in Neustadt) waren „Joannes Zilleß (Cölestin) Limpach von Asbach und Dionysos Büchell, Pastor zu Neustadt.“ Als Paten der zweitjüngsten Tochter (Maria Timothea Schöneberg, * 26.02.1703 oder 1704) kennen wir „Maria Demothea auß der Müllen (Kurkölnische „Bannmühle“ oder „Kameralmühle“) zu Altenwied (Wiedmühle) und Joannes Schoenenberg ahn (an) der Capellen St. Antonii“ (Etscheid). Am 07.04.1701 wurde die am 24.10.1698 in Neustadt getaufte Johanna Gertrud neben dem Hauptportal der alten Pfarrkirche von Neustadt (Hauptstraße 15) beerdigt. Ihr zu Pfingsten am 05.06.1702 verstorbener Bruder (Johann Anton) fand am 06.06.1702 neben ihr seine Grabstätte. Von Johanna Gertrud Schöneberg ist der Grabstein erhalten geblieben. Er hatte seinen Standort am Eingang der alten Kirche in Neustadt und wurde später in das Fundament einer Friedhofskapelle unweit der neuen und heutigen Pfarrkirche St. Margaretha in Neustadt eingemauert. 

  41. 41.Die St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß (vor/um) 1929. Sie wurde nach den schweren Schäden im „Beschuss“ 1945/1946 gänzlich abgerissen. Nur der Altarstein blieb Jahrzehnte auf dem „Kapellenplatz“ völlig unbeachtet liegen. Wie fast überall musste Vettelschoß im Ersten Weltkrieg zur Herstellung von Munition und Kriegsgerät zwei Kirchenglocken abgeben. Darunter befand sich auch die St.-Michaels-Glocke von anno dazumal aus der altwehrwürdigen St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß. In den Kirchturm der ersten Kirche in Vettelschoß, die am 27.06.1900 der Heiligen Familie geweiht und 1974 abgetragen wurde, waren am 17.08.1898 drei Glocken bugsiert worden, die man dem hl. Petrus, dem Erzengel Michael und der Muttergottes geweiht hatte. Schon wenige Wochen nach seiner am Sonntag, 02.07.1925, erfolgten feierlichen Einführung in Vettelschoß ließ Pastor Ferdinand Gerhardus die Gläubigen seines Kirchensprengels wissen, dass er das Geläut in Vettelschoß recht bald wieder vervollständigen möchte. Er bat deshalb um reichliche Spenden zur Anschaffung von zwei neuen Glocken, die eine für die „Mechelskapell“ und die andere für die Kirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß. Bereits an Kirmes 1925 ließ der „geschäftstüchtige“ Geistliche von den Schulmädchen kleine Glöckchen verkaufen, die aus dünnen messingfarbenen Materialien gefertigt waren und noch heute in verschiedenen Familien als Souvenir verwahrt werden. Allein bei dieser Verkaufs- oder Sammelaktion kamen 1.120 Mark zusammen, die den „Glockenfonds“ sprunghaft aufstocken ließen. Eine weitere Haussammlung und einige Theateraufführungen – vor allem durch die Mitglieder des angeblich am 10.05.1885 gegründeten Vettelschosser Kirchenchores „Cäciilia“ (im Volksmund auch als „Gesangverein“ bekannt und vermutlich zum Patroziniums-Fest, 22. November des Jahres 1987, in „Katholischen Kirchenchor St Michael“ umbenannt, der zum 01.01.2010 mit dem Kirchenchor „St. Katharina“ in St. Katharinen fusionierte) – erbrachten weitere Spendengelder, sodass der Geistliche es wagte, das Gießen von zwei Bronzeglocken noch vor Spätherbst des Jahres 1925 bei der Glockengießerei Mabilon & Co. in Saarburg in Auftrag zu geben. Am 13.02.1926 trafen die Glocken in Vettelschoß (Bahnhof) ein. „Auf einem prächtig geschmückten Wagen – inmitten fackeltragender Schulkinder – und umjubelt von (der Bürgerschaft) der ganzen Gemeinde (Vettelschoß) hielten sie Einzug in die Kirche.“ Der Dechant und Pfarrer der Pfarrei St. Katharina, Heinrich Roessel (1899 – 1926), vollzog die feierliche Glockenweihe am Sonntag, 21.02.1926. Eine „Gemeindefeier“ unter großer Teilnahme aus allen Schichten der Bevölkerung fand am Dienstag, 23.02.1926, statt. Im Zweiten Weltkrieg mussten wiederum 2 Glocken zum Einschmelzen abgegeben werden. – Pfarrer Dr. Dr. Peter Eck ließ 1951 die im „Beschuss“ gesprungene Glocke des inzwischen (20.05.1947) zur Pfarrkirche erhobenen Gotteshauses in Vettelschoß schweißen und gab zwei passende Stahlglocken beim „Bochumer Verein“ in Auftrag, die 1951/1952 geweiht wurden. Diese drei Glocken bilden heute das Geläut der am 25.09.1977 konsekrierten St.-Michaels-Pfarrkirche in Vettelschoß (die Pfarrei „St. Michael“ in Vettelschoß hatte zum 01.01.2008 mit der Pfarrei „St. Katharina“ in St. Katharinen fusioniert und die alte Klosterkirche in St. Katharinen von 1317/1324 ist seither die Pfarrkirche der Gemeinden St. Katharinen und Vettelschoß). Die 1926 gegossene Bronzeglocke aus der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß läutet heute in der am 17.08.1958 geweihten Marienkirche in Kalenborn. 

