Von der Wiese als „Spiel- und Turnplatz“ zum
Kunstrasen-Sportplatz in Vettelschoß
Sportler der DJK Vettelschoß gründeten den SV Vettelschoß
Die herausragenden Ereignisse des Jahres 1924 in Vettelschoß
Von H. H. Mohr
Eine „schweißtreibende“ Entwicklung
Der wohl erste so genannte „Sportplatz“ in Vettelschoß – er glich mehr einem „bäurischen“ Bolzplatz – befand sich etwa hinter den Gärten der jetzigen Wohnobjekte in der Michaelstraße 26, 32, 36 in Vettelschoß. Er hatte das Aussehen einer ausgestreckten, aber holperigen Wiese.
Diese Wiese wurde zu jener Zeit noch als die „gemeine Mark“ oder der Allgemeinheit gehörendes Weideland verstanden, auf dem vorwiegend die „Kühe“ bzw. Ziegen der Arbeiterfamilien grasten. Dort war zwar nicht „die Welt zu Ende“, aber der „Sportplatz“ lag schon außerhalb des überwiegend landwirtschaftlich strukturierten kleinen Dorfes, wo jeder jeden kannte und das wie „Vettel“ = „Viertel“ und „schoß“ = „im/am Hang“ bzw. Vettelschoß = ein Viertel (Land), das im/am Hang gelegen war, zu deuten ist.
Vermutlich nur an Sonntagen – oder wenn Feiertag war – und vorwiegend in den Sommermonaten fanden die anspruchslosen Jugendlichen der Gemeinde Vettelschoß, die der Sportgruppe des „Katholischen Jung-Männer-Verbandes“ (KJMV) – „Jungmännerverein“ – oder der Deutschen Jugendkraft (DJK) – „Jugendverein“ – in Vettelschoß angehörten, entsprechende Muße, sich auf dem „Sportplatz“ zu tummeln, weil sie meistens in den elterlichen Klitschen als unentbehrlich galten oder schon in jungen Jahren bis spätabends Schwerstarbeit in den heimischen Basalt-Steinbrüchen oder lehmigen Quarzit-Gruben leisteten und notgedrungen dort für die Eltern oder bereits für die eigene Familie im Brotberuf standen. 1
Es war zu jenen Tagen noch etwas von der ursprünglichen Poesie des Dorflebens vorhanden. In den vergangenen fünfzig oder vierzig Jahren haben sowohl Vettelschoß als auch die umliegenden Weiler und Dörfer ihr Aussehen dramatischer verändert als in Jahrhunderten davor.
Vor allem in den 1960er/1970er Jahren stürzte die sogenannte Progression als Fortschritt über das alte Bauernland und riss vom Brauchtum bis zum Handwerk alles fort, was bis dahin für Stetigkeit und Beständigkeit gesorgt hatte. Mit der rasanten Urbanisierung (verstädtern) der Dörfer wuchs zwar der Wohlstand, aber die Transformation (Umgestaltung) vom Bauerndorf zur „Vorstadt“ brachte auch Schattenseiten mit sich.
Viele Dörfer verloren ihr heimeliges Ortsbild. Sie blähten sich auf durch den Zuzug von Neubürgern und wurden schließlich Schlaf-Orte für Berufs-Pendler. Die vorherigen Viehweiden und Äcker hatten die Kommunen rasch zu Neubaugebieten ausgewiesen und ließen sie schnellstmöglich bebauen.
Wahrscheinlich wurde diese Wiesen-Parzelle – der „Spiel- und Turnplatz“ bzw. der erste „Sportplatz“ in Vettelschoß – in früheren Zeiten von den Hon- oder Hunschafts-Honoratioren zum allgemeinen „Sportplatz“ für die Schulkinder erklärt, als etwa 200 Meter davon entfernt vor 1817 das erste „Schulzimmer“ und danach der erste „Schulsaal“ in Vettelschoß auf der Flur „aufm Hübelsfeld“ entstanden war. 2
Um diese Wiese als „Sportstätte“ zu erreichen, brauchten die Kinder damals nur den ehemaligen „Fuhrweg“ von Vettelschoß nach Willscheid – den jetzigen Willscheider Weg – zu überqueren.
Noch am 29.07.1899 meinten die Gemeindeväter von Vettelschoß: „Wir bewilligen nur 100 Mark zur Ausbesserung des Verbindungsweges Vettelschoß – Notscheid nach Willscheid an der Wohnung (Haus) des Landbriefträgers Wilhelm Wittlich (aus Rengsdorf, dem die Gemeindevertretung am 27.08.1897 dort eine Baustelle bewilligte), da der „Weg über die Plätz“ bzw. „De Wech üwer de Plätz“ nur ein Fuhrweg ist, der nur durch Viehweiden führt und für Fuhrwerke sehr selten gebraucht wird.“
Die ehemalige „Sport-Wiese“ diente allerdings noch bis 1924/1925 für den KJMV und die DJK in Vettelschoß als „Sportplatz“. 3
„Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben.“
(Albert Einstein)
Vom 10.07.1882 an entstand an der Stelle des ersten Schulkomplexes in Vettelschoß nach und nach ein Neubau mit Lehrerwohnungen. Es sind im Wesentlichen die Objekte am Willscheider Weg 2, wobei das eine (die zwei früheren Schulsäle) nunmehr als „Alte Schule“ bezeichnet wird und in dem seit Kurzem ein oder mehrere Ateliers eingerichtet wurden. 4
Im Protokoll der in Vettelschoß unter dem Ortsvorsteher bzw. Bürgermeister Josef Schmitz (vom „Schmitz-Hoff“, 1924 – 1929) aus Vettelschoß in Anwesenheit von Amtsbürgermeister Hugo Heffels (1909 – 1934) – der Vettelschoß in der Verpachtung der Steinbrüche („Geißen- und Türkenhügel“) am „Hüwwel“ sehr viel Trouble bereitete – aus Neustadt abgehaltenen Gemeinderatssitzung vom 23.10.1924 steht nach Punkt 16 zu lesen: „Wir beschließen, dem Jugendverein (DJK) und den Schulen (Volksschulen) Vettelschoß und Kalenborn (die in Kalenborn wurde am 03.11.1904 eingeweiht) „Auf den Plätzen“ („Ob de Plätz“ oder „aufm Platz“) die bisher von Eng. (Engelbert) Klein und Peter Knopp II gepachteten Parzellen als Spiel- und Turnplatz zur Verfügung zu stellen. Die Pächter werden von der Zahlung des Pachtpreises entbunden. Alle sonstigen Forderungen muß der Jugendverein begleichen.“ 5
Das war wohl die Geburtsstunde des zweiten und eigentlichen Sportplatzes „Ob de Plätz“, in dessen Umfeld schließlich das beeindruckende und gepflegte „Sportzentrum“ von Vettelschoß entstanden ist.
Der Grund für die seinerzeitige Verlegung des „Spiel- und Turnplatzes“ und die „rasche“ Entscheidungsfindung der ansonsten behäbigen Gemeindeväter von Vettelschoß dürfte die Drahtseilbahn der Firma Gebrüder Uhrmacher bzw. Christian Uhrmacher & Söhne aus Oberkassel gewesen sein, die vom „Hüwwel“ („Geißen-und Türkenhügel“) seit dem Jahre 1914 (bis 1939/1940) quer über das „Spielfeld“ des „Spiel- und Turnplatzes“ zur Brecher-Anlage und Bahn-Verlade-Stelle ins „Ale Hohn“ (Im alten Hohn) verlief. Auf dieser Strecke sind immer wieder Basalt-Brocken aus den Loren gefallen, sodass auch die Schulkinder auf dem ersten „Sportplatz“ von Vettelschoß äußerst gefährdet waren und ihres Lebens nicht mehr sicher sein konnten.
Am 29.12.1924 beschloss der Gemeinderat von Vettelschoß unter Punkt 5: „Dem Antrage des Joh. Klein in Vettelschoß auf Belassung der dem Jugendverein zur Verfügung gestellten Wiesenparzelle wird stattgegeben.“ 6
Das Protokoll der Gemeinderatssitzung in Vettelschoß vom 03.08.1925 unter dem Gemeindevorsteher Josef Schmitz besagt unter Ziffer 5: „Bevor wir uns über die Zuweisung eines Sportplatzes an die Jugendkraft Vettelschoß endgültig schlüssig werden, soll eine Ortsbesichtigung durch die Gemeindevertretung stattfinden unter Zuziehung eines Vertreters des Jugendvereins. An Ort und Stelle wird alsdann die genaue Größe festgelegt. Die Übergabe erfolgt erst nach Ablauf der Pachtzeit der betr. Grundstücke.“ 7
Daraus lässt sich folgern, dass die Initiative für die Zuweisung des Wiesen-Geländes „Auf den Plätzen“ („Ob de Plätz“) als Sportplatz im Jahre 1924/1925 durch die Gemeinde Vettelschoß ausschließlich der DJK zuzuschreiben ist.
Der erste Ausbau des neuen Sportplatzes „Ob de Plätz“
Unter Punkt 10 der Gemeinderatssitzung vom 10.12.1925 beschlossen die Gemeindeväter: „Auf Antrag des Pastors Ferdinand Gerhardus“ – er kam am 15.07.1925 als Pfarrvikar nach Vettelschoß und trat am 18.11.1930 die Pfarrstelle in Irlich an – „betr. Instandsetzung des Sportplatzes für den Jugend- (DJK) und Jungmännerverein (KJMV) beschließen wir, daß der Baubeamte Prion dem Verein bei der Planierung usw. an Hand zu gehen hat, im übrigen aber die Arbeiten den Vereinsmitgliedern überlassen bleiben soll. Die Gemeinde ist bereit, den etwa erforderlichen Sand zu stellen.“ 8
1925 hatte die Gemeinde Vettelschoß 850 Einwohner, 1933 waren es 1.022 und 2009 zählte die Bürgerschaft 3.308 Personen.
Der Haushaltsplan für 1924 betrug in Einnahmen und Ausgaben für die Gemeinde Vettelschoß 23.500 Mark, 1925 wurde der Haushalt über 34.400 Mark verabschiedet und 1926 waren es 32.200 Mark. Im Jahre 2009 debattierte man in Vettelschoß vollmundig über einen Verwaltungs- und Vermögenshaushalt von insgesamt mehr als zwölf Millionen Euro. Ein Nonplusultra für unsere in Armut geborenen und verstorbenen Ahnen, die es in ihrer Zeit nicht einmal gewagt hätten von einer solchen Entwicklung der Gemeinde Vettelschoß zu träumen!
