Der als Letzter am 31.12.1974 wehmutsvoll und für immer am Willscheiderberg die Lichter des Betriebes ,ausknipste` und den wohlverdienten Altersruhestand antrat, war Peter Mohr ( 04.11.1909 in Vettelschoß, 27.08.1995 in Asbach) aus Vettelschoß, Michaelstraße 56. Auf dem Gelände war alles abgebaut bzw. abgerissen und abtransportiert worden - bis auf das ,Betriebsleiter-Gebäude` und den Brunnen mit seinem klaren, frischen und immer kühlen Nass, das man zunächst mit einem Seil und Schwungrad, später mit einem Hanfseil am zerbeulten Aluminiumeimer aus der Tiefe hievte.
Im Frühjahr 1936 wechselte Peter Mohr - gekoppelt mit einem Grundstücksverkauf seines Vaters (Heinrich Mohr, 04.03.1872 in Notscheid, 28.12.1969 in Vettelschoß) an die BAG - vom Steinbruch ,Türkenhügel` zur ,Basalt` - zunächst in den Steinbruch am Mehrberg und zur Brecheranlage, dann an den Wöls- oder Willscheiderberg und schließlich als ,Anlernling` ins ,Büro` am Düstermich (Mehrberg).
Schon am 12.11.1941 war ihm von der Gemeinde Vettelschoß ein Baugrundstück am ,Willscheider Weg` an der Provinzialstraße von Vettelschoß nach Notscheid zugesprochen worden, doch durch die Einberufung zum Kriegsdienst kam alles anders. - Mit Unterstützung von Matthias Lorscheid aus Vettelschoß setzte sich Peter Mohr - er war Uffz. und gehörte zuletzt einer Flak-Abteilung bzw. Kampfgruppe an - schon im Sommer 1945 aus englischer Internierung in Niedersachsen ab. Auf Antrag wies ihm am 04.03.1949/19.11.1950/17.10.1951 der Gemeinderat das Baugrundstück in der Michaelstraße 56 in Vettelschoß im Tausch für eine schwiegerelterliche Wiese zur Anlage der ersten Vettelschosser Mülldeponie) zu. - Noch 1945 nahm Peter Mohr die Tätigkeit als Aufseher/Bruchmeister und Nachfolger seines Schwiegervaters (Johann Klein) am Willscheiderberg auf, nachdem dieser den Altersruhestand angetreten hatte.
Am 29.06.1937 hatte Johann Klein ( 10.04.1880 in Rotterheide, 30.04.1966 in Vettelschoß, zuletzt wohnhaft in Vettelschoß, Hübelsheckerweg 12) sein 40-jähriges Dienstjubiläum im ,Betrieb Wölsberg` gefeiert. Letztlich gehörte er - unterbrochen durch die kriegsbedingte Stilllegung - 48 Jahre lang der BAG bzw. dem Wöls- oder Willscheiderberg an. Jahrelang hatte er - wie seine Arbeitskollegen aus dem noch weiteren Wiedtal - den täglichen Fußweg von Rotterheide über Rott und den ,Eichelsberg` an den ,Birch` und wieder heim auf Schusters Rappen zurückgelegt.
Alles am ,Wellschenderbirch` kannte Klein wie seine Westentasche. Den Betriebsaufbau hatte er von Anfang an miterlebt und im Steinbruch von der Pike auf alle Stationen, die dort einem ,Malocher` zum Broterwerb geboten wurden, durchlaufen. Durch Fleiß und Ausdauer unter Teilnahme der wenigen innerbetrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten und ohne einen parteipolitischen Protegé schaffte er die Ernennung zum Bruchmeister am Wölsberg. Der ,Kleinshannes` - wie man Johann Klein in Vettelschoß und am ,Birch` nannte - galt als eine ` Legende`.