  42. 42.Die erste Kirche, die der Heiligen Familie geweiht war, und das Pfarrhaus in Vettelschoß um 1903/1905. Nach Abschluss der Bauphase sprach man in Trier (Bischöfliche Generalvikariat) „von Prachtbauten“! 

  43. 43.Pastor Ferdinand Gerhardus wirkte vom 02.07.1925 bzw. 15.07.1925 (02.08.1925) bis 18.11.1930 als Seelsorger in Vettelschoß. Er ist am 22.10.1973 in Herdorf (Sieg) verstorben. 

  44. 44.Die St.-Michaels-Kirche in Vettelschoß. 

  45. 45.Der Kirchenchor „Cäcilia“ Vettelschoß mit dem beliebten Pastor Friedrich Blanckart vor der Kirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß. 

  46. 46.Der Auszug aus dem „Bröederbuch“ von 1601 bzw. 1757 mit der „Wilscheidt/Oberwillscheidt“ betreffenden Seite. – Im Bruderschaftsbuch der Pfarrei Neustadt vom Jahre 1782, aufgestellt unter der Amtstätigkeit des Pastors Dominicus Arntz (1777 – 1786), geboren am 29.07.1734, Profess 1758, Primiz 1760, ist von „Willscheid ober und unter“ die Rede. Dieses Bruderschaftsbuch „stellt eine Renovierung des alten vom Jahre 1661 dar.“ 

  47. 47.Das Wappen der Zisterzienser. 

  48. 48.Bernhard von Clairvaux. 

  49. 49.Der Tod des Abts Bernhard von Clairvaux. 

  50. 50.Der hl. Bernhard von Clairvaux. Das Gemälde aus dem 16. Jh. befindet sich in der Kathedrale von Troyes. 

  51. 51.„Der Mönch von Heisterbach“ – Bei dieser „Legende über die Relativität von Raum und Zeit“ – die sich auf die Bibelstellen „2. Petrus 3,8 und Psalm 90,4“ stützt – handelt es sich um eine spezifisch zisterziensische Wander-Legende; denn sie wird schon bei Gaspar Jongelincx (* 1605, † 1669, er war ein Theologe und Historiker, der besonders durch seine Arbeiten zur Geschichte des Zisterzienserordens hervorgetreten ist) in ähnlichem Wortlaut über den Abt Ero – eines spanischen Zisterzienserklosters in einer Zisterze in den Pyrenäen erwähnt.“ (Pfarrer Markus Hoitz, Stiftung „Abtei Heisterbach“). 

  52. 52.Das Notgeld von Heisterbach im Siebengebirge. Die frühere Klosterkirche der Zisterzienser in Heisterbach, das verbliebene Chor nach dem Abriss der Klosteranlage und der „Mönch von Heisterbach“ auf den einstigen Notgeldscheinen. Diese „Geldersatz-Scheine“ gab es ab 1916. Sie wurden durch Reichs-Gesetz vom 17.07.1922 verboten. 