In Punkt 4 des Protokolls der Gemeinderatssitzung vom 09.04.1926 wird erklärt: „Für die Beschüttung des Sportplatzes mit Schlackenmaterial bewilligen wir einhundert Mark an Fuhrlohn. Das Anfahren soll durch den Gemeindevorsteher (Josef Schmitz) öffentlich vergeben werden.“ Hugo Heffels und Johann Müller waren erneut zugegen und Gäste der Sitzung in Vettelschoß.
Am 07.03.1928 beschloss der Gemeinderat von Vettelschoß unter Punkt 6: „Für die Beschüttung des Sportplatzes mit Schlacke bewilligen wir der Deutschen Jugendkraft (DJK) Vettelschoß einen Barzuschuß von 50 Mark.“ 9
Aus dem alten und ersten „Sportplatz“ in der Gemeinde Vettelschoß wurde später eine Holzlager-Stätte für das im Gemeindewald geschlagene Nutzholz. Dort fand auch die Versteigerung oder der Verkauf des Holzes statt. Im Jahr oder kurz nach der Währungsreform (1948) wurde auf diesem Terrain und auf den angrenzenden Wiesen ein Viehmarkt abgehalten, den das Bürgermeisteramt in Neustadt unter Amtsbürgermeister Junior initiiert hatte.
Die DJK (Deutsche Jugendkraft)
Die katholische Jugendbewegung begann mit der Gründung von Jugend- und Jungmänner-Vereinen. Der Katholische Jung-Männer-Verband (KJMV) war durch den schrittweisen Zusammenschluss der Diözesanverbände ab 1896 entstanden und 1926 mit dem Beitritt der bayerischen Diözesen abgeschlossen. Enge Kontakte bestanden zu dem 1896 gegründeten „Verband der katholischen Jugend- und Jungmänner-Vereine Deutschlands“ (KJMV), dem Dachverband für die west- und norddeutschen Diözesen, der von Dr. Joseph Drammer (1851 – 1929) geleitet wurde.
Sein Nachfolger, Carl Mosterts (1874 – 1926, General-Präses ab 1907), begann mit dem Ausbau des Sekretariats in Düsseldorf als Verbandszentrale sowie als Verlagsort für die Präsides und die Mitgliederzeitschriften.
Eine allmähliche Schwerpunktverlagerung wurde nach dem Ersten Weltkrieg eingeleitet, als ältere Jugendliche – teilweise Kriegsheimkehrer, die so genannten Jungmänner – in den Vereinen blieben. Sie beeinflussten das Vereinsleben und beteiligten sich an der Vereinsführung.
Auch Vettelschoß hatte einen zahlenmäßig starken „Jungmännerverein“ (KJMV), dessen Gründung womöglich auf Pastor Peter Isermann zurückgeht. Er kam am 13.05.1909 als Pfarrvikar nach Vettelschoß und wurde zum 01.06.1925 als Pfarrer nach Zerf (St. Laurentius), Dekanat Hermeskeil – Keil am See, versetzt. Der KJMV Vettelschoß mit einer zahlenmäßig starken Sportgruppe war 1925/1926 noch existent.
1920 reagierte man auf die zunehmende Bedeutung des Sports und gründete in Würzburg unter Federführung von Prälat Carl Mosterts zusammen mit den „Katholischen Gesellenvereinen“ die „Deutsche Jugendkraft“ (DJK) als gesonderte katholische Sportorganisation, die von Anfang an als ein katholischer Sportverband für Leistungs- und Breitensport in Deutschland galt.
Im Jahre 1924 beschlossen Vertreter aller Diözesen das von Prälat Ludwig Wolker formulierte „Fuldaer Bekenntnis“ als gemeinsames Programm. 1926 schlossen sich die bayerischen Diözesanverbände endgültig dem allgemeinen KJMV an.
Gleichzeitig wählten die Diözesan-Präsides den Prälaten Ludwig Wolker zum „General-Präses“ und Leiter des Jugendhauses in Düsseldorf. Offiziell gleichberechtigt stand neben dem General-Präses der „Reichsobmann“ als oberster Laien-Führer, der von den „Diözesanleitern“ gewählt wurde.
Unter der nationalsozialistischen Herrschaft kam es schon 1933 zur Auflösung der ersten Ortsvereine der DJK. Der Reichsführer der DJK, Adalbert Probst, wurde am 01.07.1934 von der Gestapo verhaftet und am 02.07.1934 erschossen.
Parteipolitisch war der KJMV offiziell neutral. In der Praxis stand er der Zentrumspartei nahe. Im Wahlkampf 1933 bezog der KJMV in eigenen Kundgebungen eindeutig Stellung gegen die NSDAP. Am 25.01.1938 lösten die Nationalsozialisten den KJMV in Bayern auf und am 06.02.1939 im ganzen Deutschen Reich.
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb 1947 Prälat Ludwig Wolker die Einigung der oftmals gegeneinander agierenden Sportverbände und trug so maßgeblich zur Gründung des Deutschen Sportbundes (DSB) im Jahre 1950 bei.
Die erneute Gründung des DJK-Sportverbandes als Dachverband des katholischen Sports erfolgte 1947 unter dem Namen „Verband für Sportpflege in katholischer Gemeinschaft“.
Über die Frage, ob die DJK wie vor dem Kriege aber als rein katholischer Verband mit einem eigenen Spielbetrieb („DJK Zentralverband“) oder als in den weltanschaulich neutralen DSB integrierte Organisation („DJK Hauptverband“) verstanden werden sollte, gab es einen heftigen Richtungsstreit.
Erst 1961 schlossen sich die bis dahin getrennten DJK-Verbände im Männersport zusammen. 1970 vereinigten sich die bis dahin getrennten Verbände im Mannes- und Frauensport.
Der DJK-Sportverband ist in Landes- und Diözesanverbände gegliedert. Heute sieht sich der DJK-Sportverband als Mittler zwischen Kirche und Sport. Sitz des Verbandes ist Düsseldorf. Die DJK ist – wie auch der jüdische Sportverband („Makkabi Deutschland“) – Mitglied im Deutschen Olympischen Sportbund.
Vettelschoß und die DJK
Es bleibt weiterhin „eine gute Frage“, wann und durch wen die DJK oder der KJMV in Vettelschoß gegründet wurden? Die präzise und einfache Beantwortung dieser Themen „schlummern“ in Kartons im Vettelschosser Pfarrhaus.
Die Gründung der DJK in Vettelschoß erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit durch den Pfarrverwalter (Pfarrvikar) Peter Isermann nach 1920 und musste 1934 aufgelöst werden. Den Grundstock für die DJK legte der KJMV, der 1939 verboten wurde.
Durch die Initiativen des Geistlichen Peter Isermann und aufgrund seiner guten Kontakte zur „Zentrumspartei“ (Partei des politischen Katholizismus) auf Landesebene erreichte Vettelschoß schließlich zum 07.09.1925 die Trennung (Abpfarrung oder Auspfarrung) – nach vielen Animositäten aus dem Wied-Tal – von der alten Pfarrei St. Margaretha (Margarita) in Neustadt.
Pastor Peter Isermann tat viel für Vettelschoß, ließ sich auch von Neustadt nicht die „Butter vom Brot nehmen“. Insbesondere den dortigen Pfarrern Thomas Kappes und vor allem Paul Josef Scholten wagte er Paroli zu bieten. Bei den Problemen zwischen Vettelschoß und Neustadt, die zum Teil in persönliche Streitigkeiten ausarteten, ging es um die Erstattung von Kirchengeldern („Klingelbeutelgeldern“), aber auch um die Verselbständigung von Vettelschoß unter Einbeziehung der von Trier gewünschten Ortschaften Rott, Rotterheide und Unterelsaff in die künftige Pfarrei Vettelschoß.
Offenbar wegen seines kargen Priester-Gehaltes wurde Peter Isermann anfangs mit jährlich 1.000 bzw. 2.000 Mark (Inflationszeit) und zuletzt mit 500 Goldmark im Jahr aus dem „Gemeinde-Säckel“ von Vettelschoß bezuschusst. Kurz vor seiner Versetzung aus Vettelschoß versuchte der beliebte Geistliche vergeblich Pfarrer in Neustadt zu werden. Er ist am 04.12.1952 in Niederbreisig verstorben.
Pastor Peter Isermann gründete 1911 in Vettelschoß eine „Volksbibliothek“, die sich später „Borromäusbücherei“ nannte. Es ist die jetzige KÖB = „Katholische Öffentliche Bücherei“ in Vettelschoß, die sich seit 1977 „Katholische Öffentliche Bücherei St. Michael“ nennt. Ebenfalls in die Zeit dieses Theologen fällt die Gründung des Junggesellen-Vereins „Frohsinn“ 1920 e.V. in Vettelschoß. 10
Aber auch in die Periode des Seelsorgers Peter Isermann wurde der „Sebastianus“-Schützenverein in Vettelschoß ins Leben gerufen. Der Gemeinderat von Vettelschoß beschloss am 09.04.1926, diesem Schützenverein das erforderliche Gelände zur Errichtung eines Schießplatzes kostenlos zur Verfügung zu stellen.
Unter dem 26.04.1927 steht im Protokoll: „die Gemeinde Vettelschoß überlässt dem Schützenverein Vettelschoß die bisher von Johann Kurtenbach gepachtete Wiesenparzelle auf den Plätzen zur Errichtung eines Schießstandes gegen Zahlung einer Jahresanerkennungsgebühr von zwei Mark.“ – Damit war wohl schon vor 83 Jahren der erste Schritt zur Anlage eines „Sportzentrums“ in Vettelschoß („Ob de Plätz“) getan!
Jedenfalls versuchten die Vettelschosser Initiatoren des KJMV und der DJK die Anregungen von Johann Christoph Friedrich GuthsMuths („Turn-Großvater“) und Friedrich Ludwig Jahn („Turn-Vater“) zeitgemäß in die Tat umzusetzen. 11
Der Turner-Wahlspruch „frisch, fromm, fröhlich, frei“ wird dem „Turn-Vater“ zugesprochen, der 1816 in seinem Buch „Die deutsche Turnkunst“ eine ähnliche Formulierung gebraucht hatte.
Doch nach dem derzeitigen Erkenntnisstand wurde die geläufige Redensart von dem turnerischen National-Pädagogen Hans Ferdinand Maßmann, einem Schüler Jahns, geprägt und geht auf einen Studenten-Spruch des 16. Jahrhunderts zurück. 12
Die Abkürzung der vier „FFFF“ – zum so genannten Turnerkreuz zusammengestellt – bedeutet:
„Frisch ans Werk!
Fromm im Glauben an die Gemeinnützigkeit und Wertbeständigkeit des Schaffens.
Fröhlich untereinander.