Die Verdienste von Johann Klein für die BAG sind am 29.06.1937 in einer Feierstunde durch Karl Krukenberg, Leitender Ingenieur, Direktor und Vorstandsmitglied der Basalt-A.G. und Dr.-Ing. Wilhelm Heim, Direktor und Vorstandsmitglied der BAG gewürdigt worden. Es wurde ihm eine Wanduhr mit dem Nazi-Emblem überreicht. Beide, Dr. Heim und Karl Krukenberg, haben 25 Jahre lang die Hauptlast der Verantwortung für die Entwicklung der BAG gemeinsam und im besten Einvernehmen getragen.
Als 1945 der Spuk der Nationalsozialisten vorbei war, hat der ,Klein` einigen Bürgern, die sich in der ,,glorreichen`` Zeit vergeblich bemüht hatten, ihn für die NSDAP zu werben, wieder auf die ,Beine` geholfen, weil sie nun in allerlei Schwierigkeiten steckten und weinerlich auf der grün gestrichenen Bank vor seinem Hause in der ,Hüvvelzeck` um seine Vermittlung nachsuchten. Der ,Kleinsbabb` gehörte dem Vettelschosser Gemeinderat vom 29.07.1934 - 07.08.1944 an, war zuletzt zweiter Beigeordneter und vertrat vom 08.12.1943 bis 18.07.1944 den 1934 gewählten Bürgermeister Johann Rüddel, Vettelschoß, der sich wegen einer vorschnellen Parteiaktion ins ,Abseits` gestellt hatte. Lange Jahre gehörte der ,Kleinshannes` auch dem Kirchenvorstand in Vettelschoß an.
Peter Mohr hat - wie kein anderer vorher - die Wiederinbetriebnahme des eigentlich schon aufgegebenen Steinbruches am Willscheiderberg nach dem Zweiten Weltkrieg in der allseits bewährten Teilmechanisierung, die spätere Basaltförderung mit dem Bagger und den Abtransport im LKW, schließlich den Abbau der Betriebsanlagen und die Verschrottung der Lokomotiven - der Stolz nicht nur der Lokführer - und der Gerätschaften in den Werkstätten sowie zuletzt die unwiderrufliche Betriebsschließung erlebt.
Der ,Wellschenderbirch` war für Vettelschoß wie eine ,Kuh`, die immer und zu jeder Zeit ,gemolken` werden konnte. Ob in der Landwirtschaft, im Kirchen-, Schul- oder Straßenbau, überall hat die ,Basalt` geholfen - lieferte Säulen, Schotter und Sand oder es wurde in den Werkstätten (Schmiede, Schlosserei, Zimmerei) am Willscheiderberg handwerklich das gefertigt, was man ad hoc in der Gemeinde brauchte.
So manches Kinderspielzeug zu Weihnachten in der Nachkriegszeit fand seine Fertigung am ,Birch`. Aber auch kleinere Gebrauchsgegenstände für die Landwirte und viele Dinge, die im Haus und Garten der Handwerker fehlten, wurden dort gefertigt.
Der ,Muhisch Pitter` (Peter Mohr) war lange Gemeinderatsmitglied von Vettelschoß und zuletzt erster Beigeordneter. Sein kommunalpolitischer Verdienst ist in seinen Bemühungen um den Bau (1974/1975) des Kindergartens in Vettelschoß zu sehen.
Ging es am Willscheiderberg um Installationen, war der ,Großbouche` - oder ,,Homscheids-Mechel`` (Michael Homscheid, 25.12.1889, 18.06.1976, aus KalenbornKretzhaus) gefragt. Er war es, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus den herumliegenden Hülsen oder Messingkartuschen der Artillerie- und Panzergeschosse zwei Weihwasserkessel für die Pfarrkirche Hl. Familie in Vettelschoß hämmerte.
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Musste Präzisionsarbeit in der Bohrtechnik geleistet werden, bemühte man sich zum ,,Heßelisch-Matthes`` (Matthias Heßler aus der Kau, Michaelstraße 113, 02.05.1896 in Kau, 11.06.1979 in Linz), der mit einer ,Engelsgeduld` und millimetergenau die große Bohrmaschine zu handhaben wusste.