  53. 53.„Der Mönch von Heisterbach“. 

  54. 54.Von der früheren Klosteranlage St. Katharina ist nur noch die alte Klosterkirche von 1317/1324 übrig geblieben. Sie ist – nach der Fusion der Pfarrei „St. Michael“ (Vettelschoß) mit der Pfarrei „St. Katharina“ (St. Katharinen) – seit dem 01.01.2008 die Pfarrkirche der Gemeinden von St. Katharinen und Vettelschoß. 

  55. 55.Die Sankt-Matthias-Basilika in Trier. 3  

  56. 56.Das Speyerer Stadtsiegel mit dem Dom um 1293. 

  57. 57.Der Kaiserdom zu Speyer. Die Geschichte des Domes ist eine Geschichte von Zerstörung und Aufbau, von Krieg und Frieden, von Glanz und Elend und spiegelt die Geschichte der Stadt Speyer ebenso wie die der ganzen Region und des Landes wieder. 

  58. 58.Das Tatzen- bzw. Templerkreuz war in roter Farbe auf weißem Grund das Wappen des Templerordens. 

  59. 59.Von 1135 bis zu seinem Tod 1153 verfasste Bernhard von Clairvaux 86 große Predigten über das „Hohe Lied Salomons“ (das Buch der Liebe), von denen in der vorliegenden Handschrift (Handschriften des Mittelalters und der Renaissance aus der Abtei Altenberg, Ende 12./Anfang 13. Jh.) 47 verzeichnet sind. 

  60. 60.Das letzte Wappen der Grafen zu Wied. 

  61. 61.Das Wappen der Rennenberger. 

  62. 62.„Handriß der Flur . IV genannt Willscheid – Gemeinde Lohrscheid (Lorscheid) – Regierungs = Bezirk Coblenz – Landräthlicher Kreis Neuwied – Bürgermeisterei Altenwied – Angefangen, den 15. August 1829 und beendigt, den 19. September 1829 durch den Kataster-Eleven (Praktikanten) Joh. Schmidt. Eingesehen durch den Commissarischen Ober = Geometer (gez. Unterschrift).“ – „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26722 – 1.401.“ (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

  63. 63.Die Burg Ockenfels – ein Teil der legendären „Brücke von Remagen“ ist zu sehen – um 1931. 

  64. 64.Die Burg Ockenfels aus heutiger Sicht. 

  65. 65.Das alte „Neifisch-Hus“ in Willscheid (Scheune, Stall, Wohnhaus, Wirtschaft ‚A. Thomé’), links das Wirtschaftsgebäude (Waschküche, Backes, dahinter Pissoir/Toilette), rechts der Tanzsaal und v.l.n.r.: Wilhelm Schumacher, Anton Thomé, ?, Philipp Engels um 1930/1931. 

  66. 66.Dieses typische Westerwälder Fachwerk- und Bauernhaus in Willscheid (Willscheider Weg 64) soll von 1770 sein. Im Vordergrund stehen v.l.n.r: Katharina Stockhausen geb. Klein, ihr Ehemann, der Landwirt Johann Stockhausen, (auch ‚Kaut’ genannt, mit seinem Jagdhund; denn sein Hobby war die Jagd), Vorsteher/Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß von 1944 – † 16.03.1945. Neben ihm seine Mutter (Veronika Stockhausen geborene Jünger) und Anna Neumann geborene Stockhausen (Schwester von Johann Stockhausen und Tochter der Veronika Stockhausen geborene Jünger sowie von Heinrich Stockhausen II.) Dieser Heinrich Stockhausen II. (* 16.10.1862, † 11.02.1929 in Willscheid) war Ackerer und Bürgermeister der Gemeinde Vettelschoß von 1915 – 1924. Das Foto entstand nach 1923. – Bei dem Bürger aus Willscheid, der nach dem 06.02.1757 im „Bröederbuch“ von „Neußend“ aufgeführt ist bzw. dessen Vater (Johann Matthias Stockhausen), handelt es sich um den Altgroßvater in der 5. Vorfahren-Generation von Heinrich Stockhausen aus Willscheid. 

