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Da ein Basaltlehrpfad fehlt, möchte ich Geschehnisse am Wölsberg - wie man den Willscheiderberg nach der ursprünglichen niederländischen Version (,woelen` = wühlen bzw. ,Wühlberg`) noch 1937 betriebsintern nannte - Revue passieren lassen.
Als die Niederländer am ,Woelsberg` (Wölsberg) wühlten und mit dem Basaltabbau wohl 1865 begannen, ist sicher nur von ,Hoeksteen` (Eckstein) oder ,Blauwsteen` (Blaustein) die Rede gewesen. Im Vokabular der Leute von Zuid- und Nordholland kam ,Steengroeve` (Steinbruch) für den ,Vellschosser Hüvvel` (Vettelschosser Hügel) noch nicht vor. In den späteren Verträgen, Urkunden, Betriebschroniken und Personenstandsbüchern ist nur die Schreibweise ,Willscheiderberg` als typischer Eigenname gebräuchlich.
Im weiteren Sinne des Begriffes gehören zwar auch die Basaltsteinbrüche zum Bergbau, doch konnten sich die Steinbrucharbeiter nach jahrzehntelangen Querelen mit den Berufsgenossenschaften und den Arbeitgebern wegen Angleichung der Löhne an die Prämien und Sozialleistungen des Bergmannes nicht durchsetzen, weil der Basaltabbau weitgehend ,am Tage` bzw. über Tage (oberirdisch) erfolgt.
Am 14.06.1974 bzw. 03.07.1974 stellte die Basalt-Actien-Gesellschaft (BAG) in Linz fest, der ,wirtschaftliche Basaltabbau im Steinbruch ist erschöpft und als Quintessenz wird zum 31.12.1974 die Pachtung zurückgenommen und die Betriebsstätte geschlossen. Alle baulichen und betrieblichen Anlagen - mit Ausnahme des Betriebsleiter-Gebäudes - werden abgebaut`. - Der Willscheiderberg mit seinem erstklassigen Säulen- und Basaltmaterial - ein Eruptivgestein von tertiärem oder jüngerem Alter und aus dem Erdinnern als flüssiges Magma vor etwa 25 Millionen Jahren hervorgequollen - war ausgebeutet.
So wie in der Gemeinde Vettelschoß gaben einst die in der Basaltindustrie durch harte Arbeit verdienten Löhne die entscheidenden Impulse, um die Lebensverhältnisse der armen und meist ackerbauenden Leute in den Streusiedlungen des Westerwaldes und am Rhein von Grund auf zu verbessern.
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Dem Ackerer oder Tagelöhner und weitgehenden Selbstversorger, der täglich mit seiner oft kinderreichen Familie ums Überleben kämpfte und sich von dem ernährte, was die kargen Felder und das Vieh hergaben, offerierten die Basaltbetriebe damals erstmals eine kontinuierliche Arbeits- und Verdienstmöglichkeit sowie eine bisher nicht gekannte soziale Absicherung. Mit Stolz antwortete er auf die Frage: ,,Un wat mast du?`` (Und wasmachst du?) - ,,Ech ben bi de Basalt!`` (Ich bin bei der Basalt!) - Viele Burschen erlernten in den Betriebswerkstätten einen Handwerksberuf. Einige verstanden es, sich später selbständig zu machen.
Wie vielerorts im Westerwald ist auch im Gemeindegebiet von Vettelschoß bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg gefragt und geantwortet worden: ,,Wovon lebt der Mensch?`` - ,,Von der Basalt!`` - Bis in die 1950er-Jahre gab es kaum eine Haushaltung, die nicht von der ,Basalt` tangiert war - bis auf die Seelsorger und Lehrer, aber auch sie waren froh, wenn kleinere Reparaturen an/in der St.-Michaels-Kapelle, der Kirche ,Heilige Familie`, dem Pfarrhaus, der Schule und Lehrerwohnung durch bekannte Handwerker vom Willscheiderberg prompt ausgeführt wurden. Vettelschoß vermittelte noch immer ein ländlich-bäuerliches Bild.
Trotz des ,Segens` der Basaltindustrie für die heimische Bevölkerung sollten die vielen Schicksalsschläge, die am ,Birch` durch schwere Unfälle - oft mit tödlichem Ausgang oder Invalidität für die Arbeiter im besten Mannesalter - schon 1876 ihren Anfang nahmen, nicht vergessen werden. Darüber gibt es weder eine authentisierte Statistik noch eine allgemeine Erinnerungstafel oder ein ,Marterl` am Willscheiderberg.