Waren Schmiedearbeiten verlangt, führte der Weg zum ,,Heßelisch-Jerend`` (Gerhard Heßler, 15.12.1908, 04.08.1993, aus Oberwillscheid, Ober-Willscheider-Weg 80) oder vorher zum ,,Faust Köbes`` (Jakob Faust, gelernter Waffenschmied aus Köln), der zuletzt in der ,Hüvvelzeck` wohnte. Die Nachfolger für die Hauptschmiedefeuer am Willscheiderberg waren Matthias Prangenberg ( 07.05.1931, 10.02.2002) aus Rott und Alois Lorscheid, wohnhaft in Vettelschoß.
Für feine Holz- und Drechslerarbeiten waren die Arbeitskollegen Johann Holl aus Dinkelbach und Ottomar Rothe aus Vettelschoß, Im alten Hohn 15, gefordert. Bereits 1943 wollte Rothe im Krater des ausgebeuteten Türkenhügels eine Fischzucht einrichten. Das Wohnhaus von Rothe und sein Grundstück - einst eine Obstplantage mit einer ansehnlichen Freilandhühnerfarm - ist später vom Erben aus der Kau (Matthias Buchmüller) an die Firma Streif verkauft worden.
Einige aus diesem Personenkreis, er kann nicht vollständig sein, sollen auch das am 17. April 1939 an der Straßenfront der ersten Vettelschosser Kirche aufgestellte ,Protest- oder Widerstandskreuz` - weil von den Bonzen der NSDAP die Kreuze aus den Schulen entfernt werden sollten und nachher auch entfernt wurden - in den Werkstätten am Willscheiderberg gefertigt haben.
Die Tee-/Kaffee- bzw. Wärmeküche für die Henkelmänner am ,Birch` war über Jahrzehnte das legendäre ,Reich` der Kretz Lisbeth (Elisabeth Kretz geb. Weißenfels, mit 90 Jahren am 23.12.1993) aus Vettelschoß.
Als Tausendsassa im Handwerklichen galt Heinrich Mohr ( 17.03.1900 und 23.06.1986 in Vettelschoß, zuletzt wohnhaft in Vettelschoß, Michaelstraße 69) sowohl in den Betrieben der BAG als auch privat. Er war äußerst hilfsbereit. Hätte er während des Abrisses der Pfarrkirche Hl. Familie in Vettelschoß im Herbst 1974 nicht unermüdlich Regie geführt, wäre fast alles von der Inneneinrichtung ,entsorgt` bzw. vernichtet worden. - Aus dem Krieg heimgekehrt, berief man Heinrich Mohr in den Ausschuss der in Neuwied tagenden Entnazifizierungskommission. Er hatte mit über das Schicksal der in Diez/Lahn im ,Entnazifizierungslager` internierten kleinen und großen Dorfnazis aus der Gemeinde Vettelschoß zu befinden. Einige der besonders aktiv in der NSDAP und ihren Unterorganisationen tätig gewesenen Bürger aus Vettelschoß, Kalenborn und Kretzhaus kehrten geläutert, schmallippig, krank und depressiv von der Lahn zu ihren Familien zurück. - Auch gehörte Heinrich Mohr dem ersten Nachkriegsgemeinderat von Vettelschoß seit 09.05.1947 für mehrere Legislaturperioden an. Am 26.11.1952 wurde er zum ersten Beigeordneten gewählt.
Der Bürokrat am ,Birch` und für alles Schriftliche - wie die Lohnlisten etc. - verantwortlich war Leo (Leonhard) Scharfenstein ( 23.05.1899, 24.04.1981) aus Rottbitze. Eine Seele von Mensch und nach einem Betriebsunfall beinamputiert.
Am Willscheiderberg ist viel debattiert und über Gott und die Welt sinniert worden, aber an die Politik der ,Großkopferten` wagte man sich nicht so recht heran. Dennoch war der ,,Birch`` schon immer der ,Quell` für so manche lokal- bzw. kommunalpolitische Vorentscheidung.