  67. 67.„Handriß der Flur . III genannt Willscheiderhof – Gemeinde Lohrscheid (Lorscheid) – Regierungs = Bezirk Coblenz – Landräthlicher Kreis Neuwied – Bürgermeisterei Altenwied – Angefangen, den 1. September 1829 und beendigt, den 29. September 1829 durch den Kataster-Eleven (Praktikanten) Joh. Schmidt. Eingesehen durch den Commissarischen Ober = Geometer (gez. Unterschrift).“ – „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26722 – 1.401.“ (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

  68. 68.Die Burg Ehrenstein um 1520. – Diese „Talhangburg“ an der Wied wurde erstmals 1331 als Besitz eines Rorich von Uetgenbach (1312 – 1345), der sich seitdem Herr zu Ehrenstein nannte, urkundlich erwähnt. War Ehrenstein ursprünglich eine Templerburg? Später gelangte sie in den Besitz der Herren von Nesselrode, denen die Burg bis zur Eigentumsaufgabe 1993 gehörte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von schwedischen Truppen zerstört und seither nicht wieder aufgebaut. Die Burgruine ist inzwischen als Kulturdenkmal ausgewiesen. Die ursprünglich zur Burg Ehrenstein gehörende und in der Unterburg gelegene Burgkapelle wurde 1477 vom Ritter Bertram von Nesselrode ausgebaut und zu einer Pfarrkirche erhoben. Im Jahr 1486 ließ er neben der Kirche das Kloster „Liebfrauenthal“ errichten, das 1488 fertiggestellt und von 1487 – 1812 die Chorherren des Kreuzherrenordens bewohnten. In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg zerstört. Aber die geplünderten Klostergebäude blieben weitestgehend erhalten. Das Kloster wurde 1812 als eines der letzten Kreuzherrenklöster in Deutschland auf Bitten des Konvents durch die Regierung des Herzogtums Nassau säkularisiert. Die Aufhebung des Klosters erfolgte zu Gunsten des mediatisierten Fürsten zu Wied-Runkel. Doch die Pfarrei blieb erhalten. Der letzte Prior der Kreuzherren weilte als Pfarrer bis zu seinem Tode 1824 in Ehrenstein. Im Laufe des 19. Jh. mussten Teile der Klosteranlage wegen Baufälligkeit abgetragen werden. – 1893 wurde das Kloster von Franziskanern besiedelt. Die Franziskaner betreuten die Pfarrei und ein so genanntes Demeritenhaus (eine Korrektionsanstalt für straffällig gewordene Geistliche). Dazu baute man an die erhalten gebliebenen Klostergebäude wieder an. – 1953 übergab das Erzbistum Köln das Kloster Ehrenstein erneut den Kreuzherren. 1969 musste das Kloster wegen starker Baufälligkeit wieder aufgegeben werden. Auf Betreiben des Kreuzherrenpaters Werner Kettner wurden ab 1973 einige Teile des Klosters abgetragen und wieder neu aufgebaut. Die Anbauten des 19. Jh. riss man gänzlich ab und die gotischen Gebäudeteile des Klosters (Kreuzgang, Kapitelsaal, Calefactorium) wurden umfassend saniert. Der Kreuzherrenkonvent betreute ab 1973 die Pfarrei Ehrenstein und das Kloster nahm Gäste für Einkehrtage auf. Zu Beginn der 1980er Jahre diente Kloster Ehrenstein als Noviziatskloster der deutschen Ordensprovinz. Allerdings blieb der Konvent stets klein. – Am 28.12.1998 verließen die Kreuzherren Ehrenstein – vermutlich für immer. Der Konvent wurde seitens der Ordensleitung aufgehoben. Die Pfarrgemeinde Ehrenstein wollte das Kloster aber wieder bewohnt wissen. Von 1999 bis 2007 betreuten Montfortaner-Patres die Pfarrei und Kloster Ehrenstein. Die Montfortaner sind eine katholische Priestergemeinde bzw. ein Männerorden. Er wurde durch den hl. Louis-Marie Grignion de Montfort begründet und wirkte zunächst in seiner französischen Heimat in der Bretagne. Heute ist die Gemeinschaft in 36 Ländern der Welt vertreten. Die Schwerpunkte der Arbeit der Montfortaner Pater liegen in der Gemeindeseelsorge, Jugendarbeit, im kirchlichen Beratungsdienst, in Exerzitien und Einkehrtagen, in der Krankenhausseelsorge und Krankenpflege. Das Provinziat der Ordensprovinz befindet sich in Bonn. Im Jahr 2008 übernahmen die Franziskanerinnen aus Waldbreitbach (Marienhaus GmbH Waldbreitbach) die Klostergebäude in Ehrenstein und machten es zu einem Geistlich-Spirituellen Zentrum. Die wichtigsten kunsthistorischen Sehenswürdigkeiten in der Kirche sind z.B. die aus der Erbauerzeit stammenden Kirchenfenster mit Glasmalereien, die sowohl geistliche wie auch weltliche Szenen (Veduten) darstellen und zu den hervorragenden Leistungen der rheinischen Kunst aus der Zeit um 1470 bis 1480 gerechnet werden. Daneben sind das spätgotische Figuren-Ensemble und die barocke Kanzel erwähnens- und sehenswert. 

