Streik am ,Wellschenderbirch`

Im ,Wonnemonat` Mai 1901 traten erstmals die meisten Arbeiter der Basaltsteinbrüche Willscheiderberg, Asberg, Bennauerberg, Hummelsberg und Dattenberg wegen ,Lohndifferenzen` in den Ausstand. Der Streik blieb erfolglos. Die Ausstandsgebiete waren von Polizeikräften abgesichert. Im September 1901 erklärten sich die Streikenden bereit, die Arbeit wieder aufzunehmen. Ab Oktober 1901 stellte die BAG nach und nach die sich am Streik beteiligten Arbeiter - bis auf wenige Hardliner - am Willscheiderberg wieder ein.

Nach der völlig friedlich verlaufenen Streikaktion am Willscheiderberg hatten die ,Polizei-Sergeanten` Saal und Schilling einen Bericht erstellt, den der Gemeinderat in Vettelschoß nicht teilte. Von der BAG waren die Streikenden - die Anfang Juni 1901 gekündigt und sich im Oktober 1901 wieder zur Arbeit gemeldet hatten - kurzerhand entlassen und Arbeiter aus anderen Gemeinden ,vertragswidrig` eingestellt worden. Der Vettelschosser Gemeinderat unter Vorsitz des Bürgermeisters (Amtsbürgermeisters) Karl Johann Baptist Zimmermann aus Neustadt und des Vorstehers Bernhard Jünger, Vettelschoß, mit den Gemeinderatsmitgliedern Georg Schmitz, Vettelschoß; Peter Joseph Fischer, Kalenborn; Heinrich Kurtenbach V., Vettelschoß; Heinrich Buchholz, Vettelschoß, und Anton Weißenfels, Kalenborn, monierten dieses Verhalten der BAG in zwei Sitzungen (25.10.1901 und 18.11.1901) und setzten sich mit Nachdruck für die Wiedereinstellung der gesamten Arbeiterschaft aus der Gemeinde Vettelschoß ein. Aber am 14.03.1903 und 09.05.1903 lag der Gemeinderat mit der BAG immer noch im Clinch. Es konnten noch nicht alle Arbeiter an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Die Gemeindekasse wurde wegen der Unterstützungsgelder weiterhin empfindlich belastet.

Als 1923/1924/1925 mehrere Arbeiter in Kalenborn und am Willscheiderberg entlassen wurden und von der Gemeinde Vettelschoß wieder unterstützt werden mussten, bemühte sich der Gemeinderat erneut, dass das Schmelz-Basalt-Werk und die BAG anstelle einheimische, auswärtige Arbeiter den Verträgen entsprechend entlassen und Vettelschosser im Brotberuf belassen sollten. - Während der Zeit ihrer Erwerbslosigkeit legten die von der Gemeinde Vettelschoß unterstützten Arbeiter verschiedene Wald- und Gemeindewege an oder führten Instandsetzungen durch.


Hans Heinrich Mohr, März 2004
Diese Broschüren zur Heimatgeschichte der Gemeinde Vettelschoß sind beim Autor erhältlich.