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Vor dem ,Kleinshannes` als Bruchmeister am ,Birch` sollen August Mühlenbein aus Rheinbreitbach, Peter Wolf (,Penningspitter`) und seit 1912 Wilhelm Münch aus Unkelbach diese oft schwierige Tätigkeit ausgeübt haben. Münch wohnte mit seiner Familie (Gerhard, zuletzt Generalmajor der Bundeswehr, Manfred, Gertrud verheiratete Jünger, Elisabeth verheiratete Hoss, Margarethe verheiratete Lorscheid, Hans, damaliger Möchtegernlokführer, und Anna verheiratete Huber) eine Zeit lang im wohl nach 1893 erbauten Fachwerkhaus am Willscheiderberg. Es befand sich in Verlängerung des erst 1938 erstellten neuen Aufenthaltsraumes. Das alte Fachwerkobjekt enthielt den ersten Lokomotivschuppen - er bot Platz für nur eine Lokomotive - und eine Werkstatt sowie eine separate ` Bude`, die als Büro und gleichzeitig zum Aufenthalt der Lokomotivführer und Heizer diente. Als Münch zum ,Verwalter` oder Betriebsleiter mehrerer Steinbrüche der BAG avancierte, konnte - nicht zuletzt aufgrund dessen Empfehlung - Johann Klein der ,,Boss`` am Wölsberg werden. Nach dem Tode von Wilhelm Münch (1947) ist sein Schwiegersohn (Johann Jünger, auch ,,Zupp`` oder ,,Supp`` genannt, in Vettelschoß, 1967, zuletzt wohnhaft in Kretzhaus) in dessen Fußstapfen getreten. Er war 20 Jahre lang der ,Verwalter` für die heimischen Steinbrüche der BAG in Linz. Johann Jünger und Peter Mohr waren Vettern. Ihre Elternhäuser stehen im Lenzenweg 2 und 4 in Vettelschoß.
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In Verlängerung des rötlich-braunen Fachwerkhauses am ,Birch` befand sich das Kohlen- und Sanddepot. Der Sand - es war gewaschener Rheinkies - sorgte für eine bessere Griffigkeit der Antriebsräder der Loks, wenn die Gleise feucht und die zu Ketten aufgereihten schwer beladenen Waggons zu bewegen waren. Damit die Streubüchsen in den Loks funktionierten, musste der Sand feinkörnig, gesiebt und getrocknet sein - die Trocknung erfolgte auf einem Blech unter Koksglut. Diese Tätigkeit oblag lange dem ,,Beckisch Hein`` (Heinrich Becker) aus Vettelschoß. Das ausgesiebte grobe und bunte Kieselgestein fand reißenden Absatz zur Verschönerung oder Befestigung von Haus- oder Hofzugängen.
Michael Brunnett, Vettelschoß, fungierte 1919 als Steinbruchaufseher im Steinbruch des Wöls- oder Willscheiderberges. Er gehörte zu dieser Zeit auch dem Gemeinderat an. Im Jahre 1926 ist als Steinbruchaufseher Josef Hecken aus Kalenborn überliefert.
Zwischen 1937 und 1939 existierten weitere zwei Seilbahnen in Vettelschoß (eine hatte die Kölner Firma Pohlig gebaut), die das abgelagerte Abraummaterial aus dem Steinbruch von der Kipphalde am Willscheiderberg quer über die ,Plätz` nach Vierwinden und Hohn zum Bau der bereits am 01.09.1939 durchgehend befahrbaren Reichsautobahn Köln - Frankfurt für das ,Unternehmen Reichsautobahnen` transportierten. Auch von der Brecheranlage der Firma Uhrmacher im ,Ale Hohn` wurden große Mengen an Basaltstaub - aber mit LKW - in den Raum Ammerich/Fernthal gefahren, um die Aufschüttungen der Autobahntrasse zu befestigen.