  69. 69.Die ehemalige Burganlage von Ehrenstein. 

  70. 70.Die Burgruine, das Kloster und die Kirche von Ehrenstein. 

  71. 71.Ehrenstein aus heutiger Sicht. 

  72. 72.Das Wappen derer von Nesselrode. 

  73. 73.„Uebersichts-Handriß-Karte“ (1830) von Willscheid. Der Willscheiderhof war zu jener Zeit als Eigentum des „Fürsten zu Neuwied“ ausgewiesen. „Historische Katasterkarten © Landesamt für Vermessung und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz 22.07.2009; Az.: 26722 – 1.401.“ (http://www.lvermgeo.rlp.de). 

  74. 74.Der „Schmitzhoff“ in Vettelschoß. 

  75. 75.Johann Matthias Schmitz († 02.06.1853 in Vettelschoß) mit der am 24.11.1821 in der Pfarrkirche St. Laurentius in Asbach geheirateten jungen Witwe Anna Maria geborene Limbach mit Kindern.“ Welcher Sohn und welche Töchter hier mit abgebildet sind, ist nicht überliefert. Das Ehepaar Schmitz/Limbach hatte fünf Kinder (zwei Söhne und drei Töchter), die auf dem „Schmitzhoff“ in Vettelschoß geboren wurden. Doch es könnte sich bei der männlichen Person in der Mitte des Bildes um den ältesten Sohn namens Heinrich Joseph Schmitz, dem „Gerichtsschultheiß, Mitglied des Gerichtes und Gemeinderathes in Dattenberg“ handeln. Die weibliche Person (rechts mit Kreuz) war vermutlich die Tochter der Eheleute Schmitz/Limbach namens Cunigunde Helena Schmitz, * 01.06.1830 in Vettelschoß, die sich um 1860 mit Georg Schmitz (* 1838 in St. Katharinen, † 29.12.1921 in Vettelschoß) verehelichte, der sich in Vettelschoß besonders für den ersten Kirchenbau einsetzte und sich in diesem Zusammenhang reichlich spendabel zeigte. Er setzte den Namen und die Erbfolge auf dem „Schmitzhoff“ fort. Johann Matthias Schmitz war der Letzte, von dem der „Kanoniehof“ bzw. „Willscheiderhof“ in Willscheid genutzt und bewirtschaftet wurde, aber wahrscheinlich auch der 5. Eigentümer des stattlichen Bauernhauses in heimischer Fachwerkbauweise – des so genannten „Schmitzhoffs“ in Vettelschoß. (Der erste Träger des Namens „Schmitz“ – des „rheinischen Uradels“ – war von Beruf ein Schmied.) – Dieses historische „Photo“ dürfte mit eines der ersten „Photographien“ gewesen sein, bevor das Fotografieren erschwinglich und zur Gewohnheit wurde. Denn zunächst ab 1839/1840 – als das erste Negativ-Verfahren zur Veröffentlichung kam – gab es praxistaugliche Verfahren zum „Photographieren“, zwar noch mit langen Belichtungszeiten, aber das Papier-Negativ ließ sich beliebig oft reproduzieren. Dieses Unikat von den „Schmitz“ als Eigentümer des „Schmitzhoffs“ lässt aber auch auf den damaligen gesellschaftlichen Stand der Familien Schmitz/Limbach sowohl in Vettelschoß als auch in Hussen (Pfarrei Asbach) schließen! 