Frei und offen in allem Handeln.“
Tatsächlich gab es vor 1924 in Vettelschoß schon die DJK mit einer breiten sportlichen Angebotspalette, allerdings ausschließlich für männliche Jugendliche. Die DJK war offensichtlich in der Bevölkerung besser als „Jugendverein“ bekannt. Das Fußballspielen scheint von Anfang an in Vettelschoß sehr populär gewesen zu sein. Schon 1919 will man in Fernthal unter DJK als Mannschaft aktiv Fußball gespielt haben!
Die Jugendlichen der DJK aus der Gemeinde Vettelschoß spielten neben Fußball auch Handball und Schlagball. Sie betrieben aber vor allem Leichtathletik. In der Disziplin „Gerätturnen“ (auch Kunstturnen oder Geräteturnen) soll Vettelschoß sehr erfolgreich gewesen sein.
Wahrscheinlich hatte die DJK Vettelschoß bereits 1924/1925 eine gute Fußballmannschaft und vor 1928/1929 spielte sie schon Fußball auf Vereins-Ebene, bis die DJK 1934 aufgelöst und 1935 verboten wurde. Nun gab es den „Reichsbund für Leibesübungen“. Aber dazu lässt sich in den Annalen über Vettelschoß nichts finden.
Durch die Aktivitäten der Hitlerjugend (HJ) und den nach und nach erfolgten Einberufungen der Jugendlichen zum Kriegsdienst waren bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Breitensport der Gemeinde Vettelschoß keine besonderen Aktivitäten zu verzeichnen.
Eigentlich erst nach der Währungsreform (1948) erinnerten sich die Jugendlichen und Jungmänner vor allem zum Fußballspielen wieder an den Sportplatz „Ob de Plätz“ in Vettelschoß, der inzwischen zugewachsen war und vornehmlich von den Bewohnern aus der „Hübelsheck“ und dem “Hübelsfeld“ („Hüwwelzeck“) als öffentliche Weide für ihre Kühe, Schafe und Ziegen genutzt wurde.
Da der Sportplatz nur eine Umzäunung aus abgeschlagenen/abgestorbenen jungen und meist ungeschälten Fichten hatte, mussten die Spieler vor jedem Fußballspiel ihren Sportplatz von Kuhfladen befreien oder die allzu frischen mit Sand oder Erdreich von Maulwurf-Hügeln abdecken.
Unter der Mitwirkung von ehemaligen Sportlern der DJK wurde – mit hoher Wahrscheinlichkeit in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg – der SV Vettelschoß gegründet, der in den 1950er Jahren hinreißende Fußballspiele zu bieten hatte und mit einer immer begeisterten wie zahlreichen Zuschauerschar rechnen konnte, die bei Wind und Wetter ihrer Mannschaft die Stange hielt.
Wer waren wohl die erforderlichen „sieben Freunde“ bzw. DJK-Sportler und andere Fußballbegeisterte (Gründungsmitglieder), die den SV Vettelschoß aus der Taufe hoben und die erste Satzung ausarbeiteten sowie in welcher Gaststätte fand die konstituierende Sitzung (Gründungsversammlung) des SV Vettelschoß (vermutlich in der „Zum Backmann's Jupp“ in Vettelschoß, Michaelstraße 7) statt?
1924 als das eigentliche Jahr der Gründung des Sportvereins (SV) in Vettelschoß festzulegen, gibt nur Sinn, wenn der Zeitabschnitt der Fußballer in der DJK entsprechende Berücksichtigung findet. Dennoch muss der faktische Zeitpunkt der Etablierung des „Sportvereins“ in Vettelschoß nach den Kriegswirren (1945/1946) zunächst weiter fiktiv bleiben; es sei denn, das „Pfarrarchiv“ gibt mehr her! – Womöglich fand auch keine formelle Neugründung statt, sondern die Altvordern nannten die DJK bzw. den so genannten „Jugendverein“ schlicht „Sportverein“, den lange Jahre nur die Fußballer repräsentierten.
Der Sportplatz „Ob de Plätz“
Dieser Sportplatz „Ob de Plätz“ oder „aufm Platz“ („Auf den Plätzen“) in Vettelschoß war insbesondere Ende der 1940er und Anfang der 1950er Jahre ausschließlich dem Sport- bzw. Fußball-Verein in Vettelschoß vorbehalten. Er wurde im Laufe der Jahre immer wieder ausgebessert, mit Dränagen versehen, eingeebnet und mit Kies/Sand abgedeckt – bis die einst „steinreiche“ und „Geld arme“ Gemeinde Vettelschoß finanziell gesundete und die Errichtung eines „Sportzentrums“ ins Auge fasste.
Der SV Vettelschoß nannte sich dann SV Vettelschoß/Kalenborn und eine Zeit lang in den 1970er Jahren (offiziell erst 1979) – als der Sportverein von der Firma STREIF bzw. von Hans Streif gesponsert wurde – „SV STREIF Vettelschoß/Kalenborn 1924 e. V.“. Die Spieler trugen Trikots mit dem Logo der STREIF-Firmen-Gruppe, die ihren Hauptsitz in Vettelschoß hatte. Am 21.01.2000 wurde beim Amtsgericht der Name wieder in „SV Vettelschoß-Kalenborn 1924 e. V.“ geändert.
So wie nach 1893 die Bürger der Gemeinde Vettelschoß auf die Frage: „Un wat mast du?“ (Und was machst du?) antworteten: „Ech bin bi de Basalt!“ (Ich bin bei der Basalt!) – So hieß es in den 1960er/1970er Jahren im Gemeindegebiet von Vettelschoß: „Ich bin bei STREIF!“
Inzwischen verfügt der „SV Vettelschoß-Kalenborn 1924 e. V.“ über mehrere Abteilungen mit qualifizierten und interessanten sportlichen Veranstaltungs- oder Betätigungs-Angeboten und der „Fußball“ ist nur noch eine Abteilung „unter ferner lieven“ – aber sehr erfolgreich und ein Publikumsmagnet.
Als Hans Streif 1977 die „Mechelwerke“ in Kaiserslautern als Produktionsstätte für den Bereich „Ausbau“ – das Hauptprodukt war „Versetzbare Innenwände“ – erworben und es als Werk IX in die Streif-Firmen-Gruppe in Vettelschoß eingliedert hatte, meinte er kurze Zeit später: „Diese Übernahme war kein guter Schachzug“. – „Auch hatten wir Mühe, die erforderlichen Fachkräfte in Kaiserslautern zu finden.“
„Um das zu erleichtern, wurden wir für zwei Jahre (1979 – 1981) der Sponsor für den 1. FC Kaiserslautern (1. FCK oder FCK), auf dessen Trikots der Name STREIF den Kaiserslauterern ihre neue Firma näherbringen sollte. Unser Bemühen hatte in der fußballbesessenen Stadt (großen) Erfolg. Der Zulauf war so, daß wir unseren Bedarf decken konnten.“
Den ersten und sehr erfolgreichen Nach-Kriegs-Fußball-Mannschaften des SV Vettelschoß gehörten unter anderen (es waren meist junge Kriegsteilnehmer, die aus Internierungslagern oder aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt waren) an: Willi Becker, Kalenborn; Ludwig Homscheid, Oberwillscheid; Anton Hoppen, Vettelschoß; Werner Knopp, Vettelschoß; Matthias Lehmann, Vettelschoß; Paul Manns, Vettelschoß; Willi Mies, Mittelelsaff; Albert Plag, Vettelschoß; Josef Plag, Vettelschoß; Peter Prangenberg, Kalenborn; Josef Salz, Vettelschoß; Willi Schumacher, Willscheid; Reinhold Simon, Vettelschoß; Eduard (Edi) Schneider, Oberelsaff; Hermann Josef Stockhausen, Vettelschoß; Hugo Stockhausen, Vettelschoß; Johann Stockhausen, Willscheid; Richard Stockhausen, Vettelschoß, um nur einige zu nennen.
Das Vereinslokal des SV Vettelschoß war – wie schon zur Zeit der DJK – die alte Gastwirtschaft „Zum Backmann's-Jupp“ mit den sympathischen Wirts-Leuten (Josef Hecken und Anna genannt „Backmann's-Ännche“ geborene Menzenbach) – in Vettelschoß, Michaelstraße 7.
Um 1953 verlegte Josef Hecken seine Gastronomie (mit Saal) in einen Neubau in die Michaelstraße 44, die unter dem traditionellen Namen als Gastwirtschaft „Zum Backmann's-Jupp“ und in seinem Sinne von der Tochter Josefine verheiratete Widerstein weitergeführt wird.
Auch die ebenfalls historische und urige Gastwirtschaft mit Saal und dem „großen Zimmer“ von Anton Thomè in Willscheid (von Willi Schumacher eine Zeit lang weitergeführt) war kurzzeitig das Treff- und Vereinslokal der Sportler des SV Vettelschoß/Kalenborn. Diese Lokalität gehört aber schon lange der Vergangenheit an.
Am 12.08.1949 beschloss der Gemeinderat von Vettelschoß unter Bürgermeister Johann Kröll, Vettelschoß, folgendes: „Dem Antrage des Sportvereins auf Niederschlagung der Vergnügungssteuer vom 07.08.1949 wurde entsprochen“; denn die Fußballer des SV Vettelschoß hatten in dieser noch armen Zeit aus Anlass des 25jährigen Bestehens im Saale und in der traditionsreichen Gaststätte „Zum Backmanns’s-Jupp“ in Vettelschoß eine Tanzveranstaltung abgehalten.
Im Gemeinderats-Protokoll vom 12.08.1949 heißt es weiter: „Bezüglich des Antrages des Sportvereins Vettelschoß auf Benutzungsrecht (des Sportplatzes) wird unter Bezugnahme der Beschließung (Beschlussfassung) der Gemeindevertretung vom 23.10.1924 beschlossen: Nachdem der damalig bestehende sporttreibende Verein schon jahrelang nicht mehr bestand und auch keineswegs anderweitige Ansprüche auf Benutzung des Sportplatzes (bestehen), wird dem Sportverein sowohl als auch allen anderen sporttreibenden Organisationen sowie auch den Schulen Vettelschoß und Kalenborn der Sportplatz zu gleichen Rechten und Pflichten zur Benutzung überlassen. Bei evtl. Streitigkeiten bezüglich des Spiel- und Trainingsplanes entscheidet die Gemeindevertretung.“
Wie haushälterisch die Gemeindeväter zu jener Zeit und besonders in den 1950er Jahren mit Ausgaben für den Sportplatz vorgingen, ist aus den nächsten Protokollen des Gemeinderates von Vettelschoß zu ersehen.
