Grundstückserlös für Schmelzbasaltwerk ermöglichte
Stromnetzanschluss der Gemeinde

Mit Gemeinderatsbeschluss vom 29.09.1921 verkaufte die Gemeinde Vettelschoß der Schmelz-Basalt-Aktien-Gesellschaft in Linz das (zum Bau eines Schmelzbasaltwerkes) geplante Gelände ,,in Dreieckform beim Bahnhof Calenborn, welches begrenzt wird einerseits von der Bahn beim Bahnhofe Calenborn, andererseits von den Provinzialstraßen Vettelschoß - Kretzhaus und Kretzhaus - Rottbitz mit der Dreiecksspitze bei Kretzhaus in einer Gesamtgröße von ca. $23\frac{1}{2}$ Morgen, ohne Grenzschließung für die Größe nach oben und unten. - Der Gesamtkaufpreis beträgt sechshundert tausend Mark. Hiervon sind 50.000 M. sofort und 550.000 M. in bar am Tage der Auflassung zu zahlen. Sämtliche mit dem Kauf in Zusammenhang stehende Abgaben, Steuern und Lasten trägt Erwerber mit Ausnahme der etwaigen Wertzuwachssteuer. - Käuferin ist gehalten, im Betriebe auf dem Grundstück den Arbeitern der Gemeinde Vettelschoß bei gleicher Brauchbarkeit und unter denselben Löhnen den Vorzug zu geben. - Der Verkaufserlös soll dienen zur Elektrifizierung der Gemeinde und zum Schulhausbau.``

An dieser als dringend einberufenen Gemeinderatssitzung in Vettelschoß nahmen Bürger- bzw. Amtsbürgermeister Hugo Heffels aus Neustadt, ein Vertreter der BAG in Linz, Vorsteher Heinrich Stockhausen, Willscheid, und die Gemeinderatsmitglieder Heinrich Buchholz, Vettelschoß; Anton Heuser, Vettelschoß, und Michael Brunnett, Vettelschoß, teil. - (Nicht anwesend waren die Gemeinderatsmitglieder Josef Prangenberg, Vettelschoß, und Heinrich Stockhausen, Vettelschoß.)

In dem 1922 gebauten Schmelzbasaltwerk sollten ursprünglich 127 Beschäftigte ihr Einkommen finden. Nach erneuten Verhandlungen mit der Schmelz-Basalt-Aktien-Gesellschaft in Linz beschloss die Gemeindevertretung am 16.02.1922, das Gelände in Kalenborn ,,zu einem Gesamtpreis von 675.000 Mark zu überlassen. Durch den gleichzeitig anwesenden Herrn Notar Dr. Heymann aus Linz wurde sofort ein verbindlicher Kaufakt abgeschlossen; in demselben sind weitere von der Gemeinde gestellte Bedingungen dokumentiert. Dieser Akt wurde nach Abschluß verlesen und mit vier, bei einer Stimmenthaltung, gut geheißen.``

Der Basalt - das einzige schmelzbare Naturgestein - vom Willscheiderberg eignete sich vorzüglich für den Schmelzvorgang und zum Guss formgerechter verschleißfester Materialien (Werkstoffe), die überwiegend in der Hüttenindustrie verwendet wurden. Die wechselvolle Geschichte der ,,Schmelz`` - damals das erste Werk dieser Art in Deutschland - verlief von Anfang an nicht so, wie von den Vätern prognostiziert.

Durch den Grundstückserlös für das Schmelzbasaltwerk war die Gemeinde Vettelschoß in der Lage, die ,Elektrifizierung` durchführen und 1922/1923 die Haushaltungen an das Stromnetz anschließen zu lassen. Die Bürger konnten erstmals in ihren Häusern elektrisches Licht anknipsen. Von nun an gehörten die stinkenden Petroleumfunzel zur Vergangenheit. Bereits an Kirmes 1925 brannte in der Gemeinde Vettelschoß eine Straßenbeleuchtung. - In Linz war schon 1921 mit dem Ausbau der Stromversorgung für die Haushaltungen begonnen worden. Im restlichen Amtsbezirk von Neustadt konnten erst 1923/1924 bis 1925 alle Dörfer und Weiler an das Kreiselektrizitätswerk angeschlossen werden.

Abbildung 14: Steinbrucharbeiter im Steinbruch des Wöls- oder Willscheiderberges pausieren für den Fotografen. Die Schwere und Gefährlichkeit der Arbeit ist unverkennbar.
(Bild: Ernst-Dieter Meyer, Niederwindhagen)
Image ArbeiterimSteinbruchMeyerWindhagen


Hans Heinrich Mohr, März 2004
Diese Broschüren zur Heimatgeschichte der Gemeinde Vettelschoß sind beim Autor erhältlich.