  76. 76.Der Eintrag im Standesamt Neustadt vom 26.05.1914 über die Eheschließung des Ackerers Josef Schumacher und der Witwe des Steinbrucharbeiters Johann Engels, Anna Maria geborene Neifer, wohnhaft in Willscheid. 

  77. 77.Der ehemalige Steinbruch „Türkenhügel“ in Vettelschoß. Dieser „Blaue See“ ist in den Sommermonaten längst zu einem beliebten Badesee (Freibad) geworden. Auf der Ansichtskarte ist rechts oben die 1962/1963 erbaute Gastwirtschaft „Zum blauen See“ zu sehen. Ganz links davon steht noch der Tanzsaal und teilweise das alte Wohnhaus, in dem sich die „Traditionsgaststätte“ von Willscheid befand. 

  78. 78.Ortsschild Willscheid. 

  79. 79.Anton Neifer wird am ‚25ten July 1817’ unter Nr. 253 von der Königlichen Regierung in Koblenz nach der Externenprüfung als Schullehrer für Vettelschoß bestätigt. (Reproduktionsgenehmigung des LHAK Best. 441 Nr. 32169 vom 24.06.2003) – Abb. 79b: Die Übersetzung der Bestallungsurkunde. 

  80. 80.Das Epitaphium der unverheiratet gebliebenen Kinder von Anna Margarethe Reufels und Anton Neifer aus Willscheid. – Die ebenfalls mit Basaltsteinen vom Wöls- oder Willscheiderberg eingefasste Grabstätte von Heinrich Kurtenbach und seiner Ehefrau Carolina Elisabeth Kurtenbach geborene Hecken (* in Günterscheid und getauft am 07.05.1824 in Windhagen, † 01.01.1909 in Vettelschoß), der Volksmund nannte sie „Carlis-Möhnche“. Sie hatte am 04.05.1847 in Windhagen den Ackerer und Gastwirt Heinrich Kurtenbach II. aus Vettelschoß geheiratet. Dem Vettelschosser „Kapellenfonds“ vermachte sie erstmals am 09.08.1894 zweihundert Mark. Für die Zinsen sollte jährlich in der St.-Michaels-Kapelle in Vettelschoß ein „Amt mit Orgelbegleitung“ gehalten, und zwar bis zum Tode von ihr oder ihres Gatten, und dann als Jahrgedächtnis am Todes- oder Begräbnistag der Eheleute Kurtenbach/Hecken. Das Ehepaar hatte keine Kinder, zeigte sich insbesondere für kirchliche Zwecke in Vettelschoß äußerst spendabel. Später stellte „Carlis-Möhnche“ 25.000 Mark – gemeint ist wohl die preußische Mark nach der Reichsgoldwährung vom 09.07.1873 – der „Kapellenkasse“ in Vettelschoß zum Bau der ersten Kirche (Pfarrkirche „Heilige Familie“) in Vettelschoß zur Verfügung. „Carlis-Möhnche“ war die Tochter des ersten („ludi-magister“) Volksschullehrers Hermann Joseph Hecken im Windhagener Kirchdorf nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht in der Rheinprovinz (1815). In Preußen gab es die Schulpflicht schon seit 1717. Die Eheleute Kurtenbach/Hecken sind die Begründer der ehemaligen Gaststätte mit Tanzsaal in Vettelschoß, Michaelstraße 7, der späteren Traditionsgaststätte „Zum Backmann‘s-Jupp“. In den Jahren 1882, 1892 und 1898 wurde der Saal als Schulsaal genutzt, weil am Schulhaus in Vettelschoß verschiedene Baumaßnahmen durchgeführt werden mussten. „Kotebachs Hein“ muss aber schon vor seiner Eheschließung in Vettelschoß eine kleine Bauernschenke betrieben haben. 

  81. 81.„Der Stiftungsbrief der verlebten Eheleute Anton Neifer, Lehrer, und Margarethe Reufels aus Willscheid von 1860 bzw. 21.08.1872.“ 

  82. 82.Diese Ansichtskarte dürfte aus dem Jahr 1890 stammen. 

  83. 83.Die ehemalige Schule in Hargarten nach Eröffnung der Gaststätte durch die Eheleute Peter und Anna Job. 

  84. 84.Das ehemalige Schulhaus mit Lehrerwohnung nach dem kompletten Umbau zum Gasthaus „Zum Hummelsberg“ in Hargarten. 