Nach Stilllegung des Wöls- oder Willscheiderberges sind noch die letzten Basaltsplitter, die unweit des ersten Aufzuges, auf der ,,Fransusenhall`` (Franzosenhalde oder auf dem Franzosenplatz) und unweit des neuen Aufzugsgebäudes lagerten, geborgen und zum Teil dem Schmelzbasaltwerk verkauft oder zum Wegebau verwendet worden.
Verantwortlich für die nach dem Zweiten Weltkrieg am ,Birch` stationierten Lokomotiven waren Peter Lehmann ( 01.09.1959), Vettelschoß; Anton Fuchs, Kalenborn; Wilhelm Hecken (,,Lückswill``, 18.10.1901, 26.03.1994), Kalenborn; Wilhelm Neifer ( 30.12.1907, 01.04.1985) und Karl Hecken ( 08.12.1980, seine Ehefrau war Hebamme; sie wohnten in Vettelschoß, Michaelstraße 44). Die schwerste und grünschwarze Lokomotive nannte man ,,Bertha``. Sie wurde von Carl Zilz aus Rottbitze gefahren. Die erste größere Diesellok (sie war aus Platzmangel in den Werkstätten untergestellt) am Willscheiderberg fuhr Kaspar Hecken ( 07.08.1895, 08.01.1969) aus Vettelschoß, Michaelstraße 36, der mit diesem damals modernsten Transportmittel passioniert und pfleglich umging.
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Die Leute der Loks hatten schon immer eine Sonderstellung inne und waren oft auch echte Originale. Auf sie war Verlass am ,Birch`, wie sie ihren Betrieb Wöls- oder Willscheiderberg liebevoll nannten. So manche Wartung an den ,Feuerbüchsen` erfolgte nach der regulären Betriebszeit oder an Sonn- und Feiertagen. Meines Wissens wurden einmal am ersten und zweiten Weihnachtstag entsprechende Reparaturen ausgeführt, damit zu Beginn der normalen Arbeitszeit der Transportbetrieb und alles, was damit zusammenhing, wieder reibungslos funktionierte. Die Lokführer mussten in der Regel gute Maschinisten und Monteure - mit einer schnellen Auffassungsgabe sowie einem besonderen Fingerspitzengefühl - sein, um am Geräusch herauszufinden, woran ihr schnaufendes Gefährt ,,kränkelte``. Nur dadurch konnten größere oder überhaupt Ausfallzeiten in den Betrieben verhindert werden.
Wie überall ,menschelte` es ab und zu auch unter den Lokomotivführern und Heizern. Die Schlichtung oblag dem Bruchmeister. Das Problem lag meist in der Sauberhaltung des Lokomotivschuppens oder im näheren Umfeld. Allergisch reagierten manche Bediensteten am ,Birch`, wenn Öllaken oder die Schlacke den Schuppen verunstalteten. Einige Lokmänner konnten über derartige Schlampereien fuchsteufelswild werden. Auch hatte der Spaß sein Ende, wenn Kohlen- und Sandreste an die alten Eichen gekippt wurden sowie verschmierte Öllappen oder ölverschmierte ,Putzwollknäuel` herumlagen.
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Unter den Eichen befand sich neben dem Brunnen auch das Plumpsklo - die einzige Holzkonstruktion am ,Wellschenderbirch`, die einem wichtigen fundamentalen menschlichen Erleichterungsbedürfnis diente. Die Benutzer dieses zugigen ,Abtritts` hatten während ihres ,Geschäfts` so manchen von Arbeitskollegen ausgeheckten Schabernack über sich ergehen zu lassen.
Apropos Eichen: Sie wurden nach Betriebsschließung gottlob nicht abgeholzt, wie es ursprüngliche Pläne einiger Gemeinderatsmitglieder vorsahen; denn diese Eichenbäume sind die stummen Zeugen aus jener Zeit, als der ,Vettelschosser Hügel ganz mit Basalten bedeckt ist` (10.05.1784) und noch ,unberührt` war. Sie überstanden alle Aktivitäten am Wöls- oder Willscheiderberg und sahen ganze Bataillone von Arbeitern kommen und gehen.