Am 13.03.1952 unter dem Beigeordneten Willi Schumacher, Willscheid, in Anwesenheit von Amtsbürgermeister Johann Junior (02.12.1948 bis † 31.10.1955) wurde unter Punkt 5 protokolliert: „Für die Eindeckung des Sportplatzes mit Abfallmaterial vom Schmelzwerk Kalenborn übernimmt die Gemeinde die Anfuhrkosten unter der Bedingung, daß der Sportverein die Drainagearbeiten vorher ausführt. Die ordnungsmäßige Ausführung der Arbeiten sollen die Gemeindevertreter (Matthias) Menzenbach, (Kau), (Anton) Fuchs, (Kalenborn), (Peter) Kurtenbach, (Vettelschoß), und (Peter) Homscheid, (Kalenborn), überwachen.“
Punkt 4 des Protokolls vom 08.02.1953 unter Bürgermeister Willi Schumacher, Willscheid, besagt: „Dem Antrage des Sportvereins Vettelschoß auf Steuerniederschlagung wurde stattgegeben.“ Es dürfte sich wieder um die Vergnügungssteuer gehandelt haben, die nach einer Tanzveranstaltung fällig geworden war.
Die Ziffer 3 des Gemeinderats-Protokolls vom 20.04.1953 beinhaltet: „Wegen Instandsetzung des Sportplatzes soll eine Kommission – bestehend aus den Mitgliedern (Johann) Kröll, (Vettelschoß), (Albert) Zimmermann, (Kalenborn), und (Anton) Fuchs, (Kalenborn) – im Benehmen mit dem Sportverein feststellen, welche Arbeiten erforderlich sind und entsprechende Vorschläge der nächsten Sitzung unterbreiten.“ Diese Gemeinderatssitzung stand unter der Leitung von Bürgermeister Willi Schumacher in Anwesenheit des Amtsbürgermeisters Johann Junior aus Neustadt.
Und Ziffer 2 des Protokolls vom 22.05.1953 besagt: „Zur Renovierung des Sportplatzes werden 2.000 DM bewilligt, die Eindeckung übernimmt der Wegearbeiter mit dem Vorbehalt, daß die Sportvereine die Grundarbeiten selbst übernehmen.“
Unter Punkt 5 am 27.01.1954 steht: „Für den Sportplatz wird ein weiterer Zuschuß von 500 DM bewilligt.“
Als Idol des Fußballs – auch auf dem Lande und in Vettelschoß – galt schon damals Josef „Sepp“ Herberger, deutscher Fußball-Trainer von 1936 – 1942 und von 1950 – 1964. Wer erinnert sich nicht an seine einfältigen Sprüche?
„Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten.“
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.“
„Der nächste Gegner ist immer der Schwerste.“
„Der Ball hat immer die beste Kondition.“
Nur für kurze Zeit gab es in den 1950er Jahren in Vettelschoß eine Frauenhandball-Mannschaft. Dieser gehörten unter anderen Anna Lenz geborene Zimmermann, Vettelschoß, und Gertrud Zimmermann, Vettelschoß, an. Weitere Einzelheiten und Fotos waren bisher leider nicht zu eruieren. Alles ist – so scheint es – der Vergessenheit anheimgefallen!
Der Damenfußball des SV Streif Vettelschoß-Kalenborn e.V. hatte mehr Fortune! – Die Idee zur Gründung einer Damenfußball-Mannschaft in Vettelschoß entstand auf dem Kinderfest der alten Herren (Club vom blauen See) nach dem „Torwandschießen“.
Als die Mädchen und Damen im Turnier wider Erwarten erfolgreich abgeschnitten hatten, waren sie so motiviert, dass die Etablierung einer Mannschaft als Abteilung im SV Streif Vettelschoß-Kalenborn nur noch als eine formale Sache betrachtet wurde. Nachdem auch noch ein Trainer (Reinhold Kröll) zur Verfügung stand, galt die Damenfußball-Mannschaft in Vettelschoß als gegründet.
Auf dem Sportfest im Sommer 1970 spielte erstmals eine Damenfußball-Mannschaft des SV Vettelschoß-Kalenborn auf dem Sportplatz „Ob de Plätz“, allerdings im neutralen Fußball-Dress. Etwas später erhielten die „ladylike“ Kickerinnen wie die männlichen Fußballspieler die „Leibchen“ bzw. Trikots mit dem Firmenlogo von STREIF; denn auch für die Damen fungierte die STREIF-Firmen-Gruppe als Mäzenin.
Die Basis für die erste Damenfußball-Mannschaft in Vettelschoß bildete die damalige Gymnastikgruppe unter der Leitung von Änni Claasen, die als sehr sympathisch und ausgleichend empfunden wurde. Der weitere Nachwuchs kam bis auf Weiteres aus der 1977 gegründeten „Mädchenmannschaft“ des SV Vettelschoß-Kalenborn, die sich ebenfalls rasch in Meisterschaftsspielen bewährte und ansehnliche Matchs lieferte. Etwa 15 Jahre lang war Hans-Ludwig Homscheid der Trainer der sehr erfolgreichen Damenfußball-Mannschaft in Vettelschoß.
Doch als die „Mädchen“ in die Jahre gekommen waren, tauchten Nachwuchsprobleme auf. Es wurde zwar der Versuch gemacht, sich kurzfristig mit der Damenfußball-Mannschaft in Asbach zusammenzuschließen, doch leider nur von kurzer Dauer.
„Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei!“
So besteht derzeit in Vettelschoß nur noch eine „Mädchenmannschaft“, die ab und an „Ob de Plätz“ in der Sporthalle oder auf dem Kunstrasen-Sportplatz beim Spiel mit dem Fußball zu beobachten ist. Aber was momentan nicht ist, kann ja wieder werden! Dagegen sind die „Herren“ mit ihrer ersten Fußball-Mannschaft momentan sehr erfolgreich. Sie haben sich in der Tabelle der Kreisliga B einen beachtlichen Spitzenplatz erkämpft!
Die Damenfußball-Mannschaft war damals eigentlich ein Novum für das konservative Vettelschoß. Für diese „Emanzipation“ im SV Vettelschoß-Kalenborn wurden die Frauen und Mädchen zunächst mit Skepsis beäugt, zeigten aber Selbstvertrauen und Courage, was letztlich zum Erfolg führte. Dieses ist aus den Grußworten der Honoratioren anlässlich der Mädchen- und Damenturniere (14./15.06.1980) zum zehnjährigen Bestehen der Damenfußball-Mannschaft in Vettelschoß in aller Deutlichkeit zu schließen.
„Ein Blick in die Vergangenheit hat nur Sinn,
wenn er der Zukunft dient.“
(Dr. Konrad Adenauer, erster Bundeskanzler
der Bundesrepublik Deutschland von 1949 – 1963.)
Sportstätten in der Gemeinde Vettelschoß
Am 07.09.2008 wurde im „Sportzentrum“ der Gemeinde Vettelschoß „Auf den Plätzen“ bzw. am Willscheider Weg der Kunstrasen-Sportplatz eingeweiht und zum Bespielen freigegeben. Die Platzierung ist jedoch nicht mehr identisch mit dem von unseren Vorfahren im Jahre 1925 angelegten „zweiten“ Sportplatz „Ob de Plätz“ in Vettelschoß.
Dieser „Spitzenplatz“ – ein in die Zukunft orientiertes Vorzeigeobjekt unter Bürgermeister Falk Hubert Schneider – kostete der Gemeinde Vettelschoß (nur aus Eigenmitteln finanziert) rund eine Million Euro. Der Kunstrasen-Sportplatz verfügt über eine moderne Flutlichtanlage, eine 100 Meter-Bahn, Sprunggrube und ein Kleinspielfeld für weitere Ballspielarten.
Zu den hervorragenden Sportstätten der Gemeinde Vettelschoß zählt aber auch der 1972 angelegte Sportplatz als Tennisplatz. Im Jahre 1977 wurde die große Sporthalle ihrer Bestimmung übergeben, die die Gemeinde 2004 um eine Gymnastikhalle erweiterte.
Der Bau weiterer Tennisplätze verwirklichte der SV Vettelschoß-Kalenborn 1924 e. V. mit Sitz in Vettelschoß. Dieser Sportverein verfügt inzwischen über ein breit gefächertes Sportangebot und mit einem Programm, das für jeden – ob Jung oder Alt oder nach Lust und Laune sowie Interesse – etwas bieten kann.
Aber die 1. Mannschaft des SV Vettelschoß-Kalenborn lässt nichts anbrennen. Sie knüpft an die Erfolge der gewohnten Fußball-Geschichte des SV Vettelschoß-Kalenborn an, wie die Chronik der vergangenen Jahrzehnte unter Beweis stellen kann. Die Verfolgung der Spiele ist schon ein Genuss für die Begeisterten des Fußballs nicht nur in der Gemeinde Vettelschoß; denn die Gäste an der brandneuen und der dem Trend entsprechenden Sportstätte – dem Kunstrasen-Sportplatz „Ob de Plätz“ – werden immer mehr.
Nach Gründung der Tennisabteilung 1977 wurde der erste von 4 Plätzen im Jahre 1979 fertiggestellt. Die letzten Tennisplätze waren 1982 bespielbar. Seit 1991 gibt es auch einen Golfplatz in Vettelschoß.
Die Sport-Schützen verfügen seit 1999 über einen Tontauben-Schießstand. Und seit 2003 können die Bogenschützen eine Bogenschießanlage nutzen.
In Kalenborn wurde am Samstag, 02.08.2008, offiziell der „Bolzplatz“ an der Bahnhofstraße eröffnet. Der Platz ist 16,5 mal 32 Meter groß und mit Kunstkautschuk in ziegelroter Farbe belegt. Weiße Linien kennzeichnen das Fußballfeld. Eine Vorrichtung für Streetball ist ebenfalls vorgesehen. Das Gelände umgibt ein vier Meter hoher Ball-Fang-Zaun. Der Zugang ist nur über ein Drehkreuz möglich.
Den Jugendlichen und den Bürgerinnen und Bürgern wird in der gut situierten Gemeinde Vettelschoß ein so breites sportliches Betätigungsfeld auf/in modernsten und hervorragend ausgestatteten sowie zentral gelegenen Sportanlagen für den Breitensport aller Altersklassen angeboten, die weit und breit konkurrenzfähig sind oder anderswo erst einmal gesucht werden müssen.
Aber zur Vervollständigung des auch mit Parkplätzen gut bestückten „Sportzentrums“ in Vettelschoß fehlt nun noch eine Schwimmhalle mit einer abwechslungsreichen Sauna-Landschaft! – Da ist wohl der Wunsch der Vater des Gedankens:
„Treibe Sport!“ – „Bleibe gesund!“ – „Sport verbindet!“
Bedeutung des Breitensports
Beim Sport ist schon lange „nicht mehr von der schönsten Nebensache der Welt“ die Rede. Und auch das Rezept für die Gesundheit des früheren britischen Premier-Ministers Winston Spencer Churchill „No sports!“ und meist als Zigarrenraucher abgebildet ist schon längst ad absurdum geführt und widerlegt worden.