  85. 85.Das frühere Gasthaus „Zum Hummelsberg“ (in den 1950er Jahren) der Katharina Schlösser („Kaddi“) geborene Job in Hargarten“. Dieses Objekt wurde 1962 um einen großen Tanzsaal erweitert. Heute dient das Haus nur zu Wohnzwecken und steht zum Verkauf. 

  86. 86.„Tabelle D. zeigt an 1.) die Schule zu Noscheid (Notscheid). 2.) die dazu gehörigen Ortschaften. 3.) Zahl der schulpflichtigen Kinder. 4.) Entfernung vom Schulort. Namen der Ortschaften. – Zahl der schulpflichtigen Kinder in jedem Ort. – Entfernung zu dem Schulort. – Stunden/Minuten. – Anmerkungen. – Dieser Schulort liegt ebenfalls wie jener zu Etscheid auf dem rechten Ufer der Wiedbach und ist zierqua (circa) 1 1/2 Stunde entfernt; ist im Mittelpunkt gelegen, und die Wege hierzu sind von allen Seiten ziemlich bequem und gefahrlos. Diese Schule wird unter allen an schulpflichtigen Kindern aus der Ursache die stärkste, weil diese Kirchspiels Gegend von den andern durch Waldungen, Berge, Thäler und Flüße gleichfalls wie abgeschnitten ist, zählt dermalen an schulpflichtigen Kindern. Stand 1817 – Hecker, Pfr. in Neustadt.“ 

  87. 87.Johann Jacob Gärtner mit Ehefrau (Anna Maria geborene Stümper aus Notscheid), 3 Buben und 1 Mädchen vor dem Schulsaal und der Lehrerwohnung sowie der am 29.08.1886 installierten und im Frühjahr 1905 erneuerten Wasserpumpe. Diese verkaufte die Gemeinde am 16.11.1929 für 10 Mark dem „Sieferhalfe“ (Mathias Reufels, Seiferhof), weil die alte und gute Schulpumpe nach dem Anschluss der Gemeinde Vettelschoß an das Kreisgruppenwasserwerk „Linzerhöhe“ (mit feierlicher Eröffnung der Pumpstation in Kodden sowie des Notscheider Wasserturmes am 09.06.1928 mit einer Festivität am Willscheiderberg bzw. im Saale/Wirtshaus „Zum Backmann’s-Jupp“) überflüssig geworden war und nunmehr das köstliche Nass aus der Wied dem Wasserhahn entnommen werden konnte. Bei dem größeren der Jungs dürfte es sich um Peter Gärtner handeln, der mit Egidius Schneider auf das Gymnasium nach Linz wechselte. – Ursprünglich waren Schulsaal und die Wohnung des Lehrers einfache Fachwerkbauten und mit Stroh gedeckt. 1852 bestand das Schulhaus in Vettelschoß aus einem bloßen Schulsaal mit einem Vorzimmer, das vorher als Schulzimmer gedient hatte. Im Sommer 1882 entstand am Schulsaal ein Neubau. Die Fenster an der Ostseite wurden zugemauert und die nach Süden und Westen vergrößert. Die Objekte erhielten einheitliche Leyen- oder Schieferdächer. Ein weiterer Umbau an der Schule erfolgte in den Sommermonaten 1892. Die Ostmauer, in der keine Fenster waren, ist abgerissen und dafür sind 5 Fenster angebracht worden. An der Westseite verblieb ein Fenster. Den Eingang verlegte man an die Südseite. Am 25.04.1898 begann man mit dem Abbruch der alten Lehrerwohnung. Der Neubau war am 15.12.1898 bezugsfertig. Da der Außenputz in den Sommermonaten des Jahres 1903 aufgetragen wurde, dürfte das Foto vorher bzw. spätestens im Frühjahr 1903 entstanden sein. – Dass es vor 1750 neben der Pfarrschule in Neustadt eine Schule in Vettelschoß gegeben haben soll, ist nicht mehr nachvollziehbar. Vor/um 1793 hatte Vettelschoß eine so genannte Winterschule. Am 23.11.1796 trug man einen Magister aus Vettelschoß auf dem ersten und 1834 aufgelassenen Neustadter Friedhof (Hauptstraße 15) zu Grabe. – Offiziell gab es 1803 in Vettelschoß noch keine Schule. Das Kirchspiel Neustadt verfügte nur über die Schule in Neustadt. Der nächste Schulort für die Kinder aus der Gemeinde Vettelschoß war Windhagen. Doch 1807 ist in Vettelschoß von dem Lehrer Michael Frings, der sich am 02.08.1808 einer Lehrerprüfung unterzog, die Rede. Auch 1817 hatte Vettelschoß noch keine Schule. Vermutlich fand der Schulunterricht in Privaträumen statt! Die Kinder der Gemeinde Vettelschoß, die aus 313 Seelen bestand, wollte der Neustadter Pfarrer Josef Hecker (1797 – 1825) im Jahre 1817 nach Notscheid in die ein Jahr später fertiggestellte Schule schicken. – Der erste von der Königlichen Regierung in Koblenz am 25.07.1817 bestallte Vettelschosser Schullehrer hieß Anton Neifer. Er stammte aus Kalenborn und wohnte in Willscheid, und zwar in dem Objekt, das älteren Bürgerinnen und Bürgern noch als die „Gastwirtschaft von Anton Thomé“ in Erinnerung ist. – Anton Neifer und Ägidius Kretz (Vater von Anton Kretz, dem Namengeber von Kretzhaus) wohnten vis-a-vis in Kalenborn (getrennt durch den Dorfweg bzw. die Kalenborner Straße) und waren unzertrennliche Spielkameraden und Freunde. Die Taufpatin von Ägidius Kretz war die Mutter von Anton Neifer. Und der Trauzeuge von Ägidius Kretz war sein Kumpel Anton Neifer. 