Neben dem ,Wellschenderbirch` haben auch der Geißen- und Türkenhügel sowie die Quarzitschürfungen - eines der schwersten und dreckigsten Arbeiten in den immer feuchten Lehmgruben überhaupt - im Gemeindegebiet von Vettelschoß ganz wesentlich mit zur Verbesserung der Wirtschaftlage beigetragen. Für den Wegebau, den Schulneubau in Kalenborn, die steigenden Gehälter der Lehrer und Handarbeitslehrerin sowie für den Eisenbahnbau (Linz - Seifen bzw. Neustadt - Altenkirchen mit den Bahnhöfen in Kalenborn und Vettelschoß) konnten unsere Altvordern im Vettelschosser Gemeinderat oft auf die im schmalen Gemeindehaushalt nicht eingeplanten Einnahmen aus dem Quarzitabbau oder Gelder aus höheren Förderabgaben zurückgreifen.
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Schon vor 1945 übte die Betriebsstätte am Wöls- oder Willscheiderberg einen gewissen Anziehungspunkt aus. Sonn- und Feiertagsspaziergänge führten an den ,Birch` und manche Romanze nahm dort ihren Anfang. Auch offizielle Veranstaltungen hatten am ,Wellschenderbirch` ihr ,Stelldichein`. So trafen am 09.06.1928 - nach Eröffnung der Pumpstation in Kodden an der Wied - zur feierlichen Einweihung des Kreisgruppenwasserwerkes ,Linzerhöhe` die einzelnen Vertreter der anliegenden Gemeinden, eine Abordnung der Bezirksregierung aus Koblenz und der Neuwieder Landrat Robert Großmann (1919 - 1933) mit seinem Stab am Willscheiderberg ein. Die Delegation - die in sechs großen Postautos an den ,Birch` gelangt war - zog unter großer Beteiligung der Bevölkerung mit Paukenschlägen und Trompetenklängen in einem Festzug durch das geschmückte Vettelschoß zum Saal und in die Gastwirtschaft ,Hecken` - später ,,Zum Backmann` s-Jupp``, heute Michaelstraße 7, wo das Wasserwerk ,getauft` und viele Erfolgs- und Lobreden gehalten wurden.
Der Willscheiderberg galt für die BAG nach dem Zweiten Weltkrieg wieder als ,Vorzeigebetrieb`. Einige Delegationen aus Politik und Wirtschaft chauffierte man an den ,Birch`, aber nur wenige Teilnehmer bemühten sich in den Steinbruch. Zur Besichtigung von oben hatte man am Steinbruchrand eine abgesicherte Plattform eingerichtet. Der Feldstecher des Bruchmeisters wechselte von Hand zu Hand und ihm wurden ,Löcher in den Bauch` gefragt.
Die Frage, ob sich auf dem ,Vettelschosser Hügel` (Wöls- oder Willscheiderberg) einst eine keltische Kultstätte befand, ist nicht mehr feststellbar. Für das unwirtliche Gelände um ,Vertilschos` dürfte es noch nicht mal eine Flurbezeichnung gegeben haben, als auf dem nahen Asberg und Hummelsberg, aber auch auf dem Hungerberg (Rheinbrohl) und Petersberg (Königswinter) bereits die Kelten (,,Welschen``) - die zu den Ureinwohnern des Westerwaldes zählen - ihre etwa aus der späten Latènezeit stammenden Wall- oder Fliehburgen (Höhensiedlungen als Ringwallanlagen) dem Verfall überlassen hatten und den nachfolgenden Germanen als ,Volksburgen` zum Schutz gegen die Römereinfälle dienten. Meist waren die keltischen Wallanlagen auch mit Kultstätten versehen, in die die Germanen und Römer - aber auch die Christen - eigene Kult- oder Opferstätten (Kapellen) einrichteten.