Seit den 1980er Jahren erfuhr der Breitensport entsprechend der gewachsenen gesellschaftlichen Bedeutung und des demografischen Wandels der Bevölkerung einen unerwarteten Aufschwung, womit sich alle gemeinnützigen Organisationen und vor allem die Kommunen zu beschäftigen hatten und weiterhin gefragt sind. Untrennbar mit dem Breitensport verbunden ist das ehrenamtliche Engagement vieler Männer und Frauen.
In dieser Zeit vollzog sich überdies ein deutlicher Wandel hinsichtlich den Erwartungen der Menschen an den Sport und damit an ihren Sportverein. Früher ging derjenige in den Verein, der Wettkampfsport betreiben oder als passives Mitglied den Verein unterstützen wollte. Heute stehen ganz andere Motive im Vordergrund, wie Gesundheit und Wohlbefinden, Freude an der Bewegung und Spiel, Ausgleich und Entspannung, Fitness und auch soziale Komponenten, die das Vereinsleben zu bieten verspricht.
Diese scheinen für viele Menschen wichtiger zu sein als traditionelle Erwartungen wie Leistung, Wettkampf-Erlebnisse und Erfolg. Insbesondere der Gesundheit und Prävention (Krankheitsvorbeugung) kommt heute eine zentrale Bedeutung zu.
Auch die demografische Entwicklung bleibt nicht ohne Einfluss auf die Angebotsstruktur der Vereine. Die Menschen erreichen zunehmend ein höheres Alter und bleiben länger unternehmungslustig und aktiv.
Fast parallel zu dieser positiven Entwicklung ist die Lebensgestaltung der Menschen durch einige auf den Sport sich nachteilig auswirkenden Tendenzen geprägt. Besonders negativ wirkt sich der Bewegungsmangel auf die Gesundheit der Menschen aus. Die Individualisierung und Flexibilisierung der Arbeitszeit beeinträchtigen das soziale Leben. Traditionelle soziale Systeme wie Familie und der Freundeskreis verlieren zunehmend an Bedeutung.
Der Sport und nicht zuletzt der Fußball können auf diese Entwicklung in mehrfacher Hinsicht regulierend wirken. Sie fördern Gesundheit und Wohlbefinden, Freude an der Bewegung und Spiel sowie Ausgleich und Entspannung steigern die Fitness und unterbreiten gesellige Angebote. Der Sport für ältere Menschen gehört mittlerweile für viele Vereine zum Standardangebot und wird immer wichtiger.
Im Grunde sollte sich der Breitensport mit Behinderten nicht vom Breitensport der nicht behinderten Sportler unterscheiden. Für den Behindertensport gilt zusätzlich regelmäßige ärztliche Betreuung, Stärkung und Erhaltung verbliebener Leistungsfähigkeit sowie die Entlastung der Familie von den alltäglichen Betreuungsaufgaben.
Noch 1980 aus Anlass des 10jährigen Bestehens der Damen-Abteilung des SV Vettelschoß-Kalenborn meinte die Referentin „Mädchen- und Damenfußball“ des Fußballverbandes Rheinland e.V. in ihrer Beglückwünschung
„Fußball ist die schönste Nebensache der Welt!“
Die herausragenden Ereignisse im Jahre 1924 in Vettelschoß
Sie sind deshalb von besonderem Interesse, weil der SV Vettelschoß-Kalenborn 1924 e.V. die Begründung seiner Vereinsgeschichte auf jenes Kalenderjahr zurückführt.
Doch zuvor galt es, die „Separatistenbewegung“ niederzukämpfen. Daran waren Bürger der Gemeinde Vettelschoß aktiv und infrastrukturell beteiligt.
In der „Schlacht in Aegidienberg“ siegten die nationalen „Bürger- oder Heimwehren“ am 16.11.1923 über die rheinischen Separatisten. Die „Rheinische Republik“ brach daraufhin zusammen. In der Pfalz konnten sich die Separatisten noch bis Februar 1924 halten.
Während der Revolution 1918/1919 war der Versuch, das Rheinland als eigenständige Republik vom preußisch dominierten Deutschen Reich zu lösen und dadurch zu schwächen, gescheitert. Die wirtschaftliche und soziale Not in der Weimarer Republik verschärfte den Wunsch nach einer eigenstaatlichen Existenz, die die Inflation überwinden sollte. „Los von Berlin“ war dabei der Leitgedanke.
Doch 1923 erhielt der rheinische Separatismus durch die Ruhrbesetzung französischer und belgischer Truppen am 11.01.1923 beträchtlichen Aufschwung. Am 21.10.1923 riefen militante Separatisten in Aachen die unabhängige „Rheinische Republik“ aus, in Koblenz, Bonn, Wiesbaden und Mainz wurden öffentliche Gebäude besetzt und die „grün-weiß-rote“ Separatisten-Flagge gehisst.
Ähnliches fand in der Pfalz statt. Mehrere tausend Putschisten trugen Waffen. Die Söldner – nicht selten alkoholisiert – zogen von nun an die Bevölkerung drangsalierend und plündernd sowie zerstörungswütig durch Städte, Dörfer und Weiler. Sie gelangten schließlich auch auf die „Linzer Höhe“ und in die Gemeinde Vettelschoß. Es waren meist Leute vom Niederrhein, die man vorgeblich mit falschen Versprechungen angeheuert hatte. Königswinter, Bad Honnef, Unkel und Linz hatten die Separatisten bereits Anfang November 1923 besetzt.
Frankreich, das am linksrheinischen Teil des Deutschen Reiches interessiert war, unterstützte die Separatisten materiell und propagandistisch. Es versprach sich von einem unter französischer Herrschaft stehenden rheinisch-pfälzischen „Pufferstaat“ die empfindliche Schwächung Deutschlands.
Da der Versailler Vertrag die Entmilitarisierung des Rheinlands vorschrieb, konnte die Reichsregierung nicht militärisch eingreifen. Die Bevölkerungsmehrheit lehnte den Separatismus allerdings ab. Daher wurden nationale „Bürger- oder Heimwehren“ gebildet.
Nachdem am 12.11.1923 ein bewaffnetes „Requisitionskommando“ der Separatisten den Seiferhof überfallen und geplündert hatte, setzte sich die Bevölkerung von der „Linzer Höhe“ hilfesuchend mit Amtsbürgermeister Hugo Heffels (1909 – 1934) aus Neustadt in Verbindung, der sofort die Initiative zur Aufstellung einer so genannten „Bürgerwehr“ in seiner Bürgermeisterei ergriff, für die er auch die entsprechenden „Führungs- oder Leitpersonen“ fand und festlegte.
Es waren zunächst die Feuerwehren, die mobil gemacht wurden. Sie sollten Feldwachen mit einem Postendienst aufstellen und Patrouillen mit festgelegten Alarmzeichen durchführen. Die Verbindung untereinander hielten Fahrradfahrer. Auch ließ Heffels im Bürgermeisteramt in Neustadt eine von den Amtsgeschäften unabhängige und ständig besetzte telefonische „Zentrale“ einrichten. Zwischenzeitlich hatte der Amtsbürgermeister seinen Kollegen in Asbach informiert, der adäquat und schleunigst handelte.
Als sich am 15.11.1923 gegen 09.30 Uhr einige Separatisten von Bad Honnef aus aufmachten, nach Rheinbreitbach und evtl. weiter auf die „Linzer Höhe“ zu ziehen, verständigte Heffels sofort seine Mannen in den zu seinem Amtsbezirk gehörenden Gemeinden (Bertenau, Bühlingen, Elsaffthal, Lorscheid, Rahms und Vettelschoß) und setzte sie in Alarmbereitschaft.
In Bad Honnef hatten die Separatisten ihren Standort, den sie die „Fliegende Division Nord“ nannten, eingerichtet. Es hieß, dass die Söldner-Truppe von um die 600 Mann in Bad Honnef zu überwintern und die Lebensmittelversorgung durch Raubzüge in und durch den Westerwald zu sichern beabsichtige. Von der Bevölkerung wurden sie die „Rheinlandsoldaten“ oder „Sonderbündler“ genannt.
Bald läuteten überall in den Kirchen und Kapellen der Bürgermeisterei Neustadt die „Sturm-, Feuer- oder Brandglocken“ und von den Feuerwehrleuten wurden kräftig und unaufhörlich in die „Brand- oder Feuerhörner“ geblasen, wodurch die gesamte Einwohnerschaft bis zur kleinsten Siedlung mobilisiert war.
Die sich zur freiwilligen „Bürgerwehr“ oder „Landsturm“ als berufen fühlenden Männer wussten nun, dass sie sich absprachegemäß zur Bekämpfung der Separatisten – zunächst mit Stöcken, Keulen, Äxten, Dreschflegeln und Mistgabeln bewaffnet – auf den Weg zur „Sammelstelle“ an der Mühle/Bäckerei von Georg („Schorsch“) Leonhard in Unterelsaff in Marsch zu setzen hatten.
Von Unterelsaff aus zogen die dort gegen 12.00 Uhr mittags eingetroffenen „Wehrmänner“ aus den Gemeinden Bertenau, Bühlingen, Elsaffthal und Rahms – in Gruppen mit „Häuptlingen“ eingeteilt – in Begleitung von Amtsbürgermeister Heffels am Elsaffer Bahnhof vorbei über Mittel-, Oberelsaff, Vettelschoß, Willscheid und Kalenborn – das „Bürgerkorps war inzwischen auf 250 Männer angewachsen – ins/ans Schmelzbasaltwerk in Kalenborn, wo von Heffels ein so genanntes „Oberkommando“ eingerichtet worden war, dem auch die „Wehren“ aus Windhagen, Rederscheid und Aegidienberg unterstellt werden sollten.
„Als Reserven dienten die in den umliegenden Steinbrüchen beschäftigen Arbeiter und die Bewohner der angrenzenden Dörfer.“ Im Schmelzbasaltwerk – wo sich die „Hauptabwehrleitung“ befand – wurde der „Abwehr-, Verstärkungs- und Verbindungsplan“ ausgearbeitet.