  88. 88.Das „Ale Hus“ (v.l.n.r.): Heinrich † 1969, Peter † 1995, Heinrich † 1986, Anna † 1962, Helene (Len) † 2006, Veronika (Frunn) † 1985. Die Aufnahme dürfte 1911/1912 entstanden sein. Dieses typische, lichtarme und bescheidene „Ale Hus“ oder „Saals-Hüschen“ war mit Stroh gedeckt (es wurde in den 1960er Jahren abgerissen) und ist vermutlich um/nach 1800 entstanden. Von diesen einfachen Westerwälder-Fachwerk-Behausungen, die nur am Eingang eine Feuer- und Kochstelle hatten, befanden sich Dutzende in und um Vettelschoß. 

  89. 89.Das „Hunschaftskreuz“ von 1760/1850 mit dem aufgesetzten oberen Teil des Kriegerdenkmals von 1928 als Kriegerdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Bürger der Kirchengemeinde Vettelschoß. Davor befindet sich die Grabstätte von Anna Maria Gärtner geborene Stümper und Johann Jacob Gärtner. Außerdem sollen dort die Urnen seines Sohnes (Peter Gärtner) und die dessen Ehefrau „versenkt“ worden sein. 

  90. 90.Pastor Peter Isermann mit dem „Jungmänner-Verein Vettelschoß“ bzw. dem offiziellen „Katholischen Jung-Männer-Verband“ in Vettelschoß (KJMV) und dessen Jugend- oder Sportgruppe sowie dem Tambourcorps im Jahre 1924 vor der Sakristei und Kirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß. In der Tür zur Sakristei gibt sich der langjährige Küster, Mathias Ewenz, Vettelschoß, zu erkennen. Das Foto dürfte zwischen 1910/1915 bis 1920 entstanden sein. 

  91. 91.Die Sportgruppe des „Jungmännervereins“ von Vettelschoß mit ihrem Pastor Ferdinand Gerhardus und dem Präses des KJMV Vettelschoß, Johnann Kröll aus Vettelschoß. 

  92. 92.Die Kicker der DJK Vettelschoß (womöglich um 1924) auf dem ersten „Sportplatz“ in der Gemeinde Vettelschoß. Obere R.v.l.n.r.: ?; ?; ?; ?; Peter Mohr, Vettelschoß. Untere R.v.l.n.r.: ?; Wilhelm Saal, Vettelschoß; Johann Mohr, Vettelschoß; Johann Matthias Ewenz, Vettelschoß; ?; ?; ?;. 

  93. 93.Diese Zeichnung vom „Gasthof-Hecken“ in Vettelschoß dürfte auf die 1920er Jahre zurückgehen. 

 


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