Da mittlerweile „Abwehrkräfte“ in genügender Zahl vorhanden und in Alarmbereitschaft standen, wurde „die gesamte Rheinhöhe von Aegidienberg über Rottbitze und Kalenborn bis Kaimig planmäßig besetzt.“
Als sich die Bedrohungssituation auf der „Linzer Höhe“ und um Aegidienberg verschärft hatte, ließ Amtsbürgermeister Hugo Heffels die „Asservatenkammer“ im Bürgermeisteramt in Neustadt öffnen und die „Heimwehr“ mit Handfeuerwaffen (Karabinern, Jagdflinten, Militärgewehren und Revolvern) und Munition ausstatten. Die „Wehren“ aus Aegidienberg und Asbach waren schon vorher bewaffnet und munitioniert worden. Auch „Kundschafter“ setzte man mit speziellen Aufträgen zu Fuß oder mit dem Fahrrad in Marsch. Überall wurden Straßensperren – so auch in Kalenborn/Kretzhaus, Willscheid und Vettelschoß – eingerichtet.
Die „Sanitäts-Kolonne Linz“, die sich in voller Stärke auf die „Linzer Höhe“ begeben hatte, war im Saale des Gasthauses „Kretzhaus“ (Kalenborn, Notscheider Straße 1) untergekommen.
Das „OK“ in der „Schmelz“ – wo die Postverwaltung zwischenzeitlich kostenlos ein separates Telefon installiert hatte – befand sich in ständiger Verbindung mit Stellen in Linz, Unkel und Bad Honnef und war so vorerst über alle Bewegungen der Separatisten bestens im Bilde.
Am Telefon im Schmelzbasaltwerk saß der „Postler“ Heinrich Prangenberg („Poss-Hein“), Vettelschoß, der von dem erst 15jährigen Hermann Lind, Oberwillscheid, unterstützt wurde.
Den „Klappenschrank“ der am 15.04.1892 in Vettelschoß eingerichteten Postagentur, die sich zu der Zeit in der Hauptstraße 25 (bzw. 35) befand, bediente die Schwester von „Poss-Hein“ – Gertrud Prangenberg („Poss-Trud“), die später verheiratete Ditscheid. Sie befand sich insbesondere am 15. und 16.11.1923 als „das Fräulein vom Amt“ unermüdlich im Einsatz, um unverzüglich die Informationsgespräche an die „Schmelz“ oder „nach allen Richtungen“ zu vermitteln.
So konnte der Informationsstand über die Separatisten am 15. und 16.11.1923 im Schmelzbasaltwerk in Kalenborn rasch analysiert und Abwehrmaßnahmen gegen sie geplant werden. Als besonders wichtig erwies sich die Telefonverbindung mit der Gastwirtschaft Meyer in Rottbitze, die von der Ehefrau rund um die Uhr gehalten wurde. Dieser Fernsprecher galt damals als der einzige in der Gemeinde Aegidienberg, der an das Amt Vettelschoß angeschlossen war.
Als sich am Abend des 15.11.1923 die Lage weiter verschärft hatte und in Linz zusätzlich etwa 300 Separatisten mit dem Zug angekommen waren, bat Linz – aber auch Unkel und Bruchhausen – aus dem Schmelzbasaltwerk die Entsendung von frischen „Abwehrkräften“. Doch die Separatisten fuhren nach Bad Honnef weiter.
Da in der „Schmelz“ und auch im „Felde“ die „Abwehrleute“ wegen Übermüdung dringend ausgetauscht werden mussten, setzte die Eisenbahnverwaltung am 15.11.1923 kostenlos einen Sonderzug von Neustadt bis Kalenborn ein.
„Die Ablösung besorgte ein stärkeres Kommando bestehend aus Männern von Altenburg und Umgebung; sie besetzten noch in der Nacht ebenfalls Rottbitze und die Gegend bei Aegidienberg an der Verbindungsstraße nach Honnef. Die Vermutung fand am anderen Morgen (16.11.1923) ihre Bestätigung; denn die Separatisten rückten von Honnef in etwa 3 Kolonnen von mehreren 100 Mann vor, und zwar kam die Hauptkolonne entlang der Straße Honnef-Rottbitze in Richtung Himberg, ein zweiter Trupp etwa in Richtung der Basaltkuppe bei Himberg und eine dritte Kolonne in Richtung des Dorfes Hövel. Durch mittlerweile von allen Seiten und Orten erhaltenen Zulauf standen inzwischen auf unserer Seite rund 3.000 Mann in den in der Nähe liegenden Ortschaften alarmbereit. Die Mitte der gegnerischen Angriffskolonne stieß zunächst vor Aegidienberg beim Austritt der Straße aus dem Wald auf den Widerstand des wohlorganisierten Kommandos „W“ (= Förster Wilhelm Wiegard aus Ehrenstein). Die etwa 100 Meter vom Walde gedeckt zurückliegende Abwehrlinie war bereits wahrgenommen, und sofort gab der Führer der Separatisten mit seinem Degen das Zeichen zum Sturmangriff; gleichzeitig fielen Schüsse aus Jagdflinten, Revolvern, Floberis (Flobertgewehren) usw. „W“ gab dann den Befehl „Feuer“ und eine Salve prasselte in die noch fast geschlossen vorgehende Kolonne. Der Führer und andere fielen. Dadurch geriet der Angriff zunächst ins Stocken; die Separatisten suchten teils Deckung in den wenig vertieften Straßengräben. Das gegnerische Feuer dauerte dann noch etwa 20 Minuten, worauf sich die Gegner in den nahen (Honnefer) Wald zurückzogen. Fast zur selben Zeit entspann sich ein Kampf beim Orte Hövel, etwa eine halbe Stunde seitwärts, am rechten Flügel. Vor den hier vorgehenden Separatisten flüchteten zunächst die Einwohner aus dem Dorfe Hövel. Das Dorf wurde geplündert, aber kurz nachher angeblich unter Leitung eines Lehrers und unter einer Anzahl Leuten aus Hövel und Umgebung selbst in Sturm genommen, sodaß auch hier die Separatisten zurückgehen mußten. Sie zogen sich daraufhin in ihrer Gesamtheit in den Honnefer-Wald zurück. Nach diesem etwa 2 stündigem Kampf fanden wir noch 14 tote Gegner, die auf dem Friedhof in Aegidienberg beerdigt wurden. Außerdem machten wir weitere 10 Gefangene und nahmen den Separatisten nachher ein erneut zum Abholen der Verwundeten vorfahrendes Lastauto, das mit gestohlenen Teppichen belegt war, fort. Die Besatzung dieses Autos bestand aus Leuten mit ‚Rotekreuz-Armbinden’. – Nach zuverlässigen Meldungen hatten die Gegner insgesamt 25 Tote und etwa 100 Verwundete. Auf unserer Seite gab es noch einen Toten (insgesamt vier), jedoch keine Verwundete.“
„Um hiernach für alle Fälle weitere Verstärkungen zu erhalten, ließ man sofort nach Bekanntwerden dieses Kampfes in Neustadt die Kirchenglocken (wieder) „Sturm“ läuten und es strömte dann die ganze wehrfähige Bevölkerung der Gegend erneut in Richtung Kalenborn und Rottbitze. Die Eisenbahnverwaltung stellte auf Anforderung sofort (17.11.1923) einen zweiten kostenlosen Sonderzug. Dieser war so stark besetzt, daß auch die Drittstufen und Plattformen der Wagen die Massen kaum fassen konnten. Der Zug brachte uns erneut auf die Rheinhöhen bei Kalenborn und Rottbitze. Auch von Siegburg, Altenkirchen, Rengsdorf, Waldbreitbach, Fernthal boten sich dann Verstärkungen an; sie rückten auch in großen Massen namentlich aus der Siegburger Gegend heran. Am zweiten Tage betrugen die Abwehrkräfte etwa 10.000 Mann.“ ... „Von einem Aufbruch nach Bad Honnef (was zu einem fürchterlichen Gemetzel geführt hätte) konnten die Männer letztlich doch noch abgehalten werden.“
„Die Gefangenen hatte man im Schmelzbasaltwerk in Kalenborn unterbringen lassen; sie forderten dauernd telefonische Verbindung mit dem französischen Kreisdelegierten, was aber abgelehnt wurde. Sie waren hauptsächlich aus der niederrheinischen Gegen (Krefeld, Kevelaer, Viersen usw.) und sagten, daß die meisten ihrer Leute mit nicht gehaltenen Versprechungen angeworben worden waren; die Mehrzahl bereute bitter ihren Schritt und bat um Freilassung.“ – „Ein besonders guter Fang wurde in einem 25jährigen Separatisten gemacht, der aus Krefeld stammte. Er machte sich von Honnef aus an unsere Front heran, um hier die Lage auszukundschaften. Dabei gab er sich als Franzose und als Vertreter des französischen Kreisdelegierten von Siegburg aus, was aber, wie telefonisch festgestellt wurde, nicht stimmte. Derselbe Mann wurde von Linzern wiedererkannt als vorheriger Leiter des sogenannten Requisitionskommandos vom Rathause in Linz, die allgemeine Erregung war so stark gestiegen, daß man die Herausgabe der Gefangenen forderte, um sie restlos zu erschlagen, was selbstverständlich verhindert wurde; vor den Gefangenenraum mußten deshalb bewaffnete Posten gestellt werden. Weil die Befürchtung bestand, daß die Gefangenen die Bevölkerung bei der Besatzungsbehörde denunzieren und hier ihre Freilassung zu erwirken suchten, auch das zuständige Amtsgericht Asbach innerhalb des besetzten Gebietes sie freilassen mußte, erbot sich Bürgermeister Blank in Altenkirchen telegraphisch zur Übernahme bereit. Es bestand nun die Schwierigkeit, sie aus dem besetzten Gebiete zwischen den französischen Posten hindurch zu bringen.“
„Das ist aber trotzdem unter Führung des Försters Wiegard und unter Beteiligung mehrerer Abwehrleute aus hiesiger Gegend gelungen. Die Gefangenen wurden zu zweien gefesselt und zunächst mit dem den Separatisten abgenommenen Lastauto in der Nacht bis Peterslahr geschafft; dann ging es zu Fuß durch Waldungen, Felder und Wiesen, bei Oberlahr-Flammersfeld vorbei nach Station Reitersen ins unbesetzte Gebiet und von dort per Bahn nach Altenkirchen. Vor Beginn des 4 stündigen Marsches hatte W. (Wiegard) bekannt gegeben, daß bei geringstem Lärm oder Fluchtversuch sofort von der Waffe Gebrauch gemacht würde. Trotzdem versuchten die Separatisten als einmal die Provinzialstraße bei Flammersfeld passiert werden mußte, sich durch lautes Scharren mit den Füßen den französischen Grenzposten bemerkbar zu machen. Auch mußte der ganze Trupp einmal einen steilen Berghang hinabrutschen. Unten angekommen fehlten 2 Gefangene, die aber, obwohl es stockfinstere Nacht war, wiedergefunden wurden. Sie hatten sich auf den Erdboden gelegt, um so zu entkommen. Der ganze Gefangenentrupp von etwa 20 Mann kam so unbehelligt durch alle französischen Posten hindurch.“– Soweit die Schilderungen von Amtsbürgermeister Hugo Heffels aus Neustadt.
An der Bewachung und Begleitung der gefangenen Separatisten in einer Nacht- und Nebelaktion von Kalenborn nach Altenkirchen waren unter anderen auch Kaspar Donauer, Kalenborn; Johann Matthias Ewenz („Kalins“), Vettelschoß, und Johann Weißenfels („Mäuschens“), Vettelschoß, beteiligt. 14
Nach diesen Geschehnissen, die noch lange die Bürgerinnen und Bürger in der Gemeinde Vettelschoß beschäftigten und für Gesprächsstoff sorgten, „feierte“ man Weihnachten und stand „plötzlich“ im neuen Jahr – dem Kalenderjahr 1924.
1924
An Silvester 1923/Neujahr 1924 zeigte das Thermometer 20 Grad minus. Der Winter war überaus hart. Es lag von November 1923 bis Februar 1924 etwa 60 bis 70 cm Schnee.
Das aus Mangel an Kohlen stillgelegte Schmelzbasaltwerk in Kalenborn nahm am 01.03.1924 den Betrieb wieder auf. In der Gemeinde Vettelschoß bestand Vollbeschäftigung.
Am 04.05.1924 fanden Reichtags- und Kommunalwahlen statt. In den Gemeinderat von Vettelschoß wurden gewählt: Peter Dittscheid, Landwirt, Kalenborn; Wilhelm Frings, Arbeiter, Willscheid; Hubert Gilles, Lehrer, Vettelschoß; Egidius Jünger, Landwirt, Vettelschoß; Matthias Manns, Landwirt, Vettelschoß; Josef Schmitz, Landwirt, Vettelschoß, der später zum Ortsvorsteher bzw. Bürgermeister gewählt wurde.
In Vettelschoß im Saale der Gastwirtschaft von Josef Hecken („Zum Backmann's-Jupp“) hielt die Zentrumspartei (ZENTRUM) am 20.07.1924 ihren „Kreisparteitag“ ab. Als Hauptredner war der Reichstags-Abgeordnete und Reichspost-Minister sowie Minister für die temporär (vorübergehend) besetzten Gebiete, Dr. phil. Anton Höfle (* 19.10.1882 in Otterbach/Pfalz, † 20.04.1925 in Berlin), erschienen.
Er hatte dieses Ministeramt vom 13.08.1923 bis 15.12.1924 inne. Am 30.11.1923 war er zusätzlich mit der kommissarischen Leitung des Reichs-Ministeriums für die besetzten Gebiete betraut worden. 15
Im Übrigen gehörte Dr. Anton Höfle einst – wie der aus Vettelschoß stammende Dr. Egidius Schneider – dem „Volksverein für das katholische Deutschland“ (VV) in Mönchengladbach als Referent an, allerdings von 1908 bis 1914 und Dr. Schneider erst von 1921 bis 1933.
Die 1870 gegründete Zentrumspartei – die älteste Partei Deutschlands – war bis 1933 als Vertreterin des katholischen Deutschland eine der wichtigsten Parteien des Kaiserreichs und der Weimarer Republik.
Für Vettelschoß war der Kreisparteitag der Zentrumspartei das politische Ereignis des Jahres 1924, das wiederum Pastor Peter Isermann (1909 – 1925) zu verdanken war, der den Ortsvorsitz der Zentrumspartei in Vettelschoß führte und mannigfaltige Beziehungen mit Politikern dieser Partei pflegte.
Ganz „Vettelschoß prangte im Flaggenschmuck. An den Dorfeingängen waren Triumphbogen (aus Fichten-Zweigen) aufgestellt. Die Musikkapelle Kalenborn holte die Delegierten am Bahnhof (Vettelschoß) ab.“
Von Amtsbürgermeister Hugo Heffels wurde der Reichstags-Abgeordnete und Reichspost-Minister Dr. Anton Höfle ganz herzlich willkommen geheißen. „Ganz besonders freue er sich, erstmals einen so hohen Vertreter der Reichsregierung in seinem Amts- bzw. Verwaltungsbezirk begrüßen zu können“ – meinte der Amtsbürgermeister aus Neustadt.
Wenige Tage später – am 27.07.1924 beging die am 01.05.1899 „gegründete“ oder in Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß „getaufte“ vorherige „Feuerwehr“ in Vettelschoß ihr 25jähriges Bestehen.
„Von den Jungfrauen der Gemeinde wurden die Mitglieder nebst den geladenen Gästen (Bürgermeister, Pastor, Lehrpersonen, Kreisbrandmeister Marnet, Gemeinderat) im Hecken'schen Saale (Saal der Gastwirtschaft „Zum Backmann's-Jupp“ in Vettelschoß, Michaelstraße 7) mit Kaffee und Kuchen festlich bewirtet.“
Drei Kameraden konnten auf „eine 25jährige aktive Mitgliedschaft“ in der Freiwilligen Feuerwehr Vettelschoß zurückblicken und wurden besonders geehrt. Es waren Konrad Heßler, Kau; Engelbert Klein, Vettelschoß, und Wilhelm Saal, Kalenborn.
Nachdenklich und mit Tränen in den Augen verabschiedeten die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Vettelschoß ihren altbekannten Lehrer Johann Jacob Gärtner, der zum 01.10.1924 nach einer mehr als 43jährigen Lehramtstätigkeit in Vettelschoß und vertretungsweise in Kalenborn in den wohlverdienten Ruhestand trat. Als Abschiedsgeschenk „überreichten“ ihm die Gemeindeväter von Vettelschoß einen Küchenherd.
Wenige Wochen nach seiner Pensionierung wurden die DJK und der KJMV wegen des der Schule in Vettelschoß fast gegenüber liegenden „Spiel- und Turnplatzes“ leicht „aufmüpfig“, der dem Lehrer in seinem ganzen Berufsleben und seinen Schulkindern als „Sportstätte“ gedient hatte. Denn die Gemeindeväter von Vettelschoß beschlossen schon am 23.10.1924, dass „Auf den Plätzen“ oder „Ob de Plätz“ eine Wiesen-Fläche für einen neuen „Spiel- und Turnplatz“ ausgewiesen werden soll.
Johann Jacob Gärtner (* 25.01.1860 in Neuendorf, † 20.08.1932 in Vettelschoß) kam am 23.04.1881 als Schulamts-Kandidat nach Vettelschoß. Er hatte auf dem Lehrerseminar in Münstermaifeld „keine Gelegenheit, im Orgelspiel zu üben“.
Noch als Autodidakt übernahm Gärtner am 04.04.1883 den Organisten-Dienst auf der am 13.01.1880 in der St.-Michaels-Kapelle aufgeschlagenen schlichten Stand- und Pfeifen-Orgel des Orgelbauers oder Orgel-Machers Peter Dasbach aus Obersteinebach und wurde Dirigent des angeblich am 10.05.1885 gegründeten Kirchenchores „Cäcilia“ in Vettelschoß. Er blieb auch Organist auf der 1915 in der ersten Kirche „Heilige Familie“ in Vettelschoß aufgestellten großartigen Klais-Orgel, bis er sich in den Ruhestand verabschiedete.
Als die Freiwillige Feuerwehr Vettelschoß im Jahre 1912 in Geldnöten steckte, gab Lehrer Gärtner nach einem Schuldschein vom 14.04.1912 der Feuerwehr 150 Mark gegen 4 % Zinsen als Darlehen. Die Vorstandsmitglieder der Feuerwehr bürgten mit ihrem Privatvermögen für diese Summe, „die dann auch am 22.06.1919 nebst Zinsen ordnungsgemäß zurückgezahlt wurde“.
Der „ale Jertner“ (alte Gärtner) genoss in der Gemeinde Vettelschoß hohes Ansehen und war zur „Legende“ geworden. Er galt aber auch als „ein rechter Grantler“. Zuletzt fühlte er sich krank und ließ – wie der Orts-Schulinspektor sich ausdrückte – „Gottes Wasser über Gottes Land laufen“.
Die Grabstätte von Lehrer Johann Jacob Gärtner und seiner Ehefrau befindet sich auf dem (alten) Friedhof in Vettelschoß. Für die Pflege des Grabes fühlt sich die Gemeinde Vettelschoß verantwortlich.
Anmerkungen:
1.Auch in der kleinen Dorfschaft wie Vettelschoß kriselte es schon damals ab und an. Es war meist die Zeit vor den Gemeinderatswahlen. Die Arbeiter wurden wegen ihres regelmäßigen Lohnes – von dem sie sich rasch Baugrund kaufen und Häuser bauen konnten – von der Bauernschaft beneidet, die auch lange die paritätische Mitbestimmung der Arbeiter im Gemeinderat zum Wohle der Gemeinde Vettelschoß zu verhindern suchte. Dem jeweiligen Seelsorger gelang es in der Regel alsbald, die Streitigkeiten von der Kanzel oder im Beichtstuhl zu schlichten.
2.Das „Schulhaus“ in Vettelschoß (ein einfacher Fachwerkbau und mit Stroh gedeckt) bestand 1852 aus einem bloßen Schulsaal mit einem Vorzimmer, das vorherige bzw. ursprüngliche „Schulzimmer“, an das man den „Schulsaal“ angebaut hatte. Dazu gehörte auch eine Lehrerwohnung, die aber schon 1863 „ganz verfallen“ („ganze Gefächer der aus Fachwerk bestehenden Wände waren eingestürzt“) und nicht mehr bewohnt und bezogen werden konnte. – Die spätere Gemeinde Vettelschoß gehörte bis 1865 zur Hon- oder Hunschaft Lohrscheid (Lorscheid) und bezeichnete sich als die „Halbe Honschaft Lohrscheid“. Bei den Franken wurden jeweils 100 freie Familien mit ihrem Anhang zu einer Hon- oder Hunschaft als die kleinste politische Einheit zusammengefasst. Das war ein Teil des Gaues (= 10 Hon- oder Hunschaften). Jede Familie erhielt einen Hof. Feld, Wald und Wiese war gemeinschaftliches Eigentum. Vorsteher der Hunschaft (Honschaft) war der Huno oder Honne. Im „Kurköllnischen Kadaster vom J. 1668, in welchem von Hundschaften auf dem rechten Rheinufer die Rede ist, nämlich im Amte Altewied. Hier waren Asbach, Lindlor, Lorscheid, Windhagen Hundschaften.“ - „Bei Asbach in dem kölln. Amte Altewied, heißt es, ragen einen Büchsenschuß weit vom Hinterblauen, einem Hügel, aus dem flachen Lande 6 Fuß hohe senkrechte, nur etwas nach Ost geneigte Säulen hervor; der Umfang des Ganzen hat ungefähr 15 Klaster, die Höhe 16 Fuß. Die Stelle heißt die Spielhüll, und ist merkwürdig, weil die drei Aemter: Windhagen, Asbach und Neustatt sich da versammeln müßen, wenn ein Amtmann gewählt wird, oder wenn sonst etwas wichtiges auszumachen ist; was soll mann hieraus schließen? dies, daß in den aeltern Zeiten auch hier ein Ding- oder Malstette (Thingplatz = germanische Volks-, Gerichts- und Heeresversammlungs-Stätte) war.“
3.Noch am 29.07.1899 meinte der Gemeinderat von Vettelschoß: „Was die Kosten zur Verbesserung der Dorfstraße (Michaelstraße) Vettelschoß nach Notscheid anbelangt, so können wir das Legen von 150 lauf. Metern Hausteinrinnen nicht gutheißen, weil diese Ausführung, zumal keine Häuser dort sind, nicht nothwendig (ist).“
4.Der erste am 25.07.1817 von der Königlichen Regierung in Koblenz bestallte „Elementarschullehrer“ in Vettelschoß hieß Anton Neifer (* 08.01.1797 in Kalenborn, † 12.05.1863 in Willscheid). Er wirkte in Vettelschoß von 1816 – 1863 und wohnte in Willscheid in seinem eigenen Fachwerkhaus. Es war die spätere Gastwirtschaft von Anton Thomé und Maria geborene Neifer („Thomisch Marie“). Dem Vernehmen nach gab es bereits 1816/1817 am/im früheren „Schulkomplex“ (Willscheider Weg 2) in Vettelschoß das „Schulzimmer“ und die von Anton Neifer zwar erwähnte, aber nie bezogene/bewohnte Lehrerwohnung. – In die neu erbaute Lehrerwohnung konnte der legendäre Volksschullehrer Johann Jacob Gärtner mit seiner Familie aber erst am 15.12.1898 einziehen.
5.Dem Gemeinderat gehörten seinerzeit an: Lehrer Hubert Gilles, Vettelschoß; Arbeiter und Landwirt Wilhelm Frings, Willscheid; Gast- und Fremden-Pensions-Wirt Josef Manns, Vettelschoß; Landwirt Egidius Jünger, Vettelschoß; Landwirt Peter Dittscheid, Kalenborn und Landwirt Josef Schmitz, Vettelschoß, als Ortsvorsteher. Der Protokollführer hieß Johann Müller, der spätere Amtsbürgermeister von 1956 – 1966 in Neustadt.
6.Die Vettelschosser Gemeinderatssitzung verfolgten wieder Amtsbürgermeister Hugo Heffels und der Schriftführer Johann Müller aus Neustadt.
7.Die Zusammensetzung des Gemeinderates in Vettelschoß bestand aus Josef Schmitz, Vettelschoß; Hubert Gilles, Vettelschoß; Peter Dittscheid, Kalenborn; Wilhelm Frings, Willscheid; Egidius Jünger I, Vettelschoß, und Josef Rüddel, Vettelschoß. Es waren wieder Amtsbürgermeister Hugo Heffels und Johann Müller vom Bürgermeisteramt in Neustadt als Protokollant zugegen.
8.Anwesend waren wiederum Amtsbürgermeister Hugo Heffels und sein Amtssekretär Johann Müller aus Neustadt.
9.In Anwesenheit von Amtsbürgermeister Heffels und Johann Müller aus Neustadt leitete die Gemeinderatssitzung der Gemeindevorsteher Josef Schmitz. Für Hubert Gilles – Lehrer vom 01.04.1912 – 01.01.1928 in Vettelschoß – gehörte nunmehr Josef Manns aus Vettelschoß dem Gemeinderat an. Hubert Gilles war zum Rektor ernannt und an die katholische Volksschule in Mülheim, Kreis Koblenz-Land, versetzt worden.
10.Hervorgegangen sind die Junggesellen-Vereine aus den Jünglings-Vereinen, die von der Kirche initiiert waren, der Jugendpflege dienten und die Freizeitgestaltung der aus der Schule entlassenen Jugendlichen beeinflussen sollten. Im Wandel der Zeit wurden schließlich die Bewahrung und Pflege von Brauchtum und Tradition sowie die Förderung der Geselligkeit und der Kameradschaft die wesentlichen Aufgaben der Junggesellen-Vereine.
11.Christoph GuthsMuths (* 09.08.1759 in Quedlinburg, † 21.05.1833 in Ibenhain/Walbershausen), der Pädagoge und „Turn-Großvater“ führte den Gedanken einer geregelten Körperausbildung vor allem der Jugendlichen ein. Er schrieb 1793 die „Gymnastik für die Jugend“, das weltweit erste systematische Lehrbuch der Turnkunst. – Als Pädagoge und deutscher Patriot empfahl Christoph GuthsMuths der Preußischen Regierung die allgemeine Einführung von Gymnastik- und Turnunterricht an ihren Schulen, auch als Wehrertüchtigung. – Der junge und unstete Friedrich Jahn (* 11.08.1778 in Lanz, † 15.10.1852 in Freyburg/Unstrut), der spätere „Turnvater“, der vieles anfing und nichts abschloss, studierte 1807 in der Erziehungsanstalt in Schnepfenthal Leibesübungen bei Christoph GuthsMuths, dem er Impulse für das Turnen in Deutschland verdankt. Friedrich Jahn, der über 25 Jahre unter Polizeiaufsicht stand, gilt dennoch als der Initiator der deutschen Turnbewegung. – Erst, als Friedrich Jahn 1848 in die Frankfurter Nationalversammlung in der Paulskirche gewählt wurde und sich vom patriotischen Turnen abwandte, engagierte er sich für Ruhe und Ordnung und vertrat die Idee eines preußischen Erbkaisertums. Damit büßte er seine Volkstümlichkeit zwar weitgehend ein, gelangte aber in der Folgezeit zu voller Anerkennung als Bahnbrecher der Leibeserziehung.
12.Hans Ferdinand Maßmann (* 15.08.1797 in Berlin, † 03.08.1874 in Muskau/Lausitz) war ein mediävistischer Philologe (Mädiävist = Wissenschaftler auf dem Gebiet von Geschichte, Kunst, Literatur usw. des europäischen Mittelalters), der in München einen ersten Lehrstuhl für Germanistik innehatte. Auch als Aktivist der Turnbewegung (war begeisterter Turner bei „Turnvater“ Friedrich Jahn auf der Berliner „Hasenheide“) und Dichter wurde er bekannt.
13.Zur Belehung der Mühle „In der Hunau“ (bei der Ortschaft Hallerbach) am 17.02.1665 unterzeichneten ehrsamer, achtbarer, kayserlicher Notario Minzeriler zu Lintz, als Bürger zeichnen Theiß Krewell zu Birken, Landscheffe Johannes zu Vettelschoß, der von Beruf Zimmerer ist, und Willicher zu Schweifeld als Kölnischer Untertan. Sie verpflichten sich, für alles aufzukommen, wenn Winand nicht bezahlt. – „Die Mühle „Hunau“ blieb bis zur Säkularisation kurkölnisches Eigentum. Ländereien, Wiesen und Wald im Bezirk der „Hunau“ gehörten im Mittelalter vermutlich den edlen Herren von Seelbach. Das Besitztum erstreckte sich unterhalb der an der Landstraße beginnenden Flurdistrikte „Am Kloshof“, „Am Kalkbaum“ und „Deepe Seien“ bis hinab zur „Hunau“ am Hallerbach. Die beiden Wiesen, die das Kloster St. Katharinen in der Hallerbach 1798 zum Preis von 423 Rheintaler versteigerte, dürften wohl aus einer Schenkung der Seelbacher herrühren. Die Wiesen gingen in den Besitz von Johann Matthias Thielenberg, Landmesser, und seiner Ehefrau Maria Margaretha, geborene Hüngsberg, in Rederscheid, über.“ „Der Name „Hunau“ besagt, dass es sich hier wahrscheinlich in uralter Zeit um das Besitztum eines örtlichen Beamten oder Zehntgrafen einer Hundertschaft gehandelt haben muss, die der Vogtei Gyrmerscheid (Germscheid) zugehörig war. (Siehe Seite 4, rechte Spalte, 3. Abs. „Die St.-Antonius-von-Padua-Kapelle in Oberelsaff ...“) Der Hune saß dort auf fiskalischem Grund und Boden, der dem König gehörte. Die angrenzenden Flurbezeichnungen bestärken die Annahme. Hier in der „Hunau“ mag die Teichwirtschaft und Müllerei vorherrschend gewesen sein; darauf weisen einige Flurnamen rund um die „Hunau“ hin. Die Wortbildung „Im Kloshof“ leiten die Forscher von Klause ab. Klause bedeutet hier soviel wie Engpass und Vorrichtung zur Wasserstauung von Wildbächen. Das Schussbrett am Wehr, worüber das Wasser schießt, bezeichnet man auch als Klause oder Schleuse. Ein Teil der „Kloshofparzellen“ kam an die Asbacher Kirche.“
14.Während seiner Amtszeit gewährte Dr. Höfle den Brüdern Barmat einen Kredit in einer Höhe von 34,6 Millionen Goldmark, ohne dass zuvor hinreichende Sicherheiten erteilt wurden. Nachdem dies und der „Barmat-Skandal“ an die Öffentlichkeit gelangten, geriet er zunehmend in die Kritik der oppositionellen Reichstags-Fraktionen. Daraufhin trat Dr. Höfle am 15.01.1925 als Reichsminister zurück und legte am 09.02.1925 auch sein Reichstags-Mandat nieder. Schließlich wurde er in Untersuchungshaft genommen, an deren Folgen er letztlich starb. – Auch zwei Reichstags-Abgeordnete von der SPD waren vom „Barmat-Skandal“ betroffen, die ebenfalls ihre Reichstags-Mandate zurückgaben. – Als „Barmat-Skandal“ wird ein Korruptionsprozess gegen die aus Osteuropa eingewanderten und 1925 verhafteten Gebrüder Barmat aus Lippe-Detmold bezeichnet, die wegen betrügerischer Kreditbeschaffung durch Bestechung hoher Staatsbeamter und Politiker angeklagt waren.
15.Das 1935 errichtete „Separatistendenkmal“ in Hövel wurde in der Zeit des Nationalsozialismus eiskalt/brutal zu Propagandazwecken missbraucht. Schon am 15.10.1933 hatte der Reichspropagandaminister und Präsident der Reichskulturkammer, Dr. Paul Joseph Goebbels (* 29.10.1897 in Rheydt, † 01.05.1945 in Berlin durch Suizid an sich und seiner Familie), auf der Kuppe des „Himmerichs“ in Hövel den Grundstein für ein „Reichsehrenmal“ gelegt.